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Castlebar im County Mayo

Castlebar
Written by Neil Saad

Die Grafschaft Mayo im Westen von Irland gehört zu den ländlichsten und einsamsten Regionen auf der Grünen Insel. Endlose Moore, unterbrochen von kalten Seen in stillen Tälern und rauen Gebirgszügen, prägen eine melancholische Landschaft. Zwischen Downpatrick Head im Norden und den Ufern des Killary Harbour im Süden fällt es leicht, die Seele einfach mal baumeln zu lassen. Dagegen deutlich lebhafter geht es in Castlebar, der Hauptstadt des County Mayo zu. Hier treffen Beschaulichkeit auf Lebhaftigkeit, Moderne auf Geschichte. Dazu liegt die kleine Stadt zentral inmitten der Grafschaft. Ideal als Basis für eine ausgiebige Erkundung der gesamten Region.

Castlebar im County Mayo

Castlebar befindet sich im Herzen des County Mayo und unmittelbar an der Nationalstraße 5, die Dublin mit der Westregion verbindet. In knapp drei Stunden ist die Strecke von der Hauptstadt aus zurückgelegt. Zudem ist es jeweils eine Stunde bis nach Galway im Süden sowie Sligo im Nordwesten von Irland. Durch die zentrale Lage sind beliebte Orte und Regionen der Grafschaft Mayo wie der Croagh Patrick, Westport, Achill Island, der Ballycroy Nationalpark oder die Nordküste um Downpatrick Head auf kurzen Wegen erreichbar. Die Stadt selbst bietet ein lebhaftes Ambiente. Die kleine Innenstadt ist voller Läden, Cafés, Restaurants und Bars. Bei einem Rundgang stolpert man automatisch über einige Sehenswürdigkeiten sowie Erinnerungsstätten, die der langen Stadtgeschichte gedenken.

Die Geschichte von Castlebar

Die Ursprünge von Castlebar gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. Zu der Zeit baute die de Barry-Familie eine Burg im heutigen Stadtkern. Dazu machte die Stadt im ausgehenden 18. Jahrhundert auf sich aufmerksam. Während der letztlich von den Engländern niedergeschlagenen Rebellion von 1798 war Castlebar zeitweise unter irischer Kontrolle und die Rebellen riefen gar eine freie Republik aus.

Die Burg der de Barrys in Castlebar im County Mayo

Die de Barrys sind eine normannische Familie, die Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Invasion Englands  im heutigen Wales siedelte. Nach der anglo-normannischen Invasion Irlands im späten 11. Jahrhundert blieb ein Familienzweig auf der Grünen Insel sesshaft. Ihren Sitz etablierten sie ab 1235 in der Grafschaft Mayo, östlich des Lough Lannagh. Um die Burg herum entstand mit der Zeit eine Siedlung: Das heutige Castlebar. Während von der Burg der de Barrys keine Überreste mehr erhalten sind, findet sie sich im ursprünglich irischen Stadtnamen wieder. Caisleán an Bharraigh bedeutet übersetzt Burg der Barrys. Auch die anglizierte Form Castlebar greift diese Namensherkunft auf.

Castlebar und die Republik Connacht

Während der gescheiterten Revolution von 1798 landeten französische Truppen gemeinsam mit dem irischen Revolutionär Theobald Wolfe Tone an der Nordküste des County Mayo. Gemeinsam mit den irischen Rebellen vertrieben sie die englische Soldaten aus den Orten Killala und Ballina. Anschließend zogen sie nach Castlebar weiter. Auch dort besiegten sie die stationierten Engländer. Nachdem sie somit eine ganze Region unter ihre Kontrolle brachten, riefen der französische Anführer Jean Joseph Humbert ein paar Tage später die Republik Connacht aus. Hierbei war sich der erfahrene General des Umstands bewusst, dass er Verstärkung brauchte, um seine errungenen Erfolge zu sichern. Deshalb hoffte er, durch die Ausrufung der Republik Connacht mit Sitz in Castlebar, lokale Bewohner zu den Waffen zu rufen. Zudem machte er einen John Moore zum Präsidenten der neu geschaffenen Republik. Dieser John Moore war Sohn des ortsansässigen Weinhändlers George Moore. Wiederum diese baute wenige Jahre zuvor die beeindruckende Moore Hall am Lough Carra.

