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Brigit’s Garden – Eine Reise in die keltische Mythologie

Brigits Garden Irland
Written by Monika Dockter

Trotz ihrer schroffen, abweisend anmutenden Küsten, der oft kargen Fels- und Moorlandschaften und des unbeständigen Wetters ist die grüne Insel die Heimat vieler außergewöhnlicher Gärten. Man denke nur an die prachtvolle Gartenanlage des Powerscourt Estate nahe Dublin, den ummauerten Garten von Kylemore Abbey im County Galway oder die Garteninsel Garinish in der Bantry Bay im Süden des Landes. Ganz zu schweigen von den zahllosen, hingebungsvoll gepflegten Gärten in Privatbesitz. Eine ganz besondere Rolle unter all diesen Gärten aber spielt Brigit’s Garden. Besonders deshalb, weil dieses mehrere Hektar umfassende Areal aus Wald und Wiesen im County Galway einem ganz besonderen Zweck dient. Was es damit auf sich hat – und weshalb dieser Garten auf jeden Fall einen Besuch wert ist – erfahrt Ihr hier.

Die Entstehung von Brigit’s Garden oder: Was ein Naturgarten mit einer Reise in die keltische Mythologie zu tun hat

Eines Morgens im Jahr 1997 erwachte die in Irland lebende Britin Jenny Beal mit der „Vision“ eines keltischen Gartens. Genauer gesagt mit der Idee eines zeitgenössischen Gartens, der auf den keltisch-mystischen Anschauungen der Natur beruhen, diese bewahren und den Menschen der heutigen Zeit wieder nahebringen sollte. Benannt werden sollte diese Gartenanlage nach Brigit, einer keltischen Göttin und christlichen Heiligen.

Schon seit ihrer Kindheit in England hatte Jenny Beals Leidenschaft der Natur gegolten, und die Landschaft und Küste von Irlands Westen war für sie eine beständig sprudelnde Quelle der Inspiration. Ihre Leidenschaft steckte andere an, bescherte ihr Mitstreiter für ihre Idee, sodass Brigit’s Garden im Jahr 2004 seine Tore für die ersten Besucher öffnete.

Seitdem erfreuen sich hier zahllose Gäste an der Schönheit der Natur und erleben in den unterschiedlichen Themengärten ein Stück keltischer Mythologie. Dabei erneuern sie ganz nebenbei ihr Interesse für den heute so entscheidenden respektvollen Umgang mit unserer Umwelt.

Brigits Garden Irland

© Brian Morrison, Tourism Ireland

Weshalb gerade Brigit als Namensgeberin des Gartens?

Wie bereits erwähnt war Brigid, auch Brighid, Brigit oder Bridget eine keltische Gottheit, die in vielen Teilen Europas verehrt wurde. In keltischem Verständnis war Brigid die Mutter-Gottheit der Erde, der Fruchtbarkeit und Ernte und hatte den Menschen alles beigebracht, was im Leben wichtig war. Beispielsweise die Schmiedekunst.

Brigids Symbol ist das Feuer. Am Vorabend des Frühlingsanfangs, dem ersten Februar, wurden ihr zu Ehren Kreuze aus Stroh geflochten, angezündet und brennend den Berg hinuntergeworfen, um die Kraft der noch jungen Sonne zu stärken und neues Leben hervorzubringen. Brigids Feuer sollte das Eis schmelzen und die Flüsse anschwellen lassen, um so neue Fruchtbarkeit sowie Gesundheit auch für den Menschen zu schaffen. Der Legende nach heilte das Wasser aus Brigids Quellen besonders Blindheit und andere Augenkrankheiten. Außerdem kannte die Göttin die Kraft aller heilenden Pflanzen und war zuständig für die schönen Künste.

