Die Caves of Kesh – Geheimnisvolle Höhlen im County Sligo - ☘ gruene-insel.de
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Die Caves of Kesh – Geheimnisvolle Höhlen im County Sligo

Caves of Kesh
Written by Nadja Uebach

Die Luft ist erfüllt vom würzigen Duft der Wiesenkräuter, während der Wind sanft über die grünen Hänge der Bricklieve Hügelkette streicht und irgendwo von weit her der schrille Schall eines Bussards durch die Luft hallt. Am Kesh Corran Mountain, der sich mehrere hundert Meter in den Himmel erhebt, fällt der Blick beim Näherkommen unwillkürlich auf den grauen Kalkstein, der das saftige Gras des Hanges unterbricht. In unregelmäßigen Abständen zeichnen sich dunkle Höhlen in dem Felsen ab, die wie tiefliegende Augenhöhlen aus grauer Vorzeit in die Gegenwart blicken. Die Caves of Kesh erzählen nicht nur von einem Irland aus vergangenen Tagen, sondern sind auch in der Mythologie der kleinen Atlantikinsel tief verwurzelt.

Wo sich die Höhlen befinden, wie man sie am besten erkundet und welche Geschichten damit verbunden sind, haben wir hier für Euch zusammengefasst.

Caves of Kesh: Archäologischer Schatz in Sligo

Die Caves of Kesh, auch als Keash Caves oder Keshcorran Caves bekannt, liegen in der Nähe des kleinen Dorfes Keash im County Sligo im Westen Irlands. Eine knappe halbe Fahrstunde südlich von Sligo zieren die historischen Höhlen die Westflanke des Kesh Corran Mountain, wo sie schon seit mehreren Jahrtausenden wie stumme Wächter über der Region thronen.

Der Wanderweg zu den Höhlen

Am Fuß des Hügels direkt unterhalb der Höhlen befindet sich ein kleiner Wanderparkplatz, von dem aus man einem schmalen Trampelpfad durch die grünen Felder hinauf zu den Eingängen des Höhlensystems folgt.

Obwohl es sich mit einer Länge von gerade einmal 650 Metern um einen kurzen Spaziergang handelt, sollte man die teilweise moderaten Steigungen nicht unterschätzen und mindestens 20 Minuten für den Aufstieg einplanen. Der Weg ist nicht befestigt und kann besonders bei feuchtem Wetter rutschig sein, daher sind feste Wanderschuhe empfohlen. Allerdings werden die Mühen mit einem grandiosen Weitblick über den umliegenden Flickenteppich grüner Felder belohnt, der regelmäßig von Seen und Wäldern unterbrochen wird. Doch noch eindrucksvoller sind die klaffenden Eingänge zu den insgesamt 16 Höhlen, die ihre ganz eigenen uralten Geschichten erzählen.

  • Hinweis: Der Wanderweg führt durch die Felder einer aktiven Schaffarm. Hunde sind daher nicht erlaubt. Außerdem ist der Zugang während der Lammsaison von März bis Ende April nicht gestattet. Bitte die Beschilderung vor Ort beachten.

Mythen und Legenden rund um die Höhlen

Wie so viele Orte auf der Grünen Insel haben auch die Caves of Kesh einen festen Platz in der irischen Mythologie. Eine der bekanntesten Legenden erzählt von Cormac mac Airt, einem der größten Hochkönige Irlands. Der Sage nach wurde er bei einer Quelle am Fuße des Kesh Corran geboren und von einer Wölfin in den Höhlen aufgezogen. Diese Geschichte erinnert an die römische Legende von Romulus und Remus und unterstreicht die Bedeutung der Höhlen in der irischen Folklore.

Auch der legendäre Krieger Fionn mac Cumhaill ist mit den Höhlen verbunden. Er soll gemeinsam mit seiner Kriegertruppe der Fianna häufig in der Gegend rund um Kesh Corran gejagt haben. Während einer dieser Jagden geriet er mit dem Feenvolk aneinander, die rund um die Höhlen zahlreiche Fairy Forts bewohnten und das Jagdtreiben der Fianna nicht guthießen. Fionn geriet in einen Hinterhalt der Shee und wurde mit einem Zauber belegt, der ihn in einen alten Mann verwandelte. Erst dem mächtigen Krieger Goll mac Morna gelang es, den Zauber zu brechen und die Shee zu vernichten. In einer weniger dramatischen Erzählung begegnet Fionn in den Höhlen einem Schmied aus der Anderswelt, der ihm verzauberte Waffen schenkt.

Zudem berichten Geschichten von Diarmuid und Gráinne, die in den Höhlen Zuflucht suchten, um dem rachsüchtigen Fionn zu entkommen. Nachdem Fionn jedoch schließlich seinen Zorn überwunden und den Liebenden seinen Segen gegeben hatte, lebte das Paar in einem Fort nordöstlich der Höhlen. Ein Ort, der bis heute durch seinen Namen Grainemore an diese Legende erinnert.

Es gibt auch Geschichten über Feen, die in den Tiefen der Höhlen hausen sollen. Manche Einheimische berichten von seltsamen Lichtern oder Stimmen, die aus den dunklen Öffnungen dringen – besonders in den Abendstunden. Wer an die irische Anderswelt, die „Otherworld“, glaubt, mag sich hier an der Schwelle zwischen den Welten wähnen.

