Irische Mythologie

Cú Chulainn – Held der irischen Mythologie

Cú Chullain
Written by Heike Fries

Cú Chulainn ist ein Held der irischen Mythologie. Sein Vater ist der Gott Lugh, weshalb er eine übernatürliche Stärke besitzt. Seine Geschichten sind im sogenannten Ulster Zyklus zusammengefasst. Aber er spielt auch die Hauptrolle in der Erzählung Táin Bó Cúailnge, dem Rinderraub von Cooley – indem der Siebzehnjährig Ulster im Alleingang verteidigt. Seine Abenteuer sind spannend und oft übernatürlich – und in ihnen passieren viele Dinge: heroische, brutale, tragische und auch ganz kleine und persönliche. Da all seine Erlebnisse ein ganzes Buch füllen würden, erzähle ich im Folgenden nur von den wichtigsten Ereignissen aus dem kurzen Leben des Cú Chulainn.

Der Anfang der Heldengeschichte

Es gibt verschiedene Versionen dieser Geschichte, die bekannteste lautet wie folgt: Cú Chulainn Mutter ist Dechtire, die Schwester des Königs Conor Mac Nessa. Sie lebt in Emain Macha, der Festung des Königs, mit 50 weiteren jungen Frauen. Doch eines Tages verschwinden sie allesamt – und niemand kann auch nur eine einzige Spur von ihnen finden. Drei Jahre später wird das Land um die Festung Emain Macha plötzlich von einer riesigen Schar seltsamer Vögel heimgesucht.

Jeweils zwei von ihnen sind mit silbernen Ketten miteinander verbunden. Die Tiere fressen jedes Korn und jeden Grashalm rund um die Festung auf und hinterlassen eine Ödnis. Der König ist entsetzt und macht sich mit einer Gefolgschaft an die Verfolgung der Vögel. Doch sie sind zu schnell und der König kann sie nicht einholen. Die Gruppe gelangt jedoch in eine fremde Gegend. Da der Weg zurück lang und die Nacht schon nah ist, beschließen sie in einem prächtigen Haus um Gastfreundschaft zu bitten.

Sie werden von den prächtig gekleideten Hausherren empfangen und eingeladen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei ihrem Gastgeber um den Gott Lugh von den Tuatha de Danaan handelt. Das verwundert in der Geschichte jedoch niemanden. Denn in den irischen Mythen leben die Götter durchaus ähnlich wie die Menschen – und es kommt immer wieder zu Begegnungen. Die Hausherrin jedoch ist die lange vermisste Dechtire.

Cú Chulainns Geburt

Wie sich herausstellt, hat Lugh die Vogelschar absichtlich geschickt, um die Aufmerksamkeit des Königs zu erregen. Denn genau in dieser Nacht bekommt Dechtire ein Kind, das sie Setanta nennt. Mutter und Kind sollen fortan wieder bei den Menschen leben. Unter der Gefolgschaft kommt es zu Streit wegen der Frage, wer die Vormundschaft und Erziehung des Kleinen übernehmen soll.

Denn in der keltischen Gesellschaft war es üblich, Kinder zu Pflegefamilien zu geben, wo sie eine Ausbildung erhielten. Da alle spüren, dass Setanta zu etwas Besonderem bestimmt ist, beschließen sie, sich alle gemeinsam um ihn zu kümmern.

Zu Höherem berufen

Nach der Rückkehr heiratet Dechtire einen Mann namens Sualtam, der somit zu Setantas Stiefvater wird. Der Junge lebt fünf Jahre bei seinen Eltern, bis er von dem berühmten Boy Corps, einer Art Trainingsarmee für Jungen, des Königs erfährt und unbedingt dort mitmachen will. Und das, obwohl er eigentlich zu jung ist. Er macht sich kurzerhand auf eigene Faust auf nach Emain Macha. Als er ankommt, wird er zunächst wenig freundlich empfangen – doch er zeigt gleich sein großes kämpferisches Talent und wird schnell ein dominanter Teil der Gruppe.

Eines Tages kommt der König vorbei, als die Jungen gerade Ballspiele spielen. Setanta fällt ihm sofort ins Auge und er lädt ihn ein, die köngliche Gefolgschaft zu einem Festessen beim Schmied Chulainn zu begleiten.

