Irische Mythologie

Die keltische Anderswelt

Written by Jessica Jirschik

Mystische Nebelschwaden ziehen über smaragdgrüne Felder. Hinter ihnen flüstern die Wesen des kleinen Volkes. Feen, Kobolde, Geister und noch vieles mehr beherbergt die keltische Anderswelt. Hinter den Schleiern leben auf der Grünen Insel noch heute magische Wesen. Und um sie ranken sich unzählige Sagen und Legenden, die nicht schwer zu glauben sind, wenn man Irland selbst bereist.

Was ist die Anderswelt?

Wie der Name vermuten lässt, ist die keltische Anderswelt eine andere Welt, die parallel zu unserer existiert. Dort leben der Legende nach hinter den Schleiern mystische Kreaturen. Die geheimnisvolle andere Welt soll hinter magischen Toren auf Inseln, unter Hügeln und auf Bergen zu finden sein. Es gibt besondere Tage, an denen ihre Tore offenstehen und die Geister der Anderswelt in unsere Spähren gelangen können. Wer unvorsichtig ist, kann selbst durch eines dieser Tore in die geheimnisvolle andere Welt stolpern.

Dort angekommen erhält man Prophezeiungen, Heilung von Krankheit, aber auch Dinge, die man vielleicht nicht haben möchte. Es heißt, dass man in der Anderswelt allem und jedem begegnen kann – angefangen von der Göttin Brigid bis zur Todesfee Banshee. Oft wird die keltische Anderswelt mit dem Land Tir na nOg gleichgesetzt – dem Land für ewige Jugend und Schönheit. Doch die Anderswelt ist keinesfalls nur ein freundlicher Ort.

Die Kelten – ein Volk der Magie?

Die Kelten sind ein uraltes Volk aus dem sechsten und fünften Jahrhundert vor Christus. Überall in Europa haben sie deutliche Spuren ihrer starken Magie und ihres Glaubens hinterlassen. Was muss das für eine Magie sein, die so viele Jahrhunderte überdauert und neben der modernen, schnelllebigen Zeit bestehen kann?

Vorwiegend glaubte das keltische Volk an verschiedene Naturgötter, denen sie Opfer brachten. Sie lebten im engen Einklang mit der Natur. Ihre geistigen Führer, die Druiden, besaßen große Heilkräfte und ein fundamentales Wissen über die verschiedenen Pflanzen. Sie orientierten sich am Stand der Sonne und am Lauf der Sterne.

Die Ausbildung zum Druiden dauerte bis zu zwanzig Jahren, was deutlich macht, über welch hohes Ansehen und Wissen die keltischen Magier verfügten. Diese keltische Elite fungierte außerdem als politischer Ratgeber für die Oberschicht. Als der berühmte Missionar Patrick in Irland einfiel, sollen sich ihm die hiesigen Druiden mit ihrer Magie entgegengestellt  haben, um ihren Glauben zu verteidigen. Bei allem, was wir bisher wissen, grenzt es an ein Wunder, dass Patrick sich gegen sie behaupten konnte.

Mit ihren Lehren und den zahlreichen mündlichen Überlieferungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, sorgten die Druiden dafür, dass sie neben dem Christentum bestehen blieben. Denn neben zahlreichen imposanten Kathedralen und Kirchen, gibt es in Irland noch immer Kultstätten wie Steinkreise und Dolmen zu bestaunen. Dort summt es noch immer vor Magie.

Die Tore zur Anderswelt

Photo by©Fáilte Ireland/Tourism Ireland Courtesy Brian Morrison/

Der andere Ort

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Für die Kelten war der Tod nur ein Teil dieses Lebens. Sie glaubten daran, dass ihre geliebten Toten hinter den Schleiern auf sie warteten und dass sie, unter besonderen Umständen, sogar mit ihnen kommunizieren konnten. Doch der Tod war nicht die einzige Möglichkeit, in die Anderswelt zu gelangen. Es sind sogenannte Schwellenorte, die es uns ermöglichen sollen, in die andere Welt zu gelangen, die ständig neben der unseren existiert.

Schwellenorte zur Anderswelt

An magischen Tagen wie dem Winterfest Samhain stehen die Tore zur Totenwelt weit offen und man kann durch gewisse Portale in die Anderswelt gelangen. Diese befinden sich an alten Portalgräbern wie dem Poulnabrone Dolmen im Burren Nationalpark, mitten im Drombeg Stonecircle bei Glandore, in alten Grabhügeln wie Newgrange oder sogar auf dem Grund des Meeres. In einem magischen Land wie Irland wimmelt es nur so von Orten der Magie.

Die Wesen der keltischen Anderswelt

Die magischen Wesen der keltischen Anderswelt sind so zahlreich und vielschichtig, dass wir nur einen Bruchteil von ihnen kennen. Die bekanntesten Wesen, die hinter den Schleiern hausen, stellen wir kurz vor.

Keltische Gottheiten

Sonnengott Lugh, die dunkle Göttin Morrigan – bekannt aus der Sage um Avalon – und viele der göttlichen Monarchen verbergen sich in der geheimnisvollen Welt. Manche glauben, dass sie noch heute die Geschicke der Menschen lenken.

Feenwesen

Irische Todesfeen, Leprechauns, Pucas, Kelpies – viele Feenwesen gehören dem kleinen Volk an. Dabei sind die wenigsten so freundlich wie uns das Bild der rosa Fee mit den glitzernden Flügeln vermuten lässt. Banshees kommen aus dem Volk der Sidhe und kündigen mit einem markerschütternden Schrei den eigenen, baldigen Tod an. Irrlichter entführen in Sümpfe und Moore, wo sie ihre Opfer ertränken. Wasserwesen betören mit ihrer übernatürlichen Schönheit, um ihre Opfer für immer in die dunklen Tiefen zu ziehen.

Magische Völker

… wie Druiden oder die Tuatha De Dannan – das Volk der Göttin Danu – sollen ebenfalls noch verborgen hinter den Schleiern leben. Ob es ihr bloßer Will war, der sie weiter existieren lässt, oder ihre große magische Macht, können wir Sterblichen nur vermuten.

Fazit

So faszinierend die keltische Anderswelt auch ist, so viele Gefahren soll sie auch beherbergen. Man sollte sich genau überlegen, ob man die Schwellen übertreten möchte. Wer glaubt, dafür bereit zu sein, wird auf der Grünen Insel unter zahlreichen magischen Orten den für sich richtigen Eingang in die andere Welt entdecken. In diesem Sinne wünschen wir ádh mór!

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Über den Autor

Jessica Jirschik

Wenn es wahr ist, dass wir schon einmal gelebt haben, dann war mein Zuhause definitiv Irland. Seit meiner Jugend zog mich ein undefinierbarer Sog auf die Grüne Insel, doch erst 2017 konnte ich meinen Traum, einer Irlandrundreise wahrmachen. Seitdem ist der Sog nur noch stärker geworden. Wenn es regnet, denke ich an Irland. Im Pub kann es für mich nur Guinness sein. Laute Musik, Geschichten und Gesseligkeit gehören für mich zum Glücklichsein. Im Herzen bin ich eine waschechte Irin.

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