Mystische und geheimnisvolle Vorkommnisse findet man auf der Grünen Insel an vielen Orten. Oft begibt man sich auf der Suche nach den Hintergründen dieser Mysterien bis weit in die Vergangenheit der kleinen Atlantikinsel. Wenn es jedoch um die Statue einer weißen Frau, der sogenannten Lady on the Rock, in Dublins Fenstern geht, verfolgt man die Spur lediglich bis in die frühen 90er Jahre zurück. Damals erschien die Figur zum ersten Mal und hat sich seitdem zu einem der jüngsten Phänomene der irischen Hauptstadt entwickelt. Eine Kuriosität, die sowohl Einheimischen als auch Besuchern gleichermaßen Rätsel aufgibt. Was es mit der schönen weißen Frau in den Fenstern im Dubliner Stadtkern auf sich hat, verraten wir Euch jetzt!
Lady on the Rock: Weiße Statue von Dublin
Wer in der Innenstadt Dublins unterwegs ist, dem wird besonders auf der Nordseite der Liffey in vielen Fenstern die Statue einer Frau auffallen. Die ganz in Weiß gehaltene Figur zeigt eine Frau, die sich mit einem angewinkelten Bein auf einem Felsen räkelt. Über ihren nackten Körper ist lediglich ein Tuch drapiert, das sowohl Schultern und Arme als auch ihr Bein entblößt. Mit dem Blick in die Ferne gerichtet, erweckt die schöne Frau aus Gips einen sinnlichen oder nicht selten sehnsüchtigen Eindruck.
Allerdings ist es nicht nur ihre Schönheit, mit der die Statue auffällt. Es ist besonders die hohe Anzahl, in der die Frau in den Fenstern von Dublin vertreten ist, die den Passanten der Hauptstadt ins Auge fällt und Rätsel aufgibt. In manchen Straßenzügen schmückt die Figur nicht nur ein Fenster in jedem Haus. Stattdessen blickt sie einem gleich aus mehreren, wenn nicht sogar allen zur Straße hin ausgerichteten Fenstern entgegen.
Gerüchte und Mythen einer Figur
Seitdem die Statue besonders rund um die Jahrtausendwende in immer mehr Häusern aufgetaucht ist, ranken sich unzählige Geschichten um ihren Ursprung und vor allem ihrer Bedeutung.
Ein Mythos, der immer wieder in Umlauf gerät bezieht sich auf ein Schiff, das vor der irischen Westküste gesunken sein soll. Diese Erklärung verbreitet sich ohne jegliche geschichtliche Hinweise oder Anhaltspunkte, wie beispielsweise Jahreszahlen, genauen Standpunkten oder einem Schiffsnamen. Man erzählt sich lediglich, dass die gesamte Mannschaft des geheimnisvollen Schiffes bei dem Unglück ums Leben gekommen sein soll. Alle, bis auf eine Frau – die Lady on the Rock.
Eine andere Theorie ist zwar weniger dramatisch allerdings nicht weniger düster. Denn es heißt, dass in den Dubliner Häusern, in denen die weiße Frau aus den Fenstern blickt, illegale Machenschaften abgewickelt werden. Die Rede ist dabei meist von Drogenhandel oder Prostitution. Dabei soll es sogar eine Rolle spielen, in welche Richtung die Figur ausgerichtet ist. Nachdem die Statue jedoch an Beliebtheit gewann und mittlerweile zahlreiche Fenster schmückt, ist diese Erklärung schlichtweg unmöglich.
Es werden auch immer wieder Stimmen laut, die die weiße Frau für eine Art Erkennungsmerkmal von Gangs, Banden oder gar Geheimverbänden halten. Was jedoch auch eher unwahrscheinlich ist. Aufgrund der Freizügigkeit hat man verschiedene Theorien einer religiösen Bedeutung bereits im Keim erstickt.
Geben die anderen Namen, unter denen die Statue bekannt ist vielleicht einen Hinweis auf ihre Bedeutung? Viele Dubliner nennen die weiße Frau The White Lady, The Lady in the Window oder spezieller The Lady of the Northside und Lady of Cabra oder Crumlin. Geben die Ortsnamen einen Hinweis auf den Werdegang dieses Phänomens? Welchen Zweck erfüllt die Statue der Lady on the Rock in Dublins Fenstern? Und wo hat dieser geheimnisvolle Trend ihren Ursprung?
Lady on the Rock: Eine Statue als heimliches Symbol Dublins
Nach jahrelangem Rätselraten haben einige Iren schließlich den Werdegang der weißen Figuren in Dublins Fenstern zurückverfolgt. Jessie Ward O’Sullivan hat im Jahr 2010 sogar einen Kurzfilm über die Statuen veröffentlicht, in dem sie erklärt, was es mit der Lady on the Rock auf sich hat.
Das ursprüngliche Design der mysteriösen Frau entstammte der Kreativität des Dubliner Künstlers Harold Gardiner. Der Kunsthandwerker Edward Loughman hat nach Gardiners Vorstellungen und Anweisungen eine Gipsform hergestellt, die es Gardiner erlaubte, die weißen Statuen zu produzieren. Es wird vermutet, dass die ersten Figuren in den frühen 90ern das Licht der Welt erblickten. Gardiner verkaufte jedoch nur eine Handvoll Ladys on the Rock an Stammkunden und Freunde.
Erst als die Gipsform nach Gardiners Tod im Jahr 1995 in die Hände von Vincent Doran von der Firma Dublin Mouldings fiel, wurden immer mehr der weißen Figuren hergestellt. Seither erobert die elegante Dame Dublins Fenster und gilt mittlerweile sogar als Kultsymbol und heimliches Wahrzeichen der Dubliner Nordstadt. Heutzutage ist sie nicht mehr nur in den Fenstern der Hauptstadt anzutreffen, sondern schmückt auch T-Shirts, Taschen und in Form kleiner Ornamente sogar Weihnachtsbäume! In einem Radiointerview verriet eine Mitarbeiterin von Dublin Mouldings, dass die Statue der Lady on the Rock inzwischen nicht mehr nur innerhalb des Stadtgebiets verkauft, sondern sogar ins Ausland versendet wird. Wer weiß, womöglich erobert die weiße Frau aus Dublins Fenstern bald auch andere Städte!
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