Kelten Irland / Frühgeschichte Irland

Irische Druiden – Hüter von Wissen und Weisheit

Irische Druiden
Written by Monika Dockter

Wer heute den Begriff „Druiden“ hört, denkt an Spiritualität und Heilkunst, an Fähigkeiten wie Magie und Zauberei und eventuell Figuren wie Miraculix und Gandalf. Doch in der keltischen Kultur steckte noch so viel mehr hinter dieser Berufsbezeichnung beziehungsweise dem Amt des Druiden. Diesem „mehr“, der Geschichte vor allem der irischen Druiden, wollen wir hier auf den Grund gehen.

Das Wissen über irische Druiden

Eines ist dabei jedoch ganz allgemein zu bedenken: Alles Wissen, was wir heute zu diesem Thema besitzen, stammt sozusagen aus zweiter Hand. Die irischen Kelten selbst besaßen zwar eine Schrift, verfassten aber keine Aufzeichnungen über ihre Lebensweise.

Erst die Römer, unter ihnen Julius Cäsar, der von der keltischen Kultur fasziniert war, verfassten Schriftwerke über die Druiden und die keltische Religion. Ebenso später die Missionare und Mönche, welche die Kelten vom christlichen Glauben zu überzeugen versuchten. Nicht zu vergessen die zahllosen Sagen, in denen Druiden eine Rolle spielen!

Wirklich faktenbasierte, objektive Geschichtsschreibung über die Druiden gibt es demzufolge nicht. Denn jeder der Verfasser betrachtete sie jeweils „durch seine eigene Brille“ beziehungsweise durch diejenige seiner eigenen Zeit und Religion. Das erklärt, weshalb ein Druide manchmal als Priester und Mittler zwischen Göttern und Menschen dargestellt wird und ein andermal eher als wahrsagender Zauberer, der zwar Heilkräfte besitzt, aber auch nicht davor zurückschreckt,  Menschenopfer zu bringen…

Was bedeutet der Begriff „Druide“?

Bernard de Montfaucon, Public domain, via Wikimedia Commons

Es gibt verschiedene Erklärungen für den Ursprung dieses Begriffs. Eine davon führt ihn auf das Wort doire zurück, ein Gälisch-Irisches Wort für die Eiche, der gleichzeitig auch Weisheit bedeutet. Druiden fühlten sich nämlich sehr verbunden mit der Natur und ihren Kräften, und betrachteten Bäume als heilig, insbesondere die Eiche. Somit wäre ein Druide wörtlich ein „Eichenkundiger“.

Eine andere Erklärung basiert auf der indogermanischen Wortwurzel dru-wido. Damit übersetzt sie den Begriff Druide mit Ein besonders weit Sehender  oder besonders viel Wissender.

Das Wirken der irischen Druiden

Diese Definition sagt auch bereits einiges über das Leben eines Druiden aus. Druiden waren die Träger von großer Weisheit und deshalb die obersten Richter des Landes. Sie waren gleichgestellt mit den Stammesfürsten, und oftmals galt ihr Wort sogar noch mehr als das der Könige.

Als Heilkundige halfen sie den Menschen vor allem mit den Kräften der Natur und gaben diese Fähigkeiten an ihre Nachfolger weiter.

Als Priester pflegten sie die religiösen Bräuche wie das Darbringen von Opfern und das Feiern von Festen wie Samhain, Imbolc und Beltane. Damit galten sie als Mittler zwischen der Menschenwelt und der Anderswelt.

Hier ein wenig mehr über ihre verschiedenen Aufgabenbereiche:

Druiden als Ratgeber und Richter

In der keltischen Gesellschaft gab es ein strenges Rechtssystem. Die Druiden wachten darüber, dass dieses Recht eingehalten wurde und verhängten Strafen, falls dem nicht so war. Meistens waren das finanzielle Strafen.  Wer das Urteil des Druiden nicht beachtete, wurde aus der (religiösen) Gesellschaft ausgestoßen und verlor alle Rechte.

Ihr enormes Wissen über die Kräfte der Natur und der Sterne,  kombiniert mit der Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen, machte die Druiden zu den idealen Ratgebern ihrer Fürsten. Ihre Worte konnten über Krieg und Frieden entscheiden. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Druide Cathbad aus den Sagen des Ulster-Zyklus.((link?))

Druiden als Heilkundige

Als solche beschäftigten sich die Druiden vor allem mit der Natur und ihrem Wesen. Sie untersuchten Pflanzen und Kräuter auf ihre Heilkräfte hin, brauten daraus Elixiere und Tränke, die verschiedene Leiden heilen konnten. Dabei kamen auch bestimmte druidische Formeln und Beschwörungen zum Einsatz.

