Die Grüne Insel begeistert ihre Besucher nicht nur mit ihrer unberührten Landschaft, ihren unvergleichlich freundlichen Einwohnern und den etlichen Mythen und Legenden, die sich um die Kultur der Iren ranken. Sondern auch mit ihrer Vergangenheit. Immerhin ist es diese bewegte jahrtausendealte Geschichte, die Irland zu dem Land gemacht hat, das es heute ist. In vielen Freilichtmuseen Irlands werden die spannendsten Kapitel der Inselvergangenheit wieder zum Leben erweckt.
Zwischen originalgetreuen Nachbauten, aufwändig gefertigten Kostümen und Werkzeugen sowie Praktiken, die heute wie damals ausgeführt werden, kommt man dem Herzen der irischen Seele in den schönsten Freilichtmuseen des Landes ganz nah. Wo sich diese befinden, was es dort zu sehen gibt und was Ihr für euren Besuch wissen müsst, erfahrt Ihr jetzt!
Inhaltsverzeichnis
1. Freilichtmuseen Irlands: Craggaunowen, Co. Clare
Das Freilichtmuseum Craggaunowen östlich von Ennis in der Grafschaft Clare ist rund um die gleichnamige Burg aus dem 16. Jahrhundert aufgebaut. Neben der restaurierten Burg tauchen Besucher in einem faszinierenden Nachbau eines Crannogs in die Vergangenheit ein. Dabei handelt es sich um eine künstlich angelegte Insel, die den Iren besonders in der Bronzezeit als sicherer Wohnort diente. Am Ufer findet man zudem ein realistisches Replikat eines Ringforts inklusive einer unterirdischen Anlage, wie sie in Irland vor allem im 4. und 5. Jahrhundert von Bauern genutzt wurden. Craggaunowen ist außerdem der Ausstellungsort des Brendan Boat. Der Nachbau eines Curragh-Bootes, mit dem Timothy Severin im Jahr 1976 auf den Spuren von Brendan dem Reisenden nach Amerika segelte. Das traditionelle Holzboot, das mit Leder überzogen ist, soll dem Originalboot, in dem Brendan sich auf seine Reisen begab, gleichen.
Die verschiedenen Stationen im Park sind mit verkleideten Schauspielern besetzt, die das Leben in Irland aus vergangenen Zeiten lebendig werden lassen. Darüber hinaus finden regelmäßig Vorführungen zu verschiedenen Themen wie Handwerken oder Kochen statt. Es lohnt sich also, vor dem Besuch einen Blick auf den Veranstaltungskalender auf der Webseite zu werfen.
2. Bunratty Castle & Folk Park, Co. Clare
Das Bunratty Castle mit seinem weitläufigen Folk Park ist unter den Freilichtmuseen Irlands ein echter Klassiker. Dank der Schnellstraße N18 ist der Park nordwestlich von Limerick schnell und einfach zu erreichen. Auf dem Gelände einer ehemaligen Wikingerhochburg befindet sich das im 15. Jahrhundert erbaute Bunratty Castle. Das Innenleben der Burg erlaubt mit seiner wirklichkeitsgetreuen Einrichtung einen spannenden Einblick in den einstigen Burgalltag.
Rund um das Castle haben Besucher die Möglichkeit, eine Zeitreise in ein Irland aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu unternehmen. In einer Reihe authentischer Bauernhäuser, Gutshöfe, Herrenhäuser sowie einem kompletten Dorf inklusive Schule, Doktor, Tante Emma Laden und natürlich einem Pub rückt die Gegenwart in weite Ferne. Die Mitarbeiter des Parks üben mit viel Liebe zum Detail die unterschiedlichen Tätigkeiten der Landwirte, Lehrer und Dorfiren der Vergangenheit aus. Und haben jede Menge Informationen auf Lager, die sie nur zu gerne teilen! Da der Park zusätzlich über Attraktionen wie Spielplätze, einem Feengarten sowie einem Streichelzoo verfügt, lohnt sich ein Besuch besonders dann, wenn Ihr in Irland mit Kindern unterwegs seid.
Eintrittskarten können auf der Webseite vorbestellt werden und für einen Besuch sollten mindestens zwei Stunden, gerne auch ein ganzer Tag eingeplant werden.
3. Freilichtmuseen Irlands: Ulster American Folk Park, Omagh
Über mehrere Jahrhunderte hinweg haben viele Iren die Grüne Insel verlassen, um an anderen Orten Wurzeln zu schlagen. Unzählige Gründe zwangen irische Familien zum Auswandern. Dabei ging es oft nach Amerika und genau um diese Emigrationsgeschichten geht es im Ulster American Folk Park.
