Irische Mythologie

Die Legende der Túatha dé Danann

Túatha dé Danann_Sidhe
Written by Monika Dockter

Die Túatha de Danann sind ein Volk aus der irisch-keltischen Mythologie. Übersetzt bedeutet ihr Name „Volk“ oder „Stamm der Göttin Danu“. In vorchristlicher Zeit, so der Mythos, herrschten diese Nachkommen der Göttin selbst über die gesamte Grüne Insel. Im 11. Jahrhundert wurde ihre Geschichte erstmals schriftlich in einer Sammlung folkloristischer Texte festgehalten, später wurde diese in die Geschichtsschreibung der Neuzeit übernommen.

Hier erfahrt Ihr, was es der Legende nach mit der Herrschaft der Túatha dé Danann, ihren magischen Fähigkeiten, den vier Schätzen und dem Ende ihres Königreichs auf der Grünen Insel auf sich hat.

Die Invasion der Túatha dé Danann

Die Nachkommen der Danu (manchmal auch Dana genannt), der Mutter aller Götter und des Gottes Dagda, lebten verstreut in den vier Ecken der Welt, die sie als Quadrat betrachteten. An jeder Seite dieses Quadrats lag eine der vier Städte der Túatha dé Danann, und in jeder der vier Städte unterrichtete ein weiser Mann das Volk in Wissenschaften und Magie. Aus jeder dieser Städte stammt außerdem einer ihrer vier sagenhaften, magischen Schätze.

Eines Tages jedoch, am Vorabend des späteren Beltane-Festes, landete das Volk der Göttin Danu mit seinen Schiffen an der Küste Irlands. Angeführt von König Nuada gingen sie am Berg Sliabh-an-Iarinn im County Leitrim an Land. Sie verbrannten ihre Schiffe, sobald sie diese verlassen hatten, um niemals wieder dorthin zurück zu segeln, woher sie gekommen waren. Drei Tage lang verdeckte der von den Schiffen aufsteigende schwarze Rauch den Himmel, sodass die Einheimischen, das mytische Volk der Fir Bolgs, ihre Ankunft nicht einmal bemerkten.

Erst als die Sicht wieder klar wurde, zogen die Fir Bolgs in die Schlacht gegen König Nuada und seine Krieger.

Die Túatha dé Danann als Krieger und Könige

Die Fir Bolgs verloren den Kampf gegen die hochgewachsenen, blonden, kampfestüchtigen Invasoren. Tausende von ihnen fielen in der Schlacht von Mag Tuired, wogegen König Nuada nur einen Arm verlor.

Túatha dé Danann

Ériugena, Nuadanua, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Die Túatha dé Danann aber wollten keinen König mit einem derartigen „Makel“ und setzten Nuada kurzerhand ab. An seiner Stelle wählten sie Bres, den Schönen, zum neuen König. Bres war der Sohn einer Túatha dé, die einen König der Formorianer geheiratet hatte. Die Formorianer waren ein wildes, halbgöttliches Volkes, und diese Ehe war geschlossen worden, um Frieden zwischen den beiden Völkern herzustellen. Wie sich bald zeigen sollte, war Bres allerdings ein hochmütiger, gieriger Tyrann. So setzten die Túatha dé Danann auch diesen gegen seinen Willen wieder ab.  Das führte zu einer zweiten Schlacht bei Mag Tuired, diesmal gegen die Formorianer.

Bei dieser Schlacht tat sich Lugh, der Sonnengott der Túatha dé Danann, als siegreicher Held hervor, der seine Feinde in die Flucht schlug.

Lugh

Harold Robert Millar creator QS:P170,Q5662198, Lugh spear Millar, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

So wurde Lugh der nächste König des Volkes der Göttin Danu, gefolgt von Dagda, dem Fruchtbarkeitsgott. Unter der Herrschaft dieser beiden lebten die Túatha dé Danann fast zweihundert Jahre lang in Frieden auf der grünen Insel. Ihr Königssitz auf dem Hügel von Tara zeugt bis heute davon.

Ihre vier magischen Schätze

Wie bereits erwähnt brachten die Túatha dé Danann aus jeder ihrer vier ursprünglichen Städte – Falias, Gorias, Finias und Murias – einen Schatz beziehungsweise Glücksbringer mit auf die Grüne Insel.

Stone of Scone

Anonymous engraver., Coronation Chair and Stone of Scone, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Einer davon ist der Stein von Falias, Lia Fáil. Er wird auch Stein des Schicksals genannt. Der Legende nach schrie dieser Stein jedes Mal vor Freude auf, wenn sich der wahre König von Irland auf ihn setzte oder auf ihn trat. Später brachte man ihn als Stein von Scone in eine schottische Abtei, von wo Edward I. ihn als Kriegsbeute mit nach England nahm. Wiederum siebenhundert Jahre später, nämlich 1996, wurde der Stein von Scone mit einer feierlichen Zeremonie zurück ins Schloss von Edinburgh gebracht.

