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Timoleague im wunderschönen West Cork

Timoleague Friary West Cork
Written by Neil Saad

Ein Merkmal der wunderschönen Region West Cork sind die vielen kleinen Dörfer und Kleinstädte, die sich entlang der wilden Küste im Süden Irlands verteilen. Mal landschaftlich reizvoll, mal schlicht idyllisch und meistens historisch äußerst interessant – so lassen sich diese Orte am besten beschreiben. Darunter ist Timoleague eine historische Perle in West Cork. Mutmaßlich gegründet vom Heiligen Molaga und umkämpft von irischen Stammesführern und Anglo-Normannen, blickt der kleine Ort auf eine reiche Geschichte zurück. Dabei finden sich beeindruckende Relikte dieser Historie noch heute vor Ort. Deshalb darb bei einer Rundreise durch die Region West Cork ein Zwischenstop in Timoleague keinesfalls fehlen.

Timoleague in West Cork: Zwischen Clonakilty und Kinsale

Timoleague ist ein kleiner Küstenort in West Cork. Das Dorf liegt am schmalen Westende der Mündungsbucht des Flusses Argideen. Gute 50 Kilometer und knapp eine Stunde Fahrtzeit sind es von Cork City. Wer von der Hauptstadt des County Cork aus die traumhafte Küste von Cork entlang fährt, durchfährt Timoleague auf seinem Weg von Kinsale nach Clonakilty. Hierbei ist Kinsale lediglich eine 30-minütige Autofahrt entfernt. Bis nach Clonakilty beträgt die Reisezeit sogar nur 15 Minuten.

Timoleague Friary

Sehenswürdigkeit in West Cork (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Historischer Küstenort

Wann der Ort tatsächlich gegründet wurde, ist heute unbekannt. Ein wenig Aufschluss gibt sein Name. Timoleague entspringt der ursprünglich irischen Bezeichnung Tigh Molaige. Übersetzt bedeutet dies „Das Haus von Molaga“. Hierbei ist Molaga ein christliche Figur aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Molaga, der später zum Heiligen St. Molaga wurde, soll angeblich die Bienenzucht nach Irland gebracht haben. Daneben heißt es, er gründete eine kleine Klostersiedlung an Ort und Stelle des heutigen Küstenortes Timoleague in West Cork.

Wo vielleicht einst diese Klosteranlage stand, existiert heute die Ruine eines jüngeren, dafür aber beeindruckenden Kirchenbaus. Hierbei ist die Timoleague Friary nicht nur historisch bedeutend sondern heute vor allem die Hauptsehenswürdigkeit des Ortes. Mit einer Bevölkerung von wenigen Hundert Menschen ist das Dorf selbst ein echtes Kleinod. Dennoch befinden sich innerorts mehrere Pubs, die nicht nur tagsüber für Erfrischungen sorgen. Auch abends laden sie mit einer herzlichen Atmosphäre zum Verweilen ein.

Aktivitäten in der Region

Bis in das Jahr 1947 verband eine Eisenbahnlinie Timoleague mit seinem fünf Kilometer entfernten Nachbardorf Courtmacsherry. Jenes liegt am Ostende der Mündungsbucht des Argideen River. Heute folgt ein ausgebauter Spazierweg der alten Bahntrasse und stellt eine schöne Draußenaktivität dar. Während der kurzen Wanderung lässt sich das Ambiente der Bucht in vollen Zügen genießen. Unterwegs, etwa auf halber Strecke nach Courtmacsherry, befindet sich mit der Abbeymahon Abbey die Ruine einer Abtei des Zisterzienserordens. Für die Verhältnisse des Ordens von kleinem Maßstab, existierte das Kloster seit 1270. Zur Zeit der Auflösung der Klöster während der englischen Reformation galt die Abbeymahon Abbey nur noch als kleine Kirche. Ihre Ruinen am Ufer der Bucht sind heute dennoch einen Zwischenhalt wert.

Timoleague Brown Pudding

Der kleine Ort darf sich rühmen, eine lokale Variante des bekannten Black Puddings sein Eigen nennen zu können. Hierfür existiert eine eigene Rezeptur, die der beliebten Frühstücksspeise eine hellere Farbe verleiht und deren Bezeichnung offiziell geschützt ist. Deshalb dürfen nur Zutaten aus einem Umkreis von zehn Kilometern um den Ort herum verwendet werden.

