Irland im Mittelalter Irland in der Neuzeit Kelten Irland / Frühgeschichte Irland

Irland Geschichte: Ein Ritt durch die Inselvergangenheit

Irland Geschichte
Written by Nadja Uebach

Irland fasziniert. Die Grüne Insel zieht ihre Bewohner und Besucher mit ihrer unvergleichlichen Landschaft, der besonderen Mentalität und ihrer wilden mystischen Seele immer wieder neu in ihren Bann. Für mindestens genauso viel Faszination und Gänsehaut sorgt die Irland Geschichte, die bis in die Altsteinzeit reicht. Die vergangenen irischen Jahrtausende stecken voller Emotionen, bewegender Momente, geheimnisvoller Kulturen, Unterdrückungen, Rebellionen, unerwarteter Wendungen und nicht zuletzt voller Leidenschaft! Eine zeitüberdauernde Leidenschaft, die Irland mit seinen Menschen verbindet und dafür sorgt, dass die Grüne Insel ein Land wie kein anderes ist. Auf unserem Ritt durch Irlands Geschichte geht es vorbei an den bedeutendsten Momenten der Inselvergangenheit!

Inhaltsverzeichnis

Irland Geschichte: Von der Altsteinzeit bis in die Jungsteinzeit

Obwohl es aufgrund von Höhlenfunden in der Grafschaft Clare Hinweise darauf gibt, dass Irland bereits um 10.500 v. Chr. und damit vor der letzten Eiszeit besiedelt war; fehlen eindeutige Beweise menschlicher Besiedlung während der Altsteinzeit jedoch nach wie vor.

Irland nach der Eiszeit

Erst nach dem sich das Eis auf der Grünen Insel zurückzog, wurde Irland zu einem bewohnbaren Gebiet. Es wird angenommen, dass sich die ersten Stämme der in Europa verbreiteten Jäger- und Sammler zwischen 7.900 und 7.600 v. Chr. in Irland niederließen. Dabei sind sich Forscher nicht einig, ob diese Stämme über eine Landbrücke den Weg auf die Atlantikinsel fanden oder das Meer mit Booten überquerten. Fest steht jedoch, dass die neuen Iren von der benachbarten britischen Insel stammten und sich zuerst im Norden Irlands zuhause fühlten. Die älteste bekannte Siedlung aus dieser Zeit befindet sich im heutigen Coleraine am Ufer des Flusses Bann. Auf dem Gelände von Mount Sandel fand man bei Ausgrabungen Hinweise, dass sich hier zehn kleine Gebäude befanden. Die runden Hütten wurden vermutlich aus gebogenen Weidesetzlingen erbaut, die man anschließend mit Tierhaut oder Reet deckte.

Anhand weiterer Funde ähnlicher Anlagen auf der gesamten Insel gehen Wissenschaftler davon aus, dass in dieser Epoche rund 8.000 Menschen auf der Grünen Insel lebten. Sie organisierten sich in kleinen Gruppen und lebten von dem, was ihre Umgebung hergab. Mithilfe von Speeren sowie primitiven Harpunen jagten die frühen Iren unter anderem Wildschweine, Vögel und Fisch. Zudem sammelten sie Haselnüsse, Beeren und andere Früchte, um sich zu ernähren.

Mount Sandel

Mountsandel Fort
cc-by-sa/2.0 – © Kenneth Allen – geograph.org.uk/p/528928

Die Jungsteinzeit in Irland: Die ersten irischen Bauern

Die Jungsteinzeit brachte als die Ära der frühen Bauern mehrere fortschrittliche Entwicklungen auf die kleine Atlantikinsel. Man nimmt an, dass bereits Ende der Mittelsteinzeit Rothirsche sowie domestizierte Rinderherden von Schottland nach Nordirland kamen. Die ersten Beweise für eine funktionierende steinzeitliche Farmkultur fanden Archäologen auf der Dingle Halbinsel. Dort wurden in der Ferriter’s Cove Werkzeuge sowie Tierknochen gefunden, die auf das Jahr 4.350 v. Chr. datiert wurden.

Den spannendsten Hinweis auf die frühen irischen Bauern liefern jedoch die Céide Fields in der Grafschaft Mayo. Die kleinen durch Steinmauern getrennten Felder wurden nachweislich über mehrere Jahrhunderte hinweg bewirtschaftet. Eine dicke Torfschicht konservierte die steinzeitlichen Weizen- und Gerstenfelder, die weltweit als die ältesten ihrer Art gelten!

Neben der Viehhaltung und dem Getreideanbau brachte die Jungsteinzeit außerdem den Ton nach Irland. Bei Ausgrabungen fand man überall auf der Insel Tonarbeiten, die aus dieser Zeit stammen und einen kleinen Einblick in das Leben der damaligen Bewohner geben. Da es aufgrund der Rinderherden und der Möglichkeit, Lebensmittel anzubauen einfacher war, sesshaft zu werden, wohnten die Iren der Jungsteinzeit nicht mehr in kleinen Weidehütten. Stattdessen errichteten sie Wohnhütten aus Holzpfählen oder Trockenmauern mit Strohdächern. Experten gehen davon aus, dass in der Blütezeit dieser Epoche zwischen 100.000 und 200.000 Menschen auf der Grünen Insel lebten.

Céide Fields

©Tourism Ireland

Denkmäler der Jungsteinzeit: Überbleibsel der Vergangenheit

Die Landschaft und Sesshaftigkeit der Jungsteinzeitler brachte außerdem die Entwicklung der Kultur mit sich. Dolmen, Portalsteine und Grabanlagen sind Denkmäler dieser Entwicklung. In Anlagen wie dem Poulnabrone Dolmen im Burren oder den zahlreichen steinernen court cairns im Norden der Insel fand man fast immer eingeäscherte menschliche Knochen sowie typische Grabbeigaben wie zum Beispiel Pfeilspitzen, Tonwaren oder Schmuck. Obwohl Experten dadurch annehmen, dass es sich bei den Bauwerken um Gräber handelt, liegt die Nutzung als Opfer- oder Gebetsort nahe.

