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Aughnanure Castle in Galway: Sitz der Könige von Connemara

Aughnanure Castle Connemara
Written by Neil Saad

Für viele Irland-Freunde ist die Region Connemara im County Galway der Inbegriff für das wilde und ursprüngliche Irland. An der Atlantikküste weht ein scharfer Wind, die Küste ist schroff und die Berge noch schroffer. Doch nicht nur die Natur ist in dieser spärlich besiedelten Gegend ungezügelt. Lange waren es auch die Menschen. Denn im abgelegenen Westen Irlands hielt sich die irisch-gälische Lebensweise auch nach der anglo-normannischen Invasion besonders lange. Mit ihr währte der Einfluss der O’Flahertys, der führenden Herrscherfamilie der Region. Ihre Macht manifestierte sich über Jahrhunderte in ihrem Stammsitz, dem Aughnanure Castle bei Oughterard. Heute ist sie ein restauriertes Museum, das interessante Einblicke in die lokale Geschichte des „echten“ Irlands und der Lebensweise der Menschen im Mittelalter gibt. Darum schauen wir uns die Geschichte der O’Flahertys und ihrer uralte Burganlage genauer an.

Connemara: Wo das County Galway am schönsten ist

Mit Sicherheit gehört Connemara zu den schönsten Ecken auf der Grünen Insel. Hierbei verdankt die Region ihre Beliebtheit nicht ausschließlich der landschaftlichen Schönheit. Viel mehr sind es die vielen kleinen und größeren Sehenswürdigkeiten, die sich auf einer Rundreise im Mietwagen entdecken lassen. Dazu zählt Wandern  im Connemara Nationalpark, eine Fahrt über die berühmte Sky Road bei Clifden oder ein Spaziergang an einem der vielen Traumstrände am Atlantik. Das bekannteste Bauwerk ist die die Kylemore Abbey bei Letterfrack. Ihre Architektur und ihre traumhafte See-Lage am Rande des Nationalparks sind eines der beliebtesten Fotomotive Irlands.

Architektonisch nicht ganz so prunkvoll wie die Abtei ist das Aughnanure Castle im Osten des Gebiets. Dort trifft der kleine Drimneen River auf den mächtigen Lough Corrib, Der nächste Ort ist Oughterard, eine halbe Stunde nördlich von Galway City. An dieser Stelle bauten die O’Flahertys im 16. Jahrhundert ihren Familiensitz in Form eines klassischen, mittelalterlichen Turmhauses. Vor allem wehrhaft, aber für damalige Verhältnisse auch luxuriös, zeigte die Familie so ihren Reichtum und schützte diesen und sich selbst vor Begehrlichkeiten anderer Clans.

Connemara Irland

Der Connemara Nationalpark, County Galway © Tourism Ireland

Die O’Flahertys aus Connemara: Herren über das Aughnanure Castle in Galway

Im gälischen Irland des Mittelalters bestand das Herrschersystem aus einer Vielzahl von Klein-Königreichen. Diese beschrieben den Einflussbereich mächtiger Familien. Hierbei verteilten sich diese Gebiete über die gesamte Grüne Insel. Nach der anglo-normannischen Invasion im späten 12. Jahrhundert veränderte sich dies. Die von Henry II. entsandten und von Richard de Clare angeführten Invasoren besetzten weite Teile Irlands und vertrieben die dort herrschenden Stämme. Jedoch war ihr Einfluss lange Zeit vor allem auf die Ostseite der Insel begrenzt. Nur schwerlich weiteten sie ihre Macht gen Westen aus. In das abgelegene Connemara kamen sie Jahrhunderte lang gar nicht. Hier bestand das traditionelle irisch-gälische Herrschersystem unbeirrt fort. Dabei waren die O’Flahertys der mächtigste Clan. Sie beherrschten ihre Heimatregion nach Belieben.

