Irische Mythologie

Irische Sagen und Legenden

Written by Cindy Jaecklin

Sagen und Legenden sind in Irland allgegenwärtig. Es gibt wohl kaum einen Ort, der nicht vermeintlich voller Magie und schöpferischer Kraft steckt. So vermag sich hinter jedem Baum, auf jedem Berg und in dem Glitzern eines jeden Baches und Sees eine eigene Geschichte verbergen. Irische Sagen gibt es zuhauf. Einige der bekanntesten irischen Sagen und Legenden möchten wir Euch hier vorstellen. Begleitet uns auf eine Reise quer durch das Land, zu Feen, Riesen und dem Teufel höchstselbst.


Lough Crew – Heimat der Kobolde, Feen und Hexen

Unsere Reise beginnt unweit von Dublin entfernt in der Grafschaft Meath, wo der malerische Lough Crew liegt. Die Region mag etwas magisches an sich haben, sodass manch einem ein Schauer über den Rücken läuft. Manche Besucher berichten sogar, dass sie sich beobachtet fühlen. Vielleicht mag es an den Kobolden und Feen liegen, die sich hinter den sanften Hügeln, mächtigen Felsen und uralten Bäumen verstecken?

Womöglich liegt es auch an der irischen Sage von Garavogue, die von den einen als Hexe, von den anderen als Göttin bezeichnet wird. Sie soll einst dieses Land geformt haben, indem sie Schluchten schlug und Felsen entstehen ließ. Doch bei einem ihrer Streifzüge stürzte sie hinab und ließ dabei ihre Steine fallen. Daraus entstanden mächtige Felsen, die heute als der Thron der Göttin bekannt sind.


Die Legende des Giant’s Causeway

Giants Causeway, Ort irischer Sagen

Giants Causeway, County Antrim (Nordirland) @storytravelers

Unsere Reise auf den Spuren der irischen Sagen und Legenden führt uns hoch in den Norden Irlands, genauer zum Giant’s Causeway. Dieses beeindruckende Naturwunder zieht nicht nur aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit Menschen aus aller Welt in seinen Bann. Denn hinter dem Giant’s Causeway verbirgt sich eine der bekanntesten Legenden Irlands.

Einst lebte der Riese Fionn mac Cumhaill mit seiner Frau Oonah in einer mächtigen Burg oberhalb der Küste. Fionn war im ganzen Land bekannt und jeder Mann vermochte zu wissen, wie kräftig der Riese war. Niemand kam somit in die Versuchung, Fionn zu widersprechen oder gar sich mit ihm anzulegen. Doch das störte den Riesen. Denn was nutzte es ihm, der kräftigste Mann des Landes zu sein, wenn er sich mit niemandem messen konnte?

So brach es eines Tages aus dem Riesen heraus und er schrie „Bin ich denn umgeben von lauter feigen gackernden Hühnern und erbärmlich auf dem Bauche kriechenden Würmern? Wo bist du, Krieger, der es wagt, sich in ehrlichem Kampf mit mir zu messen? Wag’ dich heraus aus deinem Erdloch und stelle dich zum Streit mit Fionn McCumhaill!“ Was er in diesem Moment allerdings nicht ahnte, war, dass er Antwort erhalten würde. Über das Meer hinweg schalten die Worte seines schottischen Nachbars Benandonner. Er forderte Fionn heraus und ein Streit entbrach.

So kam es, dass der irische Riese eines Tages damit begann, Felsbrocken aus der Küste zu brechen und diese zu riesigen Pfeilern zu formen. Er rammte sie in den Meeresgrund und baute sich so seinen Weg zur Isle of Man in Schottland. Dort angekommen erblickte Fionn den schlafenden Benandonner und traute seinen Augen kaum: Er war so riesig, wie selbst er es nicht zu glauben vermochte. Der Ire kehrte schnellstmöglich zurück, wo seine Frau Oonah ihn bereits empfing. Sie wickelte ihn wie ein Baby ein und legte ihn in das Bett. Als Benandonner über den Causeway nach Irland kam, und das Baby erblickte, war er voller Furcht. Wie groß vermag wohl der Vater dieses Kindes sein, wenn das Baby bereits so kräftig war? Benandonner kehrte nach Schottland zurück und zerstörte dabei den von Fionn McCumhaill erbauten Damm.


