Irische Schriftsteller

Oscar Wilde – Sein Leben und Wirken

Oscar Wilde Merrion Square Dublin
Written by Monika Dockter

Es gibt Namen, die schreien geradezu danach, einmal groß und berühmt zu werden. Definitiv mit in diese Kategorie gehört Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde. Schade, dass man sich seit Langem darauf beschränkt, nur Anfang und Ende dieses klingenden Namens zu benutzen! Nichtsdestotrotz ist der Namensträger einer der bekanntesten Schriftsteller Irlands: Oscar Wilde, Lyriker, Romanautor, Dramatiker, Kritiker und Ästhet. Wir blicken auf sein Leben und seine berühmtesten Werke.

Der junge Oscar Wilde

Studium am Trinity College Dublin

Geboren wurde Oscar Wilde am 16. Oktober 1854 in Dublin. Sein Vater, Sir William Wilde, war ein bekannter Mediziner, spezialisiert auf Augen-und Ohrenkrankheiten. Außerdem schrieb er mehrere Bücher über Archäologie und Folklore. Seine Mutter Jane war Lyrikerin, engagierte sich politisch und als Gastgeberin eines bekannten Dubliner Literatursalons. In diesem Umfeld war es nur natürlich, dass Oscar schon frühzeitig in Kontakt zu Schriftstellern und sonstigen Künstlern kam.

Oscar war ein aufgeweckter Junge. Bis 1871 besuchte er die Portora Royal School in Enniskillen, wo er sich besonders für klassische Literatur interessierte. Sein Interesse wurde belohnt – mit einem Stipendium für Klassische Literatur am Trinity College Dublin. Da er sich auch hier wieder besonders hervortat, erlangte er ein weiteres Stipendium, diesmal am Magdalen College in Oxford, England. Hier begann er auch mit seinem kreativen Schreiben, das ihn später so bekannt machen sollte.

Nach dem College zog Wilde nach London, wo er mit dem Schreiben fortfuhr. 1881 wurde er zum ersten Mal durch einen Verlag veröffentlicht: Poems ist, wie unschwer zu erraten, eine Sammlung von Poesie.  Auch wenn Wilde später eher für seinen Witz, seine Epigramme (Sinngedichte, oft mit satirischem Unterton) und seine wegwerfenden Bemerkungen bekannt wurde, begann er seine Karriere also als ernsthafter Autor.

Oscar Wildes Lesereisen

Die Veröffentlichung von Poems verschaffte Oscar Wilde das Angebot zu einer neunmonatigen Lesereise durch die USA und Kanada. Für einen so jungen Autor war das ein umwerfendes Angebot. Oscar Wilde konnte es unmöglich ausschlagen. Er hielt Vorlesungen über Ästhetizismus und dekorative Künste und lernte Walt Whitman und Henry Wordsworth Longfellow kennen. Beide bewunderte er schon lange als literarische Helden. Umgekehrt begannen diese beiden nun auch den gewitzten, sprachgewandten jungen Oscar zu bewundern.

Ebenso wie viele Reporter und Journalisten, die ihn während der gesamten Lesereise belagerten und auf eine neue, geistreiche, spitzzüngige Bemerkung warteten. Außerdem ließen sie sich in aller Ausführlichkeit über seine extravagante Kleidung (samtene Kniehosen und Seidenstrümpfe) aus.

Der unerwartete Erfolg dieser Lesereise beflügelte Oscar Wilde derart, dass er auf der Stelle eine zweite startete. Im Verlauf dieser zweiten Reise, diesmal durch Irland, England und Schottland, machte sich Wilde endgültig zum Anführer einer ästhetischen Bewegung. Sie strebte „nach Schönheit allein um der Schönheit willen“. Sicherlich ist diese Bewegung nicht ganz unschuldig an Oscar Wildes anrüchigem Ruf.

Seine Lesereise endete 1884, und am 29. Mai dieses Jahres heiratete er  Constance Lloyd. Constance war eine Kinderbuchautorin aus reichem Hause. Das Paar lebte in London. Zudem gingen zwei Söhne aus dieser Ehe hervor, und zwar innerhalb von nur zwei Jahren: Cyril und Vyvyan.

Oscar Wilde

Napoleon Sarony creator QS:P170,Q965637, Oscar Wilde by Napoleon Sarony, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Oscar Wildes Werke

1885 wurde Wilde Herausgeber eines Frauenmagazins, das er von einem reinen Schönheits- und Modemagazin in ein Forum für weibliche Stimmen zu Themen aller Art – einschließlich Literatur und Kunst – verwandelte.

