Irland in der Neuzeit

Irland 1949 – Die Grüne Insel wird unabhängig

Irland Fahne Unabhängigkeit
Written by Nadja Uebach

Irland ist ein kleines Land mit einer großen und sehr bewegten Geschichte. Mehrere Hundert Jahre lang wurde die Grüne Insel von den Engländern besetzt und unterdrückt. Bereits im späten 12. Jahrhundert unterwarf König Heinrich II. die irischen Clans gewaltvoll der englischen Krone. Die darauf folgenden Jahrhunderte waren geprägt von Unterdrückung und Ausbeutung sowie zahlreichen gescheiterten Aufständen und Konflikten. Diese Unruhe konnte den Freiheitsdrang der Iren und die Motivation, für ihr Land und ihr Volk zu kämpfen, jedoch nicht zerschlagen! Bis zur Unabhängigkeit war es jedoch ein steiniger Weg, der über mehrere Generationen hinweg dazu führte, dass Irland 1949 im April letztendlich zur vollkommen unabhängigen Republik erklärt wurde.

Irland 1949  – Der Weg zur Unabhängigkeit

Der Beginn eines langen Kampfes

Das Jahr 1172 markiert den Beginn der englischen Herrschaft über Irland. Damals hatte es sich König Heinrich II. zur Aufgabe gemacht, die regionalen Regenten der Grünen Insel der englischen Krone zu unterwerfen und sich selbst zum Herrscher Irlands zu ernennen. Mit der Gründung eines anglo-irisches Parlaments galten die englischen Gesetze fortan auch in Irland.

Knapp 400 Jahre später nahm die Verfolgung der katholischen Iren sowie der Verdrängung der gälischen Kultur und Lebensweise unter der Herrschaft von Heinrich VIII. ihren Anfang. Immer wieder initiierte die irische Bevölkerung Aufstände gegen England. Allerdings scheiterten diese selbst mit der Unterstützung von Spanien und dem Papst.

Einer der bekanntesten Versuche die Engländer von der Grünen Insel zu vertreiben, ist das Battle of Kinsale im Jahr 1601, bei dem die Iren gemeinsam mit 4.000 spanischen Streitkräften für die Freiheit ihres Landes kämpften. Leider erfolglos. Heut markiert dieser Kampf die vollkommene Unterwerfung der Iren sowie das vorläufige Ende der irischen Aufstandsbewegung. In den folgenden Jahren erließen die Engländer Gesetze, die gälische sowie katholische Bräuche untersagten und die Iren dazu zwangen an protestantischen Gottesdiensten teilzunehmen.

Nachdem sich vierzig Jahre nach dem Battle of Kinsale weitere Unruhen zwischen katholischen Iren und den sich immer mehr ansiedelnden Engländern entwickelten, wurde Oliver Cromwell mit einer 12.000 Mann starken Gruppe nach Irland entsandt. Auf brutale Art und Weise zerschlug er die aufkeimenden Unruhen und ebnete den Weg für die Ansiedlungsgesetze. Diese Gesetze sprachen katholischen Landbesitzern, die sich nicht zur englischen Herrschaft bekannten jegliche Besitzrechte ab. Im Jahr 1770 lagen nur noch 5 % der Ländereien auf der Grünen Insel in irischem Besitz.

Die Unabhängigkeitsbewegung – auf dem Weg zur Republik

Nachdem Irland Schauplatz von Kämpfen um die englische Krone zwischen James II. und William von Oranien wurde, begann Ende des 17. Jahrhunderts die protestantische Überlegenheit. Durch die Erlassung der Penal Laws durften Katholiken weder Messen abhalten, beten oder ihre Toten bestatten. Des Weiteren war es ihnen untersagt, ihre Kinder auszubilden oder Waffen zu tragen. Schließlich wurde Irland auch der eigenständige Handel untersagt, alle Waren mussten zu unrealistisch günstigen Preisen nach England verkauft werden. Irland wurde daher oft als das Armenhaus oder die Kornkammer Großbritanniens bezeichnet.

