Irische Schriftsteller

William Butler Yeats – Irlands erster Nobelpreisträger

Benbulben
Written by Monika Dockter

William Butler Yeats gilt als einer der bedeutendsten englischsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1885 veröffentlichte er seine ersten poetischen Werke, und im Jahr 1923 erhielt er als erster Ire den Literaturnobelpreis. Sein bis heute oft zitierter Ausspruch „There are no strangers here, only friends you haven’t yet met“ steht beispielhaft für Yeats Liebe zu seiner Heimat Irland. Hier wollen wir einen ausführlicheren Blick auf seinen Werdegang als Schriftsteller und die damit verbundene Liebe zur Heimat werfen.

William Yeats

Alice Boughton creator QS:P170,Q440673, Yeats Boughton, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Das Leben des William Butler Yeats

Jugendjahre – erste poetische Schritte

William Butler Yeats wurde am 13. Juni 1865 in Sandymount nahe Dublin geboren. Sein Vater, John Butler Yeats, war Anwalt und Porträtmaler, sein Bruder Jack Yeats ebenfalls Maler und Autor, und seine Schwestern Lollie und Lily betätigten sich in der „Arts and Crafts“-Bewegung. Die Familie Yeats zog nach London, als William noch ein Kleinkind war, und in London verbrachte er seine nächsten vierzehn Lebensjahre. Er besuchte eine Schule von nicht allzu gutem Ruf und tat sich auch mit seinen Leistungen nicht wirklich hervor. Ein Schulbericht beschreibt den späteren Literaturnobelpreisträger als „very poor in spelling!!“

1880 kehrte die Familie nach Irland zurück. Der junge William verbrachte viel Zeit im Studio seines Vaters, wo er sich unter die Maler und Schriftsteller mischte. Dementsprechend studierte er von 1884 – 1886 Kunst an der Metropolitan School of Art.  In dieser Zeit begann er auch, Gedichte zu schreiben. Verträumte Gedichte, romantische Gedichte, die bekannten englischen Dichtern wie Shakespeare und Shelley nacheiferten. In „The Dublin University Review“ wurden 1885 die ersten davon veröffentlicht.

Der Poet William Butler Yeats

Generell ließ Yeats sich in seiner Dichtung nicht nur von den alten englischen Dichtern, sondern von alten irischen Vorbildern und keltischer Mythologie inspirieren. Auch alles Mystische, Okkulte zog ihn in seinen Bann. So wurde Yeats Mitglied der „Theosophischen Gesellschaft“ und im Jahr 1890 einer „diskreten magischen Gesellschaft“, die ihn 1911 zu ihrem Imperator machte. Sein Essay Magie und Werke wie der Gedichtband The Wanderings of Oisin (1889) und The Celtic Twilight (1893) zeugen von dieser Faszination.

In den Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts begann William B. Yeats sich außerdem für das Theater zu interessieren. Er befreundete sich mit Lady Augusta Gregory, und gemeinsam begannen die beiden ab 1899, jährlich drei irische Theaterstücke zu inszenieren. Darunter befand sich auch sein eigenes Theaterstück The Countess Cathleen.

Dieses Unternehmen wurde von der Öffentlichkeit so gut aufgenommen, dass es schließlich zur Gründung des Nationaltheaters in Dublin führte. Im Dezember 1904 öffnete das Abbey Theatre seine Pforten, und als sein Präsident war Yeats mit organisatorischen Aufgaben sehr beschäftigt. Dennoch schrieb er in den 15 Jahren dieser Beschäftigung auch selbst eine ganze Reihe Theaterstücke.

William Butler Yeats und seine Liebe

1889 begegnete William Maud Gonne, in die er sich sofort unsterblich verliebte. Maud Gonne war Schauspielerin und irische Nationalistin. Sie spielte die Titelrolle in Yeats Stück The Countess Cathleen, und ihretwegen schloss sich Yeats den irischen Nationalisten an.

Leider erwiderte Maud Gonne Yeats Liebe in keiner Weise. Sie lehnte jeden seiner vier(!) Anträge ab und heiratete einen anderen. Als sie von diesem wieder geschieden wurde, machte Yeats ihr seinen fünften und letzten Heiratsantrag. Mittlerweile war er 48 Jahre  alt und verspürte den dringenden Wunsch, zu heiraten und einen Erben zu zeugen. „Obwohl ich schon fast 49 bin, habe ich kein Kind, ich habe nichts als ein Buch!“, schrieb er damals. Und fand nach Mauds erneuter Ablehnung eine andere: Im Jahr 1917 heiratete er die 25-jährige Georgiana „George“ Hyde-Lees.

Trotz des enormen Altersunterschiedes war die Ehe glücklich. George und William bekamen zwei Kinder, Anne (1919) und Michael (1922), der später Politiker wurde. Die Familie lebte von 1921 – 1929 in „Thoor Ballylee“ am Cloon River, Galway. Hier, in diesem alten normannischen Turm, schrieb William seine Gedichte The Winding Stair und The Tower Poems.

