Cois Fharraige in Galway: Herz der irischen Sprache - ☘ gruene-insel.de
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Cois Fharraige in Galway: Reise durch das Herz der irischen Sprache

Das Meer nebenan (Photographer/Creator: Stephen Duffy/ Copyright: ©Fáilte Ireland/Tourism Ireland)
Written by Neil Saad

Die irischsprachigen Regionen Irlands, offiziell als Gaeltacht-Regionen bezeichnet, finden sich in abgelegenden Gegenden an den einsamen Rändern der Grünen Insel. In ihnen hat das Irisch-Gälisch, trotz schwindender Muttersprachler, bis heute überlebt. Mit der Sprache pflegen die dortigen Bewohner verstärkt die irische Kultur in Form von Kunst und Musik. Während es mehrere Regionen gibt, in denen die irische Sprache im Alltagskonversationen erklingt, schlägt entlang des nördlichen Ufers der Galway Bay ihr Herz. Von den westlichen Ausläufern der Stadt Galway bis nach Rossaveel erstreckt sich ein Küstenstreifen, bekannt als Cois Fharraige. Bekannt für das kleine Dorf Spiddle (auch: An Spidéal) und die pittoreske Küstenlandschaft entlang der Galway Bay, lädt die kleine Region für einen Ausflug in die Reinform der irischen Kultur ein. Nur wenige Minuten außerhalb von Galway City gelegen, ist Cois Fharraige gleichzeitig das unbekanntere Tor nach Connemara mit all seinen Wundern.

Cois Fharraige: Zwischen Galway City und Connemara

Häufig wird Galway City als die kulturelle Hauptstadt von Irland bezeichnet. Wen es durch die lebhaften Straßen der lebendigen Stadt treibt, der hört Musik an vielen Stellen erklingen. Dazu finden sich an jeder Ecke kleine Kunstläden, bunte Geschäfte und handgemachte Speisen. Ebenso beliebt wie die Stadt selbst ist der Westen der gleichnamigen Grafschaft. Die Region Connemara überzeugt mit ihrer zerklüfteten Küstenlandschaft und den Bergen des Nationalparks. Um von Galway City aus nach Connemara zu gelangen, nutzt die Mehrheit die Hauptstraße N59. Dabei schlängelt sich langsam aber stetig in nordwestliche Richtung durch die Landschaft.

Zusätzlich gibt es eine zweite Route, die Galway mit Connemara verbindet. Hierbei führt diese über die Küstenstraße R336 entlang der Galway Bay nach Westen und hinein in den Süden der Region. Sie verbindet das Dorf Bearna außerhalb von Galway mit Rossaveel, 30 Kilomter entfernt. Schon nach wenigen Minuten schwindet die dichte Besiedlung der Stadt. Diese wird gegen eine lockere Bebauung und kleinere Cluster getauscht. Die Landschaft öffnet sich. Dabei sind die Ufer der Galway Bay nie fern. Denn die R336 windet sich, leicht erhöht, nie mehr als wenige hundert Meter vom Wasser entfernt entlang der Küste. Willkommen in Cois Fharraige im Herzen der Gaeltacht von Galway!

Furbo Beach Cois Fharraig Galway

Strand in Furbo/Na Forbacha (Photographer/Creator: Chaosheng Zhang/ Copyright: ©Chaosheng Zhang)

Das Herz der irischen Gaeltacht Regionen

Cois Fharraige ist nicht nur das Zentrum des irischsprachigen Teil von Galway. Zudem ist es das Herz der irischen Gaeltacht-Regionen. Cois Fharraige ist eine der größten Gegenden der Grünen Inseln, in dem sich viele Menschen im Alltag fließend auf Irisch-Gälisch unterhalten. Die Region zählt knapp unter 10.000 Bewohner. Hierunter gibt gut die Hälfte am, die Sprache in Alltagssituationen regelmäßig anzuwenden. Entsprechend sieht man flächendeckend irische Bezeichnungen auf den Beschilderungen der Geschäfte oder an den Straßenrändern. Und natürlich erkennt man die markante Sprache sofort, sobald sich die Menschen um einen herum, miteinander unterhalten. Selbst der Name der Region existiert nur auf Irisch. Dabei bedeutet Cois Fharraige “Neben dem Meer”. Eine treffende Bezeichnung für die Küstenregion an der Galway Bay.

Dass Cois Fharraige nicht nur in Galway ein wichtiges Zentrum der irischen Sprache ist, zeigt sich bei genauerer Betrachtung. Auf dem kleinen Streifen entlang der R336 findet sich zudem der für die Gaeltacht-Regionen zuständige Sitz im Kulturministerium. Hinzu kommt die staatliche Agentur, die Maßnahmen zur Pflege der irischen Sprache plant und unternimmt. Zudem sendet der irischsprachige Sender TG4 aus seinem dortigen Hauptquartier. Auch sind mehrere Sprachschulen sowie Verlage für Publikationen in Irisch in der Gegend ansässig.

Historisch war die Region seit Jahrhunderten besiedelt. Durch die Nähe zum Meer und die weiten Moorlandschaften in den Hügeln des Hinterlandes dienten Weidehaltung, einfacher Ackerbau sowie der Fischfang den Menschen zum Unterhalt. Dabei nutzten sie Seegras zur Düngung der Gemüsefelder. Gleichzeitig bot das Moor das Brennmittel Torf für die Feuerstelle und den Ofen im Heim. Eine traditionelle Lebensweise im Rhythmus von Ebbe und Flut und den Jahreszeiten.

