Irlands Natur

Holy Island im Lough Derg: Insel der Sagen und Legenden

Holy Island
Written by Jessica Jirschik

Holy Island im Lough Derg – die Insel der Sagen und Legenden ist Ausgangspunkt für viele, die auf den Spuren alter Geschichten wandeln wollen. Das winzige Eiland im Lough Derg bietet einiges an Mystischem und Geheimnisvollen auf. Wir teilen die sagenumwobenen Legenden von Holy Island mit Euch.

Inis Cealtra und Lough Derg

Lough Derg ist einer der irischen Seen, zu denen sich der Fluss Shannon weitet. Der große See grenzt gleich an drei irische Countys – Galway, Clare und Tipperary. An seiner tiefsten Stelle bei Parkers Point fällt ein Graben bis in 36 Metern Tiefe herab. Um die kleinen unbewohnten Inseln auf dem Lough Derg ranken sich zahlreiche Legenden. Zwar ist Illaunmore mit 0,61 km² die Größte dieser Inseln, doch Inis Cealtra ist mit Abstand die Bekannteste von ihnen. Der irische Name der Insel bedeutet so viel wie „Insel der Bestattungen“.

Holy Island im Lough Derg aus der Vogelperspektive

©Gaelforce Great Lake Swim/Martin Kalvaster

Holy Island – Insel der sieben Kirchen

Inis Cealtra, besser bekannt als Holy Island, ist eine ovale Insel auf dem Lough Derg im zauberhaften County Clare. Der altirische Name leitet sich von dem Wort „Kircheninsel“ ab und ist auf die sagenhaften Abteiruinen auf der Insel zurückzuführen. Holy Island wird auch „Die Insel der sieben Kirchen“ genannt.

St. Caimin war einer der ersten Äbte, die Holy Island betraten. Er gründete eine Abtei der iroschottischen Kirche. Als angesehener Bruder des Königs von Connaught entschied sich Caimin dennoch für ein Leben in Einsamkeit und voller Entbehrungen. Seine Weisheit und sein tiefer Glaube lockten viele Menschen nach Inis Cealtra. Nach seinem Tod Mitte des 7. Jahrhunderts, fiel Turgesius 836 mit seiner Wikingerbande auf Holy Island ein. Laut einigen Quellen war er kein Geringerer als der Gründer der irischen Hauptstadt Dublin. Was genau Turgesius allerdings auf der kleinen Insel im Lough Derg suchte oder fand, ist bis heute unklar. Nach ihm, um 922 n. Chr., plünderten Wikinger aus Limerick unter Tomran die Insel. Der Hochkönig Brian Boru war es, der die Kirche von Inis Cealtra schließlich wieder aufbauen ließ. Sein Bruder leitete bis ins Jahr 1009 n. Chr. das neue Kloster der Benediktiner.

Ruinen von Holy Island von oben mit dem Rundturm ohne Dach

©Failte Ireland/ Sonder Visuals

Die Ruinen von Holy Island

Die Geschichte der Kirche von St. Caimin reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Im 12. Jahrhundert baute man in die einräumige Abtei in die Westmauer eine romanische Türöffnung ein. Auch ein Chor fand hier seinen Platz. Heute finden sich in der Ruine von St. Caimin zahlreiche gut erhaltene Kreuze, Grabsteine und eine Sonnenuhr. Durch die Ostseite der Abtei gelangt man auf zwei Friedhöfe. Eines der älesten Gräber ist das „der zehn Männer“, von denen heute niemand mehr Namen oder Ursprung kennt und welche Bedeutung sie für die Insel hatten.

Das Oratorium, auch die „Kirche der verwundeten Männer“ genannt, birgt in ihrem Inneren Megalithen, deren Anordnung an ein Portal erinnern. In Europa sind christianisierte Megalithanlagen sehr selten, weshalb es eine Vielzahl an Historikern nach Holy Island zieht. Im 18. Jahrhundert war das Oratorium die Leichenhalle von Holy Island. Der aus dem 11. Jahrhundert stammende Beichtstuhl der Kirche liegt außerhalb der Mauern des „Friedhofs der Heiligen“ in der Nähe des Oratoriums.