Bei dem zweiten Schatz handelt es sich um das Lichtschwert des Nuada aus Gorias, claiomh solais. Wer immer damit kämpfte, konnte von keinem Feind bezwungen werden, denn jeder Schlag dieses Schwertes war tödlich.

Der Speer des Lugh aus Finias, Sleg, war Schatz Nummer drei. In manchen Überlieferungen erscheint der Speer auch als Schleuder oder Schwert, aber immer mit derselben Wirkung: Mit dieser magischen Waffe war es dem Kämpfer unmöglich, sein Ziel zu verfehlen.

Aus der Stadt Murias stammte der vierte Schatz, der Kessel des Dagda: Undry. Es war ein großer Bronzekessel, gefüllt mit Nahrungsmitteln, der niemals leer wurde. Er stillte den Hunger eines jeden, der daraus aß – ausgenommen denjenigen von Feiglingen und Eidbrechern.

Das Ende ihrer Herrschaft

Während der Herrschaft des Königs Dagda landete ein neues Volk an der Küste der Grünen Insel: die Milesier, Kelten aus dem Gebiet der Iberischen Halbinsel. Die Túatha dé empfingen sie zunächst friedlich, indem sie mit Amergin, dem großen milesischen Dichter und Druiden verhandelten.

Dabei verstanden sich Amergin und die Göttin Eriu so gut, dass die Milesier erwogen, die Túatha dé Danann als ihre eigenen Götter anzunehmen und sich an ihrer Seite in Frieden niederzulassen. Doch Donn, der älteste Milesier, sprach sich dagegen aus, und schlussendlich scheiterten die Verhandlungen. Es kam zum Kampf.

Die Túatha de beschworen einen Sturm herauf, der die Milesier von der Insel vertreiben sollte; der Druide Amergin aber vermochte es mit einem Zauberspruch, das Wetter zu beruhigen. So wurde das Volk der Göttin Danu besiegt, und die Milesier betrachteten die Insel fortan als ihr Eigentum. Sie nannten sie nach der Göttin Eriu – Eriu oder auch Eire.

Was aber geschah mit den Unterlegenen Túathe dé Danann?  Bei dieser Frage kennt die Legende gleich mehrere Theorien.

Die Sidhe

Eine Version der Legende besagt, dass die Göttin Danu selbst ihr Volk nach seiner Niederlage ins Land Tir na nog, das Land der ewigen Jugend, schickte. Für diejenigen aber, die nicht dorthin gehen wollten, bereitete sie in den Hügeln unter der Erde ein magisches Königreich.

Andere Legenden erzählen davon, dass der Druide Amergin die Insel zwischen den beiden Völkern aufteilte: Die Milesier sollten hinfort auf der Erde leben, die Túatha dé dagegen in einem unterirdischen Königreich in den Hügeln.

So wurden die Túatha dé schon bald als die Aes Sidh oder auch Menschen des Hügels bekannt. Der Legende nach leben sie bis heute unbemerkt in ihren unterirdischen Palästen und Städten in den Hügeln Irlands. Newgranges Bru na Boinne beispielsweise gilt als Wohnsitz von Oengus, einem Sohn des Gottes Dagda.

Newgrange im Co. Meath, Irland
Fotograf: Brian Morrison | Creating Agency: Tourism Ireland

Hin und wieder jedoch, so der Mythos, tauchen die Sidhe beziehungsweise Feen oder Elfen auch unter den Menschen auf, um solche Scherze zu treiben, wie Menschenkinder mit Feenkindern zu vertauschen oder um Unheil zu bringen. Ein andermal wieder erscheinen sie, um den Menschen zu helfen, Wünsche zu erfüllen oder ihre sterblichen Liebhaber zu treffen.

So reicht die Legende um die Túatha dé Danann bis hinein in unsere Gegenwart, wie das folgende irische Sprichwort zur Beschwichtigung der Sidhe beweist: Indiu an Luan ní chluinfidh siad sinn. „Heute ist Montag, da werden sie uns nicht hören“…

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

Kommentar

  • Das Erstaunlichste an dieser Geschichte ist, dass die Tuatha de Danann mit den Danavas der Hindhu-Schriften identisch sind. Wie die Tuatha de Danann von der Goettin Danu abstammen, so stammen die Danavas der Hindhus von Kasyapa und seiner Frau Danu ab. Kasyapa ist ein „Sohn Brahmas“ (in der Bibel „Soehne Elohims“ genannt), Danu ist die Tochter von Daksa, auch ein Sohn Brahmas.
    Ihre Vertreibung unter die Erde entspricht der Vertreibung der Titanen (bei den Hindhus „Deityas“ genannt) in den Tartarus (bei den Tibetern „Agharti“, in der Edda „Asgard“ genannt) durch die Olympier (bei den Hindhus „Devas“ genannt).

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