Das weltweit bekannteste irische Bauwerk aus der Jungsteinzeit ist Newgrange. Ein Bauer fand den Eingang der Grabkammer am Ende des 17. Jahrhunderts. Erste ausreichend dokumentierte Ausgrabungen der Anlage fanden jedoch erst im 20. Jahrhundert statt. Eine Radiokohlenstoffdatierung ergab, dass Newgrange in seiner heutigen Form etwa 3.200 v. Chr. erbaut wurde und damit älter als Stonehenge und die Pyramiden in Ägypten ist. Ob es sich bei dem gigantischen Bauwerk wirklich um eine Grabanlage handelt, ist nicht sicher. Fest steht jedoch, dass der Hügel mit seinem Gang und dem am Ende liegenden Altarraum nach der Sonne ausgerichtet ist und damit, wie zahlreiche andere neolithische Anlagen eine wichtige Rolle in der damaligen Kultur spielte! In der direkten Umgebung von Newgrange befinden sich unzählige ähnliche Anlagen, die wie im Fall der Grabanlage Knowth zwar weniger bekannt, dafür jedoch noch älter sind.

Newgrange, River Boyne

Newgrange im Co. Meath, Irland
Fotograf: Brian Morrison | Creating Agency: Tourism Ireland

Irland Geschichte: Von der Kupfersteinzeit in die Bronzezeit

Die Ankunft der Glockenbecherkultur leitete in Irland die Kupfersteinzeit ein. Die älteste bekannte Kupfermine des Landes befindet sich am Ufer der Ross Island im heutigen Killarney Nationalpark. Experten gehen davon aus, dass hier bereits im Jahr 2.400 v. Chr. Kupfer abgebaut wurde. Ebenfalls für ihre prähistorischen Kupferminen bekannt sind Mount Gabriel in der Grafschaft Cork sowie mehrere Gebiete auf der Beara-Halbinsel.

Die Bronzezeit auf der Grünen Insel

Als die damaligen Iren das Kupfermetall mit importiertem Zinn aus Cornwall verbanden, entdeckten sie Bronze und nach nur etwa 500 Jahren fand die Kupfersteinzeit damit ein Ende. Zu Beginn der Bronzezeit machten es sich die Menschen zur Aufgabe, neue Waffen und Werkzeuge herzustellen. So stammen beispielsweise die ersten Schwerter, Äxte, Beile und Dolche des Landes aus dieser Zeit. Allerdings ist die irische Bronzezeit auch für ihre typischen hornförmigen Trompeten bekannt, die man an zahlreichen Ausgrabungsstätten aus dieser Zeit fand.

Neben Kupfer und Bronze entdeckten die Iren einen weitere Schatz auf ihrer Insel: Gold! Tatsächlich fanden Archäologen in Irland mehr Goldartefakte aus der Bronzezeit als in jedem anderen europäischen Land. Im Gegensatz zu Bronze verwendete man Gold zur Herstellung von Schmuckstücken. Während die frühe Bronzezeit bekannt für schlichte Goldlunulen (Mondsichel förmige Kragen) sowie einfache goldene Armreifen ist; zeugen reichlich verzierte Ringkrägen, gedrehte Armbänder sowie geschwungene Goldverschlüsse für Mäntel und Kleider kurze Zeit später von der raschen Entwicklung des Goldhandwerks.

Das Leben während der irischen Bronzezeit

Zum Schutz vor Angreifern und Tieren lebten die Menschen größtenteils in sogenannten Crannogs. Die einfachen strohgedeckten Holzhütten standen auf Stelzen im Wasser entlang Fluss- und Seeufern und waren lediglich durch einen schmalen Steg mit dem Land verbunden. Die rund 1.200 Crannogs in Irland waren über mehrere Jahrhunderte hinweg die bevorzugte Bleibe der Iren.

Obwohl während der Bronzezeit der Bau von Wedge Tombs und Hügelgräbern eingestellt wurde, blieben die existierenden Bauten aus der Steinzeit noch lange für rituelle Zwecke in Gebrauch. Zudem stammen die meisten der unzähligen Steinkreise in Irland aus dieser Ära. Allen voran natürlich der bekannteste und best erhaltene Steinkreis der Insel: Drombeg Stonecircle in der Grafschaft Cork. Auf dem Gelände in Drombeg fand man zudem die Überreste zweier Steinhütten und einer prähistorischen Kochstelle, eine Fulacht Fiadh, die für diese Zeit typisch war. Forscher nehmen an, dass während der Bronzezeit, wie bereits in der Blütezeit der Jungsteinzeit schätzungsweise 200.000 Menschen auf der Grünen Insel lebten.

Steinkreise in Irland

Drombeg Steinkreis © Chriss Hill, Tourism Ireland

Irland Geschichte: Die Eisenzeit

Wann genau die Eisenzeit in Irland begann, ist unklar. Bisher vermuteten Experten in Irland einen im europäischen Vergleich eher späten Beginn der Eisenzeit etwa 500 v. Chr. Allerdings datierten Funde eiserner Speerspitzen die Ära auf etwa 800 v. Chr. Fest steht jedoch, dass die Eisenzeit Irlands bis zur Christianisierung um etwa 400 n. Chr. andauerte und somit das letzte prähistorische Kapitel der Grünen Insel ist.

