Irland in der Neuzeit

Geschichte von Dublin: Irlands historische Hauptstadt

Geschichte von Dublin
Written by Nadja Uebach

Mit ihren rund 550.000 Einwohner ist die irische Hauptstadt nicht nur die größte Stadt der Grünen Insel, sondern zudem eine der ältesten. Die Geschichte von Dublin reicht über ein Jahrtausend in die Vergangenheit zurück. Eintausend Jahre, in denen die heutige Stadt viel erlebt und durchgestanden hat. Ein Millennium gefüllt mit unzähligen Ereignissen, Einflüssen und Erfahrungen, die aus der einstigen Bauernsiedlung am Liffey die Metropole gemacht haben, die wir heute kennen und lieben!

Die spannendsten und entscheidendsten Momente der Stadtgeschichte Dublins, haben wir hier für Euch zusammengefasst!

Am Anfang waren zwei Siedlungen

Ein gängiger Fehlglaube, wenn es um die Ursprünge Dublins geht, ist, dass die Stadt von den Wikingern in Irland gegründet wurde. Obwohl das skandinavische Volk maßgebenden Einfluss auf die Entwicklung der irischen Hauptstadt und der gesamten Insel hatte, war die Gegend des heutigen Dublins bereits vor Eintreffen der Nordmänner besiedelt.

Zum einen gab es eine kleine Bauernsiedlung, die sich um einen der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Liffey gebildet hat: Einem sogenannten Áth Cliath. Diese irischen Worte, die sich heute noch im gälischen Stadtnamen Baile Átha Cliath wiederfinden, bezeichnen einen seichten Flussübergang. In einer Zeit ohne Brücken waren Orte von großer Bedeuten, an denen ein Fluss bei Ebbe sicher von Mensch und Tier überquert werden konnte.

Die zweite Siedlung befand sich an einem Gezeitenpool des Fluss Poddle, im Süden der heutigen Hauptstadt rund um die gegenwärtige Aungier Street. Dort hatte sich in der Mitte des siebten Jahrhunderts eine geistliche Anlage etabliert, die den Namen Dubhlinn trug. Der Name setzt sich aus zwei Wörtern der irischen Sprache zusammen: Dubh ( = Schwarz) und Linn ( = Pool) – ein Name, der sich auf den Gezeitenpool des Poddle bezieht.

Die beliebte Annahme, dass die Wikinger der Stadt ihren Namen gegeben haben, ist somit ebenfalls widerlegt. Anders, wie in Wexford und Waterford – die mit der Endung ford bis heute die nordische Herkunft aufweisen – haben die Wikinger nach ihrer Ankunft den irischen Namen der geistlichen Siedlung übernommen.

Geschichte von Dublin: Einflüsse aus dem Norden

Jeanie Johnston © Peter Varga/ Fáilte Ireland

Auch wenn die Wikinger nicht für den Namen oder die Gründung der irischen Hauptstadt verantwortlich waren, so haben sie zu ihrer Entwicklung dennoch maßgeblich beigetragen.

Die Nordmänner entdeckten Irland bereits im Jahr 795, als sie die kleine Klosterinsel Lambay Island nordöstlich von Dublin überfielen. Nach weiteren Plünderungen entlang der irischen Küste ließen sich die Wikinger schließlich im Gebiet der heutigen Hauptstadt nieder. Es wird vermutete, dass das Volk aus dem Norden zunächst von den Reichtümern der dortigen Klosteranlage Dubhlinn angelockt wurde und anschließend die geschützte Lage des Gezeitenpools an der Poddle/Liffey Mündung für sich entdeckte. Man geht davon aus, dass die Wikinger ab Mitte des 9. Jahrhunderts eine starke Präsenz rund um das heutige Stadtgebiet zeigten. Dublin wurde nicht nur zu einem sicheren Winterhafen, sondern entwickelte sich zu einem zentralen Handels- und Heimathafen der Nordmänner.