In Form der Brigida von Kildare wird Brigit in Irland auch als Heilige verehrt. Dabei ist es umstritten, ob es sich bei dieser Heiligen um eine historische Persönlichkeit handelt, die lediglich nach der alten Göttin benannt war, aber später Christin und die Begründerin des Klosters Kildare wurde. Manche halten St. Brigit nämlich einfach für eine Umwandlung der beliebten keltischen Göttin in eine christliche Heilige, gewissermaßen eine Anpassung an den neuen Glauben. Gedenktag der Heiligen Brigit zumindest ist ebenfalls der erste Februar, der Todestag der Klostergründerin im Jahr 523.

Zur Namensgeberin des Gartens wurden jedenfalls die beiden, untrennbar miteinander verbundenen Brigits.

Ein Rundgang durch Brigit’s Garden

Wer beim Besuch in Brigit’s Garden in Roscahill  einen typischen Landschaftsgarten mit einheimischen sowie exotischen Pflanzen-Raritäten erwartet, wird schon beim Eintritt eines Besseren belehrt. Eine große Tafel informiert über die vielen verschiedenen Bestandteile der Anlage, bei der es sich eher um eine Art Freilichtmuseum handelt. Definitiv erfreut sie nämlich nicht nur die Sinne und die Seele, sondern vermittelt auf vielfältige Weise auch die Verbundenheit mit der Natur und der Geschichte des Landes.

So gibt es neben einem allgemeinen Naturlehrpfad auch einen speziell auf Kinder zugeschnittenen Erlebnispfad samt Spielbereich. Ein historisches Ringfort und der Nachbau eines Rundhauses aus der Eisenzeit versetzen den Besucher in längst vergangene Jahrhunderte und Kulturen. Die größte Sonnenuhr Irlands in einem anderen Teil des Gartens demonstriert nicht nur den Lauf der Sonne und der Jahreszeiten, sondern ebenso die Vergänglichkeit der Zeit.

Zur regelrechten Reise in das keltische Verständnis der Welt im Allgemeinen und der Natur im Besonderen aber wird der Spaziergang durch die vier Jahreszeiten-Gärten. Jeder dieser Gärten steht für eine der vier Jahreszeiten, die symbolisch auch für den Zyklus des menschlichen Lebens stehen. Auf diese Weise erhält der Besucher weitreichende Einblicke in die Natur und, sofern er es zulässt, auch in seine eigene Seele…

Hier könnt ihr euch einen ersten visuellen Eindruck der Jahreszeiten-Gärten verschaffen. Doch auch wir wollen es uns nicht nehmen lassen, euch diese Orte etwas ausführlicher zu beschreiben.

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Der Samhain-Garten oder Winter-Garten

Hier beginnt die Reise durch die keltischen Jahreszeiten. Das Fest Samhain am 31. Oktober stand für Anfang und Ende des keltischen Jahreszyklus. Mit dem Anbruch der kalten Jahreszeit war es eine Zeit des Todes beziehungsweise des Schlafes. Gleichzeitig beinhaltete es aber auch die Hoffnung auf ein Wiedererwachen des Lebens im kommenden Frühjahr.

So liegt im Zentrum des Samhain-Gartens ein seerosenbewachsener Teich in Form einer schlafenden Frau. Diese steht für die schlafende Mutter Erde, die sich zur Winterruhe begeben hat. Die Natur – Tiere und Pflanzen – zieht sich ruhend in sich selbst zurück, doch nicht für immer, sondern um sich im Frühling in neuem Leben wieder zu erheben.

Auf einer kleinen Halbinsel im Zentrum des Teiches ruht, zur Verstärkung dieser Aussage, die Bronzefigur einer ebenfalls schlafenden Frau. Der Körper der Mutter Erde besteht aus vielen einzelnen, bronzenen Blättern. Ein Kreis von Birken rund um den Teich steht für die Kargheit des Winters, während im Frühling die Blumen zu ihren Füßen das erwachende Leben verkünden.

