Irland Traditionen

Die schönsten irischen Bräuche

feiertage in irland
Written by Monika Dockter

Eine Auswahl der schönsten irischen Bräuche ist natürlich immer ein wenig subjektiv. Der eine liebt eher die ausgelassenen Feierlichkeiten am St. Patrick’s Day, der andere den Gruselfaktor zu Halloween. Wieder ein anderer schätzt eventuell die speziellen Bräuche anlässlich einer Beerdigung. Aus diesem Grund geben wir Euch hier nur einen kurzen Überblick über einige dieser Bräuche, und bei Bedarf könnt Ihr jeweils den weiterführenden Beitrag dazu lesen.

Der Brauch des St. Patrick’s Day

Der Nationalfeiertag St. Patrick’s Day ist einer der bekanntesten irischen Bräuche. Gefeiert wird er am 17. März, dem Todestag des Nationalheiligen, der der keltischen Insel den christlichen Glauben brachte.

Der 17. März wird bis heute auch über die Grenzen Irlands hinaus gefeiert, vor allem in Amerika. Tatsächlich fand die erste Parade zum St. Patrick’s Day im Jahr 1737 in Boston statt und nicht in Dublin! Doch auch in einigen deutschen Großstädten finden heute am irischen Nationalfeiertag Paraden statt. München beispielsweise veranstaltet die größte entsprechende Feier auf dem europäischen Festland. Darüber hinaus erstrahlen an diesem Tag auf der ganzen Welt einige öffentliche Gebäude im obligatorischen grünen Licht; in Chicago wird sogar der Chicago-River in Grün eingefärbt.

Und was genau macht diese Feier nun aus?  Der Festumzug mit seinen Kostümen, der Musik, dem Tanz und – last, but not least – dem Trinken. Um einen in München lebenden Iren zu zitieren: St. Patrick’s Day ist „ein Tag der Iren, wo wir einfach Spaß haben, irisch zu sein!“ Die Überschrift für dieses Fest könnte also lauten: Über das große Glück, ein Ire zu sein…

  • Hier findet Ihr noch mehr Wissenswertes zu diesem irischsten aller Feiertage.

Einer der ältesten irischen Bräuche: Halloween

Ein weiterer irischer Brauch, der sich von der grünen Insel aus über die ganze Welt verbreitet hat, ist natürlich Halloween. Entstanden ist das heutige Halloween aus einer „Verschmelzung“ des keltischen Festes Samhain mit der christlichen Tradition Allerheiligen.

Zu Samhain feierten die Kelten die Ernte, das Ende des alten keltischen Jahres und den Beginn des Neuen, in dem die Geister der Toten sich auf den Weg in die nächste Welt machten. In der Hoffnung, von den Geistern nicht erkannt zu werden, verkleideten sich die Menschen und stellten Essen auf ihre Gräber, damit diese ihnen im kommenden Jahr kein Unheil brachten.

Als viele Jahre später die alten, heidnischen Traditionen durch neue, christliche ersetzt wurden, kam der Feiertag Allerheiligen mit ins Spiel. All Hallows‘ Day  wurde am 1. November gefeiert. Der vorausgehende Abend wurde damit zu All Hallows‘ Eve, der Brauch des Verkleidens blieb bestehen. Nur eben nicht zur Ehre der Toten oder der Götter, sondern zum Gedenken der Heiligen. Und schon war Halloween war geboren.

  • Auf welche Weise sich daraus später die Tradition der geschnitzten Kürbisfratzen entwickelte – also die Legende von Jack O’Lantern – findet Ihr hier.

Und falls Ihr diesen Brauch einmal gerne auf die echte, zeitgemäße irische Art erleben möchtet, kann euch diese Website weiterhelfen.

Der Brauch des Matchmaking

Um künftige Ehepartner zusammen zu bringen, bediente man sich früher in Irland, vor allem auf dem Land, gerne der Heiratsvermittler. Oft waren dies Viehhändler, die weit im Land herumkamen, entsprechend viele Landbewohner kannten und die Heiratswilligen unter ihnen miteinander bekannt machten. Waren sich die Familien der potentiellen Partner einig, wurden die Eltern der künftigen Braut dazu eingeladen, das Land des Bräutigams zu besichtigen. Sie mussten schließlich wissen, wie viel Eigentum hier auf den Tisch kam, und ob ihre Tochter samt Kindern künftig gut versorgt sein würde. Von diesem Brauch stammen die beiden irischen Sprichwörter: Don’t make a bid until you walk the land und Many an Irish property was increased by the lace of a daughter’s petticoat.

Fiel diese Besichtigung zu ihrer Zufriedenheit aus, wurde der Deal besiegelt: Die Familie der Braut lud diejenige des Bräutigams zu einem Festessen ein. Serviert wurde dabei traditionell ein Gänsebraten.

Doch trotz aller elterlichen Bemühungen gab es auch Fälle, in denen aus einer Hochzeit nichts wurde, wie folgende Anekdote erzählt. „Aber warum willst du mich nicht heiraten, Sheila?“, flehte Tom. „Es gibt doch nicht etwa einen anderen, oder?“ „Oh Tom“, seufzte Sheila, „wenn du wüsstest, wie sehr ich hoffe, dass es da einen gibt!“

In einigen Gegenden Irlands wurden die jungen Damen manchmal auch noch deutlicher. Es war Brauch, dass der heiratswillige junge Mann am Haus seiner Angebeteten seine Mütze durch die offene Haustür warf. Kam diese umgehend zurückgeflogen, waren seine Chancen ein für allemal dahin!

