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Die Zisterzienser in Irland

Baltinglass Abbey Wicklow
Written by Neil Saad

Der Orden der Zisterzienser hat in Irland einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach der Ankunft der ersten Mönche auf der Grünen Insel im 12. Jahrhundert entstanden zahlreiche große und prächtige Klostersiedlungen. Heute zählen einigen von ihnen zu den stimmungsvollsten Klosterruinen ganz Irlands. Darum lohnt es sich so sehr, ein Zisterzienser-Kloster in Irland zu besuchen. Ein Ausflug in die bewegte Vergangenheit des christlichen Irlands.

Wer sind die Zisterzienser?

Die Zisterzienser sind ein katholischer Orden. Seinen Ursprung hat dieser im Benediktiner-Orden. Die Benediktiner folgen den Lehren ihres Gründers, des Heiligen Benedikt von Nursia. Dabei gründete der Heilige Benedikt im 6. Jahrhundert verschiedene Klostersiedlungen in Italien. Über die folgenden Jahrhunderte verbreitete sich die Strömung über den europäischen Kontinent. Hierbei gehört zur Lebensweise der Benediktiner die Regula Benedicti, die Benediktiner-Regeln. Diese sieht ein streng klösterliches Leben unter dem Motto „Bete und Arbeite“ vor. Dazu gehörte die Zurückgezogenheit von der Außenwelt, tägliches Gebet und Arbeit. Zudem sind Bescheidenheit, Demut und Gehorsam Tugenden, denen sich die Mönche verpflichten. Aufgrund ihrer schwarzen Kutten sind die Ordensangehörigen als Schwarze Mönche bekannt.

Über die Zeit legten die Mönche und Äbte einiger Benediktiner-Klöster die Regularien weniger streng aus. Dadurch kehrten allzu weltliche Aspekte des Lebens in die Klöster ein. Während dies einigen Mönchen befreiend vorkommen musste, fanden sich andere darin nicht mehr wieder. Darum verließen Ende des 11. Jahrhunderts in Frankreich einige Mönche den Benediktiner-Orden. Sie gründeten ihren eigenen Ableger im französischen Citeaux. Dies war die Geburtsstunde der Zisterzienser. Dabei verpflichtete sich der neue Orden stärker den Benediktiner-Regeln. Zudem wählten die Mönche als Ordenskluft eine weiße Robe. Dadurch spiegelte sich der unbefleckte Neuanfang wider. Zudem stand das Weiß im größtmöglichen Kontrast zum Schwarz der Benediktiner.

jerpoint abbey

Gravuren in der Jerpoint Abbey, County Kilkenny © Humphrey Bolton (cc-by-sa/2.0)

Die Zisterzienser in Irland

Erste Schritte des Ordens auf der Grünen Insel

Es folgte ein rapides Wachstum des Ordens durch die Gründung zahlreicher Klöster in Europa. Darunter entstanden ab 1142 die ersten Anlagen in Irland. Dabei war die Old Mellifont Abbey in der Grafschaft Louth das erste Zisterzienser-Kloster in Irland. Die Gründung der Zisterzienster in Irland geht auf den Heiligen St. Malachy von Armagh zurück. St. Malachy brachte die neuen Lehren der Zisterzienser von einer Reise auf den Kontinent mit. Zuvor war auch im christlichen Irland eine lasche Auslegung des Mönchsleben eingekehrt. Deshalb erschien die neue Weise der aufstrebenden Zisterzienser dem St. Malachy ideal für die Wiederherstellung ursprünglicher Klostersitten geeignet.

Der Heilige Malachy sollte recht behalten. Von Mellifont ausgehend verbreiteten sich die Zisterzienster über ganz Irland. Als zweites Zisterzienster-Kloster in Irland folgte 1147 die Bective Abbey im County Meath und anschließend 1148 die Baltinglass Abbey im County Wicklow. Insgesamt 23 Klöster entstanden bis Anfang des 13. Jahrhunderts. Die Zisterzienser in Irland florierten. Ihre vorerst letzte Anlage entstand 1270 am berühmten Rock of Cashel. Wer heute diese besondere Sehenswürdigkeit der Grafschaft Tipperary besucht, erblickt die Ruine der Hore Abbey in den grünen Weiden rund um den Rock of Cashel.

Rock of Cashel

Rock of Cashel, Co. Tipperary (Irland)

Das Ende des Ordens?

Für die nächsten 250 Jahre gingen die Mönche ihrem Tagewerk aus Beten und Arbeiten nach. Jedoch endete ihre friedliche Zeit mit der Kirchenreform des Henry VII. von England. Bekannterweise trennte sich dieser von der katholisch-päpstlichen Obhut und schuf die Church of England. Als Folge löste er alle katholischen Klöster in England, Schottland, Wales und Irland auf. Deshalb verloren die Zisterzienser von jetzt auf gleich Heim und Sinn. Die beeindruckenden Klosterbauten verfielen zu den heute bekannten Ruinen.

