Irische Mythologie

Samhain – das keltische Winterfest

Written by Monika Dockter

Das keltische Fest Samhain war eines der vier großen Ereignisse im Jahreskreis dieses naturverbundenen Volkes. Nachdem die Kelten im Mai mit Beltane den Sommeranfang und im August mit Lughnasad das Lichtfest gefeiert hatten, stand Samhain am Beginn der dunklen Jahreszeit. Im Neu-Irischen heißt das Fest am Abend vor dem 1. November heute Oiche Shamhna und stellt die Herkunft des bekannteren Festes Halloween dar.

1. Die Samhain Bedeutung bei den Kelten

Die Nacht zum 1. November bedeutete bei den Kelten die Grenze zum Winter und damit zur dunklen Jahreszeit. Auch die Grenze zur Anderswelt, zur Totenwelt, war in jener Nacht besonders durchlässig. So glaubten sie, dass sich die Hügel der Feen öffnen und dieselben den Menschen erscheinen konnten. Unter den „Feen“ verstanden die Kelten dabei die Repräsentanten der Vorzeit, die in den uralten Grabhügeln wohnten. Die Seelen der Toten waren mit ihnen verbunden. Zu Samhain also öffneten sich die Tore zur Unterwelt und ihre Bewohner erschienen den Lebenden, um sich mit ihnen zu verbinden. Genau dies ist auch die Bedeutung des Wortes „Samhain“ oder „Samuin“: Vereinigung. Die richtige Aussprache von Samhain ist übrigens „sauwen“ mit einem gehauchten „w“.

Auch andere alte Völker wie die Römer und Griechen feierten Feste, die den Seelen der Toten geweiht waren. Bei all diesen Festen kam es darauf an, die Bewohner der Unterwelt zu besänftigen oder ihre Gunst zu gewinnen. Dies geschah, indem man ihnen in Form von Opfern ihren Anteil am gegenwärtigen Leben gewährte.

Dem Totengott der Kelten, Cromm Cruach, wurde zu Samhain das Opfer der Erstgeborenen gebracht. Für keltisches Verständnis waren es nämlich die Götter der Unterwelt, die der Welt Fruchtbarkeit verliehen, und deshalb mussten diese mit den besten Früchten geehrt werden. Dabei beschenkten die Kelten ihren Gott nicht nur mit den Früchten des Ackers und der Viehzucht, sondern nahmen auch die Menschen nicht aus. Man opferte Cromm Cruach auch die Erstgeborenen. Heute mag man sich nicht einmal mehr vorstellen, welch dramatische Konsequenzen die Ausübung dieses Opfers einst gebracht  hat…

Totengeister

Samhain – Die Nacht der Toten

2. Samhain Bräuche und Rituale

Ein Samhain Brauch, der auf das Jahr 700 vor Christus zurückgeht, ist das große „Fest von Tara“. Das war eine der wichtigsten altirischen Versammlungen, bei der ein großes Feuer entzündet wurde. Auch auf dem Hügel Tlachtga (Hill of Ward), zwölf Meilen von Tara entfernt, wurde ein großes Feuer gemacht. Das Feuer verbannte die Dunkelheit, schützte vor der Macht der eisigen Winterkälte und hielt die bösen Geister der Unterwelt fern.

Außerdem schritten Menschen und Tiere durch das Samhain-Feuer – ein Ritual der Reinigung. Ähnlich wie zu Beltane nahmen die Menschen später die Glut des Feuers mit nach Hause, um ihre eigenen Herdfeuer neu zu entzünden.