Mithilfe detaillierter Rekonstruktionen historischer Gebäude machen sich die Besucher des Parks auf eine spannende Reise von der alten Welt in die neue. Dabei werden strohgedeckte Cottages und typisch irische Bauernhäuser an originalgetreuen Nachbildungen der Docklands zurückgelassen, um sich in die Abenteuer der amerikanischen Besiedlung zu stürzen. Auf eine besonders anschauliche Art erlebt man hier, wie sich die unzähligen Inselbewohner auf dieser Reise, die sie oft als letzten Ausweg sahen, gefühlt haben müssen.
Der Park liegt nördlich von Omagh im Westen Nordirlands und ist mit dem Auto aus der Republik Irland am einfachsten über die N2 von Dublin oder die N16 von Sligo aus erreichbar. Er ist das ganze Jahr über geöffnet und Eintrittskarten können auch hier wieder auf der Webseite gekauft werden.
4. Freilichtmuseen Irlands: Irish National Heritage Park, Co. Wexford
Wer sich für die gesamte Geschichte Irlands interessiert, bekommt im Irish National Heritage Park in Ferrycarrig in der Grafschaft Wexford wohl den umfangreichsten Einblick in die Inselvergangenheit.
Vor der Kulisse eines großräumigen Naturgebiets wandelt Ihr hier von den Ursprüngen der Iren nach der letzten Eiszeit. Über die Christianisierung der Insel bis hin zu der Zeit, in der die Insel den Wikingern und anschließend den Anglo-Normannen zum Opfer fiel. Jede Epoche wird durch originalgetreue Nachbauten von Wohn- und Arbeitsgebäuden zum Leben erweckt. Zusätzlich bietet der Heritage Park täglich mehrere Vorführungen an. So können Besucher beispielsweise mitansehen, wie in prähistorischen Zeiten gejagt, gearbeitet oder gekocht wurde. In manchen Fällen darf sogar selbst Hand angelegt werden, wie zum Beispiel beim Falknerei- oder Bogenschießen-Kurs. Zudem kann man hier nicht nur Zeuge der andauernden archäologischen Ausgrabung des Carrick Hill Castles werden. Sondern auch eine Nacht in einer echten Wikingerunterkunft verbringen!
Der Park ist das ganze Jahr über geöffnet und sorgt mit saisonalen Veranstaltungen und Angeboten für Abwechslung. Tickets können einfach und schnell online bestellt werden.
5. The Jeanie Johnston, Dublin
Eines der dunkelsten Kapitel der irischen Geschichte legte sich zwischen 1845 und 1849 in Form der Großen Hungersnot über die Insel. Während dieser Jahre kämpfte das Inselvolk um sein Überleben. Und mehrere Millionen Iren mussten ihr Leben lassen. Mindestens genauso viele versuchten ihre Heimat zu verlassen, um vor dem Hunger und der Armut zu fliehen. Zahlreiche Menschen verließen in sogenannten Coffin Ships das Land. Doch sollten sie das Ziel ihrer Reise nicht lebend erreichen.
Wie in vielen dunklen Kapiteln der Geschichte findet man allerdings auch in dieser Zeit kleine Lichtblicke der Menschlichkeit und Hoffnung. In diesem Fall das Schiff Jeanie Johnston. Das ehemalige Frachtschiff aus Kanada unternahm im Jahr 1848 die erste „Hungerreise“ und brachte damit rund 250 Iren nach Quebec in ihr neues Leben. Wie anderswo verlangten die Betreiber der Jeanie Johnston jedoch keine unbezahlbaren Überfahrtspreise. Wer hier mitfahren wollte, musste sich lediglich an die Regeln halten: Keine Schlägereien, keine Glücksspiele und keine Zigaretten! Dank dieser Vorgehensweise rettete die Jeanie Johnston innerhalb von sieben Jahren schätzungsweise 2.500 Iren das Leben.
Obwohl das Schiff nach seinem Einsatz als Famine Ship bei einer Frachtreise im Jahr 1858 sank, blieb es in den Erzählungen der Menschen erhalten. Seine authentische Nachbildung könnt ihr heutzutage in der Dubliner Custom House Quay besichtigen. Ein Erlebnis, das vor dem geschichtlichen Hintergrund garantiert für Gänsehaut sorgt.
6. Kerry Bog Village, Co. Kerry
Die Grafschaft Kerry wird von Einheimischen und Irlandliebhabern oft als The Kingdom bezeichnet. Diesen Beinamen hat sich das County im Südwesten der Grünen Insel mit seiner einzigartigen Landschaft verdient. Neben der landschaftlichen Highlights, erleben Besucher hier zudem die reichhaltige Kultur und Geschichte des Inselvolkes. Besonders anschaulich geht das im Kerry Bog Village zwischen Killorglin und Glenbeigh auf dem Ring of Kerry.