Was den Freund der „Asterix und Obelix“-Comics freuen dürfte: Eine besondere Rolle unter den Heilpflanzen spielten tatsächlich die Misteln, die man wegen ihrer Wirkung für viele Tränke benötigte. Man hielt sie für eine magische, heilige Pflanze und für ein Bindeglied zwischen Himmel und Erde.

Überhaupt spürten die Druiden eine tiefe Verbundenheit mit Bäumen und Pflanzen und Tieren, die oft als Schutzgeister angesehen wurden. Sogar Steinen, Gewässern und Bergen wurden spirituelle, magische Kräfte zugeschrieben.

Die Eiche beispielsweise galt als der heiligste Baum beziehungsweise die mächtigste Pflanze, aber auch Haselnusssträucher spielten eine wichtige Rolle.

Heilkunde der irischen Druiden

Bild von andreas160578 auf Pixabay

Druiden als Priester

Damit wären wir auch bei ihrer religiösen Aufgabe angelangt. Druiden waren die Vermittler zwischen den Lebenden und der Anderswelt. Die Kelten glaubten daran, dass die menschliche Seele nach dem Tod entweder in Form eines anderen Lebewesens wiedergeboren wird oder in einer anderen Welt weiter lebt.

Genau mit dieser Welt konnten die Druiden in Kontakt treten, beispielsweise durch das Darbringen von Opfern. Gebräuchlich waren Tier- und Pflanzenopfer. Stiere, Widder und Schweine waren üblich bei den Tieren; für Pflanzenopfer nutzte man Blüten, Zweige  und daraus zubereitete Speisen. Ob es in Irland tatsächlich auch Menschenopfer gab, wie manche Quellen behaupten, ist fraglich.

Über diese reinen Opferrituale hinaus zelebrierten die Druiden, wie bereits erwähnt, religiöse Festlichkeiten zu Ehren bestimmter Gottheiten. Das Sommeranfangsfest Beltane zum Beispiel war (neben seiner Funktion als Fest der Fruchtbarkeit) dem Sonnengott und dem Feuergott gewidmet.

Die Ausbildung eines Druiden

Die Ausbildung zum Druiden begann bereits in der Kindheit und konnte bis zu zwanzig Jahre dauern. Abhängig war dies unter anderem vom Gedächtnis des sogenannten Druidenanwärters.

Da die alten, weisen Druiden ihr enormes Wissen nur mündlich weitergaben, wurde es zu einer Art „Geheimwissen“. Und den jugendlichen Anwärtern blieb nichts anders übrig, als alles auswendig zu lernen, meist in Form von Versen. In diesen Versen ging es um magische Formeln für Gesundheit und Heilung, das Brauen der Elixiere.

Neben ihrer Ausbildung in Medizin und Naturkunde lernten sie auch Astronomie, Geographie und alles über die Welt ihrer Götter.

Die verschiedenen Ämter und Rangstufen, die ein Druide erreichen konnte, erkannte man an der Farbe ihrer Gewänder. Der älteste Druide trug ein goldenes Gewand, die „gewöhnlichen“ Druiden, die als Priester fungierten, trugen weiße Gewänder, wie auf den meisten Abbildungen zu sehen.

Druiden heute

Im Umfeld des sogenannten Neuheidentums gibt es bis heute Menschen, die sich als Druiden bezeichnen. Großbritannien hat das Druidentum im Jahr 2010 sogar offiziell als Religion anerkannt, der etwa zehntausend Menschen anhängen (Stand 2018). Die meisten der Neo-Druiden stammen aus England und Irland.

So haben sich in Irland unterschiedliche druidische Gruppen gebildet, darunter das irische College der Druiden, eine irische Druidenschule im County Roscommon und der Kilkenny Druid Grove.

Wer sich dagegen den alten Druiden näher fühlen möchte, besucht den Hill of Uisneach im County Westmeath. Er gilt als das spirituelle Zentrum des alten Irland, denn hier brannte einst das erste heilige Feuer der Druiden. Laut Legende hatte Mide, der oberste Druide der Milanesier, es entzündet, und der Sonnengott Lugh hatte den Hügel erwählt, um hier das Fest Beltane zu feiern.

Heute findet man dort auch eine Kirche für den Irlandmissionar St. Patrick und eine heilige Quelle für St. Brigid. Möglicherweise ein Symbol dafür, wie der christliche Glaube die keltische Religion verdrängte?!

Hill of Uisneach

Hill of Uisneach, Co. Westmeath; © Failte Ireland

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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