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Der Ballycroy Nationalpark Irland: Wild, Wild, West

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Written by Neil Saad

Irland strahlt auf viele Menschen seit Ewigkeiten den Reiz wilder, verlassener Landschaften aus. In tiefen Wolken versunkene Berge, lang gestreckte Täler und kilometerweite, einsame Moore; Nebel verhangen. Was immer Reiseführer erzählen: Nirgendwo treffen Irland-Reisende dieses reizvolle Bild so eindrucksvoll an wie in der Grafschaft Mayo. Besonders der Ballycroy Nationalpark sticht hervor. Eingerahmt von den wilden Bergen der Nephin Beg Range, befindet sich dieses riesige, einsame Moorgebiet an der Westküste von Irland. Der wilde Westen der Grünen Insel lädt Besucher ein, die bekannte Zivilisation zu verlassen und fernab aller Pfade die Natur so intensiv wie nie zuvor kennenzulernen. Das erwartet Euch im Ballycroy Nationalpark in Irland.

Der Ballycroy Nationalpark: ein schützenswertes Naturerlebnis

Der Ballycroy Nationalpark liegt in der Nordhälfte der Grafschaft Mayo. Dort bildete sich zwischen Atlantik und dem Gebirge der Nephin Beg Range über die Jahrtausende ein einzigartiges Moorgebiet. Dabei begünstigten die milden, irischen Winter und regenreiche Sommer die Formation des Moores an der Atlantikküste. Das Hochmoor im Ballycroy National Park ist eines der wenigen, verbliebenen, intakten Hochmoore in Nordeuropa. Wichtiger Teil dieses Ökosystems ist der Owenduff River. Der Fluss durchquert das Moorgebiet und dient als natürliche Drainage. Traurigerweise ist er europaweit der letzte Fluss, der noch diese Funktion für ein Hochmoor ausübt.

Während andernorts Landnutzung, Erosion und Torfabbau zur Nutzung als Brennstoff die Moorflächen minderten, blieb das Hochmoor von Ballycroy intakt. Deshalb genießt das Ökosystem seit 1997 einen besonderen Schutzstatus durch gesetzliche Regularien der EU und des irischen Staats. Um diesen Schutz zu gewährleisten, entstand im Jahr 1998 der Nationalpark. Damit zählt er zu den vielen wundervollen Nationalparks in Irland. Neben seiner vorrangigen Funktion der Konservierung dient er als Lehrbeispiel in Sachen Naturerlebnis und Umweltschutz. Daneben ist er ein populäres Ausflugsziel für Naturfreunde, Wanderer und naturbewusste Camper.

Flora und Fauna im Nationalpark

Das Moor im Ballycroy Nationalpark bietet Lebensraum für eine vielseitige Flora und Fauna. Typische Moorpflanzen besiedeln das 117 Quadratkilometer große Parkgebiet. Vor allem Sommerheide und Winterheide verwandeln in Blüte die Berghänge in bunte Teppiche. Dagegen wachsen in Feuchtgebieten vor allem Moose und bestimmte Grasarten gut. Dazwischen gedeiht eine Vielzahl an Wildblumen und bietet Futter für zahllose Insekten.

Daneben lebt im Nationalpark eine artenreiche Vogelwelt. Hierunter befinden sich verschiedene, seltene Arten. So kreisen am Himmel Wanderfalke und Mauersegler, zwei rare Vogelarten. In den weiten Grasfeldern und zwischen der Heide sind Godlregenpfeifer und das Moorschneehuhn zuhause. Dazu kehren jährlich Blessgänse aus Grönland zurück nach Irland zur Überwinterung. Die Ankunft der zahlreichen Tiere ist dabei ein beeindruckendes Schauspiel.

Nur wenige Berghänge der Nephin Beg Range sind heute bewaldet. Dabei sind die vorherrschenden Baumkulturen Nadelgehölze wie Fichten. Diese nutzen Rothirsche als Versteck. Eins lebten diese in größerer Anzahl im Gebiet des heutigen Nationalparks. Jedoch sorgte die Jagd auf die Tiere zum Aussterben der Herden. Heute bevölkert eine neu ausgesiedelte Herde Rothirsche seit kurzer Zeit wieder die einsamen Landschaften.

Auch die Flüsse wie der Owenduff River sind tierisch bewohnt. Hierbei sind es vor allem Lachse, die zum Laichen den Atlantik verlassen und flussaufwärts schwimmen. Dabei kehren sie stets an den Ort ihrer eigenen Geburt zurück. Nach der Laichzeit verlassen sie den Fluss wieder, gefolgt von den Jungfischen.

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„Ballycroy National Park, Ireland“ by Fabian Walden is licensed under [CC BY 2.0] no changes were made

Das Ballycroy National Park Visitor Centre

Umfangreiche Informationen über den Nationalpark bietet das Ballycroy National Park Visitor Centre. Es befindet sich im kleinen, namensgebenden Ort Ballycroy am Westrand des Parkgebiets. Eine kleine Ausstellung bringt Besuchern den Ballycroy Nationalpark näher. Ein Café im Besucherzentrum bietet kleine Snacks und Erfrischungen an.

Dazu gibt es unmittelbar am Gebäude einen künstlich angelegten Tümpel. An diesem sind Flora und Fauna des Moors im kleinen Rahmen authentisch nachgebaut. Wer sich davon inspiriert fühlt, den lädt ein zwei Kilometer langer Rundweg zu einem Kurz-Trip in die Natur ein. Der ausgebaute Tóchar Daithí Bán Nature Trail ist für jedermann geeignet. Er vermittelt einen tieferen Eindruck der Tier- und Pflanzenwelt der Region. Dabei sind die Broschüren über die verschiedenen Tiere und Pflanzen empfehlenswert. Anhand dieser lassen sich unterwegs Tiere und Pflanzen bestimmen. Vor allem für Kinder ein großer Spaß. Die Broschüren sind im Besucherzentrum oder online auf der Webseite des Nationalparks erhältlich.