Der Imbolc-Garten oder Frühlings-Garten

Der Frühling begann für die Kelten bereits sehr früh, nämlich am 1. Februar. Damit also genau an dem Tag, der ihrer Göttin Brigit geweiht war und der heute besser als St.Brigit’s Day bekannt ist.

An Imbolc versammelten sich die Kelten, um das Wiedererwachen der Natur und des Lebens im Allgemeinen zu feiern. Die ersten Blumen, die den kalten Boden durchbrachen, zeugten von Wiedergeburt und neuem Leben, das sich schon bald wieder in seiner ganzen Fülle zeigen würde.

Entsprechend findet man im Frühlingsgarten eine Blumenwiese mit Korbschaukeln und einem Kinderspielplatz. Denn genau wie der Frühling stehen in der Tat auch Kinder für neues Leben und frohe Hoffnung für die Zukunft. Das unablässige, fröhliche Sprudeln des Wassers in einem nahen Springbrunnen unterstreicht diesen Eindruck.

Der Bealtaine-Garten oder Sommer-Garten

Am 1. Mai feierten die Kelten mit Bealtaine den Beginn ihres Sommers. Sie entzündeten große Feuer, die unter anderem für die intensiven, warmen Farben der sommerlichen Natur stehen. Diese Farben symbolisieren nicht nur die Fülle und Fruchtbarkeit der Pflanzenwelt, sondern auch die junge Liebe und die Fruchtbarkeit der Ehe.

Aus diesem Grund ist der Sommergarten das reinste Blumen- und Farbenmeer. Inmitten der farbenprächtigen Blumenwiese stehen mehrere Wunschbäume, an denen die Gartenbesucher bunte Zettel mit ihren Wünschen befestigen können. Auf diese Weise leuchten die Bäume fast ebenso intensiv wie die Blumenwiese.

Eine Reihe aufgerichteter Steine repräsentiert den Weg des menschlichen Heranwachsens. Am Ende dieses Steinspaliers befindet sich ein Thron. Er ist aus uralter Mooreiche gefertigt und steht für die innere Kraft eines jeden Menschen. Der Thron will zeigen, dass jeder Herrscher oder Herrscherin seines eigenen Lebens sein kann, und unzählige Besucher haben ihn bereits bestiegen.

Der Lughnasadh-Garten oder Herbst-Garten

Dieses Fest feierten die Kelten in der Nacht zum 1. August jeden Jahres. Der Name bezieht sich auf die Gottheit Lugh, den Sonnengott; der Anlass des Festes waren Freude und Dankbarkeit für die bevorstehende Ernte.

Kleine und große, mit Blumen bewachsene Erdhügel stellen deshalb überquellende Erntekörbe dar. Ausladende Tischgruppen deuten auf das damals übliche reiche Festmahl hin. Daneben lädt ein offener Platz dazu ein, zu tanzen und ausgelassen zu feiern. Eine kunstvolle, überlebensgroße Statue demonstriert das ganz plastisch.

Nach diesem fröhlichen Anlass und der Ernte jedoch begibt die Natur sich wieder zur Ruhe und der Kreislauf des Lebens beginnt von neuem…

Kultur in St. Brigit’s Garden

Neben einem Café zur körperlichen Stärkung nach einem ausgiebigen Rundgang bietet St-Brigit’s Garden auch ein breites Spektrum von Events und kulturellen Veranstaltungen.

Das Programm für Kinder enthält Events wie ein erlebnisreiches Sommercamp oder gruselige Schatzjagden zu Samhain. Daneben gibt es verschiedene, auf die Natur bezogene Workshops für Schüler und Lehrer.

Alle anderen Besucher können sich an Meditation oder Forest Bathing erfreuen oder Gruppenveranstaltungen zu Themen wie Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, Erhaltung der Natur im Allgemeinen und Biodiversität besuchen.

Auf diese Weise spielt St. Brigit’s Garden in der Tat eine besondere Rolle unter den Gärten Irlands…

  • Hier findet Ihr Informationen zu den Öffnungszeiten und Preisen

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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