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Irish Whiskey Geschichte: Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Irish Whiskey Fässer Lagerhaus
Written by Neil Saad

Verfasst von Neil Saad und Ina Brecheis

Die Irish Whiskey Geschichte und die des Whisky allgemein reicht weit in die vergangenen Jahrhunderte zurück. Dabei blicken Länder wie Irland und Schottland stolz auf eine Tradition als Ursprungsländer des braunen Destillats zurück. So ist bis heute die Frage ungeklärt, wer von beiden den Whiskey erfand. Fakt ist, sowohl auf der grünen Insel als auch in den Highlands wird er bis heute hergestellt und überall auf der Welt geliebt. Hier erfahrt Ihr mehr über die Whiskey bzw. Whisky Geschichte auf der Grünen Insel.

Irish Whiskey Geschichte: Die Anfänge des Wasser des Lebens

Schotten und Iren sind sich uneins darüber, wer zuerst auf die Idee kam, Getreide zu destillieren und damit als Erfinder des Whiskeys in die Geschichtsbücher eingeht. Hierbei führen die Schotten als Vater des Whiskeys den Benediktinermönch Jon Cor ins Feld, der im 15. Jahrhundert auf Befehl des Königs James IV Aqua Vitae, das „Wasser des Lebens“ herstellte. Der Kauf von 1.200 Kilogramm Malz seitens Cors ist im Steuerregister der Lindores Abbey verzeichnet und datiert auf 1494.

Dagegen existiert auf der irischen Insel im Red Book von Ossory eine Rezeptur, die Richard de Ledrede, Bischof von Ossory, um 1324 dokumentierte. Darin beschreibt er die Rezeptur zur Herstellung von Aqua Vitae. Das Buch ist heute in der St. Canice’s Cathedral im Kilkenny beheimatet. Ob diese Dokumente wirklich Aufschluss geben, wer zuerst mit der Destillation begann? Zumindest sind es die jeweils frühesten Funde nach heutigem Stand der Forschung über die Irish Whiskey Geschichte.

Jedenfalls fand die Destillation zunächst innerhalb der Gemäuer der Kirche statt. Sowohl in Irland als auch in Schottland. Mönche brachten von ihren weiten Reisen regelmäßig Wissen und nützliche Erfindungen aus aller Herren Länder mit. Dabei unter anderem einst mit im Gepäck: Gerätschaften zur Destillation und das Wissen, diese anzuwenden. Kurzum: Alles, was noch heute für die Whiskey-Herstellung nötig ist.

Irish Whiskey Geschichte Alambic Pot Still Clonakilty

Modell eines Alambic, der ursprünglichen Brennblase (Foto: Neil Saad/ Irish-Whiskey-Blog)

Von Aqua Vitae zu Whiskey

Bereits kurze Zeit später machten sich Privatleute daran, selbst zu destillieren. Hierbei war es im Verlauf des Mittelalters üblich, dass in jeder Dorfgemeinschaft mehrere Haushalte Bier brauten oder der Destillation nachgingen. Dabei stand vor allem die Notwendigkeit im Vordergrund, das eigene Getreide haltbar zu machen. Während das geerntete Korn in den Lagerhäusern nur begrenzt lagerfähig war, so ließ es sich in Form von Bier und Destillat deutlich länger einlagern.

Somit wurde aus dem lateinischen Aqua Vitae der Kirche das irische Uisce Beatha (Aussprache: “Ischke-baha”) der einfachen Menschen. Im Laufe der Zeit verkürzte sich die Aussprache von Uisce Beatha zur umgangssprachlichen Kurzfrom Fuisce (“Fusch-ka”). Natürlich blieb Fuisce auch dem englischen und anglo-normannischen Adel im Land nicht verborgen. Jedoch taten diese sich mit der irischen Aussprache schwer. Schließlich formte sich aus Fuisce das heutige Whiskey.

Mehr über die Entstehung von Aqua Vitae in Irland lest ihr in unserem Artikel über das Wasser des Lebens.

St. Canice's Cathedral Kilkenny Bischof von Ossory

Altarbereich der St. Canice’s Cathedral in Kilkenny (Photo by Fáilte Ireland/Tourism Ireland)

Irish Whiskey Geschichte: Steuern und der illegale Poitín

Letztlich verbreitete sich das Destillieren derart, dass die herrschende Klasse versuchte, über die Vergabe von Brennrechten die Herstellung zu regulieren. Das älteste, überlieferte Brennrecht in der Irish Whiskey Geschichte erhielt 1608 ein Adliger in der Grafschaft Antrim von König Jakob VI. Aus dieser Tradition entstand Mitte des 18. Jahrhunderts die noch heute aktive Bushmills Distillery.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entdeckte die englische Krone das Einnahmenpotential hinter einer Besteuerung der Destillation. Somit wurde diese ab 1661 steuerpflichtig. Hieran hielt sich kaum jemand. Vielmehr brannten die Mehrheit fortan heimlich. Zudem war es den Steuereintreibern kaum möglich, die Menge an Höfen und Heimen nach versteckten Brennapparaturen zu kontrollieren. Somit geriet das Steuergesetz zu einem großen Fehlschlag. Stattdessen wuchs im 18. und 19. Jahrhundert die Anzahl der Brennblasen im Land auf knapp 3.000 an. Hiervon betrieben die meisten der Besitzer ihre Herstellung illegal.