Der Junge findet das super, möchte aber zunächst sein Spiel zu Ende bringen. Er verspricht nachzukommen. Doch als er sich später dem Haus des Schmieds nähert, wird er von dessen Wachhund angegriffen. Kämpferisch und wehrhaft wie er ist, erschlägt Setanta den angriffslustigen Hund mit seiner Schleuder und eilt zum Festessen.

Wie Cú Chulainn zu seinem Namen kommt

Der Schmied ist entsetzt und beklagt den Verlust seines Wachhundes bitterlich. Setanta bereut seine Tat und verspricht, die Aufgaben des Hundes zu übernehmen– für ein Jahr und einen Tag wird er das Haus des Schmieds bewachen. So wird aus Setanta schließlich Cú Chulainn – der Hund des Chulainn. Unter diesem Namen wird er viele Abenteuer erleben.

Etwa zu einer ähnlichen Zeit entschließt sich ich Cú Chulainn übrigens auch, aktiv die Waffen aufzunehmen. Das war damals eine Art Initiation. Denn der Druide Cathbad weissagt, dass derjenige, der an diesem Tag zum ersten Mal zu den Waffen greift, ein heldenhaftes Leben führen wird – voll unsterblichem Ruhm, aber äußerst kurz. Cú Chulainn zögert nicht lange und nimmt die Waffen auf.

In der Lehre bei Kriegerinnen

Ab da passieren ihm eine Menge Dinge: Cú Chulainn ist dabei nicht nur äußerst kampfbereit, sondern auch ein echter Frauenheld. Da das den anderen Kriegern nicht sonderlich gefällt, wollen sie ihn schnell unter die Haube bringen und eine Frau für ihn suchen. Cú Chulainn nimmt das aber lieber selbst in die Hand und verliebt sich in Emer, deren Vater aber gegen ihn ist. Als Bedingung verlangt der nämlich, dass der junge Held ruhmreiche Schlachten schlägt. Insgeheim hofft er, dass Cú Chulainn dabei umkommt. Der nimmt die Herausforderung an und beschließt, seine Kampfkünste zu verfeinern. Dazu reist er unter anderem auf die Isle of Skye, zur Kriegerin Scathach. Sie kennt ganz besondere Tricks und Cú Chulainn will diese von ihr lernen.

Scathach ist bei der Aufnahme neuer Schüler wählerisch, aber Cú Chulainn gelingt es, sie davon zu überzeugen, ihn zu trainieren. Sie ist es schließlich auch, die ihm seinen berühmten Speer Gae Bolga gibt. Auf der Isle of Skye lernt der Held auch Aiofe, Scathachs größte Gegnerin, kennen. Er fängt ein Techtelmechtel mit ihr an – und sie ist schwanger, als Cú Chulainn seine Ausbildung beendet und zurück nach Emain Macha will. Er gibt ihr einen Ring und sagt, dass er will, dass sein Sohn Connla heißt – und dass sie ihn zu ihm schicken soll, wenn der Ring ihm passt. Sie wird es tun und es wird tragisch enden, denn Cú Chulainn wird seinen Sohn zu spät erkennen und ihn unwissentlich töten.

Cú Chulainn macht sich Feinde

Neben seinem Ruhm erfährt er immer wieder die Tragik seines kämpferischen Lebens, denn auch seinen Freund Ferdia wird er in einer Schlacht niederstrecken. Als loyalem Champion seines Königs bleibt Cú Chulainn einfach nichts anderes übrig. Der junge Held macht sich im Laufe seines Lebens auch viele Feinde: So bringt er die Kriegsgöttin Morrigan gegen sich auf, als sie ihm in der Gestalt einer jungen Frau erscheint und er sie abweist. Überhaupt die Frauen. Sie beschäftigen ihn ein Leben lang. Emer gewinnt er zwar schon früh zur Frau, was ihn aber nicht davon abhält, auch andere Affären zu haben. Darunter auch Fand, die Frau des Meeresgottes.

Zu Cú Chulainn Übernatürlichem gehört auch ein Zustand, in dem er sich in eine Art Berserker verwandelt. Er ist dann nicht mehr er selbst und tötet Feind und Freund gleichermaßen. Seine Stärke hat also durchaus ihren Preis.