1888 veröffentlichte er sein zweites Buch, eine sehr erfolgreiche Märchensammlung, die er ursprünglich für seine Söhne geschrieben hatte: The Happy Prince and Other Tales. 1891 folgte sein einziger Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“. 1892 erschien die erste Komödie aus Wildes Feder: Lady Windermere’s Fan. Sie war so erfolgreich, dass er beschloss, sich fortan ganz dem Schreiben von Theaterstücken zu widmen.

In drei weiteren Komödien nimmt Wilde die engen Moralvorstellungen und Beschränkungen des viktorianischen England aufs Korn, und zwar in äußerst unterhaltsamer Weise. Alle Komödien wurden in kürzester Zeit höchst populär – und das sind sie bis heute. Ungezählte Bühnen oder Schultheatergruppen spielen bis heute mit Vergnügen beispielsweise „Der perfekte Ehemann“…

Doch auf diesem Höhepunkt seines Erfolges und Reichtums wurde Wilde zum Opfer einer Intrige. Wilde hatte nie ein Geheimnis aus seinen homosexuellen Neigungen gemacht, und diese wurde von seiner Frau und der Gesellschaft auch stillschweigend „übersehen“. Bis er sich mit dem Sohn eines Marquess‘ (Markgrafen) einließ. Der Marquess von Queensbury war derart erzürnt über diese Beziehung, dass er Oscar Wilde zu einer Anzeige wegen Verleumdung provozierte.

Diese Anzeige führte zu zwei Gerichtsverhandlungen, und diese wiederum zu einer Verurteilung Wildes. Wegen „schwerer Unzucht“ wurde er mit zweieinhalb Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit gestraft. Die Härte des Gefängnisaufenthaltes zerstörte nicht nur Wildes Gesundheit, sondern auch seinen Geist. Als er 1897 entlassen wurde, zog er nach Paris, um niemals wieder einen Fuß auf britischen oder irischen Boden zu setzen.

Das einzige Werk The Ballad of Reading Gaol, das nach seiner Verhaftung entstand, ist nichts anderes als sein Gefängnistagebuch.

Oscar Wildes Tod in Paris

Als Folge des gesellschaftlichen Skandals hatte seine Frau sich von Oscar getrennt, ihren Namen geändert und ihn gezwungen, seine elterlichen Rechte aufzugeben. Auch er selbst hatte sich einen Decknamen zugelegt. Unter diesem Namen, Sebastian Melmoth, verbrachte er seine drei letzten Lebensjahre in Paris.

Gesundheitlich schwer angeschlagen und finanziell ruiniert lebte er in billigen Hotels und Wohnungen von Freunden. Im November 1900 musste er sich einer Ohrenoperation unterziehen. Die Operation war die Folge einer Verletzung aus dem Gefängnis, und sie war es auch, die Wildes Leben schließlich beendete. Sie misslang und Oscar Wilde erkrankte an einer Meningitis, der er am 30. November erlag. Damit wurde Oscar Wilde nur 46 Jahre alt. Seine letzte Ruhestätte fand er auf einem Pariser Friedhof.

Oscar Wilde Grabstätte

Bild von Denis Doukhan auf Pixabay

Über Oscar Wildes Persönlichkeit wurde seither viel spekuliert. War er tatsächlich nur der wortgewandte, geistreiche Unterhalter und Dandy, der seine Werke in der Öffentlichkeit als „nicht gut“ und das Schreiben als „langweilig“ charakterisierte? Oder verbarg sich in ihm, bei aller Exzentrik, doch ein Perfektionist, der seine Werke bis zum Umfallen überarbeitete und einfach nur als irischer Künstler akzeptiert werden wollte?

Berühmte Oscar Wild Zitate

Oscar Wilde ist auch berühmt aufgrund der zahllosen geistreichen Zitate, die der Nachwelt geblieben sind. Das sind die wohl bekanntesten, die wir Euch nicht vorenthalten wollen:

Der Welt erscheine ich, von meiner Seite absichtlich, bloß wie ein Dilettant und Dandy – es ist nicht klug, der Welt das eigene Herz zu zeigen – und wie ernsthaftes Verhalten die Tarnung des Trottels ist, ist Narrheit … das Gewand des schlauen Mannes. In solch einem geschmacklosen Zeitalter wie diesem brauchen wir alle Masken.

Die Wahrheit ist ziemlich selten (zu finden) und niemals einfach!

Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.

Komplimente sind wie Parfüm. Sie dürfen duften, aber nie aufdringlich werden.

Auf den Spuren von Oscar Wilde durch Dublin

An diesen Orten seiner Heimatstadt Dublin kann man dem großen Mann nahe sein:
  • Im Dublin Writers Museum wird sein Werk in Ehren gehalten
  • Am Merrion Square steht eine Statue gegenüber seinem Geburtshaus.
  • Im Trinity College Dublin studierte er viele Jahre

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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