Die Ankunft der Kelten in Irland wird oft mit dem Beginn der Eisenzeit auf der Insel in Verbindung gebracht. Das keltische Volk, das vermutlich aus Frankreich nach Irland einwanderte, brachte nicht nur eine neue Kultur und neue Bräuche, sondern zudem die irische Sprache mit sich. Eine Sprache, die in ihrer modernen Version heute noch die erste offizielle Staatssprache Irlands ist.

Erste schriftliche Aufzeichnungen über Irland

Während Irland nach wie vor ein eigenständiges Land war, wurden weite Teile der benachbarten britischen Insel so wie ein Großteil des restlichen Europas von den Römern regiert. Dem Römischen Reich haben wir die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Irland zu verdanken. So war es der Gelehrte Ptolemy, der im 2. Jahrhundert n. Chr. eine Liste der irischen Stämme erstellte. Dadurch weiß man heute, dass die damaligen größten irischen Stämme, wie beispielsweise die Manapii oder die Brigantes in den Nachbarländern Irlands ebenfalls von Bedeutung waren.

Obwohl auch eine Vielzahl beeindruckender Schmuckstücke aus der Eisenzeit stammen, wurden die meisten der in Irland gefundenen Metallarbeiten aus England oder anderen europäischen Ländern importiert. Der internationale Handel und die Verbindungen zu anderen Kulturen schien zu florieren. Die wenigen Prachtstücke, die tatsächlich auf der Grünen Insel hergestellt wurden, beeindrucken dafür mit unvergleichlicher Präzision. Dazu gehören unter anderem das aus Nordirland stammende goldene Boot sowie die Petrie Crown. Nicht zuletzt legten diese filigranen Goldarbeiten die Design- und Stylegrundsteine für das wenige Jahrhunderte später entstandenen Book of Kells!

Das Leben der Iren während der Eisenzeit

Die Menschen der Eisenzeit lebten in Irland meist in sogenannten Ringforts. Dabei handelt es sich um kreisförmige Anlagen, die entweder von Wällen, Mauern oder Holzpfählen umgeben waren. Im Inneren dieses Kreises befanden sich einfache Wohn- und Stallhütten. Außerdem typisch für Ringforts waren kleine Tunnelsysteme, die den Bewohnern zum einen zur Einlagerung von Lebensmitteln und zum anderen vermutlich zur Flucht vor Angreifern dienten. Die insgesamt bis zu 60.000 Ringforts in Irland lassen sich auf die Eisenzeit zurückdatieren.

Während die Anzahl der Ringforts sowie die Kunstfunde aus anderen Ländern auf eine sich gut entwickelnde Gesellschaft im eisenzeitlichen Irland hindeuten, fanden Forscher gegensätzliche Hinweise in den irischen Mooren. Konservierte Pollenfunde aus dieser Epoche belegen, dass die Landschaft über einen Zeitraum von etwa 200 Jahren ungewöhnlich wenig von menschlichem Tun beeinflusst wurde. Diese Erkenntnis lässt vermuten, dass die irische Wirtschaft und Kultur kurz vor der Glanzzeit des Römischen Großbritanniens zusammenbrach, was zu einem schwerwiegenden Bevölkerungsrückgang führte. Die Gründe dafür sind jedoch unbekannt. Der Aufschwung durch die Römer auf der Nachbarinsel führte allerdings dazu, dass sich auch Irland bis zum Ende der Eisenzeit wieder erholte.

Irland Geschichte: Die Christianisierung der Grünen Insel

Die zweite Hälfte des ersten Jahrtausends n. Chr. veränderte die kleine Atlantikinsel wie vielleicht kein anderes Zeitalter. Der Grund: das Christentum. Während um etwa 400 n. Chr. noch einzelne Stämme und viele kleine Königreiche über Irland regierten, so gewann die Kirche in den darauffolgenden Jahrhunderten immer mehr Einfluss. Am Beginn dieses Wandels stehen jedoch zunächst irische Piraten!

Irische Piraten und das Christentum

In der Mitte des ersten Jahrtausends waren irische Piraten gefürchtete Angreifer entlang der englischen Küste. Sie überfielen und plünderten Siedlungen, die günstig und schnell vom Wasser aus erreicht werden konnten. Neben wertvollen Gegenständen brachten sie dabei außerdem Sklaven zurück in ihre Heimat. Unter ihnen ein junger Mann namens Patrick, der nach seiner Sklavenzeit als Missionar nach Irland zurückkehrte und letztlich als St. Patrick, Schutzpatron Irlands in die Geschichte einging.

Mit St. Patrick und zahlreichen anderen Missionaren kam das Christentum auf die kleine Insel und gewann stetig neue Anhänger. Neben einem neuen Glauben soll Patrick zudem das lateinische Alphabet im Gepäck gehabt haben. Ob die Iren den Einzug der einheitlichen Schrift jedoch wirklich ihrem Schutzheiligen zu verdanken haben, ist unklar. Fest steht allerdings, dass seine Aufzeichnungen zu den ältesten irischen geschichtlichen Aufzeichnungen in lateinischer Schrift gehören. Obwohl sich die irische Gesellschaft und insbesondere die Hochkönige zunächst nicht von ihren traditionellen keltischen Bräuchen trennen wollten; galt die gesamte Insel spätestens um 700 n. Chr. als christliches Land. Zu den berühmtesten Überbleibseln aus dieser Zeit gehören insbesondere das Gallarus Oratory auf der Dingle Halbinsle sowie die Klostergebäude auf der Insel Skellig Michael!