In den darauffolgenden Jahrhunderten lebten die Wikinger trotz mehrerer Konflikte Seite an Seite mit den Iren. In dieser Zeit nahmen die nordische Kultur und Sprache Einfluss auf die Inselbewohner. So stammen irische Nachname wie Cotter oder Doyle sowie verschiedene irische Begriffe aus dem Altnordischen. Dank ihrer Liebe zum globalen Handel, brachten die Nordmänner auch das Geld nach Irland. Die ersten irischen Münzen wurden nach englischem Vorbild von Sigtrygg Silkbeard, dem damaligen Wikingerführer Dublins, geprägt. Zudem erbauten die Wikinger eine frühere Version der berühmten Christ Church Kathedrale, nachdem sie zum christlichen Glauben übergetreten waren.

Nach den Wikingern kamen die Normannen

Der Einfluss der Wikinger nahm ab dem 10. Jahrhundert immer mehr ab und endete schließlich mit der Invasion der Anglo-Normannen im 12. Jahrhundert komplett.

Nachdem die Normannen am 1. Mai 1169 in Wexford eintrafen, dauerte es nicht lange, bis auch Dublin ins Visier der Engländer geriet. So gelang es Strongbow, dem Grafen von Pembroke gemeinsame mit den Leuten des Exil-Iren Diarmait Mac Murchadha die Hauptstadt unter seine Kontrolle zu bekommen. Nur wenige Jahre später, festigte König Henry II. die englische Herrschaft in Dublin, indem er sich selbst zum Herrscher von Irland erklärte. Sein Ziel war es, die gesamte Insel in das englische Königreich einzubinden. Dieses Ziel teilten auch viele seiner Nachfolger.

Dublin spielte bei diesem Unterfangen stets eine zentrale Rolle. Unter der Herrschaft von König John sollte die irische Hauptstadt 1204 mit dem Dublin Castle auch einen offiziellen englischen Regierungssitz erhalten. Unter den Engländer wuchs die Stadt daraufhin auf eine Größte von rund 8.000 Einwohnern; bis 1348 mehrere tausend Menschen der Pest zum Opfer fielen. Obwohl Dublin immer wieder zum Angriffsort von ansässigen irischen Clans in der Umgebung, sowie dem schottischen König Robert I. wurde, blieb sie weiterhin fest in englischer Hand.

Geschichte von Dublin: The Pale und der erste Tudorkönig Irlands

Dublin und die umliegenden Regionen, waren zunächst als The Pale bekannt. Ein Gebiet, das von den Engländern regiert und größtenteils auch von englischen Landsmännern besiedelt wurde. In den Anfangszeiten war hier kaum ein Wort Irisch zu hören und die Einwohner, waren in die für England typischen Gewänder gekleidet. Der Grund hierfür waren die Kilkenny Statuten, die im 14. Jahrhundert für eine kulturelle Trennung zwischen Engländern und Iren sorgen sollten. So war es innerhalb der Grenzen von The Pale beispielsweise verboten Irisch zu sprechen, mit Iren zu handeln oder irische Kleidung zu tragen. Da es den englischen Truppen jedoch an der nötigen Vollzugsgewalt fehlte, um diese Regeln durchzusetzen, scheiterte dieser Versuch die irische Kultur zu unterdrücken.

Als in England die Tudorära begann, herrschte auf der Grünen Insel wieder eine überwiegend irische Lebensweise. Sogar in den Gebieten rund um Dublin lebten die ansässigen Engländer nach irischer Art. Diese Entwicklung war den Tudorkönigen ein Dorn im Auge und es war König Henry VIII., der sich zum ersten König von ganz Irland erklärte. Allerdings gelang es weder ihm noch seinen Nachfolgern, ihr Herrschaftsgebiet von Dublin aus über die gesamte Insel auszuweiten.

