Bishop’s Island: Ein verstecktes Juwel vor der Küste Irlands - ☘ gruene-insel.de
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Bishop’s Island: Ein verstecktes Juwel vor der Küste Irlands

Written by Nadja Uebach

Mit dem salzigen Wind in den Haaren und dem Rauschen der Wellen in den Ohren richtet sich der Blick an der Atlantikküste der Grafschaft Clare auf einen Kliffpfeiler, der beständig aus dem tosenden Blau ragt. Die Schreie der Möwen hallen von den Ruinen der darauf errichteten monastischen Siedlung wider, während sich vor dem inneren Auge eine fantastische Geschichte über die Entstehung dieser Gebäude an einem so unmöglichen Ort abspielt. Ein Ort, der wie kaum ein anderer von den Gezeiten gezeichnet und seit rund 1.000 Jahren nicht mehr mit dem Festland verbunden ist. Ein Ort voller Einsamkeit, überwältigender Schönheit und einer sagenhaften Geschichte. Die spannende Geschichte der Bishop’s Island südlich von Kilkee und wie sie zu ihrem Namen kam erfahrt Ihr jetzt.

Ein erster Blick auf Bishop’s Island

Obwohl der Name anderes vermuten lässt, handelt es sich bei Bishop’s Island nicht um eine gewöhnliche Insel. Ähnlich wie die Felsnadel Dún Briste am Downpatrick Head im County Mayo ragt auch Bishop’s Island nur rund 50 Meter vom Festland entfernt aus der dröhnenden Brandung des Atlantiks. Die raue Felsklippe scheint einen unwirklichen Kontrast zu der sanften Decke grünen Weidegras zu sein, der den Kliffpfeiler bedeckt und für einen faszinierenden Anblick sorgt.

Das Besondere an dieser felsigen Insel sind jedoch die Ruinen aus dem 6. oder 7. Jahrhundert, die sich wie vereinzelte krumme Zähne aus dem Grün auf der Insel erheben. Es fällt schwer, den Blick von den alten Mauern abzuwenden – scheint ein Zeichen von Zivilisation an einem solchen Ort doch komplett unmöglich zu sein. Und doch ist es genau diese Unmöglichkeit, die diesem Ort eine ganz besondere Magie verleiht.

Bishop’s Island

© Valerie O’Sullivan, Fáilte Ireland

Die Geschichte von Bishop’s Island: Von Heiligen und Hungersnöten

Auch wenn man die Bishop’s Island nicht begehen kann, erkennt man von Weitem – besonders mithilfe eines Fernglases – die Ruinen der ehemaligen Klosteranlage, die dort von Mönchen erbaut wurde. Dort stehen die Überreste einer alten Kirche, die allen Anschein nach der Form und Bauart des Gallarus Oratory auf der Dingle Peninsula ähnlich war. Daneben liegt die Ruine einer kleinen Bienenkorbhütte, wie man sie aus anderen monastischen Siedlungen Irlands aus dieser Zeit kennt. Außerdem findet man die Grundmauern von bis zu vier weiteren Gebäuden, deren Form, Ursprung und Nutzungsart jedoch nicht genauer bekannt sind.

Geografischen Einschätzungen zufolge war Bishop’s Island früher als Teil des Festlandes zwar immer noch sehr abgelegen, jedoch zumindest einfacher zu erreichen. Man nimmt an, dass der Kliffpfeiler in den letzten 1.000 Jahren durch die gewaltigen Einwirkungen des Atlantiks abgetrennt wurde. Das würde bedeuten, dass die Gründung der Anlage auf dem Eiland – wenn auch beschwerlich – nicht mehr so unmöglich erscheint, wie es beispielsweise auf Skellig Michael gewesen sein muss. Das würde zudem das Fehlen einer Anlegestelle und eines Aufstiegspfades zum Plateau der Insel erklären, die beide nicht vorhanden sind. In einem weiteren denkbaren Szenario hat die Erodierung der Küste dafür gesorgt, dass Pfad und Anlegeplatz mittlerweile auf dem Boden des Ozeans liegen.

Der Heilige Senan auf Bishop’s Island

Wie auch immer die kleine Anlage auf dem Kliffpfeiler entstanden ist und ob sie nun als einsamer Rückzugsort an der Küste des Festlandes genutzt wurde, oder auf allen Seiten vom Meer umgeben war – fest steht: Die Anlage wird mit dem Heiligen Senan in Verbindung gebracht. Dieser wird als einer der großen Heiligen der grünen Insel besonders in der Grafschaft Clare verehrt.

Geboren in der Nähe des Flusses Shannon, dem er möglicherweise auch seinen Namen schuldet, zog es ihn schon früh in die christliche Lehre. Unter dem Mönch Cassidus lernte Senan alles, was einen guten Mönch ausmacht. Nach seiner Priesterweihe gründete er in der Nähe von Enniscorthy eine Glaubensgemeinde. Das dazugehörige Townsland trägt bis heute den Namen Templeshannon (Der Tempel des Senan). Obwohl der Heilige Senan üblicherweise als Gründungsvater der Klosteranlage auf Scattery Island bekannt ist, schreibt man ihm unter anderem auch den Bau der Gebäude auf Bishop’s Island zu. Diese sollen einigen Erzählungen nach sogar noch vor der Gründung des Klosters auf Scattery entstanden sein.

Bis heute heißt es, dass einige Mönche auf der Insel begraben sein sollen. Legenden nach bekommt man deren Geister beim einfallenden Licht der untergehenden Sonne sogar heute noch manchmal zu Gesicht.

Bishop’s Island

© Valerie O’Sullivan, Fáilte Ireland

Wie die Insel ihren Namen erhielt

Aufgrund der Vorgeschichte und der Ruinen der Klosteranlage könnte man meinen, dass die Insel ihren Namen dem Heiligen Senan schuldet. An dieser Annahme werden jedoch Zweifel wach, sobald man sich die irische Bezeichnung des Ortes ansieht. Diese lautet Illaun an Espig Gortaig (zu dt. Die Insel des hungrigen Bischofs) und könnte natürlich trotzdem auf den Heiligen Senan zurückgehen, gäbe es dazu nicht eine andere Geschichte.

Erzählungen nach gab es während er großen Hungersnot in Irland unzählige Priester und Bischöfe, die sich um die ärmere Bevölkerung kümmerten – so gut es ihnen eben möglich war. In der Grafschaft Clare lebte jedoch ein Bischof, dem sein eigenes Leben wichtiger war als sein göttlicher Dienst. So raffte er ganz unchristlich alle Lebensmittel zusammen, die er in die Finger bekam, und ruderte an einem windstillen Tag hinaus zu dem Kliffpfeiler. Unter Mühen gelang es ihm, das Plateau mit seinen Vorräten zu erklimmen. Hier wollte er die Hungersnot aussitzen.

Doch schon bald gingen seine Lebensmittelbestände zuneige und er war gezwungen, wieder ans Festland zu rudern, um für Nachschub zu sorgen. Doch plötzlich zog ein Sturm auf, der es dem Bischof mehrere Wochen lang unmöglich machte, seinen Fels im Atlantik zu verlassen. Schließlich verhungerte er an dem Ort, der ihm vor dem Hungertod bewahren sollte. Egal, ob Zufall, göttlicher Wille oder einfach nur eine Geschichte, seitdem ist die Insel als Bishop’s Island bekannt. Vielleicht ist es auch der Geist des hungrigen Bischofs, der auf der Insel im Sonnenlicht ab und zu in Erscheinung tritt?

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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