Halloween Ursprung, Halloween Geschichte, Samhain

Samhain-Feuer

Ein weiterer Brauch bestand darin, den Verstorbenen kleine Gaben auf die Gräber zu stellen, um sie gnädig zu stimmen. Hier galt demnach dasselbe Prinzip des Gabenopfers wie im Falle des keltischen Totengottes. Auch in christlichen Zeiten, als Samhain allmählich zu Allerheiligen (Halloween) wurde, erhielt sich dieser Brauch. Bis ins 19. Jahrhundert praktizierte man in manchen Gegenden Irlands die Essens-und Getränkegaben vor der Haustür. Heute werden mancherorts Seelenkuchen und Allerseelenbrötchen gebacken und weltweit ziehen die Kinder, um Gaben bettelnd von Tür zu Türe …

Der Brauch des Verkleidens entstand vermutlich aus Furcht vor den Besuchern aus der anderen Welt. Je abstoßender die Verkleidung war, desto eher bestand die Chance, die Geister damit zu verjagen. Und desto größer war die Hoffnung der Maskierten, dass die Geister sie nicht erkannten und später zu ihnen zurückkehrten, um sie heimzusuchen. Nicht zuletzt dieser Brauch ist es auch, der das einstige Samhain mit dem heutigen Halloween verbindet.

3. Wie aus Samhain Halloween wurde

Die „Wandlung“ von Samhain zu Allerheiligen bzw. Halloween erfolgte irgendwann zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert nach Christus. Die christliche Kirche wollte die alten, heidnischen Bräuche der Bevölkerung ausrotten, ohne jedoch die Einheimischen allzusehr vor den Kopf zu stoßen. Also gab sie dem Fest einen christlichen Sinn und machte es zum Ehrentag aller Märtyrer, Heiligen und Verstorbenen. Die alten Bräuchen jedoch übernahm man in etwas abgewandelter Form, und schon war aus Samhain Halloween geworden! Halloween ist die Kurzform des englischen Begriffs All Hallows Eve (von evening „Vorabend“ und hallow „Heiliger“) und bezeichnet damit den Abend vor Allerheiligen.

Es währte allerdings nicht lange und das volkstümliche Irland drückte auch dem neuen Fest seinen eigenen Stempel auf: Statt der verstorbenen Heiligen gedachten und gedenken sie des gänzlich unheiligen Jack O’Lantern. Jack O’Lantern war ein Taugenichts und Trunkenbold, der aufgrund einer Wette mit dem Teufel von der Hölle verschont blieb. In den Himmel kam er dennoch nicht, und so wandert nunmehr seine Seele mit einer ausgehöhlten Rübe im Dunkel zwischen Himmel und Hölle. Die ausführliche Schilderung von Jack O’Lanterns Leben und Tod lest Ihr in unserem Artikel Die Geschichte von Halloween.

Die Geschichte von Jack O’Lantern wurde zum Bestseller, lange ehe es Bestseller gab. Dasselbe gilt für seine Rübenlaterne, auch wenn diese im Lauf der Zeit zum Kürbis wurde. Die irischen Auswanderer nämlich exportierten ihre Halloween-Version nach Amerika, und dort wurde – aus Mangel an Rüben – Jacks Laterne fortan aus einem Kürbis geschnitzt. Von hier aus verbreitete sich die irische Art, Halloween zu feiern, über die ganze Welt. Der Kürbis wurde gar zum unverzichtbaren Bestandteil jeder jahreszeitlichen Dekoration.

Halloween Kürbisse

Gruselige Kürbisse statt Rüber; Photo by Beth Teutschmann on Unsplash

Kurz gesagt: Das heutige Halloween ist eine bunte Mischung aus heidnischem und christlichen Brauchtum mit einer Prise irischen Humors, das weltweit ausgelassen gefeiert wird. Und zwar, ohne sich große Gedanken um die historischen Hintergründe zu machen.

Halloween Festival

Paraden zum Gruseln; Creating Agency: Tourism Ireland

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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  • […] Dekorationen. Der Ursprung des Brauchs geht in seiner Geschichte auf eines der großen keltische Feste zurück, dem Samhain-Fest. Im irischen bedeutet es so viel wie das „Ende des Sommers“ und wurde […]

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