Jedoch schlugen die Engländer zeitgleich die Revolution an der Ostküste von Irland nieder. Schließlich rückten sie gen Westen und besiegten nach einigen Kämpfen Humbert und seine Gefolgschaft in Killala. So endete die Republik Connacht nach nur zwölf Tagen. Ein folgender Versuch, der Franzosen, neu in Irland zu landen, scheiterte. Bei der Seeschlacht um Tory Island besiegte die englische Marine die nachrückenden Schiffe aus Frankreich.

Tory Island Seeschlacht

(c) National Museums Northern Ireland; Supplied by The Public Catalogue Foundation

Zur langfristigen Sicherung von Castlebar als Zentrum des Westens von Irland, entstand in den 1830er Jahren eine Kaserne in der Stadt. Diese besetzten die englischen Soldaten für nahezu 100 Jahre ehe sie im Zuge des irischen Unabhängigkeitskrieges 1922 zunächst niedergebrannt und schließlich von irischen Kämpfern besetzt wurde. Später blieb sie im Besitz der irischen Armee. Schließlich in 2012 schloss diese den Standort und übergab die Gebäude an die Verwaltung der Grafschaft Mayo.

Sehenswürdigkeiten in Castlebar im County Mayo

In Castlebar selbst und in der näheren Umgebung gibt es einiges zu entdecken und zu unternehmen. Museen, Natur, ein Gin Trail und Outdoor-Aktivitäten bilden die To-Do-Liste für den Aufenthalt in Mayos Verwaltungssitz. Doch schon ein Spaziergang durch das Zentrum des Ortes lohnt sich. Historische Gebäude finden sich an vielen Stellen, teilweise bis in das 18. Jahrhundert zurückgehend. So datiert die Christchurch gar auf das Jahr 1739.

Das National Museum of Country Life

Das irische Nationalmuseum hat seine Hauptausstellungen in Dublin. Jedoch eine Ausstellung widmet sich dem Leben im ländlichen Irland und diese befindet sich wenige Minuten außerhalb von Castlebar. Im National Museum of Country Life lernen Besucher alles über das idyllische, oftmals romantische verklärte Leben in Rural Ireland. Sowohl moderne Aspekte als auch vor allem historische Seiten finden sich in der Dauerausstellung wieder. Eine ideale Gelegenheit, um in das Leben der Menschen abseits der Städte einzutauchen. Umgeben ist das Museum vom Turlough Park, einer gepflegten Parkanlage samt See und Spazierwegen. Der Eintritt in das Museum ist kostenlos. Öffnungszeiten befinden sich auf der Webseite des National Museum of Country Life in Castlebar.

Museum of Ireland - Country Life im Turlough Park

Photo by © National Museum of Ireland

Castlebar Gin Trail

Nicht nur tagsüber gibt es vieles zu entdecken. Mit seinen zahlreichen Pubs ist Castlebar auch für Nachtschwärmer ein tolles Ziel. Hierbei gibt es seitens der einheimischen Barszene das Bestreben, Irlands Gin-Hauptstadt zu werden. Dazu gibt es den Castlebar Gin Trail, zu dem derzeit zwölf Pubs gehören. Jedes Public House bietet einen unterschiedlichen Haus-Gin an. Eine tolle Gelegenheit, um auch unbekanntere Gins kennenzulernen.

Draußen aktiv

Aktiv sein fällt in Castlebar nicht schwer. Unmittelbar am westlichen Ortsrand befindet sich der Lough Lannagh und ein asphaltierter Weg führt um den See herum. So bleiben nach nur wenigen Minuten die Geräusche des Ortes zurück und Spaziergänger finden sich in einer landschaftlichen Idylle wieder. Der ebenerdige Rundweg hat eine Gesamtlänge von zwei Kilometer und ist eine schöne Aktivitäten für den Nachmittag nach einem ausgiebigen Lunch.

Wer etwas mehr unternehmen möchte, für den ist der Great Western Greenway das Richtige. Dieser beginnt am National Museum of Country Life und endet nach 45 Kilometern in Westport am Ufer der Clew Bay. Mit dem Rad ergibt dies eine ausgedehnte Tagestour. Zu Fuß lässt sich das Umland von Castlebar so gemächlich binnen zwei Tagen erwandern. Der Great Western Greenway ist Teil der jüngeren Greenways in Irland.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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