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Hill of Tara – Sitz der irischen Hochkönige

Hill of Tara
Written by Neil Saad

Kaum ein Ort auf Irland ist derart sagenumwoben wie der Hill of Tara. Der grüne Hügel in der weiten Ebene der Grafschaft Meath ist der altertümliche Sitz der irischen Hochkönige. Tara diente als zeremonieller Krönungsort und für königliche Versammlungen. So manch mächtiger Herrscher nutzte über die Jahrhunderte den Hill of Tara als zentralen Ort, um seinen Herrschaftsanspruch über die Grüne Insel zu demonstrieren. Steinzeitliche Funde belegen eine Nutzung von Tara bis weit vor die Zeit von Königen.

Heute hinterlässt der Hill of Tara in Irlands historischem Osten weiterhin einen imposanten Eindruck bei seinen Besuchern. Die einst schützenden Ringwälle, der mystische Stone of Destiny und der Mound of the Hostage sind beeindruckende Überbleibsel aus fünftausend Jahren irischer Geschichte. Wer auf dem höchsten Punkt steht und den Blick über die endlose Weite schweifen lässt, fühlt sich für den Moment wahrlich königlich.

Den Hill of Tara besuchen

Die Grafschaft Meath auf der Ostseite der irischen Insel ist ein wesentlicher Teil von Irlands historischem Osten. Neben dem Brú na Bóinne mit den Hügelgräbern Newgrange, Knowth und Dowth ist der Hill of Tara die bedeutendste Sehenswürdigkeit des Boyne Valley.

Es heißt, zur Zeit der Hochkönige führten fünf Straßen, eine aus jeder irischen Provinz kommend, sternförmig auf den Königshügel zu. Heutzutage führt die Autobahn M 3 unmittelbar am alten Königssitz vorbei. Von der irischen Hauptstadt Dublin aus ist der Hill of Tara eine gute Autostunde entfernt. Dadurch bietet es sich an, dem altehrwürdigen Sitz der Hochkönige auf einem Tagesausflug von Dublin aus einen Besuch abzustatten. Ebenfalls lässt sich Tara auf der Reise von Dublin nach Belfast ideal als Abstecher einbinden.

Lia Fail Stone of Destiny Hill of Tara Meath

Der Hill of Tara ist umgeben von der weiten, grünen Landschaft Irlands. Der perfekte Ort für die irischen Hochkönige. (Foto: Neil Saâd)

Hill of Tara – Zentrum irischer Macht

Irland und seine Königreiche

Die frühe Geschichte der Iren beginnt im Nebel der ersten Jahrhunderte unserer Zeitzählung. Zu dieser vagen Zeit war die Grüne Insel ein Flickenteppich von kleinen und größeren Königreichen. Zahlreiche Sippen herrschten über ihr Territorium. Dabei waren sie stets bedacht, ihre lokale Macht auf ihre Nachbarn auszuweiten. Dies geschah auf die freundliche Weise, durch eine kluge Heirat oder auf die harte Tour: mit dem gezogenen Schwert.

Auf diese Weise herrschten die mächtigsten Familien über ihre vielen Nachbarn in einem Klein-Königreich. Diese herrschenden Klein-Könige strebten nach weiterer Macht. Die Mächtigsten unter Ihnen vereinten als sogenannte Über-Könige mehrere Klein-Königreiche unter ihrem Einfluss. Diese Über-Königreiche formten mit der Zeit die heutigen Provinzen Irlands: Ulster, Leinster, Munster und Connacht. Hinzu kam die Provinz Meath, welche einst als eigenständig galt.

In jenem Meath lag gleichzeitig das Zentrum der irischen Macht: Der Hill of Tara. Der mächtigste unter den irischen Über-Königen durfte das Recht beanspruchen, sich Hochkönig von Irland zu nennen. Mit dem Hill of Tara als seinen repräsentativen Sitz. Die Hochkönige herrschten seit den Nebeln der Zeit bis zur normannischen Invasion im 12. Jahrhundert.

Brian Boru - Hochkönig

Brian Boru, Irlands wichtigster Hochkönig, See page for author [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Stone of Destiny – Der schicksalshafte Stein der Hochkönige

Der Titel eines irischen Hochkönigs ist mit Vorsicht zu genießen. Irland war im frühen Mittelalter keine homogene Nation, die sich beherrschen und verwalten ließ. Deshalb galt ein Hochkönig zwar als der mächtigste Herrscher der Insel, wurde jedoch nicht von jedem Klein-Könige anerkannt. Unter den vielen Königen galt der legendäre Brian Boru als einziger, uneingeschränkt anerkannter Hochkönig von Irland.