Aufgrund der geringen Größe der nun verwendeten Brennblasen bürgerte sich die Bezeichnung Poitín für das illegale Destillat ein. Der Begriff entlehnt sich vom Irischen Wort Pota. Übersetzt bedeutet dies “Topf”. Wiederum Poitín heißt “Kleiner Topf”.

Mehr über Poitín lest ihr in unserem Artikel über die irischste aller Spirituosen.

Irish Whiskey wird populär

Während auf dem Land illegaer Poitín boomte, stieg zur selben Zeit die Nachfrage nach irischem Whiskey stark an, denn die britische Oberschicht hatte das Getränk für sich entdeckt. Schließlich entstanden erste, große Brennereien, vor allem in den Hafenstädte und entlang der wichtigen Transportwege. Die heute bekannten Whiskey-Marken wie Jameson oder Bushmills entstammen dieser Zeit. Darunter ist die Locke’s Distillery in Kilbeggan die älteste in der Irish Whiskey Geschichte. Hierbei geht ihre Lizenz auf das Jahr 1757 zurück. Damit gilt sie als die älteste, durchgehend lizenzierte Whiskey-Brennerei der Welt.

Kilbeggan

Locke’s Distillery in Kilbeggan, älteste, durchgehend lizenzierte Whiskeybrennerei der Welt (Foto: Adlo1981 [GFDL or CC BY-SA 4.0], from Wikimedia Commons)

Pot Still Whiskey: Der irische Weltmarktführer

Der Erfolg der Groß-Brennereien führte zu neuen Steuern. Bislang erfolgte die Destillation unter Verwendung von gemälztem Getreide zu Malt Whiskey. Jedoch im Jahr 1785 erhob die englische Krone eine Steuer auf jenes Malz. Als Reaktion begannen die irischen Destillerien gemälzte mit ungemälzte Gerste zu mischen und somit die Steuerlast zu senken. Der Irish Pot Still Whiskey, heute Irlands Alleinstellungsmerkmal in der Whiskey-Welt, war geboren. Dieser wurde zum Welterfolg. Als Teil des Vereinigten Königreichs nutzen die Brennereien geschickt die englischen Handelswege. Pot Still Whiskey, vor allem aus Dublin, fand in England, den britischen Kolonien Westindiens und den USA reißenden Absatz. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts waren die irischen Brennereien die größten weltweit und regierten den Weltmarkt. Irish Whiskey erreichte den Höhepunkt seiner Geschichte.

Der bittere Zusammenbruch

Die irische Whiskey-Industrie ist ein bemerkenswertes Beispiel, wie ein marktführende Branche nahezu vollständig untergeht. Der große Einbruch kam Ende des 19. Jahrhunderts durch verschiedene Ereignisse:

  • Ab Mitte des Jahrhunderts breitet sich das Temperance Movement, eine massive, teils radikale Anti-Alkoholbewegung aus. Der Absatz im irischen Heimatmarkt sinkt.
  • Neue Herstellungsverfahren werden von den traditionalistisch eingestellten Brennereien Irlands verschmäht. Jedoch entsteht durch diese neuen Verfahren vor allem in Schottland ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Massen ein günstiges Konkurrenzprodukt zum hochwertigen Pot Still Whiskey. Irischer Whiskey gerät unter Preisdruck und die schottische Konkurrenz wächst.
  • Der 1. Weltkrieg (1914 bis 1918) schränkt die Produktions- und Exportmöglichkeiten stark ein.
  • Nach Irlands erfolgreichem Unabhängigkeitskampf (1919 bis 1921) geht das Vereinigte Königreich samt Kolonien als Absatzmarkt verloren. Höhepunkt der wirtschaftlichen Auseinandersetzungen ist der Anglo-Irische Wirtschaftskrieg (1933 bis 1938).
  • Durch die Prohibition in den USA (1920 bis 1933) bricht gleichzeitig der größte Absatzmarkt weg.

Das Revival

Mitte des 20. Jahrhunderts war die Mehrheit der irischen Brennereien von der Bildfläche verschwunden. Die Vormachtstellung des Irish Whiskey war Geschichte. Schließlich bündeln die verbliebenen Destillerien ihre Kräfte und fusionieren. So sind in den 1970er Jahren lediglich zwei Brennereien übrig: Die Midleton Distillery in Cork mit den Marken Paddy, Jameson und Powers sowie die Bushmills Distillery in Antrim.

Erst 1987 kommt in Louth mit der Cooley Distillery eine dritte Brennerei hinzu. Sie ist der erste Vorreiter für das Revival des Irish Whiskey, welches ab 2012 einsetzt. Immer mehr kleine wie große Brennereien entstanden seit dem. Mittlerweile sind über 40 Destillerien eröffnet. Darunter sind beispielsweise die Dingle Distillery oder die Teeling Distillery in Dublin erfolgreich etabliert. Insbesondere entstanden neue Destillerien in Dublin.

Hier lest Ihr mehr über die heute bekannten Irish Whiskey Marken. Und wie ihr Whiskey richtig genießt, erfahrt ihr in unserem Artikel.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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