Irland in der Neuzeit

IRA Irland – die Irish Republican Army

IRA, Plakat der IRA in Belfast
Written by Ina Brecheis

Die Irish Republican Army, kurz IRA, setzt sich seit 1919 auch mit Waffengewalt für die Vereinigung der beiden Teile Irlands ein. Zu trauriger Berühmtheit gelangte sie in der Zeit des Nordirlandkonflikts. Insgesamt gehen etwa 1.800 Tote auf ihr Konto. Wir blicken auf die Geschichte der IRA und darauf, welche Rolle sie in Nordirland eingenommen hat.

Was war, wer ist die IRA?

Die IRA, Kurzform für Irish Republican Army, ist eine paramilitärische Einheit, die sich mit Mitteln der Waffengewalt für eine Vereinigung von Nordirland und der Republik Irland einsetzte. Sie gründete sich 1919 in der Zeit des irischen Unabhängigkeitskrieges. Unter ihrem Anführer Michael Collins, der während des Osteraufstands von 1916 zu Bekanntheit gelangte, setzte die IRA mittels Guerilla-Taktiken die britische Regierung unter Druck. Ihr Ziel war es, diese an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Das gelang und endete mit einer Einigung über den sogenannten Irish Free State (Irischen Freistaat). Dieser bestehend aus 26 Provinzen im Süden der Grünen Insel sollte innerhalb des Vereinigten Königreiches einen „dominion state“ erhalten. Das bedeutete, autonome Innen- und Außenpolitik, bei gleichzeitiger Verbundenheit zu Großbritannien. Nordirland bestehend aus 6 Provinzen sollte innerhalb des Vereinigten Königreichs verbleiben. Der Irish Free State war für Michael Collins ein Erfolg. In der IRA regte sich aber Widerstand. Angeführt von Eamon de Valera spaltete sich ein Teil der IRA ab. Ihr ging dieses Zugeständnis von britischer Seite nicht weit genug. Diese „Irregulars“ bekriegten nun den eben gegründeten freien irischen Staat. Dieser irische Bürgerkrieg endete mit der Kapitulation der „Irregulars“. Ein gemäßigter Teil von ihnen ging in der Partei Fianna Fáil auf. Die IRA gab es aber weiterhin und sie rekrutierte auch weiter Anhänger. Erst 1931 wurde sie verboten. Daraufhin ging sie in den Untergrund.

Michael Collins

Underwood & Underwood, Michael Collins addressing crowd in Cork cph.3b15295, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Die IRA und Nordirland

Im Lauf der 1930er Jahre verübte die IRA mehrere Bombenanschläge in England. Darunter etwa der Bombenanschlag vom 25. August 1939 im Coventry City Centre. Bei diesem kamen 5 Menschen ums Leben. Als Irland 1949 aus dem Commonwealth austrat, verlor die IRA zunehmend an Zuspruch innerhalb der katholischen Bevölkerung. Sowohl in der Republik Irland, als auch in Nordirland. Einige kleinere Anschläge folgten in den 1950er Jahren. Dann wurde es ruhiger um die Irish Republican Army.

Etwa 10 Jahre später erlebte sie aber eine Neugeburt. Grund dafür war, dass die nordirischen Katholiken in den 1960er immer stärker gegen die systematische Diskriminierung seitens der protestantischen Mehrheit auf die Straße gingen. Friedliche Demonstrationen wurden von der nordirischen Polizei brutal zusammengeknüppelt. Die katholische Bevölkerung protestierte gegen Benachteiligungen etwa bei der Vergabe von kommunalen Wohnung, gegen Benachteiligungen im Beruf, Schikanen durch die Polizei. Gegen die Tatsache, politisch nicht im Landesparlament vertreten zu sein und so gezielt politisch benachteiligt zu werden.

