In seiner Jahrtausende alten Geschichte war die Grüne Insel unzählige Male Schauplatz legendärer und folgenreicher Kämpfe und Kriege. Insbesondere in den Jahrhunderten, in denen die englische Krone Irland zu einem Teil des Vereinigten Königreichs erklärte, sah die Insel eine Vielzahl blutiger Auseinandersetzungen. Die Schlacht am Boyne im Juli 1690 ging mit ihren Hintergründen, ihrem Ablauf und nicht zuletzt der ungebrochenen Leidenschaft eines Königs und seinen Anhängern zu Recht in die Geschichte Irlands ein!
In diesem Beitrag haben wir die Ereignisse, die zu dem legendären Kampf auf irischem Boden führten, den Hergang der Schlacht sowie die Folgen des schicksalhaften Julitages zusammengefasst!
Inhaltsverzeichnis
Schlacht am Boyne: Die Hintergründe
Jakob II. folgte seinem Bruder Karl II. im April 1685 auf den englischen Thron. Obwohl er bereits in seiner Kindheit zum Katholizismus konvertiert war, akzeptierten ihn die protestantischen Engländer als König. Der Grund waren seine beiden Töchter, die nach dem protestantischen Glauben erzogen wurden und somit eine protestantische Thronfolge sicherten. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Jakob die Katholikin Maria Beatrix von Modena. Mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes, James Francis Edward, der als männlicher Nachkomme das Vorrecht auf die Krone hatte, erwartete England ein weiterer katholischer König!
Von der eigenen Tochter der Krone beraubt
Die Nachricht eines zukünftigen katholischen Thronfolgers stieß beim englischen Volk auf Ablehnung. Angehörige des englischen Hofes nahmen Kontakt zu Jakobs Tochter aus erster Ehe Maria II. und deren Ehemann Wilhelm III. von Oranien auf. Wilhelm sollte Jakob den Thron streitig machen und als neuer protestantischer König die Herrschaft über England, Schottland und Irland übernehmen. Der niederländische Statthalter folgte der Aufforderung und gelangte im Rahmen der Glorreichen Revolution 1688 auf den englischen Thron. Jakob II. flüchtete mit seiner Familie nach Frankreich. Hier lebte er im Palast von Ludwig XIV., der Jakob als den rechtmäßigen englischen König anerkannte. Nur ein Jahr später erhielten Wilhelm III. und Maria II. offiziell ihre Einführung ins englische Königshaus. Das hatte unter anderem zur Folge, dass jegliche Ansprüche auf den Thron von Jakobs II. Kindern erloschen!
Obwohl ein Großteil der Engländer Wilhelm III. aufgrund seines Glaubens als neuen König akzeptierten; fanden sich insbesondere in Schottland zahlreiche Anhänger Jakobs, die eine Rückkehr ihres rechtmäßigen Königs forderten. Mit dem beginnenden Widerstand der sogenannten Jakobiten in Schottland und seiner großen Anhängerschaft im hauptsächlich katholischen Irland erkannte Jakob II. eine Chance, die englische Krone zurückzuerobern. Nachdem Jakob im März 1689 mit französischen Truppen in Kinsale landete; gelang es ihm zunächst mithilfe der Iren nach Dublin zu ziehen und von dort die Stadt Londonderry zu belagern. Wilhelm III. hielt eine Schlacht zu diesem Zeitpunkt für unumgänglich. Er wollte seinen Schwiegervater und seine Anhänger endgültig schlagen!
Kampf um den Thron: Zum Scheitern verurteilt?
Obwohl Jakob mit seinen Mitstreitern zunächst einige Erfolge verzeichnen konnte, häuften sich im darauffolgenden Jahr die Niederlagen. Insbesondere bei den gescheiterten Versuchen, weitere Teile Derrys sowie Enniskillen einzunehmen, büßten die Jakobiten starke Verluste ein. Als Wilhelm im Juni 1690 an der Küste von Nordirland eintraf, stand Jakob nur noch eine 21.000 Mann starke Truppe zur Verfügung; mit der er sich nach Dublin zurückzog.
Wilhelm beschloss seinem Widersacher entgegenzureiten. Er plante Dublin mit einer stark überlegenen Truppenstärke von 35.000 Mann zurückzuerobern. Die Nachricht von der Ankunft des englischen Königs und seinen Streitkräften breitete sich schnell bis zu den Jakobiten aus. Anstatt in der Stadt auf Wilhelm zu warten, stellte Jakob seine Leute am Ufer des Boyne westlich des heutigen Drogheda auf. Mit dem Fluss als natürliches Hindernis erhoffte er sich die Stadt von dort aus gegen Wilhelm zu verteidigen. Selbst wenn ein Sieg der Jakobiten aufgrund ihrer Unterlegenheit mehr als unwahrscheinlich war; konnte sich Jakob über der Loyalität seiner Unterstützer freuen, die leidenschaftlich für ihren rechtmäßigen König und eine katholische Zukunft ihres Landes kämpften!