Der Wohlstand der O’Flahertys basierte auf ihren Viehherden und dem Umstand, dass sie erfahrene Seefahrer waren. Dadurch betrieben Sie Handel von ihrem Stammsitz Aughnanure Castle aus auf dem Lough Corrib. Aber auch entlang der Küste und auf dem Killary Harbour an der Nordgrenze Connemaras waren sie aktiv. Dazu scheuten sie auch die Piraterie nicht. Das Überfallen von Handelsschiffen war üblich. Ebenso der Diebstahl zu Lande. Vor allem die Stadt Galway war vor den O’Flahertys nicht sicher. Die Bewohner der befestigten Stadt beschrieben die Familie als „wilde Bergmenschen“, die sie gelegentlich überfielen und bestahlen. Angeblich soll an der Stadtmauer Galways der folgende Spruch eingraviert gewesen sein: „Gott schütze uns vor den O’Flahertys„.

Die O’Flahertys und Granuaile ‚Grace‘ O’Malley

Eine berühmte Anekdote der Geschichte ist die Verbindung zwischen den O’Flahertys und dem Clan O’Malley aus dem benachbarten County Mayo. Beherrschten die O’Flahertys die Region bis zum Killary Harbour, so stand das Land nördlich des Meeresarms unter dem Einfluss der O’Malleys. Diese wiederum hatten Ihren Lebensschwerpunkt um die Clew Bay herum. Sie standen sowohl in ihrer traditionellen Lebensweise als auch ihrer Macht den O’Flahertys in Nichts nach. Schließlich vereinte zudem eine Ehe die beiden mächtigen Familien zu einer Allianz. Hierzu heiratete der Erbfolger Donal O’Flaherty um 1546 die Tochter des O’Malley-Anführers, Granuaile ‚Grace‘ O’Malley. Ihren Lebensweg und wie sie später den Ruhm als „irische Piratenkönigin“ erlangte, fassten wir in diesem Artikel über Granuaile zusammen.

Granuaile Grace O'Malley

Statue von Grace O’Malley vor dem Westport House im County Mayo (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

Der Verlust des Aughnanure Castle

Donal und Grace lebten gemeinsam auf Aughnanure Castle. Jedoch kam Donal nicht zu den Ehren, seinem Vater als Anführer der O’Flahertys in Connemara zu folgen. Vielmehr veränderte sich die irisch-gälische Welt zu der Zeit rapide. Die englische Königin Elizabeth I. war bestrebt, den Einfluss ihrer Macht endlich auch über den Westen Irlands auszuweiten. Gleichzeitig sehnte sich Murrough, das Oberhaupt einer bedeutenden Seitenlinie der O’Flahertys nach mehr Einfluss. Er verbündete sich 1569 mit der englischen Königin, übergab seine Ländereien an die Krone, sicherte Gefolge zu und erhielt im Gegenzug den Titel als Lord von Connacht – mit Sitz im Aughnanure Castle. Denn dieses belagerten und besetzten schließlich englische Soldaten, vertrieben Donal und übergaben es an Murrough, den neuen Lord von Connacht.

Die Burg blieb somit praktisch im Besitz der Familie O’Flahertys, gehörte aber faktisch nun England. Damit verfiel ihr Nutzen als Bollwerk irisch-gälischer Tradition gegen den Einfluss von der Nachbarinsel. In der Folge spielte es nun gar eine strategisch wichtige Rolle für England. So beispielsweise bei der Belagerung Galways 1651 und 1652 durch die Truppen Oliver Cromwells. Es wechselte später den Besitzer mehrmals, geriet aber schließlich in die Familienhände zurück. Jedoch erlangte es nie wieder seine frühere Bedeutung. Schließlich übergab die Familie im 20. Jahrhundert die Ruinen der einst gewaltigen Burg an den irischen Staat. Dieser restaurierte die Anlage und öffnete sie für die Öffentlichkeit als Museum.