Tor nach Connemara: Cois Fharraige in Galway entdecken

Während die Mehrheit der Reisenden ihre Erkundung von Connemara über der nordwestlichen Route entlang der N59 beginnt, bietet die Fahrt auf der R336 durch Cois Fharraig von Galway City aus ein gänzlich anderes Erlebnis. Dabei ist die Srecke zwischen den Ausläufern der Stadt und Rossaveel eine entspannte 30-minütige Fahrt mit wunderbarem Küstenflair. Der offizielle Startpunkt der Fahrt, das Dorf Bearna liegt nur zehn Minuten Autofahrt von Salthill entfernt. So lässt sich der beliebte Vorort mit seiner populären Promenade ideal zur Fahrtstrecke hinzufügen. Doch auch ohne Mietwagen kann die Region entdeckt werden. Die Busroute 424 von Bus Éireann führt von Galway aus bis nach Rossaveel und darüber hinaus. Dabei hält der Bus in allen kleinen Orten entlang der Küste.

Von Bearna nach An Spidéal

Aufgrund der Nähe zur wachsenden Stadt Galway, zählt Bearna zu den dichter besiedelten Dörfern in Cois Fharraige. Gleichzeitig ist es der erste Ort der Gaeltacht in Connemara. Nur ein kurzes Stück hinter Bearna liegt das nächste Dorf, Furbo oder Na Forbacha. Hier können Reisende einen ersten Stopp an einem kleinen Strand machen. Vor allem bei Ebbe zieht sich das Wasser weit in die Bucht zurück und hinterlässt eine tiefe Wattlandschaft, gespickt mit Felsen.

Der nächste Halt ist Spiddle, oder An Spidéal auf Irisch. Hierbei handelt es sich um die größte Siedlung in der Gaeltacht-Region. Deshalb ist es das einzige Dorf, das einen echten Dorfcharakter hat. Sein Name geht zurück auf ein Hospital, welches bereits im Mittelalter entstand und Leprakranke pflegte. Heute finden sich im Ort noch teils historische Kirchenbauten. Vor allem aber gibt es eine lebhafte Pubszene, in der abends das kulturelle Erbe Irlands in musikalischer Form erwacht. Doch auch kleine, handwerkliche Geschäfte finden sich in An Spidéal.

Von An Spidéal nach Rossaveel

Hinter Spiddle (An Spidéal) erstreckt sich eine längere Strecke an der sich rechts und links der Straße mal mehr, mal weniger Häuser und Siedlungen finden. Diese Mikroregion trägt den Namen Inverin (Irisch: Indreabhán). Hier lohnen sich Abstecher in Richtung Bucht. Immer wieder finden sich so kleine versteckte Strände. Einsam lassen sich hier erholsame Blicke über die Galway Bay in aller Ruhe genießen. Ein etwas beliebterer Aussichtspunkt ist am Ballynahown Pier am Cartron Harbour.

Daneben ist der kleine Flughafen von Connemara ein eher unerwarteter Anblick. Der Mini-Airport ist Heimat der Flugzeuge, die Connemara mit den Aran Islands verbinden. Wer die Gelegenheit nutzen mag, kann sich bei der Fluggesellschaft Aer Arann Islands nach dem aktuellen Flugplan erkunden.

Hinter dem Ballynahown Pier schwenkt die R336 nach Norden ab. Sie führt durch mehrere Kilometer einsamer Moorwelten nach Rossaveel (Irisch: Ros an Mhíl). Der Ort selbst ist ein weiteres, winziges Dorf. Interessant ist eine leichte Erhebung westlich davon, der Rossaveel Hill. Hier lässt sich eine schöne Küstenwanderung unternehmen und einer der zahlreichen Martello Tower entdecken. Zudem befindet sich hier ein kleiner Fährhafen. Von hier aus starten Boote und bringen Passagiere zu den Aran Islands hinaus.

Sehenswürdigkeiten in Galway

Bucht von Galway, Co. Galway (Irland) © Tourism Ireland

Auf nach Connemara

Hinter Rossaveel endet Cois Fharrage. Jedoch das Abenteuer Connemara beginnt hier erst. Wer der R336 weiter folgt, kommt nun streng nordwärts und trifft schließlich in Maam Cross auf die N59. An dieser Kreuzung kann die Fahrt weiter nach Clifden und zum Nationalpark fortgesetzt werden. Oder man folgt der R336 weiter in Richtung Leenaun am Killary Fjord.

Jedoch bieten sich hinter Rossaveel eine weitere Alternative. Wo sich die R336 nach 14 Kilometern gabelt, führt die R 340 in das weniger bereiste südliche Connemara. Entlang der Küstenlinie finden sich zahllose Buchten wie die Dog’s Bay, kleine Dörfer wie Roundstone und endlose Weiten. Letztlich endet die Route durch Süd-Connemara ebenfalls in Clifden. Sie stellt eine ruhige, weniger befahrene Alternative zu den Hauptstraßen und dem Connemara Loop im Norden der Region dar.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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