Kelten Irland / Frühgeschichte Irland

Irlands Provinzen – mythologische und historische Regionen

Irlands Provinzen Wappen
Written by Heike Fries

Irland besteht heute aus vier Provinzen, die jedoch nur noch historische Bedeutung haben. Denn wenn es um die Verwaltung geht, setzt Irland auf ihre 32 Countys. Nichtsdestotrotz sind die irischen Provinzen noch heute ein wichtiger Teil der irischen Identität. Und vor allem im Sport spielen sie auch heute noch eine große Rolle: Jede von Irlands Provinzen besitzt immerin ein eigenes Rugby-Team – und ein eigenes Wappen. Hier stellen wir Euch Irlands Provinzen und die dazugehörigen Grafschaften vor.

Irlands Provinzen – so alt wie die irische Mythologie

Das altirische Wort für die Provinzen lautet cúige, was so viel wie fünfter Teil bedeutet. Denn neben den heute bekannten Provinzen Connacht, Leinster, Munster und Ulster gab es noch eine fünfte: Mide oder Meath, die mittlere Provinz, die jedoch irgendwann von den umliegenden Provinzen verschluckt wurde.

Doch die Anzahl von Irlands Provinzen variierte im Laufe der Geschichte ohnehin – und die Anzahl war nie in Stein gemeißelt. Die Provinzen Irlands waren wahrscheinlich die Gebiete eines Provinz-Königs, der mehrere kleine lokale Königreiche unter sich vereinte. Dies waren wiederum in noch kleinere Einheiten unterteilt: die sogenannten Tuath.

Auch wenn es unklar ist, wie viele Provinzen es in Irland früher tatsächlich gab, diejenigen, die wir heute kennen, sind uralt. Denn so viel lässt sich aus der Lektüre der irischen Mythologie herauslesen. Vor allem im Ulster-Zyklus werden die einzelnen Regionen erwähnt und beschrieben.

irische Provinzen

Gobbler and User:Future Perfect at Sunrise, Ireland complete wt, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Irlands Provinzen

Connacht

Das Cúige Chonnacht, das Land der Nachkommen von Conn, liegt im Nordwesten Irlands. Es besteht heute aus den Grafschaften Galway, Mayo, Sligo, Leitrim und Roscommon. Connacht ist ein rauer Landstrich und viele Gebiete eignen sich nur mäßig für die Landwirtschaft. Wohl deshalb war die Provinz in der Vergangenheit die ärmste der gesamten Insel.

Es galt zeitweise als Strafe, dort zu leben, da das Dasein hart und voller Entbehrungen war. Als Oliver Cromwell die Insel im 17. Jahrhundert eroberte, hieß es für viele vertriebene Iren damals: To hell or Connacht, Zur Hölle oder nach Connacht. Was viele wohl als ähnliches Schicksal betrachtet haben dürften.

Wegen der schlechten landwirtschaftlichen Versorgung war Connacht auch am stärksten von der irischen Hungersnot 1845-1849 betroffen.

In der irischen Mythologie war Connacht der Sitz der Königin Medb, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Ailill auf Rath Cruathain herrschte. Von dort startete sie auch den berühmten Angriff auf Ulster, in dem der irische Held Cú Chulainn die Provinz Ulster im Alleingang verteidigte.

Connacht ist heute übrigens die Provinz mit den meisten irisch-sprechenden Menschen. Fast 40 Prozent der Bevölkerung benutzen Gaeltacht – und halten so die traditionelle Sprache am Leben. Galway, die größte Stadt der Provinz ist bunt, lebensfroh und sprüht nur so vor Kreativität. Heute würde wohl keiner mehr einen Vergleich zwischen Connacht und der Hölle ziehen.

Leinster

Cúige Laighean – das Fünftel des Stammes der Laigin liegt im Südosten der Insel. Die größte Stadt der Provinz ist Dublin. Die irische Provinz besteht aus den Grafschaften Louth, Meath, Dublin, Wicklow, Wexford, Kilkenny, Carlow, Laois, Offaly, Kildare, Westmeath und Longfo.

Anders als Connacht, verfügt die Region über eine ertragreiche Landwirtschaft. Eine der größten Blei- und Zinkminen der Welt liegt im County Meath. In Meath befindet sich auch das legendäre Tara. Dieser sagenhafte Ort soll einst der Sitz der Hochkönige Irlands gewesen sein.

Der Hill of Tara ist ein Hügel, auf dem sich eine Reihe vorzeitlicher Monumente befinden. Die Gegend war bereits in der Steinzeit besiedelt und hatte wohl seit jeher eine große Bedeutung für die Menschen. Heute lassen sich die Bauten nur noch erahnen. Wahrscheinlich bildete ein Teil von Leinster die fünfte Provinz Mide, oder Meath.

