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Maeve Binchy – Irische Autorin mit Scharfsinn und Humor

Maeve Binchy
Written by Monika Dockter

Maeve Binchy, geboren am 28.Mai 1939 in Dalkey, Irland, verstorben am 30. Juli 2012 in Dublin. Die Bücher der Schriftstellerin und ehemaligen Kolumnistin der Irish Times verkauften sich weltweit über 40 Millionen Mal. Soweit die nackten Tatsachen.

Hinter ihnen aber steckt ein Leben voller Leidenschaft für Worte und Geschichten und die Schicksale ihrer Protagonisten in einem sich ständig verändernden Irland. „Warmherzig, witzig und mit einem tiefen Verständnis dafür, wie wir ticken – es ist kein Wunder, dass Maeve Binchys bezaubernde Geschichten die Welt eroberten“, schrieb ein bekanntes englisches Magazin. Ein gutes Argument dafür, sich Leben und Werk der irischen Autorin etwas näher anzusehen, nicht wahr?

Wie Maeve Binchy zur Schriftstellerin wurde

Als Älteste von vier Kindern wuchs Maeve in Dalkey, einem kleinen Ort nahe Dublin, auf. Laut ihrer eigenen Worte war sie als Schülerin zwar nicht ausgesprochen lerneifrig, zudem pummelig und außerordentlich unsportlich, und dennoch glücklich und voller Selbstvertrauen. Und zwar vor allem deshalb, weil ihre Eltern sie für absolut wundervoll hielten.

„Dieses Gefühl, dass du genauso gut bist wie jeder andere, war ein größeres Geschenk als Schönheit und Reichtum“,  berichtet sie in ihrer Biografie. Und es brachte ihre Eltern dazu, Maeves Briefe, die sie von ihren zahlreichen Auslandsaufenthalten nach Hause schickte, an die Irish Times weiterzuleiten, wo sie veröffentlicht wurden. Auf diese Weise wurde Maeve schon in den 60er Jahren zur Autorin. Auf ihrer Webseite könnt Ihr das in allen Einzelheiten nachlesen.

Später studierte sie Geschichte und arbeitete als Lehrerin an verschiedenen Mädchenschulen sowie ab 1968 komplett als Journalistin.

Maeve Binchy heiratet und veröffentlicht ihre ersten Romane

Im Jahr 1977 heiratete Maeve in London den Kinderbuchautor Gordon Snell. Zu diesem Zeitpunkt lebte und arbeitete sie in der englischen Hauptstadt und schrieb ihre ersten Kurzgeschichten. Gemeinsam zogen die beiden von dort zurück nach Dalkey, wo sie bis zu Maeves Tod zuhause waren.

Als ihr geliebter Ehemann war Gordon gleichzeitig Maeves größter Mentor. Wie es früher ihre Eltern getan hatten, glaubte er daran, dass sie einfach alles konnte – was Maeve letztendlich dazu brachte, ihren ersten Roman zu schreiben. Und „weil es ganz gut lief“, hörte sie auch bis zu ihrem frühen, krankheitsbedingten Tod nicht wieder damit auf.

So erschien im Jahr 1982 Maeve Binchys erster Roman Light a Penny Candle (deutscher Titel: Irische Freundschaften). Der Roman verfolgt das Leben zweier Freundinnen, von denen die eine aus England, die andere aus Irland stammt, und die sich als kleine Mädchen während des Krieges zum ersten Mal begegnen. Themen wie Kindheit, Freundschaft und Religion spielen eine große Rolle in diesem drei Jahrzehnte umspannenden Werk.

Dalkey

Dalkey, Co. Dublin © Brian Morrison, Tourism Ireland

Maeve Binchys Lebenswerk und Auszeichnungen

Alles in allem umfasst Binchys Lebenswerk siebzehn Romane, vier Kurzgeschichtensammlungen, ein Theaterstück und eine Novelle. Zur zeitlichen Einordnung: Zwei der Kurzgeschichtensammlungen datieren noch aus der Zeit vor ihrem ersten Roman, nämlich aus den Jahren 1978 und 1980. Ihr letzter Roman A Week in Winter dagegen wurde erst nach ihrem Tod veröffentlicht. 1999 erhielt die Autorin für ihr Lebenswerk den British Book Award for Lifetime Achievement, und ein Jahr später einen People of the Year Award.

Im Jahr 2007 folgte der Irish PEN Award. Diese Anerkennung stellte Maeve Binchy auf eine Stufe mit Schriftstellergrößen wie John B.Keane und Seamus Heaney. Später erhielt sie noch zwei Irish Book Awards.  Im September 2012, also posthum, wurde ihrem Andenken außerdem ein neuer Park bei der Dalkey Library im County Dublin gewidmet.

Die Frage ist nun: was genau macht die Autorin Maeve Binchy so besonders? Wie sind ihre Geschichten beschaffen, dass sie ein solches Millionenpublikum fesseln und berühren?

