Nordirland Sehenswürdigkeiten

Die geheimnisvollen Steine von Beaghmore

Written by Nadja Uebach

Irland ist ein Land, in dem die Mythen und Legenden längst vergangener Tage nicht nur Geschichten sind, die man sich erzählt. Zwischen den sanften grünen Hügeln und entlang der spektakulären Küste der Insel finden sich Überbleibsel aus der Vergangenheit, die diesen alten Erzählungen Leben einhauchen. Stehende Steine, Hügelgräber und Steinkreise, die älter als viele andere megalithische Stätten der Welt sind, ziehen mit ihrer geheimnisvollen Atmosphäre nicht nur Archäologen in ihren Bann, sondern unzählige andere Menschen. Eine der ungewöhnlichsten und sicherlich faszinierendsten megalithischen Stätten in Irland sind die Steine von Beaghmore. Diese Formation in der Grafschaft Tyrone in Nordirland besteht aus sieben Steinkreisen sowie mehreren Steinreihen und Steinhügeln. Was es mit diesem mystischen Ort auf sich hat und was Euch bei Eurem Besuch erwartet, erfahrt Ihr jetzt.

Historischer Fund im Torffeld

Im Herzen Nordirlands wird ein weitläufiges Feld nordwestlich von Cookstown von über eintausend stehenden Steinen in allen Formen und Größen gezeichnet. Die Steine von Beaghmore liegen am Rande der Sperrin Mountains. Ihr Name leitet sich aus dem Irischen ab Bheitheach Mhór ab, was so viel bedeutet wie großer Birkenhain. Aufgrund dieser Bezeichnung und der angrenzenden Wälder geht man davon aus, dass steinzeitliche Bauern die Anlage zunächst rodeten, bevor sie die Steinbauten errichteten.

Bis in die 30er Jahre war Beaghmore nichts weiter als ein gewöhnliches Torffeld. Nachdem der Winter den frostigen Boden wieder freigegeben hatte, machten sich die Männer der Region, wie jedes Jahr auf den Weg ins Moor, um den typischen irischen Torf zu stechen. Darunter auch der Bauer und Hobby-Historiker George Barnett, der dabei eine sensationelle Entdeckung machte. Er stieß auf einige Steine, die in dem Moor untypisch waren, und wusste sofort, dass es sich dabei um etwas Bedeutendes handelte.

Beaghmore

© Emma Mc Ardle, Tourism Ireland

Steine von Beaghmore: Ausgrabung der geheimnisvollen Anlage

Als Entdecker der Steine beteiligte sich George Barnett auch an deren ersten Ausgrabung und Freilegung. Dabei entdeckte er eine der ungewöhnlichsten megalithischen Anlagen der Grünen Insel.

Hier finden sich insgesamt sieben Steinkreise, mehrere Steinreihen, Steinhügel und Ansammlungen stehender Steine. Besonder auffällig ist die Größe der verwendeten Steine. Allein deren maximale Höhe von etwa einen halben Meter hebt die Steine von Beaghmore von anderen megalithischen Funden der Insel ab. Die sieben Steinkreise haben einen Durchmesser von zehn bis zwanzig Metern und sechs von ihnen sind jeweils mit einem anderen verbunden. Der siebte Kreis steht zwar allein, ist jedoch mit über achthundert stehenden Steinen gefüllt. Diese Steine ragen in der Mitte des Kreises wie Drachenzähne aus der Erde und sorgten schon früh für den Beinamen Dragon’s Teeth Circle. Während die größeren Kreise alle in unmittelbarer Nähe voneinander liegen, befinden sich zwei kleinere Kreise zusammen mit einem in einer Mulde erbauten Steinhaufen etwas abseits.

Insgesamt beherbergt die Anlage zwölf Steinhaufen verschiedener Größen, die scheinbar willkürlich erbaut wurden. Es fällt jedoch auf, dass vier dieser Haufen in jeweils einen oder zwei Steinkreise integriert sind. Von diesen vier Haufen gehen Steinreihen aus, die mehrere Meter lang in die gleiche Himmelsrichtung verlaufen.

Das Ausgrabungsteam um George Barnett konnte sich diese unüblichen Eigenschaften kaum erklären. Nachdem Barnett die Steine und ihre Anordnung jedoch gründlich in Augenschein genommen hatte, kam er zu dem Schluss, dass es dich dabei um eine Art Kalender handelte. Diese Annahme beschrieb der selbsternannte Poet in einem seiner Gedichte.