Dies änderte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach Jahrhunderten der Unterdrückung begann die Emanzipation der Katholiken in Irland. Die Zisterzienser gründeten in den folgenden 100 Jahren sechs neue Klöster, die heute noch aktiv sind.

Hore Abbey

Hore Abbey © Aurelie Amiot

Das typische Kloster der Zisterzienser

Die Ruinen der Zisterzienser-Klöster in Irland weisen starke Ähnlichkeiten in ihrer Architektur auf. Dabei geht der typische Aufbau einer Klosterkirche auf den französischen Mönch Bernhard von Clairvaux zurück. Dieser bedeutende Mönch war einer der Hauptverantwortlichen für die Ausbreitung des Ordens im 12. Jahrhundert. Hierbei geht auch die Architektur der Klosterkirchen auf sein Wirken zurück.

Die typische Kirche im Zisterzienser-Kloster in Irland hat eine Kreuzform. Am kurzen Ende befindet sich der Altarraum, rechts und links davon die Querschiffe mit Nebenräumen. Das lange Ende des Kreuzes ist das Kirchenschiff. Hierbei ist die wiederkehrende Verwendung von Bögen und Säulen ein auffälliges Merkmal. Ein weiteres Merkmal ist der rechteckige Turm, der viele Klöster aus der Ferne erkennbar macht. Dieser Turm thront meistens oberhalb des Altarraums oder versetzt davon.

An die Kirche angeschlossen befinden sich die Wohnanlagen und Arbeitsräume. Dabei sind diese oftmals zweistöckig gebaut. Zu den Räumen gehören Schlafräume, Schreibzimmer sowie Küche und Lager. Zentral liegt der Klostergarten, umgeben vom Kreuzgang. Während der Klostergarten ein offener, bepflanzter Bereich ist, handelt es sich beim Kreuzgang um einen überdachten Rundgang. Dieser ist zum Klostergarten hin offen und mit Säulen und Rundbögen verziert. Dabei zählt diese Kombination zu einem der auffälligsten baulichen Merkmale eines Zisterzienser-Klosters in Irland.

Boyle Abbey Roscommon Irland

Säulengang und Turm der Boyle Abbey, County Roscommon (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

Das sind die schönsten Klöster der Zisterzienser auf der Grünen Insel

Melleray Abbey

Darunter ist die Mount Melleray Abbey in der Grafschaft Waterford eine architektonische Sehenswürdigkeit der Region. Jedoch ist die Mehrheit der Abteien seit der Auflösung der Klöster im 16. Jahrhundert verfallen. Dennoch lohnt ein Besuch, denn die verbliebenen Ruinen sind beeindruckend.

Old Mellifont Abbey

Dafür ist das älteste Zisterzienser-Kloster in Irland, die Old Mellifont Abbey, ein gutes Beispiel. Anhand der Ruinen ist die einstige Dimension der Abtei gut erkennbar. Die Überreste eines kunstvoll gebauten Brunnens, alte Säulengänge und Gewölbe sind erhalten. Darum lohnt sich ein Besuch der Old Mellifont Abbey während einer Rundreise durch das Boyne Valley. Oder als Zwischenstopp auf dem Weg in Irlands Norden.

Jerpoint Abbey

Deutlich besser erhalten als die Old Mellifont Abbey ist die Jerpoint Abbey in der Grafschaft Kilkenny. Die große Ruine zeigt die typischen, architektonischen Merkmale der Zisterzienser in Irland. Dabei sind der Turm und die Säulenbögen außerordentlich gut erhalten. Die Jerpoint Abbey liegt nahe von Kilkenny Town.

Baltinglass Abbey

Im Westen der Grafschaft Wicklow befindet sich die Baltinglass Abbey, eines der frühesten Klöster. Ähnlich wie bei der Jerpoint Abbey sind Turm und Säulenbögen in guten Zustand erhalten. Unmittelbar an der Fernstraße N81 gelegen ist die Baltinglass Abbey eine beliebte Sehenswürdigkeit in der Nähe von Dublin und der Wicklow Mountains.

Tintern Abbey

Auf der Hook Halbinsel im County Wexford liegt die ehemalige Tintern Abbey. Die Abtei ist eine der am besten restaurierten Klosteranlagen in Irland. Dadurch ist Tintern Abbey eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Irlands historischem Osten.

Boyle Abbey

Die typische Architektur der Zisterzienser ist an der Boyle Abbey in der Grafschaft Roscommon gut erkennbar. Hierbei hat die Ruine im Ortskern von Boyle einen beeindruckend erhaltenen Säulengang. Dadurch ist sie für Irland-Reisende auf dem Weg in Irlands Nordwesten ein absolutes Muss.

Tintern Abbey

Tintern Abbey, County Wexford (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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