1778 gründeten sich die ersten Volunteer-Gruppen in Dublin und Belfast, die jedoch aus protestantischen Landbesitzern bestanden. Diese sehnten sich nicht nach einer besseren Behandlung der unterdrückten Iren, sondern lediglich nach mehr Macht. Nichtsdestotrotz erreichte die Volunteer-Bewegung, dass der freie Handel Irlands mit den englischen Kolonien 1780 wieder erlaubt wurde. Nur zwei Jahre später wurden das irische Parlament und die irische Rechtssprechung wieder unabhängig. Außerdem erhielten die Katholiken ihre Eigentumsrechte und das Recht auf die Bildung ihrer Kinder zurück.

Die ersten Erfolge der Freiheitskämpfer und Englands Antwort

Das nächste Jahrzehnt sah die Gründung der Society of United Irishmen durch Theobald Wolfe Tone. Die Bewegung forderte die Unabhängigkeit Irlands und die Gründung einer Republik. Nachdem die Iren mehrere kleinere Erfolge nach aufständischen Kämpfen verzeichnen konnten, wurden die United Irishmen brutal von den Engländern besiegt. Wolfe Tone selbst landete im Gefängnis, wo er in seiner Zelle Selbstmord beging. Das irische Parlament wurde daraufhin aufgelöst und unter dem Mantel des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland in das englische Parlament integriert.

Die 1832 von Daniel O’Connell gegründete Catholic Association war die erste Massenbewegung im irischen Unabhängigkeitskampf. Mit insgesamt drei Millionen Mitstreitern erreichte O’Connell die Zusprechung des Wahlrechts an katholische Bürger. Er war 1830 der erste gewählte katholische Repräsentant im britischen Unterhaus. Die bevorstehende Große Hungersnot, die von 1846 bis 1851 mindestens eine Million Todesopfer forderte und weitere Millionen Auswanderer sah, markiert das Ende der Catholic Association.

Erst einige Jahre später wurde der Unabhängigkeitskampf mit der Gründung der Irish Republican Brotherhood durch James Stephens sowie der von Isaac Butt ins Leben gerufenen Home-Rule Bewegung wieder aufgenommen. Doch erst 1907 schlossen sich diese beiden gemeinsam mit mehreren anderen Bewegungen zur irischen Partei Sinn Féin zusammen, die bis heute besteht.

Hungernde in Irland

Hungernde in Irland; James Mahony [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Osteraufstand und die Jahre danach – Irland als Freistaat

Während des Osterwochenendes 1916 kam es zu dem sogenannten Osteraufstand in Dublin. Dabei wurden das Hauptpostamt sowie einige weitere Gebäude in der Dubliner Innenstadt von irischen Freiheitskämpfern besetzt. Padraig Pearse verlas am 24. April 1916 die Proklamation Irlands und erklärte das Land damit zur Republik. Nach nur fünf Tagen, gelang es den Engländern den Aufstand gewaltvoll zu beenden. Padraig Pearse wurde gemeinsam mit vielen anderen Schlüsselfiguren des Osteraufstands festgenommen und erschossen.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs gewann die irische Partei Sinn Féin 73 Sitze im Londoner Unterhaus, weigerte sich jedoch das englische Parlament anzuerkennen. Die Partei gründete stattdessen das irische Abgeordnetenhaus „Dail Éireann“ und verfasst eine Unabhängigkeitserklärung. Der irische Bürgerkrieg begann. Der Freiheitskämpfer Eamon de Valera, der die Hinrichtungen nach dem Osteraufstand nur durch einen Zufall überlebt hatte, wurde zum ersten Präsidenten Irlands gewählt.

