Wer sich auf eine Irlandreise vorbereitet, der poliert unter anderem auch die Englischkenntnisse auf; immerhin möchte man sich unterwegs mit den Einheimischen verständigen können. Heutzutage ist die Grüne Insel hauptsächlich als ein englischsprachiges Land bekannt. Das war allerdings nicht immer so. Ursprünglich sprachen die Iren Irisch. Eine alte keltische Sprache, die schätzungsweise vor mehreren Jahrtausenden mit den Galliern von Frankreich nach Irland kam. Seitdem hat sich viel verändert und genau, wie viele andere Bereich der irischen Geschichte, wird auch die sprachliche Entwicklung stark von der jahrhundertelangen Herrschaft der englischen Krone beeinflusst.
Hier erfahren Sie, was es mit der keltischen Sprache auf sich hat. Von den Anfängen des alten Irisch der gälischen Einwanderer; über die bewegte Vergangenheit, in der die Sprache fast in Vergessenheit geriet. Bis hin zu dem heutigen Gaelic, das neben Englisch eine der beiden Amtssprachen des Landes und nach wie vor eng mit der irischen Kultur verbunden ist.
Inhaltsverzeichnis
Die Sprache der alten Kelten in Irland
Wann genau das keltische Irisch auf die Grüne Insel kam, ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass die Sprache von Einwanderern aus Frankreich etwa 600 Jahre vor Christus mit auf die Insel brachten. Fest steht, dass sich die irischen Urvölker der Den Tuatha de Danaan und Firbolgs zuvor mithilfe einer anderen Sprache verständigten. Diese Ursprache wurde durch den keltischen Volksmund nach und nach verdrängt. Über die frühe Entwicklung des Altirisch ist nur wenig bekannt. Allerdings wurde anhand von Aufzeichnungen belegt, dass die Sprache zu Beginn der christlichen Zeitrechnung im gesamten Land gesprochen wurde und sich zudem auf das benachbarte Schottland, die Isle of Man sowie die Westküste Großbritanniens ausbreitete.
Altirisch wurde jedoch nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben. Mithilfe der Ogham Schriftzeichen, die aus sich kreuzenden Linien bestehen, wurden sogenannte Ogham-Steine beschriftet. Einige dieser Inschriften datierten Archäologen bis aufs 4. und 5. Jahrhundert nach Christus zurück. Vor Beginn des 7. Jahrhunderts wurde die Sprache erstmals in den Buchstaben des lateinischen Alphabets niedergeschrieben und ist damit die älteste bekannte Volkssprache!
Mit den Wikingern kam die Zweisprachigkeit
Mit den Wikingern, die ab dem Jahr 900 nach Christus auf der Grünen Insel einfielen, wurden die Grundsteine für Irland als ein zweisprachiges Land gelegt. Zwar ließen sich die skandinavischen Stämme nur in Küstenstädten, wie Dublin und Waterford nieder und beeinflussten die irische Sprache selbst nahezu kaum. Allerdings waren die skandinavischen Dialekte die ersten anderen Sprechweisen neben Irisch, die auf der Insel seit Beginn der keltischen Ära gesprochen wurden.
Zu dieser Zeit weichte das Altirisch obendrein dem sogenannten Mittelirisch. Eine Variante der Sprache, in der viele wichtige historische Dokumente verfasst wurden. Die mythischen Geschichten des Ulster Cycle stammen beispielsweise weitestgehend aus dieser Zeit.
Englisch: Wie die keltische Sprache verdrängt wurde
Nachdem eindringende Anglo-Normannen am Ende des 11. Jahrhunderts zeitweise Französisch zur offiziellen Landessprache ernannten, entdeckten die Engländer ab dem Jahr 1200 die Grüne Insel für sich. Die Ankunft der Briten markiert gleichzeitig den Beginn der Zeitspanne des klassischen Irisch. Eine standardisierte Ausgabe des Mittelirisch, das vorwiegend von gebildeten Menschen, wie beispielsweise Lehrern, Ärzten und Poeten bis Ende des 16. Jahrhunderts verwendet wurde. Das gemeine Volk sprach eine vereinfachte Version der keltischen Sprache, die als frühneuzeitliches Irisch bekannt ist.
Diese 400 Jahre bedeuteten für das gesprochene Irisch viel Veränderung. Zum einen wurde die Sprache selbst vom Englisch der Briten beeinflusst und zum anderen, sorgte die weitläufige Verbreitung der englischen Landsleute dafür, dass Irisch als vorherrschende Sprache immer mehr verdrängt wurde. So waren Englischkenntnisse im öffentlichen Leben beispielsweise notwendig, um mit den Behörden zu kommunizieren oder sich in Rechtsangelegenheiten zu verteidigen.
Mit dem Inkrafttreten der Penal Laws, die es den katholischen Iren unter anderem untersagte Messen abzuhalten, wurde Irisch als Staatssprache fast komplett durch Englisch abgelöst. Lediglich in abgelegenen und ländlichen Regionen wurde Irisch nach wie vor aktiv von der Mehrzahl der Bevölkerung im täglichen Sprachgebrauch verwendet.
Mit dem Hunger starb die keltische Sprache fast aus
Nach mehreren Hundert Jahren einer englischen Regierung Irlands setzte sich die Sprache der Briten immer mehr durch. Selbst wenn, das Sprechen von Irisch nie offiziell verboten wurde, so standen Diskriminierung und Verspottung der irischsprechenden Gemeinden durch die Engländer an der Tagesordnung. Diese Verhöhnungen führten dazu, dass sich die irische Oberschicht immer mehr dem Lebensstil der Briten anpasste. Es wurde nicht nur die englische Religion und Brauchtümer übernommen, sondern zudem die Sprache.