St. Patrick Statue, Sankt Patrick Irland

Hill of Tara, County Meath; © Chris Hill, Tourism Ireland

Irland Geschichte: So lebten die Iren zu St. Patricks Zeiten

Die Iren lebten zunächst nach wie vor in Ringforts und ernährten sich überwiegend durch den Getreideanbau. Die Haltung von Weidevieh galt als aufwendig und sogar gefährlich. Experten nehmen an, dass der Diebstahl von Rindern oder Schafen an der Tagesordnung stand. Wer eine kleine Herde besaß, der musst diese rund um die Uhr schützen. Lediglich das Weidevieh von Klöstern wurde vom Diebstahl verschont, was zum wachsenden Reichtum der Kirche beitrug.

Zu Beginn des frühen Mittelalters, etwa um das Jahr 800, verließen die Iren ihre Ringforts und begannen sich in kleinen Ortsverbänden zu organisieren. Rund um Klosteranlagen entstanden so die ersten wirklichen Dörfer, wie beispielsweise die heutige Kleinstadt Trim in der Grafschaft Meath. Zu den bekanntesten Kunstgegenständen aus dieser Epoche gehören das Book of Kells sowie der Ardagh Kelch und unzählige behauene Steinkreuze.

Irland Geschichte: Das Mittelalter in Irland

Die ersten Jahrhunderte des frühen Mittelalters in Irland sind nicht etwa durch die Taten der irischen Bevölkerung besonders interessant, sondern durch die Wikinger, die Irland zunächst als neues Angriffsziel für Raubzüge und später sogar als neue Heimat für sich entdeckten!

Das Zeitalter der Wikinger auf der Grünen Insel

Die erste Plünderung von Wikingern in Irland fand in der heutigen Republik im Jahr 795 auf der Klosterinsel Lambay Island vor der Ostküste der Insel statt. Zunächst waren die Norweger nur an den wertvollen Schätzen der wehrlosen Mönche interessiert. Plünderungen entlang der irischen Küste fanden in den darauffolgenden vier Jahrzehnten regelmäßig und oft statt. Dabei rückten die Wikinger meist mit nur in einem Boot und bis zu schätzungsweise 20 Männern an.

Im Jahr 837 legte jedoch eine 60 Boot starke norwegische Flotte an den Ufern Irlands an. Insgesamt 1.500 Wikinger machten es sich zur Aufgabe, die Grüne Insel strategisch zu plündern. Anstatt vom Wasser aus agierten die gefürchteten Nordmännern nun von sogenannten Longphorts an verschiedenen Orten entlang der irischen Flüsse aus. Aus diesen ersten Wikingersiedlungen entstanden später viele bedeutenden irische Städte, allen voran die heutige Hauptstadt Dublin. Hier lebten die Wikinger gemeinsam mit den irischen Einheimischen. Eine Zeit, die nicht nur die unterschiedlichen Kulturen untrennbar miteinander verband, sondern außerdem die Gene der beiden Völker.

Den regierenden Iren waren die Wikinger jedoch ein Dorn im Auge. So verschrieb sich der Hochkönig Brian Boru der Mission, die Grüne Insel von den Nordmännern zu befreien. Nach mehreren Schlachten gelang es ihm schließlich im Jahr 1014 während des berühmten Battle of Clontarf die Wikinger insoweit zu zerschlagen, dass sie keinen nennenswerten Einfluss mehr hatten. Die Iren verdanken den Wikingern jedoch nicht nur mehrere Jahrhunderte voller Plünderungen, Angst und Schrecken; sondern zudem etablierte Handelsbeziehungen, die Verwendung von Münzen als Zahlungsmittel und angeblich sogar die Einführung einer bis dato unbekannten Tierart. Demnach waren es die Nordmänner, die den Hasen nach Irland brachten!

Brian Boru - Hochkönig

Unknown authorUnknown author, Brian Boru, King of Munster, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Irland Geschichte: Nach den Wikingern kamen die Anglonormannen

Nicht nur das frühe Mittelalter führte Irland durch ein besonders bewegtes Kapitel seiner Geschichte, sondern auch die zweite Hälfte der Epoche sorgte auf der Grünen Insel für jede Menge Unruhe. Diesmal waren es nicht die Wikinger, die Angst und Schrecken unter den Iren verbreiteten, sondern die aus Großbritannien einfallenden Anglonormannen!

Irland und Großbritannien

Die ersten Normannen kamen gemeinsam mit Diarmait Mac Murchada auf die Grüne Insel. Der ehemalige König von Leinster befand sich im Exil und erhoffte sich mit der Hilfe der Anglo-Normannen sein Königreich zurückzugewinnen. 1169 gelang ihm diese Mission zunächst gemeinsam mit dem Grafen von Pembroke. Allerdings hatte er nicht mit dem britischen König Henry II. gerechnet, dem ein gegnerisches normannisches Königreich auf der Nachbarinsel natürlich missfiel.

Zwei Jahre später startet Henry II. die normannische Invasion auf der Grünen Insel, als er mit einer Kampfflotte in Waterford ankam. Kurzerhand erklärte er Waterford und Dublin zu Städten des britischen Königreichs und lies diese in Obhut seines Sohnes Lord John. Die Iren leisteten zu dieser Zeit keinen Widerstand und sahen die Ankunft des Königs eher als Chance ihre eigenen kleinen Reiche zu vergrößern und abzusichern.

Es folgten mehrere Jahrzehnte, in denen weite Teile Irlands immer mehr unter dem Einfluss der Normannen stand. Der Bau zahlreicher kleiner Kirchen sowie befestigter Stadtmauern und die Einführung britischer Reformen und Gesetze sind für diese Zeit typisch. So war es beispielsweise die Invasion der Normannen, die auf der Grünen Insel die Gefängnisstrafe, ein frühes Steuersystem und die Unterteilung in erste Countys mit sich brachte. Es siedelten sich immer mehr Briten in dem neuen Land an, die irische Sprache und Kultur wurde dadurch immer mehr verdrängt.