Der Cillin auf Holy Island

Die kleine St. Michael’s Church steht in den Erdwällen einer Einfriedung namens„Garaidh Mhicheáil“ (Michaels Garten). Hier befand sich ein Cillin, ein ungesegneter Friedhof für ungetauft gestorbene Kinder. Zu Zeiten der Großen Hungersnot wurden die Toten scharenweise auf Cillins begraben, da die herkömmlichen Friedhöfe restlos überfüllt waren.

Die kleine romanische Taufkirche südlich von St. Michael’s ist von einer wieder aufgebauten Steinmauer umschlossen. Unter den Namen St. Brigid, Taufhaus und die Piggery wurde sie nach der Verwüstung durch einen Sturm 1839 als Hirtenhaus wiederaufgebaut. Sie diente zusätzlich als Schmiede.

Die große Kirchenruine von St. Mary aus dem 13. Jahrhundert liegt südlich von St. Caimin’s. Sie ist das größte Gebäude auf Holy Island. Im Inneren der Ruine finden sich einige Gräber und eine Gruft des Clans der O’Brien. 1210 löste sie die St Caimin’s als Pfarrkirche ab. Neben den sehenswerten Kirchruinen, findet sich auf Holy Island auch eine Heilige Quelle. Diesen kleinen Wasserquellen mit kultischer Verehrung wurden sagenhafte Heilkräfte zugeschrieben.

Holy Island im Lough Derg: Insel der Sagen und Legenden

Rundturm von Holy Island ohne Dach vor grauem Himmel

©Cathy Wheatley

Die unbewohnte Klostersiedlung von Holy Island wird heute nicht nur wegen der gut erhaltenen Kirchruinen viel besucht. Um den großen Rundturm von Holy Island rankt sich die Legende der schönen Hexe. Bis heute ist die kegelförmige Kappe des Rundturms unauffindbar, was der Legende zusätzlichen Zündstoff gibt. Denn laut dieser wurde der Steinmetz, der an dem Rundturm arbeitete, von einer wunderschönen Hexe verführt, weshalb er ihn niemals fertigstellen konnte. Zahllose Wanderer kommen noch heute auf die Insel, um einen Blick auf die Schönheit aus der Legende zu werfen, doch bis heute blieb sie unentdeckt.

Um den See Lough Derg kursiert die Legende des „blutigen Auges“. Die düstere Sage handelt vom Hochkönig Eochaidh Mac Luachta, dessen Festung am Lough Derg lag. Einestages besuchte ein böser Barde namens Aithirné der Aufdringliche diese Festung. Nach seiner Show verlangte er das Auge des Königs als Bezahlung. Um seine Höflichkeit und Gastfreundschaft zu demonstrieren riss sich Eochaidh Mac Luachta das Auge aus und übergab es dem Barden. Als sich der König das Blut vom Gesicht wusch, färbte sich der See rot. Fortan nannte man Lough Derg auch „Loch Dergdheirc“, was „der See des blutigen Auges“ bedeutet.

Fazit

Ein See voller Blut und eine Hexe, die arme Männer entführt – obwohl die Legenden und Mythen um Lough Derg und Holy Island nicht gerade einladend klingen, erfreut sich die kleine Insel an immer größerer Beliebtheit. Tatsächlich ist der Besuch der uralten Ruinen, eingerahmt von den sanften Wogen des Sees. Ein einmaliges Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.

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Über den Autor

Jessica Jirschik

Wenn es wahr ist, dass wir schon einmal gelebt haben, dann war mein Zuhause definitiv Irland. Seit meiner Jugend zog mich ein undefinierbarer Sog auf die Grüne Insel, doch erst 2017 konnte ich meinen Traum, einer Irlandrundreise wahrmachen. Seitdem ist der Sog nur noch stärker geworden. Wenn es regnet, denke ich an Irland. Im Pub kann es für mich nur Guinness sein. Laute Musik, Geschichten und Gesseligkeit gehören für mich zum Glücklichsein. Im Herzen bin ich eine waschechte Irin.

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