Lough Neagh – See der unzählichen irischen Sagen

Unzählige Sagen ranken sich um den Lough Neagh in Nordirland. So soll einst Fionn McCumhaill ein Stück Land aus Irland gerissen haben, um dieses seinem schottischen Erzfeind Benandonner im Streit entgegenzuwerfen. Dabei schuf er nicht nur den Lough Neagh. Sondern auch die schottische Insel Isle of Man. Einer anderen Sage nach, soll sich vor vielen, vielen Jahre eine Stadt in der Mitte des Sees befunden haben. In dieser gab es einen Brunnen, aus dem unaufhörlich das Wasser sprudelte. Dies führte dazu, dass bald die ganze Stadt und das Umland überflutet waren und so der Lough Neagh entstand.


Tory Island – Heimat des bösen Magiers

Unweit vor der Küste Donegals befindet sich die kleine Insel Tory Island. Hier soll einst ein böser Magier gelebt haben. Balor of the Evil Eye war ein skrupelloser und gefürchteter Mann. Er war nicht nur außerordentlich mächtig, er hatte auch ein Auge mitten auf der Stirn und im Hinterkopf. So konnte ihn niemand Rücklinks überraschen. Dennoch versteckte er sich auf Tory Island. Doch seine einzige Tochter, Ethnea, die regelmäßig von ihm eingesperrt wurde, war es, die ihn schließlich verriet und seinen Tod zu verantworten hatte.


Der Knocknarea – Grabstätte der zornigen Königin Maeve

In der Grafschaft Sligo erhebt sich der Berg Knocknarea aus dem sanften Grün des Landes. Oben auf seiner Kuppe lässt sich ein Steinhügel erblicken, ein sogenannter Cairn. In diesem uralten Grab soll die keltische Königin Maeve begraben sein. Diese war ihrerzeits für ihre Kriegsführung und ihren Zorn bekannt. Tausende Menschen starben in den Schlachten, die unter den Keltenkönigin geführt wurden. Noch heute soll sie in ihrer Rüstung und gemeinsam mit ihrem Pferd unter dem Steinhügel auf dem Knocknarea begraben liegen. Den Blick stetig zu ihren Feinden nach Ulster gerichtet und jederzeit dazu bereit, den Krieg erneut entfachen zu lassen. So soll jeder Wanderer, der diesen Berg erklimmt, einen Stein mitbringen. Und diesen auf das Grab Maeves legen. Laut dieser irischen Sage soll durch die Last der Steine sichergestellt werden, dass die zornige Königin nie wieder auferstehen kann.


Cavan Burren Park – tragisches Ende eines verliebten Riesen

Die irischen Sagen führen uns in die Grafschaft Cavan, unweit vom Knocknarea entfernt. Im Cavan Burren Park, so erzählen sich die Menschen, zogen einst Riesen durch das Land. Um die Gunst einer Dame zu gewinnen, forderten sich zwei der Riesen, Lugh und Lag, heraus. Sie wollten ihre Größe und ihre Kraft demonstrieren, indem sie über eine Schlucht sprangen. Doch einer von ihnen stürzte dabei und fand seinen Tod in dem tiefen Abgrund.


Das dramatische Ende zweier Liebenden am Lough Key

© Tourism Ireland

Irlands Seen sind gespickt mit Legenden und Sagen. Nicht selten erwartet man, wenn man auf das Glitzern der Seen blickt, dass jeden Moment kleine Feen über das Wasser hinwegfliegen oder sich andere, unerklärliche Dinge unter der Oberfläche zu tun. So auch am Lough Key, an dem sich die Menschen die tragische Liebesgeschichte von Úna Bhán und ihrem angebeteten erzählen.

Úna Bhán, Tochter des Clanführers McDermott war eine wunderschöne junge Frau. Sie verliebte sich in den Nachbarsjungen Tomás Láidir. Ihr Vater jedoch war damit nicht einverstanden und so verbannte er, als Clanführer mächtig genug, den jungen Mann aus seinen Ländern. Damit seine Tochter ihrem Auserwählten nicht folgen konnte, ließ McDermott Úna Bhán auf Castle Island einsperren. Diese war so unendlich traurig darüber, dass sie schlussendlich an ihrem gebrochenen Herzen verstarb.