Besonders deutlich wurde diese Benachteiligung in Derry. Trotz mehrheitlich katholischer Bevölkerung stellte ein Protestant den Bürgermeister. Die Situation eskalierte wohl eben deshalb in der nordirischen Stadt Derry an einem Sonntag 1972, der als Bloody Sunday in die Geschichte eingehen sollte. 13 Zivilisten wurden von einer britischen Militäreinheit erschossen. Die Taten wurden auch durch eine parteiische Polizei, die mehrheitlich aus Protestanten bestand, nicht vollends aufgeklärt. Katholische Siedlungen wurden von militarisierten Loyalisten belagert, die den Verbleib im Vereinigten Königreich forderte. Wut und Zorn der katholischen Bevölkerung trieben der IRA neue Mitglieder in die Arme.

Ein Konflikt über den Einsatz von Gewalt sorgte innerhalb der IRA für eine weitere Aufsplitterung 1972. Während die „Officials“ eher auf politischen Druck setzten, glaubten die „Provos“ oder „Provisionals“ an den Terror. Sie führten Attentate und Bombenanschläge durch und legten Hinterhalte. In ihrem so bezeichneten „long war“ wollten sie die Briten zwingen, Nordirland aufzugeben. Auch mit ausländischer Hilfe. Sie kaufte mit großzügigen Spenden irischstämmiger Amerikaner und Geld aus zwielichtigen Quellen Waffen etwa aus Libyen. Schätzungen zufolge gehen etwa 1.800 Tote auf das Konto der IRA.

Bloody Sunday Irland

Bild von fsHH auf Pixabay

Das vorläufige Ende der Irish Republican Army

Erst nach dem Tod von hungerstreikenden inhaftierten Mitgliedern der IRA gewann der politische Flügel der IRA, Sinn Féin, wieder an Einfluss. Sie suchte nach Wegen, den bewaffneten Widerstand zu beenden und die Kräfte auf eine politische Ebene zu bringen. Das ebnete den Weg für Friedensgespräche, die auch mit Hifle des 1997 frisch gewählten britischen Premierministers, Tony Blair, an Fahrt gewannen. Die Gespräche gipfelten in dem Karfreitagsabkommen 1998.

Ein zentrales Anliegen war die Entwaffnung der paramilitärischen Einheiten und eine Amnestie für alle Kämpfer. Eine gemeinsame Regierung in Nordirlands aus Katholiken und Protestanten. Irische Pässe auch für Nordiren und den Verbleib von Nordirland im Vereinigten Königreich, solange das der Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung Nordirlands war.

Teil des Abkommens war es auch, dass die IRA ihre Waffen zerstörte. Das tat sie aber nur teilweise. Auch nach dem Karfreitagsabkommen kam es zu Anschlägen. Erst 2005 erklärte sie ihre bewaffnete Kampagne für beendet. Von nun an wollte sie ihre Ziele mit friedlichen Mitteln verfolgen. Nicht alle ihrer Waffenbestände wurden aber beschlagnahmt.

Hier gibt es mehr Infos zum Karfreitagsabkommen 1998.

Ist die Irish Republican Army heute noch aktiv?

Noch heute existieren die alten Seilschaften von einst. 2015 wurde das Ex-IRA Mitglied, Kevin McGuigan, in Belfast erschossen. Wie sich später herausstellte, hatte er sich gegen die IRA gewandt und war an der Ermordung eines ehemaligen IRA Anführers beteiligt. McGuigans Tod war die Rache dafür. Die IRA existiert also noch heute, übt Selbstjustiz und hat sich neu ausgerichtet. Sie ist aktiv im Drogenschmuggel und erpresst Schutzgelder.

Seit 2012 soll es eine sogenannte Neue IRA geben, die, wie die Vereinigung, aus der sie hervorgegangen ist, das gleiche Ziel verfolgt: die Vereinigung Irlands. Nach Einschätzung irischer Behörden umfasst die Neue IRA etwa 200 Mitglieder. Insgesamt 4 Morde gehen auf ihr Konto. Rückhalt in der Bevölkerung hat sie jedoch nicht.

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Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

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