Irische Schriftsteller

Berühmte irische Schriftsteller

Written by Monika Dockter

Berühmte irische Schriftsteller gibt es natürlich weit mehr, als in einem einzigen Blogbeitrag dargestellt werden könnten. Was auch nicht weiter verwunderlich ist in einem Land, in dem die Bevölkerung bis heute die Kunst des Storytellings pflegt! Der Weg vom Seanchai, dem fahrenden Geschichtenerzähler, bis zu dem Mann und der Frau, die ihre Geschichten auch schriftlich festhalten, ist schließlich nicht weit. Folglich greife ich hier nur zehn der bekanntesten Schriftsteller aus der Vergangenheit bis ins 20. Jahrhundert heraus, um sie Euch kurz zu charakterisieren.

Brendan Behan 1923 – 1964

Journalist, Dramatiker und Schriftsteller mit dem Image eines Bad Boy

Brendan Behan

Behan stammte aus einer republikanischen Arbeiterfamilie. Schon früh schloss er sich der IRA an und verbrachte infolge von Randalierens in Trunkenheit und mehrerer Verbrechen – beispielsweise Polizistenmord – etliche Jahre seines Lebens in unterschiedlichen Gefängnissen. Werke wie der autobiografische Roman Borstal Boy und Bekenntnisse eines irischen Rebellen thematisieren diese Jahre. Sein Theaterstück The Quare Fellow, zu deutsch Der Spaßvogel oder Der Mann von morgen früh bescherte Behane seinen Ruhm als internationaler Bühnenautor. Bemerkenswert ist außerdem, dass er einen guten Teil seiner Werke in irischer Sprache verfasste. Brendan Behans Ausspruch It’s better to be criticised than ignored charakterisiert sowohl sein Werk als auch sein Leben.

Hier lest Ihr mehr zu Brendan Behan.

George Bernard Shaw 1856 – 1950

Dramatiker, Kritiker, Pazifist und Nobelpreisträger

George Bernard Shaw

Unknown authorUnknown author, George Bernard Shaw 1936, Ausschnitt von gruene-Insel.de, CC0 1.0

Bernard Shaw, wie er zumeist genannt wird, sagte von sich selbst: Ich wünschte, ein Shakespeare zu sein und wurde ein Shaw. Nachdem er zunächst als Musik- und Theaterkritiker tätig war, machte er sich schließlich selbst zum Dramatiker. Im Jahr 1898 erschien mit Candida sein erstes erfolgreiches Stück. Das 1913 erschienene Pygmalion wurde später zur Grundlage für das Musical My fair Lady.

1925 erhielt Shaw für „sein sowohl von Idealismus als auch von Humanität getragenes Schaffen“ den Nobelpreis. 1939 folgte ein Oscar für das am besten adaptierte Drehbuch für Pygmalion. Damit ist Shaw, der bis ins hohe Alter schriftstellerisch tätig war, bis heute die einzige Person, die für ihr Werk nicht nur den Nobelpreis, sondern auch einen Oscar erhielt.

Hier lest Ihr mehr über George Bernard Shaw.

James Joyce 1882 – 1941

Einer der wichtigsten Vertreter der literarischen Moderne

Jamey Joyce

James_Joyce_by_Alex_Ehrenzweig,_1915.jpg: Alex Ehrenzweig derivative work: RedAppleJack (talk), James Joyce by Alex Ehrenzweig, 1915 restored, Ausschnitt von gruene-Insel.de, CC0 1.0

Als Joyce‘ bekannteste Werke gelten Ulysses und Finnegans Wake. Näheres zu dem bis heute verehrten irischen Schriftsteller und dem jährlich stattfindenden Festival zu seinen Ehren findet Ihr in unserem Artikel James Joyce – sein Leben und Wirken.