Die Schlacht und der Rückzug
Gemäß des 1690 geltenden julianischen Kalenders, fand die Schlacht am Boyne am 1. Juli 1690 statt. In unserem heutigen gregorianischen Kalender fällt dieser Tag auf den 11. Juli. Fest steht jedoch, dass Wilhelm mit seinen Truppen bereits am Vortag am Nordufer des Boyne eintraf und sich einen genauen Überblick verschaffte. Diese Erkundungsmission wurde dem englischen König beinahe zum Verhängnis, als es einer kleinen Truppe Jakobiten gelang, ihn an der Schulter zu verletzen.
Am nächsten Morgen startete Wilhelm in die Schlacht, indem er einen Teil seiner Armee auf verschiedenen Wegen über den Fluss sandte. Eine kleine Truppe der englischen Soldaten sorgte dabei dafür, dass Jakob einen großen Teil seiner Truppe an seine Flanke kommandiert und damit sein Heer an anderen Angriffsorten schwächte.
Der Hauptschauplatz der Schlacht am Boyne befand sich in der Nähe von Oldbridge House. Hier gelang es den Engländern zunächst, die Jakobiten zurückzudrängen; die ihre Linie jedoch anschließend vehement verteidigen konnten. Auf Höhe des Odlbridge Village schaffte es die jakobitische Kavallerie sogar, die englischen Truppen in den Fluss zu treiben. In dieser Phase des Kampfes kam unter anderem Wilhelms zweiter Kommandant der Duke of Schomberg ums Leben. Erst als es den wilhelminischen Reitern gelang, den Boyne zu überqueren, konnten die Jakobiten bis zum endgültigen Rückzug weiter zurückgedrängt werden!
Nachdem die Jakobiten einen geordneten Rückzug antraten und einen weiteren Versuch Wilhelms die Truppen zu zerschlagen, vereiteln konnten, galt der Kampf als beendet. Wilhelm ging dabei als klarer Gewinner hervor. Mit gerade einmal rund 2.000 Todesopfern zählt die Schlacht am Boyne zu den weniger blutigen Kämpfen ihrer Zeit. Gerade einmal 25 Prozent der Toten werden Wilhelm und seinen Truppen zugeordnet, während der Rest auf Seiten der Jakobiten fiel.
Die Schlacht am Boyne und ihre Folgen
Nach seiner Niederlage floh Jakob heimlich zurück nach Frankreich. Bei seinen Mitstreitern sorgte diese schnelle Abreise für Unmut und kostet Jakob die Unterstützung vieler Iren. Noch Jahrzehnte nach dem Battle of the Boyne war Jakob daher in Irland als „James the be-shitten“ bekannt. Die verlassenen Jakobiten-Truppen zogen sich zunächst nach Limerick zurück. Hier konnten sie sich bis zum Sommer 1691 verschanzen. Wilhelms Truppen gelang es jedoch nach der Belagerung von Athlone und der blutigen Schlacht von Aughrim; Irland mit dem Vertrag von Limerick im Oktober 1961 wieder endgültig unter die Kontrolle der englischen Krone und somit des protestantischen Königs Wilhelm III. zu bringen.
Die Auseinandersetzungen zwischen Wilhelm und den Jakobiten fanden jedoch kein Ende und überdauert sogar mehrere Generationen. So versuchte sowohl Jakobs Sohn James Stuart als auch sein Enkelsohn Charles Stuart die englische Krone mithilfe aus Schottland stammender Jakobiten zurückzugewinnen. Erst 1746 gelang es den Engländern während der Schlacht bei Culloden in Schottland die Hoffnungen der Jakobiten auf einen katholischen Stuart-König zu zerschlagen!
Selbst wenn der Kampf zwischen den beiden Adelshäusern in Culloden gemeinsam mit rund 2.000 Jakobiten starb; war der Glaubenskrieg zwischen den Katholiken und Protestanten lange nicht beendet. Im Gegenteil Unruhen aufgrund der verschiedenen Religionen in Irland ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Grünen Insel. Die Nachwirkungen sind bis heute in der Erinnerung vieler Iren allgegenwärtig.
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