Die hübsche Frau wurde auf Trinity Island im Lough Key beigesetzt. Tomás, der seine Liebe niemals aufgeben wollte, schwamm jeden Abend zu Úna Bháns Grab um an diesem Wache zu halten. Doch bald schon folgte er seiner Geliebten in den Tod. Sein letzter Wille war es, neben ihr bestattet zu werden. Der einsichtige Clanführer gewährte ihm diesen Wunsch und so waren die beiden im Tode endlich miteinander vereint.

  • Hier könnt Ihr dem herzergreifenden Lied über Úna Bháns Liebesgeschichte lauschen

Die Forelle von Cong

In der Grafschaft Mayo erzählen sich die Menschen die Sage um die weiße Forelle von Cong. Einst soll in dem damals noch bescheidenen Örtchen eine Frau in der Nähe eines Sees gelebt haben. Sie war eine der schönsten Frauen des Landes, weshalb sie dem Sohn eines Königs versprochen wurde. Doch der Königssohn wurde ermordet und sein Leichnam in den See geworfen. Unendlich traurig und voller Verzweiflung sprang die Frau in den See und wurde seit jeher nicht mehr wiedergesehen. Die Menschen waren der Meinung, sie wurde von den Feen in dem Gewässer mitgenommen und in eine wunderschöne, weiße Forelle verwandelt.

Eines Tages kamen Soldaten nach Cong und erfuhren von dem vermeintlichen Aberglauben der Menschen. Sie lachten die Bewohner aus und einer von ihnen tat sich daran, die weiße Forelle zu fangen. Als ihm das gelang, warf er den Fisch in die Pfanne. Doch dieser begann wie ein Mensch zu schreien. Der Soldat ignorierte die erschütternden Schreie und briet den Fisch weiter. Doch dieser wollte und wollte nicht kochen. Dennoch nahm er ein Messer und schnitt in das Tier hinein. Plötzlich sprang die Forelle aus der Pfanne und es erschien dem Soldaten eine wunderschöne Frau. Sie blutete am Arm und sagte zu dem Soldaten „Schau nur wo du mich geschnitten hast!“ Der Mann, verzweifelt vor Angst, bettelte um sein Leben. Die schöne Frau verschonte ihn, wenn er von nun an seinen Pflichten nachkäme und sie zurück in den See brachte.

Als der Soldat die Forelle in das Wasser zurückwarf, färbte sich der See für einen Moment blutrot.


Der Croagh Patrick – Ende von Irlands Schlangen

Der Croagh Patrick ist ein mehr als 700 Meter hoher Berg in der Grafschaft Mayo. Einer irischen Legende zufolge soll der Heilige Patrick auf dem Gipfel des Berges ausgeharrt und 40 Tage gefastet haben. Daher pilgern auch heute noch viele Menschen zur kleinen Kapelle, die auf dem Gipfel errichtet wurde. Manche von ihnen wagen den schweren und mühseligen Aufstieg gar ohne Schuhe, um dem Heiligen besonders nahe zu sein. Doch auch um den Croagh Patrick ranken sich viele irische Sagen und Legenden. Eine davon besagt, dass der Heilige dort oben seinen Stab niederschlug und damit alle Schlangen aus Irland verbannt hatte. Nach einer anderen Legende aber war es gar nicht der Heilige Patrick, sondern St. Murrough, der wirklich die letzte Schlange Irlands vertrieb.

Statue des St. Patrick auf dem Croagh Patrick

Staute des St. Patrick mit Croagh Patrick im Hintergrund


Allihies und die Kinder von Lir

Auf der Beara Halbinsel im Süden Irlands sollen einer irischen Legende nach die Kinder des Königs Lir begraben sein. Einst soll die böse Stiefmutter der Kinder diese in Schwäne verwandelt und dazu verdammt haben, 900 Jahre lang in den Gewässern Irlands leben zu müssen. Doch ein Mönch erkannte den Zauber, mit dem die Schwäne belegt waren. Er konnte sie zurückverwandeln, doch die Kinder starben dabei. Ihre Gräber sollen vier große, weiße Felsbrocken in der Nähe des Dorfes Aillihies auf der wunderschönen Beara Halbinsel sein.