Jonathan Swift 1667 – 1745

Poet und beißender Satiriker, auch bekannt unter dem Pseudonym Isaac Bickerstaff

Wenngleich ein Anhänger der Aufklärung, betätigte sich Swift als Geistlicher in der Anglikanischen Kirche Irlands. Dies tat er unter anderem an der St. Patricks Cathedral, Dublin. Seinen Zeitgenossen galt Swift als reizbar, unhöflich und exzentrisch. Im Jahr 1704 wurde sein erstes größeres Werk gedruckt, das Märchen von einer Tonne. Als sein bekanntestes Werk gilt Gullivers Reisen (1726). Tatsächlich ist dieser Roman nicht nur ein fantastisches Werk für Kinder, sondern besitzt auch satirische Anteile. Gerichtet ist es gegen die in Irland herrschende englische Oberklasse.

Noch deutlicher wird Swift in A Modest Proposal. In diesem schlägt der Autor als Mittel gegen Überbevölkerung, Armut und Hunger vor, irische Kinder als Nahrungsmittel zu nutzen. Ein Zitat, das vermutlich jeder Tourist in Dublin auf den Bustouren zu hören bekommt. Auf der anderen Seite sagte Swift jedoch ebenso: Die Macht an sich ist kein Segen, außer sie wird dazu gebraucht, die Unschuldigen zu beschützen.

Hier lest Ihr mehr über Jonathan Swift.

Lady Augusta Gregory 1852 – 1932

Dramatikerin und Irin aus voller Überzeugung

Lady Isabella Augusta Gregory entstammte einer wohlhabenden, anglo-irischen Familie in Galway. Ihre irischsprachige Nanny weckte in ihr schon früh das Interesse an der irischen Geschichte, Sprache und Kultur. So verfasste sie unter anderem Geschichten über die irische Mythologie und wurde treibende Kraft der Irish Literary Revival.

Gemeinsam mit W. B. Yeats und einigen anderen gründete sie das Abbey Theater (das spätere irische Nationaltheater). Am Eröffnungsabend im Dezember 1904 wurde hier ihr Theaterstück Spreading the News aufgeführt. Insgesamt schrieb oder übersetzte Lady Gregory fast vierzig Theaterstücke, meist volkstümliche Komödien. Ihr einstiges Anwesen Coole Park im County Galway ist heute ein Naturschutzgebiet. Einer der Bäume im Park ist bis heute sichtbares Zeichen des literarisch-künstlerischen Erbes von Irland. Er trägt die  eingeritzten Initialen von Künstlern wie W.B. Yeats, George Moore, Bernard Shaw und Sean O’Casey. Von Lady Gregory stammt ein Zitat, den so mancher Irland-Fan sicherlich nachvollziehen kann: I feel more and more the time wasted I spend not in Ireland.

Hier lest Ihr mehr über Lady Augusta Gregory.

Oliver Goldsmith 1728 – 1774

Poet, Naturwissenschaftler und Historiker mit der Feder in der Hand

Oliver Goldsmith

nach einem Gemälde von P. Krämer herausgegeben von Friedrich Bruckmann Verlag München., Oliver Goldsmith., als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Seine Zeitgenossen beschrieben Goldsmith als „unvorteilhaft, sogar hässlich in der Erscheinung, unorganisiert, mit ärmlichen sozialen Fähigkeiten und von absoluter Unfähigkeit, öffentlich zu sprechen. Oder auch: „Wenn er keine Feder in der Hand hatte, war kein Mann jemals einfältiger, oder weiser, wenn er eben dies hatte“. Aus exakt dieser seiner Feder stammen Theaterstücke wie The Good-Natur’d Man (1768) und der bekannte Roman Der Pfarrer von Wakefield (1766). Zudem verfasste Goldsmith eine umfangreiche Naturgeschichte: A History of the Earth and Animated Nature. Auch wenn es erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde, erreichte dieses achtbändige Werk in England eine ähnliche Beliebtheit wie Brehms Tierleben bei uns.

Vor dem Trinity College in Dublin steht eine Statue des Mannes, der einst sagte: Unser größter Stolz besteht nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedesmal, wenn wir fallen, wieder aufzustehen. In der Tat der Ausspruch eines weisen Mannes.