Zu Beginn der Großen Hungersnot waren die Städte und größeren Dörfer fast komplett Englisch sprechend. Die alte keltische Sprache war zu diesem Zeitpunkt zum Dialekt der Armen und Mittellosen geworden. Während der Hungersnot verringerte sich die Bevölkerung der Grünen Insel innerhalb von vier Jahren von über 8,1 Millionen auf rund 6,5 Millionen Menschen. Ein Großteil der über eine Million Todesopfer, sowie die Mehrheit der Auswanderer gehörten dem Irisch sprechenden unbemittelten Volk an. Die Folge: Am Ende der Hungersnot war Irisch als gesprochene Sprache fast vollständig ausgestorben.
Die Wiederentdeckung der keltischen Sprache
Nach dem Ende der Großen Hungersnot wurde die irische Redeweise von verschiedenen Gelehrten wiederentdeckt. Bereits 1843 erklärte der Dichter Thomas Davis Irisch zur Sprache der Nation. Er hielt die Bevölkerung dazu an, sie als solche nicht Aussterben zu lassen. Es dauert allerdings noch einmal 33 Jahre bis dieser Bitte mit der Gründung der Gesellschaft zum Erhalt der irischen Sprache Folge geleistet wurde. In den nächsten Jahren wurde Irisch von allen offiziellen Stellen als Staatssprache anerkannt. Zudem integrierte man die Sprache von Grundschulniveau bis auf Universitätsebene in das Bildungssystem des Landes. Durch die Arbeit der 1893 ins Leben gerufenen Gaelic League erhielt die alte keltische Sprache einen neuen Lebenshauch und gewann wieder an Beliebtheit. Nachdem die Unabhängigkeitserklärungen Irlands, sowie die irische Verfassung die Sprache zur offiziellen Nationalsprache erklärten, erhielt Irisch einen neuen Aufschwung, der bis heute anhält!
Die alte keltische Sprache im modernen Irland
In der heutigen Zeit spricht man die keltische Sprache überwiegend in den ausgewiesenen Gaeltacht Regionen im Westen der Insel. Allerdings wird Irisch auch außerhalb dieser Gebiete immer beliebter. Während im Jahr 2006 1,66 Millionen Iren angaben die alte Sprache zu beherrschen, waren es zehn Jahre später bereits 1,76 Millionen.
Nach wie vor gehört Irisch zum Lehrplan aller öffentlichen Schulen. In letzter Zeit werden sogar immer mehr Schulen gegründet, in denen Irisch die Hauptunterrichtssprache ist. Englisch wird hier als Zweitsprache unterrichtet. Reisende begegnen der keltischen Sprache überwiegend auf den Straßenschildern, auf denen neben dem anglisierten Ortsnamen, der alte irische Name steht. Selbst die Iren, die Irisch nicht fließend sprechen, sind stolz auf die uralte Sprache und die Geschichte, die damit verbunden ist.
So geht Irisch heute!
Wer Irisch lernen möchte, der wird von einer wunderschönen und andersartigen Sprache erwartet. Im Gegensatz zu unserem Alphabet, das aus 26 Buchstaben und den Umlauten besteht; bedient sich die keltische Sprache nur insgesamt 18 Buchstaben. Je nachdem wie die Buchstaben in einem Wort kombiniert werden, ergeben sie verschiedene Laute. So wird aus „bh“ beispielsweise ein weiches „w“. Oft verändert sich die Aussprache eines Lautes mit der Stelle, an der er im Wort steht oder von welchen Buchstaben er umgeben ist.
Was Irisch allerdings am meisten von fast allen anderen Sprachen der Welt unterscheidet, ist die Satzstellung. Im Gegensatz zu gängigen Sätzen, die mit einem Subjekt am Anfang gebildet werden. Steht im Irischen das Verb an erster Stelle. Anstatt „Ich spreche immer Irisch“ sagt man „Spreche ich Irisch immer.“ Diese Art des Satzbaus teilt sich Irisch nur mit knapp 9% anderer Sprachen!
Generell ist Irisch eine sehr poetische und umschreibende Sprache. Ein einfaches „Hallo!“, wird beispielsweise zu „Dia duit!“ (gesprochen: Dee-ah gwit), was „Gott, sei mit dir!“ bedeutet. „Bitte“ wird mit „Wenn es dein Wille ist“ oder in Irisch „Más é do thoil é“ (gesprochen: Maws aye duh hull aye) umschrieben. Für „Ich liebe Dich.“ gibt es gleich mehrer Umschreibungen. Mein Favorit ist „Grá geal mo chroí“ (gesprochen: Graw gee yal mu krie); was als „Die strahlende/helle Liebe meines Herzens“ übersetzt wird.
Egal, wie andersartig die irische Sprache ist und wie unaussprechlich die geschriebenen Worte für uns Nicht-Iren oft scheinen; die alte keltische Sprache ist eine der ältesten aktiv gesprochenen Sprachen der Welt. Zudem nimmt sie in der irischen Kultur nach wie vor eine zentrale Rolle ein. Immerhin ist Irisch mit seiner bewegenden Geschichte und seinen tiefen Wurzeln auf der Grünen Insel so viel mehr als nur ein Verständigungsmittel!
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