William Butler Yeats Gedichte

Williams Familie gehörte zu der Anglo-Irischen protestantischen Minderheit, die Irland jahrhundertelang regiert hatte. Zeitlebens war er stolz darauf, Ire zu sein. Auch die Tatsache, dass er zwischenzeitlich immer wieder in England lebte, konnte daran nichts ändern.

Die politischen Umstände seines Landes kommentierte Yeats oftmals in seinen Gedichten. In Easter 1916 erinnert Yeats mit folgenden Worten an die irischen Freiheitskämpfer: Alles änderte sich vollständig. Furchtbare Freiheit entstand. In dem neu entstandenen Irischen Freistaat betätigte sich Yeats sechs Jahre lang als Senator. Doch die vielleicht schönste Würdigung für seine Liebe zur Heimat bestand in der Verleihung des Literaturnobelpreises für seine Dichtung, die „in vollendeter Gestalt das Wesen seines Volkes“ zum Ausdruck brachte.

W.B. Yeats starb am 28. Januar 1939 im französischen Menton im Alter von 74 Jahren. Hier wurde er auch begraben, doch 1948 wurden seine sterblichen Überreste nach Irland überführt. So fand er in Drumcliff nahe der Stadt Sligo seine endgültige Ruhestätte.

William Butler Yeats Grab

Christoph M. Klein, Yeats grab, CC BY-SA 3.0

Yeats Country – Inspiration für seine Gedichte

Laut William Butler Yeats eigenen Angaben hatte die Landschaft um Drumcliff im County Sligo sein Schaffen maßgeblich geprägt. Aus diesem Grund trägt sie bis heute die Bezeichnung „Yeats Country“.  Yeats‘ Eltern nämlich stammten aus dem County an der Nordwestküste Irlands, und auch wenn er in England und nahe Dublin aufwuchs, verbrachte er einen guten Teil seiner Kindheit in dieser pittoresken Gegend.

Als Wahrzeichen des Countys gilt der Tafelberg Ben Bulben. 527 Meter hoch ist der markante, ebenmäßige Ben Bulben, und neben dem Croagh Patrick einer der bekanntesten Berge Irlands.

Benbulben

Tafelberg Ben Bulben im County Sligo (Irland) © Cindy Lenz

Doch Yeats County hat noch weit mehr zu bieten. Darunter glasklare Seen, Wasserfälle, Wälder und eine atemberaubende Küstenlinie mit endlosen Stränden und Klippen vereinen sich hier zu einem spektakulären Ganzen. Inspiration pur für einen Poeten wie Yeats!  Mit seinen Gedichten verlieh er so mancher Stelle hier Unsterblichkeit. Beispielsweise der Insel Innisfree im schönen Lough Gill nahe der Stadt Sligo.

Hier ein Zitat aus The Lake Isle of Innisfree:

I will arise and go now, and go to Innisfree,

And a small cabin build there, of clay and wattles made:

Nine bean-rows will I have there, a hive for the honey-bee,

And live alone in the bee-loud glade….

Auf den Spuren von William Butler Yeats durch Irland

Auch Thoor Ballylee im County Galway, wo Yeats und seine Familie von 1921 – 1929 lebten, ist bis heute erhalten. Und zwar nicht nur in Form von Yeats Gedicht The Tower Poems, sondern in seiner ganzen trutzigen normannischen Schönheit. Dort trafen sich am 13. Juni 2019 und damit an Yeats‘ 154. Geburtstag junge und alte Yeats-Liebhaber, um gemeinsam seine Gedichte zu lesen, Lieder zu singen und sich einen Geburtstagskuchen für den unsterblichen Dichter zu teilen.

Dabei war der Turm jahrelang dem Verfall preisgegeben und kann erst seit dem Jahr 2015 wieder offiziell besichtigt werden. Dort kann der Besucher ganz nach Belieben die weltbekannte „Winding Stair“ nach dem gleichnamigen Gedicht erklimmen, die Aussicht genießen und die Ausstellung besichtigen.

Selbstverständlich würdigt auch Dublin als Yeats‘ Geburtsstadt Irlands großen Schriftsteller. Im St. Stephens Green Park findet sich eine Statue von ihm, und in der Buchhandlung The Winding Stair treffen sich heute nicht nur Buchliebhaber, sondern im Obergeschoss auch die Liebhaber guter Küche …

William Butler Yeats Zitate

Neben zahlreichen Gedichten hat Yeats der Nachwelt auch viele Sinnsprüche hinterlassen, die zum Nachdenken anregen. Die Bekanntesten von diesen haben wir Euch hier zusammengestellt:

Den Besten fehlt jede Überzeugung, während die Schlechtesten vor Leidenschaft vibrieren

Es gibt keine Fremden, nur Freunde, die man noch nicht kennt.

Überheblichkeit ist der sicherste Weg zum Scheitern.

Sprich erst mit dem Herzen, dann mit dem Mund.

Zu lange Opfer zu bringen, kann ein Herz versteinern.

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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