Mit dem Ziel die Insel nicht nur der Krone, sondern auch dem protestantischen Glauben zu unterwerfen; gründete Königin Elizabeth I. 1592 das Trinity College als die erste protestantische Universität des Landes. Gleichzeitig wurden die beiden Kathedralen Christ Church und St. Patrick’s zu protestantischen Gotteshäusern erklärt.

Am Ende des sogenannten Neunjährigen Krieges ergaben sich im Jahr 1603 schließlich auch die letzten Iren der immer brutaler werdenden englischen Herrschaft.

Dublin gezeichnet von Aufständen und Fremdherrschaft

Mitte des 17. Jahrhunderts verhärteten sich die Fronten zwischen den katholischen Iren und den protestantischen Engländern in Dublin immer mehr. Zu den Zeiten des englischen Bürgerkriegs, der in der Hinrichtung von König Charles I. endete, schlossen sich auf der Grünen Insel viele Royalisten mit den aufrührenden Iren gegen England zusammen.

Nachdem die irische Rebellion 1641 der Insel konföderierten Status verschaffte, entwickelte sie sich immer mehr zur Bedrohung für England. Im August 1649 versuchten die Inselbewohner mit der Unterstützung englischer Monarchie-Befürworter Dublin zu besetzen und in ihre Gewalt zu bringen. Der Versuch scheiterte jedoch und nur drei Tage später, traf der berühmt-berüchtigte Oliver Cromwell ein. Gemeinsam mit englischen Streitkräften sollte Cromwell nicht nur die Hauptstadt, sondern das gesamte Land den Engländern sowie dem protestantischen Glauben unterwerfen.

Lesetipp: Hier erfahrt Ihr mehr über Oliver Cromwell und seine brutalen Methoden, die er gegen die irische Bevölkerung angewandt hat.

Vierzig Jahre später traf mit dem ehemaligen König Jakob II. ein weiterer Engländer in Dublin ein. Jakob wurde von seinem Schwiegersohn William von Oranien aufgrund seines katholischen Glaubens vom englischen Thron gestoßen. Nachdem er zunächst nach Frankreich geflüchtet war, erhoffte er sich nun die Krone von Irland aus mit der Unterstützung der Inselbewohner wieder für sich zu gewinnen. Sein Vorhaben fand jedoch in der Schlacht am Boyne ein jähes Ende, als William den in Dublin stationierten Jakob besiegte.

Geschichte von Dublin: Zwischen Blütezeit und Rebellion

William III. wurde nach seinem Sieg über Jakob als König von England, Schottland und Irland bestätigt. Unter seiner Herrschaft wuchs Dublin zur zweitgrößten Stadt des englischen Königreichs heran. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte die irische Hauptstadt bereits 60.000 Einwohner und es wurden stetig mehr.

Allerdings war es nicht nur die Einwohnerzahl, die anschwoll; Dublin vergrößerte sich mit jedem Jahr mehr. Die Stadtgrenzen weiteten sich aus und innerhalb des nächsten Jahrhunderts entstanden einige ikonische Gebäude und Anlagen. Dazu gehören beispielsweise die heutige City Hall, die Grünanlage Merrion Square sowie das prächtige Parlamentsgebäude, das heutzutage als Hauptsitz der Bank of Ireland dient.

Doch diese scheinbare Blütezeit in der Geschichte von Dublin währte nicht lange. Denn mit einer Rebellion 1798 versuchten die Iren erneut, ihre Insel aus der Hand der Engländer zu befreien. Unter der Vereinigung der United Irishmen griffen die Aufständischen die Hauptstadt und einige Dörfer in deren Umgebung an. Da ihre Pläne den Engländern jedoch schon im Vorfeld zugespielt wurden, waren diese vorbereitet und die Rebellion blieb erfolglos. Als in ihren Augen notwendige Konsequenz schlossen die Engländer das irische Parlament in Dublin und banden die Regierungsgeschäfte der Insel in London mit ein.