Tatsächlich lebt die Tradition des irischen Matchmaking  bis heute. Zwar längst nicht mehr im selben Maß, doch auch im Zeitalter der online-Partnersuchen finden weltweit noch Paare durch die Dienste eines Matchmakers zusammen.

Hochzeitsbräuche

Was Hochzeiten angeht, wartet Irland mit einigen Bräuchen auf, die tatsächlich recht speziell sind. Angefangen bei einem besonderen Ring, dem Claddagh Ring, über die „Tying- The- Knot“-Trauzeremonie bis hin zu zahllosen Kleinigkeiten vor und während der Feierlichkeiten, die dem jungen Paar Glück bescheren sollen.

Zunächst einmal zum Claddagh-Ring, der seinen Namen einer alten Legende verdankt. Das Motiv des Ringes ist ein gekröntes Herz, das von zwei Händen gehalten wird. Traditionell wird er gerne als Verlobungs- und später als Ehering getragen. Doch auch Singles dürfen ihn tragen, und zwar auf folgende Weise: Am Ringfinger der rechten Hand und mit der Spitze des Herzens von ihnen abgewandt. Auf diese Weise zeigt man, dass man „verfügbar“ wäre.

Während der Verlobungszeit trägt man den Ring an der anderen, linken Hand und wie vorher zeigt die Spitze des Herzens vom Träger weg. Nach der Hochzeit jedoch trägt man den Ring genau anders herum, sodass die Herzspitze zum Träger zeigt – ein Zustand, der niemals mehr geändert werden darf! Obwohl ein Ire mir einmal augenzwinkernd erklärte, dass auch eine Ehefrau den Ring gelegentlich umdrehen darf. Immer dann nämlich, wenn ihr Ehemann ihr Anlass zur Klage gibt!

Zu all den übrigen speziellen Einzelheiten, die rund um die Hochzeitszeremonie zu beachten sind, findet Ihr hier einen ausführlichen Artikel, deshalb sei an dieser Stelle nur noch eine „Weisheit“ genannt. Ein sonniger Hochzeitstag ist ein gutes Omen – wenn die Braut beim Verlassen des Hauses in die Sonne schaut, wird sie hübsche Kinder bekommen!

Brauchtum bei Beerdigungen

Funerals in Ireland are so jolly, they should be called Funferalls. Dieses Zitat von James Joyce, so pietätlos es in unseren Ohren klingen mag, veranschaulicht sehr deutlich den Unterschied von den Beerdigungen in Irland zu denjenigen in Deutschland. Wir legen die Betonung wohl eher auf die Trauer, den Verlust und die Endgültigkeit des Abschieds. Die Iren dagegen machen aus ihrer Trauer tatsächlich eine Feier. Sie feiern das Leben des Verstorbenen, seinen Charakter, seinen Werdegang, seine Verdienste – eben alles, was diesen speziellen Menschen ausmachte.

Ganz praktisch läuft diese „Feier“ in verschiedenen Schritten und mittels sehr vieler kleiner, bedeutungsschwerer Details ab. Dazu gehört die Totenwache Wake, die dem ausführlichen Abschiednehmen dient und eine Art Trauerchor, the Keening. Später selbstverständlich die Messe und die Beerdigung auf dem Friedhof, wo der Verstorbene ins Grab hinabgelassen wird. Für diesen Anlass existieren einige sehr schöne irische Segenssprüche. Hier könnt Ihr alles darüber nachlesen.

Zum Abschluss nur noch eine kleine Anekdote oder vielmehr ein Witz. Er verdeutlicht die Einstellung vieler Iren zum Thema Tod und Beerdigung auf sympathische Weise.

Eines Freitagabends saßen Jo, John und Mick an der Bar. Sie unterhielten sich über ihren möglichen Tod und darüber, wie sich ihre Hinterbliebenen idealerweise an sie erinnern sollten. „Was wünscht ihr euch, sollten die Leute bei eurer Beerdigung über euch sagen?“, fragte John.

„Nun“, sagte Joe, „wenn ich sterbe, wäre das Beste, was sie über mich sagen könnten, dass ich ein guter Familienvater war und meine Familie niemals irgendeine Not litt“.

John schüttelte den Kopf. „Ich hätte gern, dass die Leute über das reden, was ich erreicht habe, alles, was ich für die Gesellschaft getan habe.“  Mit einem weisen Nicken über ihren Pints dachten die Männer eine ganze Weile über diese Worte nach.

„Was ist mit dir, Mick?“, fragte Joe endlich. „Was sollen die Leute bei der Totenwache über dich sagen?“ „Das ist leicht“, sagte Mick. „Das Einzige, was ich mir wirklich wünschen würde, wäre: „Seht nur, der Leichnam atmet!“

Falls Ihr Euch noch für weitere irische Bräuche wie diejenigen zum bevorstehenden Weihnachtsfest oder Silvester interessiert, könnt Ihr gerne auch diese beiden Artikel in unserem Magazin nachlesen.

 

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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