Caves of Kesh: Archäologische Funde und historische Bedeutung

Caves of Kesh

© Eddie Lee/Ed Lee Photography

Die Caves of Kesh sind nicht nur von mythologischer Bedeutung, sondern auch eine der spannendsten archäologischen Fundstätten Irlands. Ihre Erforschung hat wertvolle Einblicke in die prähistorische Fauna, die Bestattungsrituale und die Lebensweise früherer Generationen geliefert.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten Forscher eine Vielzahl von Tierknochen in den Höhlen. Diese Überreste, die man auf das Ende der letzten Eiszeit vor über 12.000 Jahren datieren konnte, stammen von Braunbären, Wölfen, Rotwild und sogar Lemmingen. Ihre Existenz deutet darauf hin, dass in der Region einst völlig andere Bedingungen herrschten.

Neben den Überresten der eiszeitlichen Fauna entdeckte man außerdem zahlreiche menschliche Artefakte, die einen spannenden Blick in die Vergangenheit geben. Darunter befinden sich eine polierte Steinaxt aus der Jungsteinzeit, eine Speerspitze aus der Bronzezeit sowie Fragmente frühmittelalterlicher Kämme. Diese Funde belegen, dass die Höhlen über Jahrtausende hinweg von Menschen genutzt wurden – sei es als Zufluchtsort, Wohnraum oder sogar für rituelle Zwecke. Besonders rätselhaft sind mehrere menschliche Zähne, die man über verschiedene Epochen hinweg in den Höhlen platziert hat. Archäologen gehen davon aus, dass diese nicht zufällig verloren wurden, sondern absichtlich dort deponiert wurden. Dies könnte auf eine zeremonielle Bedeutung hinweisen, deren genaue Natur jedoch bis heute ungeklärt bleibt.

Caves of Kesh: Teil einer größeren Anlage

Die Bedeutung der Caves of Kesh erstreckt sich weit über ihre Funktion als Unterschlupf hinaus. Der Kesh Corran Mountain wird von einem mächtigen Cairn gekrönt, bei dem es sich vermutlich um einen Passage Tomb handelt, der in Verbindung mit anderen bedeutenden prähistorischen Stätten in der Region steht. Dazu gehört beispielsweise der Carrowkeel Megalithic Complex, der in der Jungsteinzeit als Begräbnisstätte für hochrangige Mitglieder der Gesellschaft diente. Viele Archäologen vermuten, dass die Höhlen eine wichtige Rolle in Bestattungsritualen spielten. Möglicherweise hat man Verstorbene zunächst in den Höhlen abgelegt, bis ihre Körper durch natürliche Prozesse skelettiert waren und man sie schließlich in den Passage Tombs bestattete.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere archäologische Spuren auf dem Kesh Corran Mountain. Entdeckungen wie Kistengräber, die Überreste von Hütten, Mauern und eines größeren megalithischen Bauwerks lassen vermuten, dass die Region über einen langen Zeitraum hinweg als rituelles Zentrum diente.

Rund um Kesh: Sehenswertes in der Region

Wer nach dem Besuch der Caves of Kesh noch mehr von der mystischen Landschaft Sligos entdecken möchte, dem stehen eine Reihe einzigartiger Orte zur Auwahl.

Carrowkeel Megalithic Complex: Nur wenige Kilometer entfernt liegt eine der beeindruckendsten prähistorischen Stätten Irlands. Diese neolithischen Ganggräber, ähnlich denen von Newgrange, stammen aus der Zeit um 3500 v. Chr. und bieten eine spektakuläre Aussicht auf die umliegende Landschaft.

Lough Key Forest Park: Etwas weiter südlich in Roscommon befindet sich dieser weitläufige Park mit Seen, Wäldern und historischen Ruinen – ideal für entspannte Spaziergänge oder Bootstouren.

Knocknarea und Queen Maeve’s Cairn: Ein weiteres beeindruckendes Wanderziel ist Knocknarea, ein markanter Hügel mit einem riesigen Steinhügelgrab auf seinem Gipfel, das angeblich der legendären Königin Maeve gehört.

Benbulben: Wer eine anspruchsvollere Wanderung sucht, kann sich an den ikonischen Tafelberg Benbulben wagen, der mit einem einmaligen Anblick und eindrucksvollen Ausblick begeistert.

Caves of Kesh: Die Höhlen, in denen Geschichte lebendig wird

Caves of Kesh

©Sligo County Council

Die Caves of Kesh sind ein Ort, der Mythen, Natur und Geschichte auf einzigartige Weise verbindet. Ihre dunklen Höhlenöffnungen erzählen Geschichten von prähistorischen Bewohnern, keltischen Legenden und archäologischen Entdeckungen. Der Weg dorthin ist kurz, aber lohnenswert, und die Aussicht sorgt dabei nicht selten für Gänsehaut.

Egal, ob man an die alten Legenden glaubt oder nicht – sobald man in der Stille eines Höhleneingangs steht, der Wind mit den Haaren spielt und der Blick sich in der Weite des Landes verliert, wird man das Gefühl nicht los, dass hier etwas Magisches in der Luft liegt.

Sind die Caves of Kesh barrierefrei zugänglich?

Die Caves of Kesh sind nicht barrierefrei zugänglich. Der schmale und teilweise steile Wanderpfad ist nicht befestigt und daher ungeeignet für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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