Daraufhin wanderten immer mehr Engländer aus Dublin ab, die Attraktivität der Stadt schwand und die Armut stieg zum Ende des 19. Jahrhunderts immer weiter an. Mit der großen Hungersnot zwischen 1845 und 1850 wurde die irische Hauptstadt zum Zufluchtsort vieler Einheimischer. Allerdings fanden diese in Dublin nicht die gewünschte Hilfe, sondern nur noch mehr Armut und Hunger.

Unabhängigkeit für Dublin und die Grüne Insel

Nach den tragischen Jahren der Hungersnot und dem damit verbundenen Bevölkerungsrückgang kippte die Stimmung unter den Iren in der Hauptstadt immer mehr. Denn obwohl lange Zeit eine Kartoffelfäule als alleiniger Grund für die Hungersnot vorgeschoben wurde, so waren es die Zwangsabgaben von Lebensmitteln nach England, die zu dem traurigen Höhepunkt in diesem Kapitel der Geschichte von Dublin führten.

Der Unmut gegenüber der Engländer stieg ins unermessliche und der Ruf nach einem unabhängigen Irland wurde abermals laut. Das Osterwochenende 1916 sah einen erneuten Aufstand in der irischen Hauptstadt. Hierzu versuchten die Rebellen die Stadt an mehreren Orten gleichzeitig anzugreifen und so von den Engländern zu befreien. Das General Post Office diente den Iren als Hauptquartier, auf dessen Stufen Padraig Pearse die irische Unabhängigkeitserklärung verlas. Noch heute sind die Schusslöcher der blutigen Kämpfe während des Aufstands in den Säulen des GPOs zu sehen. Die Anführer des Osteraufstands wurden in dem geschichtsträchtigen Kilmainham Gaol verwahrt und schließlich hingerichtet.

Osteraufstand

Barrikade während des Osteraufstandes, via Wikimedia Commons

Obwohl auch dieser Versuch gescheitert war, Dublin und den Rest der Insel aus der Hand der Engländer zu befreien, so setzte er dennoch den Prozess in Kraft, der den Iren letztlich die langersehnte Unabhängigkeit brachte. Denn nur drei Jahre später brach der irische Unabhängigkeitskrieg aus, der nicht nur in Dublin in einen Guerillakrieg ausartete. Nach mehreren blutigen Auseinandersetzungen, wie beispielsweise dem Anschlag auf Custom House und dem Massaker des Blutsonntags in Dublin, einigten sich Abgesandte der irischen Reihen mit den Engländern darauf, dass Irland unter dem Anglo-Irischen Vertrag ein Freistaat werden sollte. Dieser Vertrag spaltete die irische Gesellschaft jedoch und führte schließlich zum irischen Bürgerkrieg. Dieser sah weitere Kämpfe, Attentate und Zerstörung bis die irish Republican Army (IRA) 1923 einem Waffenstillstand zustimmte.

Geschichte von Dublin: Hauptstadt im Wandel der Zeit

Von den frühen Siedlungen, die Dublin bis heute ihren englischen als auch ihren irischen Namen verleihen; über die florierende Wikingerhochburg, bis hin zum Zentrum des irisch-englischen Konflikts, war Dublin stets der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Grünen Insel.

Die heutige Hauptstadt der Republik Irland wuchs und entwickelte sie, wurde zerstört und wieder aufgebaut, wahr sowohl ein Zeichen der englischen Besetzung als auch ein Sinnbild für den unermüdlichen Freiheitsdrang der Iren. Dublin ist gezeichnet von seiner Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch die Straßen und Gassen zu ziehen scheint und das Alte mit dem Neuen verbindet. Baile Átha Cliath ist jedoch nicht nur ein Mahnmal der Vergangenheit oder die Hauptstadt eines modernen europäischen Landes. Dublin ist allen voran das Herz der Grünen Insel, die Wiege der irischen Republik und nicht zuletzt eine Stadt, die Besucher und Bewohner gleichermaßen mit ihrem ganz besonderen Charme in ihren Bann zieht!

Dublin Docklands, Photo by Ros Kavanagh/Fáilte Ireland

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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