Da die Normannen jedoch auf der gesamten Insel verteilt waren und eine einheitliche Vorgehensweise unmöglich war, gelang es König Henry II. nicht das Herrschaftsgebiet Irland komplett unter seine Gewalt zu bekommen. Obwohl Lord John während seiner Besuche die normannischen Siedlungen stärkte und die Iren mit Land und Macht belohnte, die sich den Normannen anschlossen, schwand der Einfluss der Briten auf der Grünen Insel zu Beginn des 14. Jahrhunderts.

Die Macht der britischen Krone in Irland schwindet

Im Laufe der Zeit versuchten immer mehr Iren gegen die britische Macht zur rebellieren. Aufgrund der Tatsache, dass die englische Krone zu dieser Zeit mit innenpolitischen Dingen abgelenkt war und die in Irland ansässigen Grafen weder finanziell noch militärisch unterstützte, gelang es den Iren den Einfluss der Briten zu minimieren.

Hinzu kommt, dass die Pest in den Dörfern und Städten der Normannen wütete und dort weitaus mehr Todesopfer forderte als in ländlichen Gegenden, wo ein Großteil der Iren lebte. Das Resultat: Die keltischen Bräuche sowie die irische Sprache breitete sich wieder weiter aus. Immer mehr der britischen Einwanderer ließen sich von der irischen Kultur beeinflussen, lernten die Sprache und gründeten Familien mit Iren.

Im Jahr 1367 versuchte das englische Parlament in Irland dieser Entwicklung mit den Statuten von Kilkenny ein Ende zu setzen. Fortan war es für alle aus England stammenden Einwohner verboten die irische Sprache zu sprechen oder Iren zu heiraten. Die fehlende Macht der Engländer sorgte jedoch dafür, dass diese Statuten nie wirklich durchgesetzt werden konnten. Tatsächlich behielt die irische Kultur, Sprache, Lebensweise und Gesetzgebung noch die Oberhand bis Henry VIII. 1536 beschloss die Grüne Insel endgültig unter die Herrschaft der englischen Krone zu bringen.

Geschichte Irland: Frühe Neuzeit

Der geringe englische Einfluss in Irland sorgte bei König Henry VIII. für Unmut und führte letztendlich dazu, dass er es sich zum Ziel machte, die gesamte Insel zu einem vollwertigen Teil seines Königreichs zu machen. 1541 erklärte er sich schließlich zum König von Irland und setzte ausschließlich Personen im irischen Parlament ein, die ihre Loyalität zur englischen Krone bewiesen hatten.

Gleichzeitig ernannte er einen Abgeordneten, der in seiner Abwesenheit über Irland regierte. Mit der Regierung fest in englischer Hand, ging es im darauffolgenden Jahrhundert darum, die gesamte Insel und jeden einzelnen Bürger unter die Macht der Briten zu stellen. Ein Prozess, der die Lebzeit von Henry VIII. überdauerte, unter der Herrschaft von Königin Elizabeth weitergeführt und erste von König James I. vollendet wurde.

Diese Zeit war geprägt von zahlreichen Aufständen und gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen der neuen englischen Regierung und den Iren. Auch nach der vollkommenen Übernahme Irlands durch England kam es immer wieder zu Rebellionen und Kämpfen. Diese Unruhen versuchten die Engländer mit zahlreichen Landenteignungen, entsandten englischen Kolonisten sowie der Verbreitung des evangelischen Glaubens unter Kontrolle zu bekommen. All dies geschah mit Gewalt. Iren wurden aus ihren Häusern vertrieben. Der katholische Glaube wurde unter Androhung von Strafe verboten!

Der Aufstand 1641 und Irland unter Cromwell

Die brutale Missionierung Irlands führte letztendlich zu einem Aufstand der katholischen Iren im Oktober 1641. Mit den Zielen, die Diskriminierung ihres Glaubens aufzuheben und wieder eine eigenständige irische Regierung ins Leben zu rufen brachten die Rebellen mehrere Städte und zentrale Regierungsorte der Briten unter ihre Kontrolle. Innerhalb von nur wenigen Monaten wurde ein großer Teil der Insel von Iren besetzt. Den Engländern gelang es zwar mithilfe der schottischen Armee Irland kurzzeitig zurückzuerobern, allerdings folgten 10 Jahre voller Krieg, der beiderseits unzählige Menschenleben forderte.

Als England die Iren schließlich unter der Führung des berühmt-berüchtigten Oliver Cromwell besiegte, sollte die Kultur und Religion der Iren endgültig ausgerottet werden. Cromwell erhielt zu diesem Zweck uneingeschränkte Entscheidungsgewalt auf der Grünen Insel. Er sorgte unter anderem mit strengeren Gesetzen und Strafen dafür, dass sämtliche rebellische Tätigkeiten bereits im Keim erstickt wurden.

Gemäß seines Kommandos hatten katholische Iren keinerlei Anspruch auf Eigentum. Stattdessen sprach man Besitztümer und Immobilien protestantischen Siedlern aus England zu, die oft genauso brutal wie Cromwell gegen die Iren vorgingen. Cromwell bezeichnete die Iren als gefährlich und als Menschen zweiter Klasse, um die Verschiffung Tausender Gefangener nach Amerika und später Australien zu rechtfertigen. Experten gehen davon aus, dass diese Verschiffungen gemeinsam mit einer von den englischen Landbesitzern verschuldeten Hungersnot und einem erneuten Ausbruch der Pest die irische Bevölkerung um bis zu 83 Prozent verringerte!

