Kelten Irland / Frühgeschichte Irland

Baum des Lebens – ein keltisches Symbol

Baum des Lebens
Written by Heike Fries

Der Baum des Lebens ist ein starkes Symbol. Er taucht in vielen Kulturen der Welt auf – nicht nur in der Keltischen – und heißt zum Beispiel Yggdrasil in der nordischen Mythologie oder Kalpavriksha in Indien. Bäume repräsentieren oftmals die Verbindung zwischen oben und unten, zwischen Himmel und Erde. Der keltische Lebensbaum steckte ebenfalls voller Bedeutung. Er spiegelte sozusagen das keltische Weltbild wieder, das auch für das Verhältnis zwischen Mensch und Natur stand. Hier lüften wir das Geheimnis des Baumes des Lebens als keltisches Symbol.

Bäume in den keltischen Gesetzen

Echte, lebendige Bäume spenden Nahrung, Schatten und verkörpern Stärke und Langlebigkeit. Kein Wunder also, dass die Menschen sich mit ihnen seit jeher verbunden fühlen. Bei den Kelten bestand eine besonders enge Bindung. Die Beschreibungen in den keltischen Mythen weisen auf eine animistische Weltsicht hin, bei der auch Wiedergeburt eine Rolle spielte. Jeder Baum und sogar jeder Stein besaß für sie ein eigenes Wesen. Die Kelten sahen sich als Teil der Natur – und Bäume genossen einen besonderen Schutz.

Das alte keltische Gesetz der Brehon Laws behandelt Bäume ausführlich. Aufzeichnungen dieses Gesetzes stammen aus der Zeit der Christianisierung – als Mönche begannen das mündliche Wissen aufzuschreiben. Aber der Ursprung ist in vorchristlicher Zeit zu finden. Das sogenannte Bretha Comaithchesa war eine Liste von Bäumen. Sie legte genau fest, welche Strafen bei Beschädigung oder Zerstörung bestimmter Bäume anfielen. Dabei ging es in der Praxis wohl vor allem um Nachbarschaftsstreit zwischen Bauern. Im Gesetz waren die Bäume in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Je wichtiger ein Baum war, desto mehr musste der Täter dem Geschädigten bezahlen. Als die edelsten Bäume galten die folgenden:

  • Eiche
  • Haselnuss
  • Ilex
  • Eibe
  • Esche
  • Kiefer
  • wilder Apfelbaum

Vielleicht rührt aus dieser Zuordnung auch der Ursprung des keltischen Baumhoroskops, über das Ihr mehr in unserem Artikel Keltisches Baumhoroskop – Der Blick in die Zukunft lesen könnt.

Die spirituelle Bedeutung des Baum des Lebens bei den Kelten

Zentrale Orte der Gemeinschaft

Diese Baumarten waren wohl nicht nur symbolisch oder als Konzept von Bedeutung, sondern auch ganz praktisch: Sie waren Versammlungsplatz und bildeten oft das Zentrum einer Gemeinschaft. Wenn die Kelten einen Platz aussuchten und sich dort niederließen, blieb meist ein Baum in der Mitte stehen. Dort sprachen die Druiden ihr Recht und Teile des Baumes wurden für medizinische und rituelle Zwecke genutzt.

Dieser herausstechende Baum am Wohnort der Gemeinschaft war sozusagen der jeweilige keltische Baum des Lebens. Und es ist gut möglich, dass bei kriegerischen Auseinandersetzungen auch diese Bäume angegriffen wurden. Denn es konnte wohl kaum einen größeren realen und spirituellen Schaden geben, als dieses wichtige Symbol des Gegners zu zerstören. Denn der Baum des Lebens bedeutete schließlich für Weisheit, Kraft und einem langes Leben und dessen Zerstörung war ein schwerer Schlag.

Der Lebensbaum – Eingang in eine andere Welt

Auch spirituell besaß der keltische Baum des Lebens eine immense Bedeutung: Er war die Verbindung der hiesigen Welt mit der Anderswelt – dem Sitz der Götter und der Welt der Ahnen. Die Wurzeln reichen tief in die Vergangenheit – in die sogenannte Unterwelt – während die Blätter sich in die obere Welt erhoben.

Das keltische Wort für die Eiche lautet dair – es wurde später zum Englischen „door“, was auf Deutsch „Tür“ heißt. Diese Bäume galten wahrscheinlich als ein Tor in die Anderswelt. Aber ob der Baum des Lebens immer eine Eiche war, ist unwahrscheinlich. Der irische Dichter W.B. Yeats glaubte vielmehr, dass die Haselnuss der echte Baum des Lebens sei.