Am Fuße der Mcgillcuddy Reeks – der höchsten Gipfel des Landes – entdeckt ihr auf dem weitläufigen Gelände mitten in der Ballintleave Moorlandschaft ein irisches Dorf aus dem 19. Jahrhundert. Zwischen den Strohdächern der kleinen Cottages wird der Alltag der Torfstecher, Bauern und Handwerker zum Leben erweckt. Das besondere an den Häusern: Sie sehen nicht nur wie das Original aus, sondern wurden alle ausschließlich mit den Methoden aus dem frühen 19. Jahrhundert erbaut. Neben Replikaten von Werkzeugen und Einrichtungsgegenständen hat man hier zudem die Chance, dem Kerry Bog Pony zu begegnen. Die Rasse war bereits fast ausgestorben, als das Museumsdorf gegründet wurde. Doch dank der unermüdlichen Bemühungen der Betreiber konnte man das Überleben der Moorponys sichern.
Das Bog Village ist zu jeder Jahreszeit täglich geöffnet. Sobald ihr die spannenden Stationen des Dorfes erkundet habt, lohnt sich ein Abstecher in das traditionelle Pub auf einen Irish Coffee!
7. Freilichtmuseen Irlands: Glencolmcille Folk Village, Co. Donegal
In der nordweslichsten Grafschaft wartet ein besonders authentisches Freilichtmuseum auf euch. In der Abgeschiedenheit der irisch-sprechenden Region im Westen Donegals findet ihr das Glencolmcille Folk Village, das von den Anwohnern des gleichnamigen Dorfes liebevoll gepflegt und instandgehalten wird.
Das Museumsdorf selbst besteht aus mehreren Nachbildungen von typisch irischen Wohn- und Bauernhäusern aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert. Diese Gebäude wurden mit viel Liebe zum Detail und teilweise mit antiken Möbeln und Gegenständen aus der jeweiligen Zeitspanne eingerichtet. Neben altertümlichen Wohnhäusern warten hier zudem eine Schule, eine typische Fischerhütte sowie ein Publaden, wie er in der damaligen Zeit in jedem Dorf zu finden war. Außerdem erfahrt Ihr hier weitere Fakten zu der 5.000 Jahre alten Geschichte dieses Ortes, den bereits die frühestens Einwohner der Grünen Insel für sich entdeckten. Und der sogar dem schottischen Bonny Prince Charlie nach der gescheiterten Schlacht von Culloden als Zufluchtsort diente.
Das Glencolmcille Folk Village ist jedes Jahr von Ostern bis Ende Oktober für Besucher geöffnet. Neben einer selbstgeführten Tour durch die Anlage könnt ihr das Dorf auch an der Seite eines Guides besichtigen.
8. Muckross Traditional Farms, Co. Kerry
Der Killarney Nationalpark ist wohl einer der beliebtesten Orte, wenn es um Naturschauplätze auf der Grünen Insel geht. Neben der spektakulären Landschaft zwischen Lady’s View und Ross Castle, kann der Park auch in Sachen Freilichtmuseen Irlands mithalten. Am Rande der weitläufigen Anlage rundum Muckross House an den Ufern von Lough Learne und Muckross Lake findet ihr Muckross Traditional Farms.
Auf der selbstgeführten Tour reisen Besucher zurück in ein Irland längst vergessener Tage. In verschiedenen realitätsgetreuen Bauernhäusern aus dem frühen 20. Jahrhundert erwacht der Alltag der Grünen Insel ohne Strom, ohne Kraftfahrzeuge und ohne fließendes Wasser zum Leben. Die Bauernhöfe werden teilweise mit Feldern und Tieren bewirtschaftet, was ihnen eine besonders authentische Note verleiht. In vielen der Häuser warten die Mitarbeiter der Anlage in zeitgemäßen Outfits mit jeder Menge Informationen, Anekdoten und manchmal sogar frischgebackenem Brot, das eben noch über dem Feuer im Cottage hing. Eine Schreinerei und Schmiede, in der regelmäßige Vorführungen stattfinden sowie das Replikat einer Schule aus dem Jahr 1910 machen die Zeitreise komplett. Bei den Kleinsten sind der Streichelzoo und der kleine, aber gut bestückte Waldspielplatz besonders beliebt.
Die Traditional Farms befinden sich direkt am Parkplatz für Muckross House und sind im März und April an Wochenenden und von Mai bis September täglich für Besucher geöffnet
Kommentar hinterlassen