Munster

Cúige Mumhan – das Fünftel der Muma liegt im Süden Irlands und umfasst die Grafschaften Clare, Cork, Kerry, Limerick, Tipperary und Waterford. Es grenzt an Connacht – und vor allem der westliche Teil war von der großen Hungersnot fast so stark betroffen wie die Nachbarprovinz. Denn einige Teile Munsters sind ebenso unwirtlich.

Munster wartet nämlich nicht nur mit lebendigen Städten wie Cork oder Limerick auf, sondern auch mit dem Burren – einem eng begrenzter Landstrich, der eher an den Mond als an die grüne Insel erinnert. Der englische Parlamentarier Edmund Ludlow, sagte 1651 bei einem Anti-Rebellen-Einsatz über diesen Landstrich: Dort gibt es zu wenig Wasser, um jemanden zu ertränken, zu wenige Bäume, jemanden zu erhängen und zu wenig Erde, jemanden zu begraben.

Ulster

Cúige Uladh liegt im Norden der Insel. Die Provinzen Donegal, Monaghan und Cavan gehören zur Republik Irland. Antrim, Armagh, Derry/Londonderry, Down, Fermanagh und Tyrone gehören jedoch zu Nordirland – und damit zu Großbritannien.

Nachdem Irland im neunjährigen Krieg gegen England eine Niederlage erlitten hatte, brachte England in den Jahren zwischen 1603 und 1660 englische und schottische Bauern in den Norden der Grünen Insel. Angelockt durch materielle Vergünstigungen ließen sich die ausnahmslos protestantischen Siedler dort langfristig nieder. Diese Ansiedelung von außen bildete Jahrhunderte später die Basis für den Nordirland-Konflikt.

In der irischen Mythologie ist Ulster die Heimat des Helden Cú Chulainn. Der Königssitz heißt Emain Macha. Im mythologischen Ulster ereignete sich auch der berühmte Rinderraub von Cooley. Denn in damaliger Zeit waren Stiere große Statussymbole. Als der legendären Königin Medb aus der Provinz Connacht zu Ohren kam, dass es in Ulster einen noch schöneren und größeren Stier gab – der dortige König Conchobar diesen aber nicht herausrücken wollte – ließ sie ihn kurzerhand stehlen. Das führte zu einem Krieg, der im Ulster-Zyklus beschrieben wird.

Irlands Provinzen – ein altes Gedicht

Ein altes irisches Gedicht namens Ard Ruide (Ruide Headland) beschreibt die Provinzen auf poetische Weise. Wann es genau geschrieben wurde ist unklar – gut möglich, dass es aus vorchristlicher Zeit stammt. Der folgende Text ist sehr frei übersetzt:

Connacht im Westen ist das Königreich des Lernens, der Sitz der größten und weisesten Druiden und Magier. Die Menschen aus Connacht sind berühmt für ihre Wortgewandtheit, ihre Schönheit und ihre Fähigkeit wahres Recht zu sprechen.

Ulster im Norden ist der Sitz des kriegerischen Wagemuts, des Stolzes, Wettstreits und der Prahlerei. Die Menschen Ulsters sind die wildesten Krieger in ganz Irland – und die Göttinnen und Götter Ulsters sind eng mit Kampf und Tod verbunden.

Leinster, das östliche Königreich ist der Sitz des Wohlstands, der Gastfreundschaft und der Waren aus fremden Ländern, wie Seide oder Wein. Die Menschen in Leinster sind vornehm in der Sprache und ihre Frauen sind von außergewöhnlicher Schönheit.

Munster im Süden ist das Königreich der Musik und der Kunst, der Harfenisten und der besten Fidchell-Spieler und Reiter. Die Märkte ins Munster sind die besten und größten in ganz Irland.

Das letzte Königreich Meath, ist das Königreich des Königtums, der Verwaltung und der Regierung. In Meath liegt der Hügel von Tara, der Sitz des Hochkönigs von Irland. Der alte Erdwall von Tara heißt Rath na Ríthe – die Ringfeste der Könige.

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Über den Autor

Heike Fries

Irland ist eine Herzensangelegenheit für mich und neben der irischen Musik hat es mir vor allem der irische Sagenzyklus angetan.

Ich habe Irland schon als Schülerin mehrmals besucht. Damals hatte ich das Glück, die ganze Insel über mehrere Wochen kennenzulernen. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen: Es ist bis heute mein Lieblingsland.

Ich bin Autorin und Künstlerin und irische Motive schmuggeln sich auch immer wieder in meine Zeichnungen. In meiner Freizeit spiele und singe ich in einer Band. Wir sind zwar keine richtige Folkband, haben aber den ein oder anderen irischen Song im Programm. Ich spiele außerdem ein wenig Bodhrán. Da ich nicht genug übe, bin ich nicht besonders gut – aber ich bin mit Begeisterung dabei.

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