Unruhiges Irland ab 1691

Die Bevölkerung der Grünen Insel ließ sich Ende des 17. Jahrhunderts in zwei Gruppen teilen. Auf der einen Seite standen die evangelischen Engländer beziehungsweise die zum evangelischen Glauben konvertierten Iren. Menschen, die zu dieser Gruppe gehörten, besaßen viel Land, hatten nicht selten politischen Einfluss und führten ein gut situiertes Leben. Auf der anderen Seite gab es die in ärmlichen Verhältnissen lebenden katholischen Iren, die von den Engländern immer weiter unterdrückt und ihrer Würde beraubt wurden.

Mit dem Erlass erneuter Penal Laws sprach man den Katholiken in Irland sämtliche Rechte ab. Gottesdienste, Gebete sowie Bestattungen, Taufen und Hochzeiten waren verboten. Das Tragen einer Waffe war für Katholiken nicht zulässig und sämtliche Form von Bildung war katholischen Kindern vorenthalten. Hinzu kam, dass ein neues Handelsgesetz dafür sorgte, dass irische Waren ausschließlich nach England exportiert werden durften. Allerdings nur zu Konditionen, die keinen Gewinn für die Iren zuließen. Mehrere aufkeimende Rebellionen auf irischer Seite sorgten schließlich dafür, dass die Regierung diese Gesetze lockerte. Die Engländer erhofften sich die irischen Rebellen dadurch ruhigzustellen.

Irland Geschichte: Der Weg zur Unabhängigkeit

Inspiriert von der Amerikanischen sowie der Französischen Revolution vereinigten sich die Iren gegen Ende des 18. Jahrhunderts erneut. Unter der Führung von Theobald Wolfe Tone formte sich mit der Society of the United Irishmen die erste offizielle Unabhängigkeitsbewegung Irlands.

Das gemeinsame Ziel stand fest: Ein eigenständiges Irland! Während der irischen Rebellion 1798 versuchten die United Irishmen dieses Ziel zu erkämpfen. Der Aufstand dauerte jedoch nur drei Monate und wurde schließlich gewaltvoll von den Engländern zerschlagen. Als Folge der gescheiterten Rebellion löste die englische Regierung das irische Parlament auf. Die Regierung der Grünen Insel wurde fortan in das englische Parlament integriert.

Nur wenige Jahrzehnte später gründete Daniel O’Connell die Catholic Association. Innerhalb kurzer Zeit hatte O’Connell drei Millionen Iren auf seiner Seite, die alle von einem unabhängigen Irland träumten. Immerhin gelang es der Catholic Association das Wahlrecht für katholische Iren zu erwirken. Dieser Erfolg war direkt dafür verantwortlich, dass Daniel O’Connell als der erste Ire ins britische Unterhaus einzog und sich dort auf politischer Ebene für die irischen Rechte engagieren konnte. Die bevorstehende Hungersnot setzte allen Unabhängigkeitsbewegung auf der Grünen Insel von 1845 bis 1849 ein jähes Ende!

Irlands historischer Osten Wexford Rebellion 1798

Symbolische Statue eines irischen Rebellen von 1798 in Wexford Town (Foto: Neil Saad)

Die Große Hungersnot

Mitte des 19. Jahrhunderts ernährten sich die Iren größtenteils von Kartoffeln. Getreide und andere Lebensmittel mussten an britische Landbesitzer abgegeben werden. 1845 sorgte ein aus Amerika stammender Pilz jedoch dafür, dass die Kartoffelknollen auf vielen Feldern der Insel noch in der Erde verfaulten. Das Gleiche geschah in den darauffolgenden Jahren. Das Resultat: Eine Hungersnot, die innerhalb weniger Jahre bis zu eine Million Todesopfer fordert.

Da die Engländer weiterhin auf ihre Lebensmittelabgaben bestanden, blieb für die Iren selbst kaum etwas zu Essen übrig. Aufgrund schwindender Kräfte war es den Menschen bald nicht mehr möglich, ihre Pacht für Heim und Hof zu bezahlen. Massenvertreibungen der hungernden Iren führten dazu, dass in den folgenden 10 Jahren etwa 5 Millionen Menschen auswanderten. Viele von ihnen starben aufgrund von Unterernährung, noch bevor sie ihr Ziel in Amerika, Kanada oder Australien erreichten. Jedoch wird dieser Völkerwanderung die globale Verbreitung der irischen Kultur zugeschrieben, die unter anderen Umständen vielleicht nie in diesem Umfang stattgefunden hätte.

Hungernde in Irland

James Mahony The Illustrated London News, Skibbereen by James Mahony, 1847, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Irland Geschichte: Erneuter Kampf um die irische Unabhängigkeit

Nachdem sich die Grüne Insel nach dem Ende der Hungersnot wieder einigermaßen stabilisiert hatte, wurde der Wunsch eines unabhängigen Irlands in der Bevölkerung erneut lauter. Obwohl sich zu dieser Zeit mehrere Organisationen zusammentaten, blieben Rebellionsversuche erfolglos.

The Land Wars: Irischer Grund und Boden

Das gesamte fruchtbare Farmland der Insel war zu dieser Zeit fast ausschließlich im Besitz englischer Landbesitzer. Die Mehrheit dieser Grundbesitzer lebte in England und verpachtete das Land zu unrealistisch hohen Preisen an irische Bauern. Jeglicher Verzug der Pacht bedeutete eine oft gewaltvolle Zwangsräumung. Der Kampf um die eigenen Ländereien und faire Mietpreise wird unter dem Begriff Land Wars zusammengefasst.

Die sogenannte Land League der Iren erreichte unter der Führung von Michael Davitt, dass die Gesetze 1870 zum ersten Mal angepasst wurden und den Iren einige wenige Rechte an ihrem Land zusprachen. Allerdings dauerte es noch weitere drei Jahrzehnte, bis sich die englischen Grundbesitzer nach und nach zurückzogen und die Iren wieder in den Besitz ihres Heimatlandes gelangten.

