Irland in der Neuzeit

Die große Hungersnot in Irland

irische Hungersnot
Written by Ina Brecheis

Noch heute ist Irland gezeichnet von einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Die Rede ist von der großen Hungersnot in Irland, die zwischen 1845 und 1849 auf der Grünen Insel wütete, rund eine Million Iren das Leben kostete und weitere ein bis zwei Millionen zwang, ihre vertraute Heimat zu verlassen. Erinnerungen an diese Zeit der größten Not oder der Great Famine finden sich noch heute in der irischen Kultur und an zahlreichen Orten in Irland. Wir blicken auf die Ursachen der Hungersnot in Irland und geben Euch weiterführende Informationen an die Hand, wenn Ihr tiefer in das Thema eintauchen möchtet.

Die Kartoffel – Nahrungsgrundlage der Iren

Im 19. Jahrhundert war die Kartoffel die vorherrschende Ernährungsgrundlage der irischen Bevölkerung, denn diese gedieh auf den fruchtbaren irischen Feldern prächtig und bescherte erträgliche Ernten. Nur zwei verschiedene Kartoffel-Sorten versorgten Anfang des 19. Jahrhunderts knapp 8 Millionen Iren. Zwar war Irland auch reich an Getreide, jedoch kamen den Iren ihre Ernten nicht zugute, denn das Getreide ging nach Großbritannien.

Die irischen Bauern waren meist Pächter englischer Grundherren, die oft gar nicht selbst in Irland, sondern im fernen England lebten. Für diese rackerten die Iren auf den Feldern und hatten für die eigene Versorgung nur den weniger fruchtbaren Boden zur Verfügung. Das war mit ein Grund, weshalb rund 3 Millionen Iren in bitterer Armut lebten. Heute ist kaum vorstellbar, dass Irland vor der großen Hungersnot zu den am dichtesten besiedelten europäische Ländern gehörte.

Eine Katastrophe mit Ankündigung

1842 kam es in den USA zu einer mysteriösen Fäulnis der Kartoffeln. Zahlreiche Kartoffelfelder waren davon betroffen und ganze Ernten fielen aus. Diese Meldung erschien auch in den europäischen Zeitungen. Nur machte sich anscheinend niemand allzu große Sorgen, dass davon auch Kartoffeln in Europa betroffen sein könnten. Bis es dann 1845 ein böses Erwachen gab.

Im Jahr 1845 faulte auf vielen irischen Kartoffelfeldern das Kartoffelkraut dahin und die Knolle selbst verdarb, wurde schwarz und ungenießbar. Ein schwerer Schlag für viele Kartoffelbauern, aber sie hatten noch die als Saatgut gedachten Kartoffeln des Vorjahres und Missernten war nichts Neues für die Leid geplagten Iren. Mit dem Saatgut konnten sie ein Jahr überstehen und auf eine gute Ernte im kommenden Jahr hoffen. Das Problem war aber, dass es diese nicht geben sollte.

Im milden regnerischen Irland verbreitete sich die Fäule in den nächsten drei Jahren wie ein Lauffeuer. Bald gab es kein Kartoffelfeld mehr, dass nicht von „Phytophthora infestans“ heimgesucht war. Der Pilz aus Nordamerika raffte die irischen Monokulturen dahin und, da das Getreide an die englische Krone abgetreten werden musste, hatte die irische Bevölkerung bald nichts mehr zu essen.

Die irischen Kleinbauern konnten ihre Pacht bei den englischen Grundherren nicht mehr bezahlen und wurden fortgejagt. Ihre Heime wurden zerstört und oft in Brand gesteckt, um zu verhindern, dass sie zurückkommen konnten. So bereicherten sich viele englische Grundbesitzer mit der einstigen Existenzgrundlage der irischen Kleinbauern. Auf Hilfe von Seiten der englischen Obrigkeit konnten die Iren daher nicht hoffen. Viele vertraten gar die Meinung, die Hungersnot sei ein gutes Mittel gegen die Überbevölkerung Irlands und eine willkommene Gelegenheit, die als sturköpfig geltenden Iren zu disziplinieren.

Hungernde in Irland

Hungernde in Irland; James Mahony [Public domain], via Wikimedia Commons

Die große Hungersnot in Irland und ihre Folgen

In den Jahrzehnten nach der Hungersnot kehrten 5 Millionen Iren ihrer Heimat den Rücken, um ihr Glück in einem anderen Land zu versuchen. Die meisten gingen nach Kanada, Australien und in die USA. Mit ihnen brachten sie ihre Kultur und ihre Geschichte in die neue Heimat. Aber auch die Fahrt auf den Coffin Ships in eine neue Zukunft war ein Wagnis und viele starben unterwegs an Seuchen oder Hunger. Etliche der Seelenverkäufer erreichten ihr Ziel nie.

Auch die Zustände für die Zurückgebliebenen waren unvorstellbar schrecklich. Die Menschen starben zu Tausenden und die ausgezehrten Angehörigen hatten oft nicht einmal mehr die Kraft, Gräber auszuheben. So stapelten sich die Leichen am Straßenrand oder wurden notdürftig im Sand des nächstgelegenen Strandes verscharrt. Zehntausende abgemergelte, zerlumpte Gestalten hausten in Erdhöhlen oder zogen bettelnd umher. Geschwächt wie sie waren, waren sie leichte Beute für Typhus oder Cholera.

Ganz tatenlos konnte die englische Regierung nun aber auch nicht zusehen, wie die irische Bevölkerung dahinsiechte. Es wurden sogenannte Arbeitshäuser errichtet oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durchgeführt. Die Idee war, Essen gegen Arbeit zu tauschen. Die Lebensbedingungen in diesen Arbeitshäusern waren katastrophal und auch hier starben die Menschen zuhauf. Die Überreste der oftmals sinnfreien Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen finden sich noch heute in Irland. Etwa Straßen, die ins Nichts führen oder die noch heute erhaltene Steinmauer zu Fuße des Croagh Patrick.

Auf den Spuren der „Great Famine“ durch Irland

Museen & Zeugnisse

  • In Doagh (Co. Donegal) könnt Ihr ein Dorf aus der Zeit der Hungersnot besichtigen.
  • In New Ross (Co. Wexford) steht das Dunbrody Famine Ship. Es ist eine getreute Rekonstruktion eines Auswandererschiffes.
  • In Strokestown (Co. Roscommon) arbeitet das Irish National Famine Museum das Trauma der irischen Hungersnot auf.
  • Auf Achill Island erinnert das Verlassene Dorf von Slievemore an diese dramatische Zeit.

Denkmäler

Famine Skulpturen in Dublin

Famine Denkmal, Dublin (Irland); Fotograf: Tara Morgan, Creating Agency: Tourism Ireland

Songs, Filme & Bücher

  • „Black 47“ ein actionsreiches Film-Drama.

  • „Die irische Nacht“ von Brendan Graham
  • „Das Wunder“ von Emma Donoghue
  • „The Fields of Athenry“ ein Lied über the Great Famine

  • Der schottisch-stämmige amerikanische Journalist Alexander Somerville besuchte Irland 1847, um für den Manchester Examiner als Augenzeuge von der Hungersnot zu berichten. Seine eindrücklichen Schilderungen sind als „Letters from Ireland During the Famine of 1847″ in Buchform erschienen.

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Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

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