Gut möglich: In der Geschichte vom Lachs der Weisheit sind magische Haselnusssträucher für die Hellsichtigkeit des Helden Fionn Mac Cumhaill verantwortlich. Wahrscheinlich kamen aber alle Baumarten auf der oben erwähnten Liste im Brehon Law als Baum des Lebens in Frage.

In der Mythologie tauchen jedenfalls eine Reihe magischer Bäume auf. So zum Beispiel der Apfel im Ulster Zyklus: Die Seele des Munster-Königs Cu Roí befand sich laut der Mythologie in einem Apfel, der sich im Magen eines Lachses befand – und stets alle sieben Jahre wieder auftauchte. Und auch Cu Chullainn entkam in einer Geschichte, indem er einem rollenden Apfel folgte.

Magische Bäume im heutigen Irland

Der Glaube an heilige Bäume und Gewächse hat sich in Irland bis heute erhalten. Die Sidhe, die ursprünglichen Götter der keltischen Mythologie wurden im Laufe der Jahrhunderte zu dem sogenannten kleinen Volk: Feen, Elfen und Kobolde, die magische Kräfte besitzen und Glück und Unglück über die Menschen bringen können. Sogenannte Feenbäume sind im Volksglauben Treffpunkte des kleinen Volkes – und womöglich der Eingang in die andere Welt. Meist handelt es sich dabei um Weißdorne oder Eschen. Diese Bäume stehen überall in Irland und ihnen wird Wundersames nachgesagt.

Man erkennt sie schon von Weitem, denn sie stehen in der Regel alleine in einem Feld oder in der Nähe alter Stätten. Manche stehen auch auf Äckern und werden von den Bauern gehegt und gepflegt. Denn sie sollen Glück bringen. Wenn sie jedoch beschädigt werden – so sagt es der Aberglaube – dann bricht der Zorn der Feen über den Verursacher herein. Deshalb tut so mancher Bauer einiges, um den magischen Baum auf seinem Grund zu schützen. Manche schütten Steinhaufen um den Stamm herum auf oder errichten Zäune.

Manche Bäume ziehen Glückssuchende aus aller Welt an, die kleine Geschenke, Stofffetzen oder Nachrichten an den Ästen hinterlassen. Diese sogenannten Rag Trees sind schon von Weitem an ihrem ungewöhnlichen Schmuck erkennbar.

Wie schon gesagt gilt das Abholzen eines solchen magischen Gewächses unter denjenigen, die die Existenz der Feen zumindest nicht ausschließen wollen, als absolutes No-Go. Ein unscheinbarer Strauch im County Clare sorgte deshalb dafür, dass eine geplante Autobahn Ende der Neunziger jahrelang auf sich warten ließ. Denn Eddie Lenihan, ein bekannter Folklorist und Geschichtenerzähler beharrte darauf, dass es ein Feenbaum sei. Das Zerstören würde den Zorn der Feen auf sich ziehen und es würde eine Menge Unfälle auf der neuen Strecke geben.

Die Tatsache, dass die Verantwortlichen den Bau erst einmal stoppten, zeigt, dass der Glaube an solche Dinge in Irland nach wie vor vorhanden ist. Jahrelang wurde beratschlagt und schließlich umgeplant. Die neu geplante Strecke sieht vor, dass die Feen ungestört bleiben.

Wenn Sie Irland besuchen, achten sie doch auch einmal auf die Bäume. An vielen Orten finden Sie Feenbäume inmitten eines Feldes oder an einst mächtigen Orten: Zum Beispiel am Hill of Tara oder am Benbulben.

Hier lest Ihr mehr über den irischen Rag Tree.

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Über den Autor

Heike Fries

Irland ist eine Herzensangelegenheit für mich und neben der irischen Musik hat es mir vor allem der irische Sagenzyklus angetan.

Ich habe Irland schon als Schülerin mehrmals besucht. Damals hatte ich das Glück, die ganze Insel über mehrere Wochen kennenzulernen. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen: Es ist bis heute mein Lieblingsland.

Ich bin Autorin und Künstlerin und irische Motive schmuggeln sich auch immer wieder in meine Zeichnungen. In meiner Freizeit spiele und singe ich in einer Band. Wir sind zwar keine richtige Folkband, haben aber den ein oder anderen irischen Song im Programm. Ich spiele außerdem ein wenig Bodhrán. Da ich nicht genug übe, bin ich nicht besonders gut – aber ich bin mit Begeisterung dabei.

2 Comments

  • Klugscheißerbeitrag 😉: Yggdrasil kommt aus der nordischen Mythologie ( aus der “Edda”) und hat mit den Germanen gar nichts zu tun….

    • Hallo Frau Kelber,

      vielen Dank für den Hinweis. Zwar kannten einige Germanen wohl Yggdrasil, aber mit der Angabe lag ich trotzdem daneben. Ich habe es geändert. 🙂

      Viele Grüße
      Heike

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