Romane, die Menschen auf der ganzen Welt berühren

Die meisten von Maeves Geschichten spielen in Irland. Sie behandeln Themen wie die Spannungen zwischen dem traditionellen ländlichen und dem städtischen Leben speziell in Irland. Außerdem thematisieren sie die problemgeladene Beziehung zwischen England und Irland. Sie beschreiben die dramatischen Veränderungen in der jüngeren irischen Geschichte, insbesondere seit dem 2.Weltkrieg.

Bei den letzteren reicht Maeves Spektrum von Dingen wie Freundschaft und Gleichberechtigung, Untreue, Scheidung und finanziellen Problemen bis hin zu so – speziell in Irland – heißen Eisen wie beispielsweise Abtreibung. Und all dies mit dem Schwerpunkt nicht nur allgemein auf der Gesellschaft, sondern insbesondere auf Einzelschicksalen.

Dabei erzählt Maeve mit einer scharfen Beobachtungsgabe. Einem Ohr für Dialoge, einem Auge für die unterschiedlichsten Charaktere und nicht zuletzt voller Mitgefühl und Wärme, sowohl für ihre fiktiven Figuren als auch im Allgemeinen. Vielleicht ist es genau diese Mischung, die Leser aus der ganzen Welt zu fesseln vermag.

Leserstimmen

Und so empfinden Leser das Besondere in Maeves Büchern:

„Ich habe gerade zum wiederholten Mal „Quentins“ und „Evening Class“ gelesen. Was für eine hervorragende Schriftstellerin sie war! Es gibt keine Geschichte von ihr, die mich nicht vollkommen in ihren Bann gezogen hätte. Sie hatte eine fast unheimliche Gabe, ihre Charaktere selbst zur Story zu machen, aber der Schauplatz war immer Dublin.“

„Ihre Bücher berühren jedes Mal mein Herz, besonders, wenn ich sie in schwierigen und herausfordernden Zeiten meines Lebens noch einmal gelesen habe. Mit ihrem Scharfsinn und Humor halfen sie mir, diese Zeiten zu überstehen.“

Verfilmungen von Maeve-Binchy-Romanen

Mehrere von Maeves bekannten Romanen schafften es auch auf die Leinwand beziehungsweise den TV-Bildschirm. Darunter sind Circle of Friends (Im Kreis der Freunde) und das in Deutschland wesentlich bekanntere Tara Road als Ein Haus in Irland“.

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Ein Haus in Irland handelt von dem Schicksal zweier Frauen, der Irin Ria und Marilyn, die als Wissenschaftlerin in Neuengland lebt. Beide stecken in einer tiefen Lebenskrise. Ria wurde vollkommen unerwartet von ihrem untreuen Ehemann verlassen, und Marilyn steckt in tiefer Trauer über den Unfalltod ihres einzigen Sohnes. In dieser Situation beschließen die beiden, einen Sommer lang ihre Häuser zu tauschen. Dabei entdecken beide die gut verborgenen Geheimnisse und „Leichen im Keller“ der jeweils anderen. Sie versuchen, einander zu helfen und  gleichzeitig ihr eigenes Leben wieder in den Griff zu bekommen. Am Ende kehren Ria und Marilyn wieder in ihr eigenes Haus und Leben zurück. Äußerlich stecken beide noch immer in derselben Situation, die sie aber, innerlich verändert und gereift, nun anders angehen.

Auch wenn der Film nach einhelliger Meinung die tieferen Inhalte des Romans nicht vermitteln kann, lohnt es sich für einen Irlandfan allein wegen des idyllischen Settings, ihn anzusehen.

 Der Dalkey Walk und das Maeve Binchy & Irish Writers Festival

Der sogenannte Dalkey Walk ist eine wunderbare Möglichkeit, an Maeve Binchys Heimatort auf ihren persönlichen Spuren zu wandeln. Dabei handelt es sich um einen literarischen Spaziergang. Beginnend beim Dalkey Castle wandert man entlang der Straßen und hört dabei Auszüge aus den Werken von literarischen Größen und Nobelpreisträgern wie James Joyce, George Bernard Shaw und Flann O’Brien, die allesamt mit dem Ort Dalkey verbunden sind. Im Maeve Binchy Memorial Park bei der Bücherei schließlich wird aus deren eigenen Werken rezitiert.

Außerdem feiert Irland jeweils im Oktober das Maeve Binchy & Irish Writers Festival. Drei Tage lang versammeln sich im Dalkey Castle „einige unserer feinsten zeitgenössischen kreativen Stimmen, um ihre Geschichten miteinander zu teilen“. Im Herbst 2023 befanden sich unter den Gästen Namen wie Oliver Callan, Edel Coffey, Christine Dwyer Hickey und noch viele mehr.

Und für diejenigen unter Euch, die jetzt Lust bekommen haben, selbst etwas von Maeve Binchys Schreibkünsten zu kosten, hier ein Tipp. Auf der Webseite der Autorin (siehe oben) findet ihr – in englischer Sprache – eine ihrer Kurzgeschichten!

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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