Aughnanure Castle Turmhaus Connemara

Hauptgebäude, Wachturm und Reste der alten Schutzmauer (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Das Aughnanure Castle in Connemara

Das Aughnanure Castle in Connemara stammt aus dem 16. Jahrhundert. Vermutlich ist es eine Erweiterung einer früheren Burg, die auf das 13. Jahrhundert zurück geht. Das Bauwerk ist ein typisches Turmhaus, bestehend aus sechs Stockwerken. Umgeben war das Hauptgebäude von einer inneren und einer äußeren Schutzmauer. Beide Mauern zierten Wachtürme an den Ecken. Der Zugang erfolgte über ein Torhaus in der Mauer, gesichert mit einer hölzernen Zugbrücke. Diese überbrückte den Fluss Drimneen. Zu diesem besaß das Aughnanure Castle zudem einen eigenen, kleinen Flussanleger. Von dort aus konnten Boote den Fluss entlang zum nahen Lough Corrib fahren.

Der Fluss umfließt die Anlage heute noch zu zwei Seiten. Durch sich über die Jahrhunderte verändernde Wasserpegel, ist der kleine Anleger allerdings heute trocken. Dennoch ist er im Innenhof noch gut erkennbar. Inmitten des Hofes ist ein vereinzelter Wachturm erhalten. Einst war dieser Bestandteil der inneren Schutzmauer, die heute weitestgehend zerfallen ist. Ebenfalls nur noch in Teilen erhalten ist die äußere Mauer und die darin integrierten Wachtürme.

Jedoch war das Augnahnure Castle nicht nur wehrhaft. Im Inneren der Anlage befinden sich Reste einer Festhalle, die vermuten lässt, dass die O’Flahertys zu feiern wussten. Hiervon ist eine Wandseite erhalten. In dieser befinden sich Fensterbögen mit tiefen Fensterbänken. In die steinernen Rahmen sind kunstvoll Weinreben eingraviert. Ein deutlicher Hinweis auf die Trinkfreude, die in der Festhalle einst herrschte. Auch der Hauptturm waren nicht nur zur Verteidigung gebaut. Im Inneren befanden sich Lagerräume für Lebensmittel, Unterkünfte für Bedienstete, eine große Halle, in der die Familie lebte und den Clan-Geschäften nachging und ein Schlafgemach für den Herrn von Aughnanure Castle.

Aughnanure Castle Fenster Festhalle

Reichlich verziert (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Das Aughnanure Castle in Connemara besichtigen

Noch heute erfolgt der Zugang zum Aughnanure Castle über die Zugbrücke. Wie die gesamte Anlage ist diese im Zuge der Restaurations und der Öffnung für die Öffentlichkeit erneuert worden. Unter der Zugbrücke plätschert der Fluss Drimneen laut, hohe Bäume umgeben die Anlage. Schon auf dem kurzen Fußweg vom Parkplatz zum Haupttor bekommen Besucher unmittelbar das Gefühl, in eine andere Zeit zurück zu reisen. Hinter dem Tor erwartet die Besucher die steinerne Mauer der alten Festhalle samt der verzierten Fenster. Zur Linken ragt der Hauptturm auf. Eine Tür in der Mauer führt in den Innenhof. Dort kann zunächst der Wachturm von innen besichtigt werden.

Schließlich im Hauptturm sind alle Etagen begehbar. Eine steile Wendeltreppe führt hinauf. Die einzelnen Räumlichkeiten sind adrett hergerichtet und Infotafeln informieren über die Geschichte der Anlage, der Familie O’Flaherty. Dazu lernen Besucher vieles über das Leben im Mittelalter auf einer irischen Burg.

Das Aughnanure Castle ist nicht ganzjährig für Besucher geöffnet. Nähere Informationen zu den Öffnungszeiten und zum Eintrittspreis finden sich auf der Webseite der Sehenswürdigkeit.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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