Ein Highlight am Besucherzentrum ist die Aussichtsplattform auf dem kleinen Hügel im Rücken des Gebäudes. Von dort genießen Besucher einen 360-Grad-Rundblick auf das Parkgebiet im Osten sowie auf die Küstenregion Mayos im Westen. Der Ausblick umfasst die nahe Clew Bay sowie Achill Island mit seinen mächtigen Bergen.

Einsamkeit im Wild Nephin Gebiet

Östlich des Ballycroy National Park Visitor Centre enden die Straßen. Dort, wo der Nationalpark beginnt, verliert sich die Zivilisation. Kein Pfad, kein Weg und keine Wegweiser führen durch das wilde, unbesiedelte Moor. Unwegsames Terrain dominiert die Aussicht soweit das Auge reicht. Im Osten bildet die Nephin Beg Range den Hintergrund dieser landschaftlichen Bühne. Der Gebirgszug deckt den östlichen Teil des Nationalparks ab und erstreckt sich über diesen hinaus. Höchster Berg des Gebirges ist Nephin (806 Meter), der zweithöchste Berg der Grafschaft Mayo.

Der Berg Nephin befindet sich bereits außerhalb des Gebiets des Nationalparks. Jedoch zählt er zum sogenannten Wild Nephin Gebiet, einem Gebiet, welches den Nationalpark und den Rest des Gebirges umfasst. In dieser weitläufigen Bergregion zwischen dem Nationalpark und dem Berg Nephin befindet sich die einzige, bewaldete Fläche. Hier herrschen dunkle Fichtenwälder, undurchdringlich für Besucher.

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Ballycroy Nationalpark Wanderwege, © Failte Ireland

Wandern im Ballycroy Nationalpark

Die Berge der Nephin Beg Range sind für Wanderer traumhafte Ziele. In dem abgelegene Gebirge finden erfahrene Bergwanderer zahlreiche Routen für lange wie kurze Wanderungen. Jedoch eignen sich die Wanderungen nur für Wanderprofis. Wer mit Karte und Kompass und widrigen Wetterverhältnissen zurecht kommt, der erlebt im Ballycroy Nationalpark großartige Wandererlebnisse. Unter den beliebtesten Wanderrouten ist der Glendahurk Horseshoe eine der schönsten Bergwanderungen für Wanderprofis in Irland.

Um die Einsamkeit des Ballycroy National Parks ohne jahrelange Wandererfahrungen zu erleben, empfiehlt sich eine Wanderung auf dem Bangor Trail. Dieser führt über 29 Kilometer durch den Nationalpark. Dabei startet der Bangor Trail im Ort Bangor am Nordwestrand des Parks und endet an einem Parkplatz mit Schutzhütte, der Brogan Carroll Bothy. Diese einfache Unterkunft ist das erste Stück Zivilisation, welches Wanderer nach dem Verlassen von Bangor erblicken.

Die Wanderung auf dem gut beschilderten Bangor Trail dauert bis zu zwölf Stunden. Deshalb ist sie bei sportbegeisterten Wanderern beliebt. Dagegen gehen es andere wiederum ruhig an: Sie teilen den Bangor Trail auf zwei Wandertage auf und zelten in der freien Natur. Wildes Campen im Ballycroy Nationalpark ist ohne Weiteres erlaubt. Lediglich offenes Feuer ist nicht gestattet.

An der Brogan Carroll Bothy starten weitere, beschilderte Rundwanderwege. Hierbei sind diese zwischen sechs und zwölf Kilometer lang. Die Rundwanderungen eignen sich gut für unerfahrene Wanderer oder Familien mit Kindern.

Die totale Dunkelheit im Mayo Dark Sky Park

Die völlige Menschenleere des Ballycroy Nationalparks bringt große Vorteile für Sternengucker. Ohne künstliche Lichtquellen weit und breit gibt es nur wenige Orte in der westlichen Welt, die bei Nacht derart dunkel sind, wie die weite Landschaft in Nord-Mayo. Deshalb erhielt der Ballycroy National Park von der International Dark Sky Association (IDA) das höchste Zertifikat als International Dark Sky Park. Hierbei zeichnen sich Dark Sky Parks wie der Mayo Dark Sky Park als besonders frei von Lichtemissionen aus. Insgesamt drei Aussichtspunkte identifizierte die IDA im und um den Nationalpark. An diesen genießen Freunde des abendlichen Sternenhimmels – bei klaren Himmelsverhältnissen – einen atemberaubenden, weil ungetrübten Blick auf das Firmament. Die zwei Aussichtspunkte innerhalb des Nationalparks sind am Besucherzentrum und an der Broghan Carroll Bothy.

Den Ballycroy Nationalpark besuchen

Der Ballycroy Nationalpark ist ein wahrer Outdoor-Park. Anders als Nationalparks wie der Wicklow Mountains Nationalpark können Irland-Reisende nicht mit dem Auto durch das Gebiet fahren. Die einzigen Optionen bestehen in einer Wanderung durch den Park entlang des Bangor Trail oder entlang der Rundwege an der Broghan Carroll Bothy. Deshalb bietet sich für die meisten Reisenden ein Besuch des Visitor Centres an. Dort erhalten Besucher alle Informationen für den weiteren Besuch des Parkgebiets.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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