Die Klosterruine der Timoleague Friary in West Cork

Im 13. Jahrhundert herrschte ein Zweig des McCarthy-Clan über die Region. Die McCarthys zu jener Zeit waren die Könige des Kleinkönigreichs Desmond, welches sich über nahezu den ganzen Südwesten Irlands erstreckte. Der Familienzweig lebte im nahegelegenen Kinsale und stiftete dem Franziskaner-Orden das Land für den Bau der Timoleague Friary. Wann genau dies geschah, darüber streiten sich die Gelehrten. Dabei datieren einige die Gründung auf das Jahr 1240. Wiederum andere sehen einen Bau nicht vor dem beginnenden 14. Jahrhundert.

Auch standen zu jener Zeit die McCarthys wie so viele irische Herrscherfamilien unter dem Druck der anglo-normannischen Invasoren, die sich nach der Invasion ausbreiteten und Land beanspruchten. In ihrem Einflussgebiet etablierte sich die de-Barry-Familie. Zwar kamen beide Familien in der Folge weitesgehend friedlich miteinander aus, heirateten untereinander und regierten über ihre Ländereien. Allerdings gehörte Timoleague zum Besitz der de Barrys. Welche der beiden Familien nun letztlich die Gründung des Klosters für sich beanspruchen kann, bleibt unklar. Jedenfalls lebte der Franziskaner-Orden in dem Kloster bis in das 17. Jahrhundert. Während dieser langen Jahrhunderte gingen zahlreiche Umbauten und Erweiterungen an der Anlage auf die McCarthys und de Barrys zurück.

Timoleague Abbey West Cork

Ruinen einer einst mächtigen Anlage (Foto: Neil Saad/ Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Timoleague Friary in West Cork: Ort der Lehre und des Glaubens

Über die Zeiten etablierte sich die Timoleague Friary in West Cork als ein Ort der Lehre und des Glaubens. Tatsächlich wuchs die Anlage zur größten ihrer Art in der Region. Verschiedene Schriften wie das Book of Lismore, ein kunstvolles Schriftstück, ähnlich dem bekannteren Book of Kells, werden mit dem Kloster assoziiert. Allerdings mussten die Mönche des Ordens im Zuge der Reformation der englischen Kirche Mitte des 16. Jahrhunderts die Anlage verlassen. Jedoch kehrten sie Anfang des 17. Jahrhunderts zurück. Während verschiedener kriegerischer Auseinandersetzungen in der Region geriet das Kloster zweimal in das Visier englischer Angreifer. In 1612 und in 1642 kam es jeweils zu massiven Schäden am Bauwerk. Die Franziskanermönche suchten temporär Zuflucht außerhalb ihrer heimischen Gemäuer. In 1642 waren die Beschädigungen so groß, dass der Orden die Timoleague Friary in West Cork endgültig verließen. Dennoch war dies nicht ihr Ende. Denn einzelne Mönche lebten noch bis in das späte 17. Jahrhundert in den Ruinen der altehrwürdigen Anlage.

Die Timoleague Friary in West Cork besichtigen

Heute ist die Timoleague Friary in West Cork ein tolles Ausflugsziel. Dabei ist allein ihre idyllische Lage unmittelbar am Ufer der großen Mündungsbucht des Argideen River einen Halt wert. Von außen fällt ihre Größe auf. Hieran lässt sich die einstige Bedeutung des Klosters erahnen. Dabei heißt es, zu ihrer Hochzeit war die Gesamtanlage um ein vierfaches größer als die heutigen Überreste. Von diesen gehen viele auf den ursprünglichen Bau im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert zurück. Bemerkenswerte Teile der Ruine sind der Glockenturm aus dem 16. Jahrhundert und die Überreste des Klostergartens, zentral innerhalb der Ruinen.

Für Besucher steht die Timoleague Friary zur Besichtigung offen. Dabei fällt kein Eintritt an. Parkplätze sind direkt an der Anlage verfügbar, auch für größere Busse.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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