Home Rule: Irland regiert sich selbst

Nach dem Erfolg der Land Wars und der darauffolgenden Änderungen strebten immer mehr Iren die Home Rule an. Dieses Streben spaltete die Bevölkerung der Grünen Insel in die Irish Nationalists, die eine eigene Regierung für ihr Land forderten und die Irish Unionists, die sich gegen die Home Rule aussprachen.

Die Nationalisten waren deutlich in der Überzahl und eine eigenständige Regierung für Irland brachte aufseiten der Engländer auch einige Vorteile mit sich. So entschied sich das englische Parlament nach Beginn des Ersten Weltkriegs im September 1914 für die Home Rule in Irland. Allerdings sollte diese erst nach Kriegsende in Kraft treten. Die Iren sollten sich zunächst der britischen Armee anschließen und gemeinsam in den Krieg ziehen.

Irland Geschichte: Vom Osteraufstand bis zum Freistaat Irland

Am Osterwochenende 1916 kam es in Dublin zum sogenannten Osteraufstand. Der Aufstand begann am 24. April 1916 mit der Verlesung der Proklamation Irlands durch Pádraig Pearse auf den Stufen des Hauptpostamts in Dublin. Daraufhin wurden mehrere strategisch wichtige Gebäude der Hauptstadt von irischen Freiheitskämpfern besetzt. Nach fünf Tagen endete der Aufstand mit der Kapitulation der Iren und der Festnahme der Rebellen. Die Hauptverantwortlichen des Osteraufstandes wurden kurze Zeit später zum Tode verurteilt und in der Woche vom 3. bis zum 12. Mai hingerichtet.

Während sich die irische Bevölkerung zu Beginn des Osteraufstandes größtenteils gegen eine Rebellion aussprach, so sorgten die Hinrichtungen der 16 irischen Freiheitskämpfer dafür, dass sich immer mehr Iren der Unabhängigkeitsbewegung anschlossen. Bei den ersten Wahlen nach dem Krieg erhielt die irische Partei Sinn Féin sensationelle 73 Sitze im britischen Unterhaus. Anstatt dieses Wahlergebnis anzunehmen, gründeten die Iren das bis heute bestehenden Abgeordnetenhaus Dáil Eireann und erklärten Irland als unabhängig.

Osteraufstand

Unknown author, Osteraufstand – Dublin – Barrikade, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Der irische Bürgerkrieg beginnt

Obwohl die Unabhängigkeitsbewegung auf der Grünen Insel stetig wuchs, traf die Gründung der Dáil insbesondere bei Unionists auf Unmut. Die Kluft zwischen den beiden Gruppen wurde Größer und auch die Engländer waren nicht bereit, Irland kampflos aufzugeben. Mit dem Einfallen der englischen Söldnerarmee „Black and Tans“, die auf brutale Weise gegen die irische Zivilbevölkerung kämpfte, führte die innerirische Spannung schließlich zum Bürgerkrieg.

Auf politischer Ebene lag der Fokus der Iren jedoch weiterhin auf der Unabhängigkeit ihrer Insel. So war es Michael Collins, einer der wichtigsten irischen Freiheitskämpfer und Überlebender des Osteraufstands, der nach Verhandlungen mit England im Dezember 1921 den Anglo-Irischen Vertrag unterschrieb. Dieser Vertrag bildete die Grundlagen eines freien, allerdings geteilten Irlands als eigenständiger Staat im Commonwealth. Die Engländer bestanden darauf, dass die sechs Grafschaften im Norden der Insel, in denen überwiegend Engländer lebten, ein Teil Großbritanniens blieben. Während Michael Collins und eine Vielzahl seiner Mitstreiter diesen Vertrag als einen ersten Schritt zu einem vereinten Freistaat sahen, gab es zahlreiche Gegenstimmen, die eine kompromisslose Unabhängigkeit der gesamten Insel forderten.

Diese gegnerische Gruppe feuerte nicht nur den irischen Bürgerkrieg weiterhin an; sondern ist zudem für den Mord an Michael Collins im Sommer 1922 verantwortlich, der im ganzen Land für noch mehr Unruhe sorgt. Nur ein Jahr später erreichte Eamon De Valera, ebenfalls ein irischer Politiker, der sich bereits am Osteraufstand beteiligte, den inneririschen Frieden. Die Mehrzahl der Iren akzeptierte das geteilte Irland und der neue Freistaat erhielt mit dem Eintritt in den Völkerbund (heute UNO) internationale Anerkennung.

1949 Irland wird endgültig unabhängig

Obwohl der Bürgerkrieg nun offiziell beendet war und sich die irische Politik sowie die Mehrheit der Bevölkerung zunächst mit der Teilung Irlands abfanden, kämpften die irischen Nationalisten als IRA organisiert im Untergrund weiter für ein vereintes und komplett freies Irland. Während seiner Amtszeit als Taoiseach verfasste De Valera eine neue Verfassung, in der er unter anderem Irland als freie Republik bezeichnete und die Wiedervereinigung des Landes festschrieb. Die Briten lehnten diese Verfassung jedoch ab.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erklärten sich die Engländer mit der irischen Verfassung einverstanden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die sechs nordirischen Grafschaften weiterhin zu Großbritannien gehören. Diese Forderung führte dazu, dass De Valera bis zum Ende seiner Amtszeit Irland nicht zur Republik erklärte und damit die Teilung Irlands anerkannte. Er erhoffte sich weiterhin ein vereintes, freies Irland!

Als De Valera jedoch 1948 in seinem Amt von John Costello abgelöst wurde, war es Costello, der die Republik Irland ausrief und die Bedingung Englands damit akzeptierte. Im April 1949 genehmigte England den Iren den Austritt aus dem Commonwealth und nach einem Jahrhunderte langen Kampf war Irland 1949 nun endlich ein freies und unabhängiges, jedoch geteiltes Land!