Der Hill of Tara nahm für die Hochkönige eine zentrale Bedeutung an. Hierbei ist der Lia Fáil, der Stone of Destiny der mystische Mittelpunkt ihrer Machtbefugnis. Der Legende nach fanden an diesem Schicksalsstein die Krönungszeremonien statt. Angeblich schrie der Stein auf, sobald sich ein wahrer König auf ihn setzte. Der Schrei schallte durch ganz Irland, sodass jeder Bewohner ihn hörte.

Unmittelbar neben dem Lia Fáil befindet sich ein Gedenkstein. Dieser erinnert an die Gefallenen des Battle of Tara Hill während der irischen Revolution von 1798. Dabei sammelten sich nach Ausbruch der Revolution am 23. Mai des Jahres 5.000 irische Rebellen auf dem Hill of Tara. Drei Tage später griffen englische Einheiten den Hügel an und besiegten die Aufrührer. Anschließend begruben sie Hunderte Toter unter dem Königsstein.

Lia Fail Stone of Destiny Hill of Tara Meath Irland

Der Lía Faìl – Der Stone of Destiny. Auf ihm wurden die Hochkönige Irlands zeremoniell gekrönt. (Foto: Neil Saâd)

Weitere archäologische Funde

Die Landschaft des Hill of Tara trägt deutliche Spuren der einstigen Bebauung. Verschiedene, für Irland typische Raths, ringförmige Erdwälle, geben Eindrücke der alten Strukturen wieder. Hierbei zeigt sich, dass Tara keine dauerhafte Siedlung war. Die Größe der Raths lässt Historiker vermuten, dass der Hill of Tara eine zeremonielle Bedeutung hatte. Der Hochkönig lebte dort nicht permanent, sondern blieb in seinem eigenen Klein-Königreich. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass auf dem Königshügel königliche Versammlungen und Zeremonien stattfanden. Zwischen den Erdwällen stehend, kann man sich heute noch gut vorstellen, wie der Hochkönig auf die grüne Landschaft blickte. Dabei erwartete er seine aus den vier Provinzen herbeigerufenen Untertanen.

Unter den Raths ist das Ráith na Rìogh, die Festung des Königs, das Größte. Es umschließt die höchste Erhebung des Hill of Tara. Dabei befinden sich in seinem Inneren zwei kleinere Raths. Auf dem höchsten Punkt innerhalb des Ráith na Ríogh steht der Lia Fáil, der Königsstein.

Weitere Raths befinden sich über den Hügel verteilt, benannt nach berühmten Königen wie dem legendären Cormac mac Airt. Ebenfalls ist ein Sitz nach dessen Tochter Gráinne, bekannt aus der Geschichte von Gráinne und Diarmuid, benannt. Insgesamt wurden auf und um den Hügel dreißig Nachweise von Siedlungen kundig.

Hill of Tara Raith na Riogh Stone of Destiny

Blick in das Ráith na Rìogh, die Festung des Königs. (Foto: Neil Saâd)

Das Christentum und Judentum am Hill of Tara

Der Hügel besaß seit Menschengedenken eine hohe, spirituelle Bedeutung für die Menschen. Aus diesem Grunde bauten sie dort, wie auch auf anderen markanten Erhebungen, zur Steinzeit ein Hügelgrab. Durch den Ruhm als Sitz des Hochkönigs stieg die Bedeutung weiter an und hielt sich über die Jahrhunderte.

Als die irischen Hochkönige das Christentum annahmen, legten sie den Glauben an ihre alten, heidnischen Gottheiten ab. Infolge bauten sie im 12. Jahrhundert eine christliche Kirche auf den Hill of Tara. Hiervon sind heute wenige Überreste erhalten. Eine moderne Kirche aus dem 19. Jahrhundert steht heute an anderer Stelle und wacht über den alten Ort der Könige Irlands.

Eine kurios anmutende Anekdote verbindet den Ort auch mit dem Judentum. Eine Gruppe englischer Israeliten, glaubte, dass sowohl Briten als auch Iren Nachkommen ausgesiedelter Israeliten sind. Somit gingen diese davon aus, dass jene Aussiedler einst wichtige, jüdische Artefakte aus den israelischen Ländern mitnahmen und an heiligen Orten – wie den Hill of Tara – versteckten. Eine groß angelegte Protestbewegung verhinderte Ende des 19. Jahrhunderts die Bemühungen der Gruppe, den Königshügel umzugraben.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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