Zu seinen Feinden gehören unter anderem Königin Medb, die er im Rinderraub von Cooley besiegte und dabei auch die Söhne einer Reihe von Kriegern tötete. Darunter Lugaid der zusammen mit Medb einen Plan schmiedet, um Cú Chulainn zu Fall zu bringen. Die ganze Geschichte kann hier nicht in ihrer Gänze erzählt werden und ich fasse sie daher kurz zusammen. Aber Ihr könnt sie im Ulster-Zyklus nachlesen. Mit Magie und List bringen Medb und Lugaid den Helden dazu, in einen aussichtslosen Kampf zu ziehen.

Das Ende des heldenhaften Lebens von Cú Chulainn

Die Wäscherin am Ford

Zur damaligen Zeit waren sogenannte Geis, Tabus, an die es sich zu halten galt, bedeutsam. Cú Chulainn darf unter anderem kein Hundefleisch essen. Da im damaligen Irland auch niemand eine Einladung ablehnen durfte, nutzen seine Gegner das aus. Drei alte Frauen laden Cú Chulainn am Wegesrand zu einem Mahl mit Hundefleisch ein, das er annehmen muss. Das Brechen seines Geis schwächt ihn spirituell und körperlich, sodass seine Gegner leichteres Spiel haben. Lugaid hat nämlich drei magische Speere anfertigen lassen, die dazu bestimmt sind, drei Könige niederzustrecken. Trotz aller Bemühungen des Druiden Cathbad und Emer, schaffen es Medb und Lugaid Cú Chulainns Sinne so zu vernebeln, dass er Gefahr für seinen König und seine Liebsten fürchtet – und sich in den Kampf stürzt.

Ungeachtet zahlreicher Anzeichen, wie zum Beispiel der Wäscherin am Ford, die seine Kleidung wäscht und als übernatürliches Zeichen des Todes im Kampf steht, stellt sich Cú Chulainn seinen Gegnern. Die drei Speere finden schließlich ihr Ziel und töten Grey of Macha, eines der beiden berühmten Pferde Cú Chulainn, Luag, den treuen Wagenlenker und schließlich Cú Chulainn selbst. Bevor er stirbt, bindet er sich mit seinem Gürtel an einen Stein, um aufrecht stehend zu sterben. Der Stein wird meist als Clochafarmore bei Dundalk identifiziert.

Als Cú Chulainn tot ist, landet ein Rabe auf seiner Schulter. Das ist für seine Gegner das Zeichen, dass sie sich im gefahrlos nähern können. Doch Luagid verliert dennoch seine Hand, als er Cú Chulainns Kopf abtrennt. Mit seinem Tod hat sich demnach auch die Prophezeiung des Druiden Cathbad erfüllt: Cú Chulainns Leben war voller Ruhm – so unsterblich, dass wir noch heute seine Abenteuer kennen. Und es war sehr kurz, denn er wurde nur 27 Jahre alt.

Möchtest Du eine Reise zu Dir antreten?

Wächst in Dir die Sehnsucht, Dein Leben langsamer, tiefer und bewusster zu erleben? Möchtest Du eine Reise zu Dir selbst in Irland unternehmen? Auf Dich wartet eine Reise, die so individuell und wunderbar ist wie Du.

>> Weitere Infos <<

Über den Autor

Heike Fries

Irland ist eine Herzensangelegenheit für mich und neben der irischen Musik hat es mir vor allem der irische Sagenzyklus angetan.

Ich habe Irland schon als Schülerin mehrmals besucht. Damals hatte ich das Glück, die ganze Insel über mehrere Wochen kennenzulernen. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen: Es ist bis heute mein Lieblingsland.

Ich bin Autorin und Künstlerin und irische Motive schmuggeln sich auch immer wieder in meine Zeichnungen. In meiner Freizeit spiele und singe ich in einer Band. Wir sind zwar keine richtige Folkband, haben aber den ein oder anderen irischen Song im Programm. Ich spiele außerdem ein wenig Bodhrán. Da ich nicht genug übe, bin ich nicht besonders gut – aber ich bin mit Begeisterung dabei.

Kommentar hinterlassen