Der Stein der Sprachgewandtheit

Blarney Stone, irische SageDas Blarney Castle nahe der Stadt Cork zieht jährlich Hunderte Besucher an. Doch nicht nur die imposante Burg und die malerischen Gärten ziehen Reisende in ihren Bann. Sie alle wollen einen Kuss auf einem Felsen hinterlassen, der ihr Leben für immer verändern soll…

Einst lebte ein Mann namens MacCarthy auf dem Blarney Castle. Eines Tages sah er, wie eine Frau in einem tiefen, schwarzen See um ihr Leben kämpfte. MacCarthy, ein irischer Edelmann, konnte dies nicht mit ansehen und rettete die Dame aus ihrem Unglück. Die Frau entpuppte sich als weise Hexe, die dem Iren unendlich dankbar war für seine Tat. Als Dank verriet sie ihm die Kraft eines Steines – die Kraft des Blarney Stones. Würde er diesen Küssen, so soll er künftig stets die richtigen Worte finden.

Einige Jahre später, als MacCarthy bei einem Gerichtsprozess vorsprechen musste, erinnerte er sich an die Worte der Hexe und küsste er den Stein. Und gewann den Prozess, obwohl alles gegen ihn sprach. Überzeugt von der Kraft des Steines ließ der Mann diesen in seine Burg schaffen, wo er auch heute noch zu finden ist und in der Hoffnung auf die Gunst der Sprachgewandtheit von Reisenden aus aller Länder geküsst wird.


Die Legende des Rock of Cashel

Der Rock of Cashel erhebt sich majestätischen aus der sonst eher flachen Landschaft der Grafschaft Tipperary. Es ist unumstritten, dass dieser mächtige Fels, auf dem die Überreste einer alten Burg über die weiten Felder des Countys blicken, nicht in diese Natur zu passen scheint. Vielleicht ist es der markante Anblick des Rock of Cashels, der die Legende dieses Ortes schürt. Vielleicht steckt aber auch etwas Wahres dahinter, denn auch das Gegenteil kann wohl niemand beweisen…

Eines Tages war der Teufel gerade dabei, genüsslich einen großen Bissen aus den Slieve Bloom Mountains zu nehmen. Doch dann sah er, wie der Heilige Patrick eine Kirche errichtete. Angewidert von diesem Anblick spuckte er den Felsen aus, der inmitten der lieblichen und flachen Landschaft Tipperarys landete.

  • Um den Rock of Cashel ranken sich viele verschiedene Legenden – weitere könnt Ihr nachlesen unter Rock of Cashel.

Unzählige Sagen und Legenden sind tief mit Irland verbunden. Die Grüne Insel steckt voller magischer Erzählungen, die uns ein Lächeln auf das Gesicht zaubern oder vor Furcht erstarren lassen. Wir haben hier nur eine kleine Auswahl irischer Legenden für Sie zusammengestellt. Bei einer Rundreise durch das Land können Sie einige dieser ehrfürchtigen Orte erkunden. Wenn Sie bei Ihrer Reiseplanung Unterstützung wünschen, sprechen Sie uns gerne an.

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Über den Autor

Cindy Jaecklin

Irland bedeutet für mich ein Stück Heimat. In meinem Lieblingsland fühle ich mich zwischen der herzlichen Art der Iren und ihrer lebensfrohen Natur zu Hause. Dabei entdecke ich auf meinen Reisen immer wieder unbekannte, traumhafte Orte, denn hinter jeder Kurve wartet eine neue fantastische Aussicht!
Wenn ich über Irland schreibe, möchte ich die Fröhlichkeit der Iren einfangen und mit genauso viel Begeisterung über ihre Heimat erzählen, wie sie es tun.

2 Comments

  • Vielen Dank für dieses kleine Stück Magie !als ich ihre Einleitung las kamen mir sofort Tränen in die Augen geschossen. Ich bin erst fünfzehn Jahre alt und bereite ein Referat vor. Mit ihrer wortgewandtheit und mystischer Magie in jedem Wort haben sie mich verzaubert!Vielen Dank für dieses Stück Magie!
    Liebe Grüße,
    Ronja Klein

    • Liebe Ronja,

      vielen Dank für deine Nachricht! Uns bedeutet es immer sehr viel, wenn jemand wie du sich die Zeit nimmt und einen Kommentar unter unseren Artikeln hinterlässt. Dein Kommentar hat uns ganz besonders berührt!

      Deshalb würden wir dir sehr gerne etwas zukommen lassen. Schicke mir doch gerne eine Nachricht – cindy@gruene-insel.de
      Ich freue mich darauf, von dir zu hören!

      Herzliche Grüße
      Cindy

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