In Nordirland folgten mehrere Jahrzehnte, die als „The Troubles“ bekannt sind. Die überwiegend englische und evangelische Bevölkerung der sechs nordirischen Grafschaften diskriminierte die katholische Minderheit immer mehr. Das Resultat: unzählige Proteste und mehrere blutige Anschläge und Auseinandersetzungen. Allen voran der Bloody Sunday 1972 an dem 13 Katholiken vom britischen Militär während einer Demonstration erschossen wurden. Erst das 1998 beschlossenen Friedensabkommen, das sogenannte Karfreitagsabkommen setzte dem Nordirlandkonflikt ein Ende.

Karfreitagsabkommen

Bild von Ben Kerckx auf Pixabay

Geschichte Irlands: 1960 bis heute

Innerhalb des ersten Jahrzehnts der Republik Irland gelang es der Regierung die Weichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung in den 60er Jahren zu stellen. Die Grüne Insel entwickelte sich zunächst gut. Allerdings sorgten bereits Anfang der 70er die Unruhen in Nordirland, sowie mehrere falsche Entscheidungen der Politik dafür, dass die Wirtschaft einen vorübergehenden Tiefpunkt erreicht. Schon im nächsten Jahrzehnt, brachten die Iren mit der Hilfe europäischer Investoren und einer Vielzahl von Einwanderern aus Osteuropa und Asien ihre Wirtschaft wieder in Schwung.

Irlands Blütezeit mit jähem Ende: Celtic Tiger

Zu Beginn der 90er Jahre war Irland im europäischen Vergleich ein eher armes Land. Die irische Regierung schaffte es jedoch durch geschickte Investitionen und Reformen das Land innerhalb von knapp 20 Jahren von einem der ärmsten Staaten in Europa zu einem der reichsten Länder zu verwandeln. Diese Zeitspanne wird als Celtic Tiger bezeichnet.

Hauptsächlich verantwortlich für diese enorme Veränderung war eine Bildungsreform, die für mehr Fachkräfte in Irland sorgt; eine geringe Gewerkschaftssteuer, die Irland zu einem attraktiven Land für globale Unternehmen machte; neue internationale Handelsbeziehung durch die EU sowie mehrere soziale Entwicklungen, wie die Zunahme an Frauen, die nun aktiv am Arbeitsmarkt teilnahmen.

Nicht nur die Wirtschaft der Grünen Insel verzeichnete rapide Veränderungen, sondern auch die Gesellschaft. So wandelten sich die Iren von einem streng katholischen und konservativen Volk zu der weltoffenen und liberalen Gesellschaft, die sie vielleicht in ihrem Herzen schon immer waren. Während des Celtic Tiger wurde Homosexualität und Scheidung offiziell legalisiert. Zudem geriet das Abtreibungsverbot schon zu dieser Zeit immer wieder ins Auge der Öffentlichkeit. Die ebenfalls in diesen Jahren ersten aufgedeckten Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche führten dazu, dass immer mehr Iren der Kirche den Rücken kehrten und somit auch die oft konservativen Ansichten der Kirche nicht länger vertraten.

Irland Geschichte: 2008 – Die wirtschaftliche Seifenblase platzt

Nach der Jahrtausendwende ging es den Iren gut. Der Euro löste das irische Pfund als Zahlungsmittel ab. Es herrschte nahezu Vollbeschäftigung. Die Menschen hatten Arbeit, Geld und eine neu gefundene Freiheit. Die Immobilienpreise stiegen innerhalb kurzer Zeit vielerorts um das Zehnfache an. Eine Entwicklung, die weder wirtschaftlich noch sozial haltbar war.

Im Jahr 2008 platzte Irlands wirtschaftliche Seifenblase mit einem Knall, als das irische Bankensystem plötzlich zusammenbrach. Fast über Nacht befand sich die Grüne Insel in einer massiven Konjunkturschwäche. Als 2010 während der europaweiten Finanzkrise der irische Staatsbankrott droht, erhielt Irland gemeinsam mit anderen betroffenen Staaten finanzielle Hilfe im Rahmen des europäischen Rettungsschirms. Nur drei Jahre später gelang es den Iren als erstes Land den Eurorettungsschirm zu verlassen. In den darauffolgenden Jahren erlebte die irische Wirtschaft einen stetigen und konstanten Aufwärtstrend.

Irland Währung

Bild von moritz320 auf Pixabay

Der Werdegang einer Insel: Irlands Geschichte mit Gänsehautfaktor

Egal, ob man sich das Leben in Irland während der Steinzeit zwischen den einfachen Holzhütten am Mount Sandel vorstellt. Sich gemeinsam mit den Erbauern der unzähligen Steinkreise der Grünen Insel in der Bronzezeit auf Entdeckungstour begibt oder über mehrere Jahrhunderte hinweg an der Seite von Theobald Wolfe Tone, Pádraig Pearse und Michael Collins für die Unabhängigkeit Irlands kämpft. Fest steht: Irland fasziniert und die Geschichte der Grünen Insel sorgt in jeder einzelnen Epoche für Gänsehaut, die man zwischen den grünen Feldern, historischen Bauten und geschichtsträchtigen Städten des Landes bis heute spüren kann!

Möchtest Du eine Reise zu Dir antreten?

Wächst in Dir die Sehnsucht, Dein Leben langsamer, tiefer und bewusster zu erleben? Möchtest Du eine Reise zu Dir selbst in Irland unternehmen? Auf Dich wartet eine Reise, die so individuell und wunderbar ist wie Du.

>> Weitere Infos <<

Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

Kommentar hinterlassen