Osteraufstand

See page for author [Public domain], via Wikimedia Commons

Folgen des irischen Bürgerkriegs

Englands Antwort lies nicht lange auf sich warten und fiel in Form der überaus gewalttätigen Söldnertruppe „Black and Tans“ ein, die sich mit viel Brutalität auf die Zivilbevölkerung stürzte. Nachdem man die IRA (Irish Republican Army) offiziell ins Leben rief, kam es zu vielen blutigen Auseinandersetzungen zwischen Engländern und Iren. Erst 1921 wurde ein Waffenstillstand beschlossen und erst im Mai zwei Jahre später, also 1923, sollte der irische Bürgerkrieg enden. Michael Collins reiste als Abgeordneter De Valeras nach England, um mit der dortigen Regierung über die Unabhängigkeit Irlands zu verhandeln. Das Ergebnis: Der Anglo-Irische Vertrag, der Irland als Freistaat und als unabhängiges Mitglied des Commonwealth anerkennt.

Während Michael Collins und De Valera den Vertrag als ersten Schritt zur vollständigen Unabhängigkeit sahen, gab es zahlreiche Gegner auf der Grünen Insel. Die Unstimmigkeiten im eigenen Land sorgten für den Ausbruch des irischen Bürgerkriegs. Es folgen mehrere Anschläge der IRA sowie das Attentat auf Michael Collins im August 1922, das ihm sein Leben kostete. Nur knapp ein Jahr später beendete De Valera die andauernden Konflikte. Der Freistaat Irland wurde ein Mitglied des Völkerbundes (die heutige UNO).

Irland 1949 – am 18. April 1949 wird Irland unabhängig

Selbst wenn sich das irische Parlament mit der Teilung der Insel abfand, fanden sich unter der Bevölkerung zahlreiche Gegner. Besonders Mitglieder der IRA kämpften mithilfe von Anschlägen weiter für ein freies und vereintes Irland. Aus Folge des Konflikts löste sich De Valera von Sinn Féin. Mit seiner neuen Partei Fianna Fáil gewann er 1932 die Wahlen. Während dieser Amtszeit stellte De Valera die Pachtzahlungen an die englische Regierung ein, die daraufhin die Importsteuern für irische Güter auf 40 % erhöhte und die Wirtschaft der Grünen Insel massiv schädigte.

Fünf Jahre später verfasste De Valera eine neue Verfassung für Irland. In dieser wurde nicht nur Irisch als die erste Staatssprache festgehalten und die vollständige Unabhängigkeit der Grünen Insel erwähnt, sondern zudem die Wiedervereinigung mit den Grafschaften in Nordirland festgelegt. Zwar wurde die Verfassung in der heutigen Republik Irland angenommen, stieß jedoch im Norden auf vehemente Ablehnung.

Éamon_de_Valera

Unknown (National Photo Company Collection) [Public domain], via Wikimedia Commons

Die kompromisslose Neutralität Irlands im Zweiten Weltkrieg führte nach Kriegsende dazu, dass England letztendliche die neue Verfassung der Insel anerkannte. Allerdings weigerte sich De Valera bis zum Ende seiner Amtszeit Irland offiziell als Republik auszurufen, da dies die Anerkennung eines geteilten Irlands bedeutet hätte und er nach wie vor den Wunsch nach einem vereinten Land hegte.

Nachdem die Iren jedoch John Costello 1948 zu ihrem neuen Taoiseach ernannten, rief er als eine seiner ersten Amtshandlungen die Republik Irland aus. Damit akzeptierte er endgültig den Verbleib der sechs nordöstlichen Grafschaften im Vereinigten Königreich. Die Engländer genehmigten Irland 1949 mit dem Ireland Act den Austritt aus dem Commonwealth. Die Republik Irland wurde am 18. April 1949 somit nach Jahrhunderte langem kräftezehrendem Kampf endlich ein gänzlich freies und unabhängiges Land!

Erst etwa 50 Jahre später wurde mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 vorerst die Teilung Irlands festgelegt.

Irische-Flagge

By SteuveFE (Flickr) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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