Oscar Wilde 1854 – 1900

Poet, Kritiker und Ästhet

Oscar Wilde

Napoleon Sarony creator QS:P170,Q965637, Oscar Wilde by Napoleon Sarony, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Ein ausführliches Porträt des Mannes, der nichts zu verzollen hatte als sein Genie, finden Ihr in unserem Artikel Oscar Wilde.

Samuel Beckett 1906 – 1989

Literaturnobelpreisträger von 1969

Samuel Beckett

Roger Pic creator QS:P170,Q3439364 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Samuel_Beckett,_Pic,_1.jpg), „Samuel Beckett, Pic, 1“, Ausschnitt von gruene-Insel.de, https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/legalcode

Wie der Lehrer aus Enniskillen zum Schriftsteller und sogenannten Meister des absurden Theaters wurde, lest Ihr in unserem Artikel Samuel Beckett.

Sean O’Casey 1880 – 1964

Dramatiker, irischer Freiheitskämpfer und Sozialist

Sean O’Casey

Reginald gray, Sean O’Casey by Reginald Gray, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia CommonsGeboren als John Casey wuchs er in den „Slums“ von Dublin auf. Er brachte sich selbst das Lesen und Schreiben sowie die irische Sprache bei. Nachdem der Straßenarbeiter sich jahrelang aktiv politisch engagiert hatte, verlegte er sich darauf, sozial- und gesellschaftskritische Theaterstücke zu schreiben. Diese wurden am Dublin’s Abbey Theatre aufgeführt wurden. In dem Zweiakter Der Schatten eines Rebellen  aus dem Jahr 1923 beispielsweise thematisiert O’Casey das Scheitern des Osteraufstandes 1916. Die Tragikomödien Juno und der Pfau und Der Pflug und die Sterne machten O’Caseys Dublin Trilogie im Jahr 1926 vollständig und verschafften ihm auch über die irischen Grenzen hinaus Ansehen.

1927 wanderte Casey nach England aus, wo er weitere Theaterstücke veröffentlichte. Außerdem betätigte er sich als Zeitungskorrespondent und schrieb eine sechsbändige Autobiographie. Im Jahr 2005 ehrte die Stadt Dublin ihren einstigen Bürger Sean O’Casey, indem sie eine Fußgängerbrücke über die Liffey nach ihm benannte.

William Butler Yeats 1865 – 1939

Begnadeter Lyriker, Dramatiker und Staatsmann

W.B.Yeats gilt als einer bedeutendsten englischsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und ist gleichzeitig der erste irische Literaturnobelpreisträger. Während Yeats in Dublin Kunst studierte, begann er, Gedichte zu schreiben, die der englischen Romantik zugeordnet werden. Eines seiner bekanntesten Lyrik-Werke ist The Wanderings of Oisin aus dem gleichnamigen Gedichtband von 1889. Allgemein spielte die keltische Mythologie sowie alles Mystische, Spirituelle zeitlebens eine entscheidende Rolle in Yeats Leben und Werken. So veröffentlichte er zwei Sammlungen irischer Märchen und Sagen. Später erwachte Yeats Interesse am Theater, und er begann, nicht nur selbst Stücke zu verfassen (Four Plays for Dancers) sondern gründete 1904 gemeinsam mit Lady Gregory auch das Abbey Theatre (siehe oben).

„Für seine stets von hoher Eingebung getragenen Dichtungen, die in vollendeter Gestalt das Wesen seines Volkes zum Ausdruck bringen“, wurde Yeats im Jahr 1923 schließlich der Literaturnobelpreis verliehen. Dabei war es ihm stets wichtig zu betonen, dass der Preis viel mehr die Irische Literatur an sich honoriere als seine eigene Person. Mit seinen Worten There are no strangers here; only friends you haven’t yet met hat er seiner geliebten Heimat außerdem ein ebenso friedliches wie einladendes Gesicht verliehen.

Hier lest Ihr mehr über William Butler Yeats.

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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