Barnett und die Steine von Beaghmore

George Barnett war von seiner Annahme, dass es sich bei den Steinen von Beaghmore um einen Kalender handelt, so überzeugt, dass er ein acht Strophen langes Gedicht darüber schrieb. In drei dieser Strophen erklärt er genau, in welchen Steinen er welchen Zweck erkannt hatte.

In den untenstehenden drei Strophen zeichnet Barnett ein genaues Bild von der Nutzung der Anlage. Er gesteht ihr einen rituellen oder zeremoniellen Zweck zu, der von der Funktion der Steine als Maßeinheit für die Länge von Tagen, Wochen und Monaten unterstrichen wird. Zudem glaubte er, dass die Erbauer anhand der Anzahl bestimmter Steine die Dauer der Jahreszeiten sowie Winter- und Sommersonnenwende ablesen konnten.

Auszug aus „The Beaghmore Stone Circle“ von George Barnett

 

Ceremonial occasions they often had there,
They knew every day, aye, and week in the year,
For fifty-two weeks they had stones in a ring,
Thirteen in a line for the time the call Spring.

The same for Summer, that time of great joy,
Twenty-six for the Autumn and Winter stands nigh,
Four stones that are bigger stand up in a line,
For midsummer sunrise and midwinter time.

One stone by the circle’s a day it appears,
Another convenient makes out the leap years,
You can soon make them out, if you look the place o’er,
Twixt the eastern circle and mighty big four.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Graham Mawhinny

Zweite Ausgrabung

Rund dreißig Jahre nachdem Barnett die Steine mit seinem Team freigelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte, fand eine zweite Ausgrabung statt. Ein Team von Archäologen hatte es sich zur Aufgabe gemacht, so viel wie möglich über die Steine und ihre Geschichte herauszufinden.

Dabei kam ans Licht, dass die Anlage nicht nur megalithische Bauten, sondern zudem die Überreste steinzeitlicher Felder beherbergt. Diese Felder waren vermutlich der Grund für die einstige Rodung der Fläche und die Steinbauten eine spätere Erschaffung. Mithilfe von ausgegrabenen Kochstellen und gefundenen Zündsteinen konnte die Anlage auf mindestens 2.900 bis 2.600 vor Chr. datiert werden. Unter einem der Steinhaufen fand man eine polierte Axtklinge aus Porzellanit. Ein anderer beherbergte die verkohlten Reste eines Eichenzweiges. Der Fund von Leichenbrand unter vier der zwölf Steinhaufen legt die Vermutung nahe, dass es sich in Beaghmore um einen aufwendig gestalteten Friedhof handelt.

Barnetts Theorie eines Kalenders konnte jedoch nicht widerlegt werden. Im Gegenteil, Archäologen und Astronomen erkannten eine Ausrichtung nach den Gestirnen, die besonders im Winter auffällig ist. Es besteht die Möglichkeit, dass die Fläche zunächst als Farmland genutzt, anschließend zum Friedhof ernannt und schließlich als astrologische Mess- oder Kultstätte verwendet wurde.

Beaghmore

© Emma Mc Ardle, Tourism Ireland

Beaghmore: Wanderparadies für Sterngucker

Die Region rund um die Sperrin Mountains ist eine der unbesiedeltsten Gegenden in Nordirland. Das sorgt tagsüber bei einem Besuch der Steine von Beaghmore für eine besonders mystische Atmosphäre und bietet einen grandiosen Blick ins Weltall bei Nacht. Beaghmore und seine Umgebung sind seit geraumer Zeit ein ausgewiesener Dark Sky Park. Die OM Sternwarte bietet ihren Besuchern die Möglichkeit die besondere Verbindung von Astrologie und Archäologie dieser Gegend zu entdecken. Man lernt, was es mit den Steinen von Beaghmore als eine mögliche prähistorische Sternwarte auf sich haben könnte, und entdeckt die Landschaft auf spannende Art und Weise in nächtlichem Glanz.

Wer die Landschaft lieber auf eigene Faust erkunden möchte, der hat auf dem Solar Walk ausreichen Gelegenheit dazu. Der 3,4 Kilometer lange Bohlenweg führt durch die Moorfelder und verbindet die Steine von Beaghmore mit der modernen Sternwarte. Dabei begeistert nicht nur die einsame Landschaft des Moors. Denn verschiedene Stationen mit QR-Code bringen den Wanderern das astrologische Wissen der alten Kelten auf eine faszinierende Weise näher.

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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