Irlands Natur

Old Head of Kinsale: Spektakuläre Küste

Old Head of Kinsale
Written by Nadja Uebach

Ein weicher Teppich aus grünem Gras erstreckt sich in das tiefe Blau des Atlantiks. Zu beiden Seiten fällt das Land in zerklüfteten Klippenwänden in die tosenden Wellen und an seinem Ende thront der markante Umriss des schwarz-weißen Leuchtturms. Obwohl ein Teil der kleinen Halbinsel zu einem privaten Golfclub gehört, gilt die Landzunge des Old Head of Kinsale in der Grafschaft Cork mit ihrer spektakulären Küstenlandschaft und faszinierenden Geschichte als eines der Highlights des südlichen Wild Atlantic Way.

Was den Old Head so besonders macht und wie man ihn am besten entdeckt, verraten wir Euch jetzt!

Old Head of Kinsale: Vergangenheit einer Landzunge

Wie ein dünner Finger erstreckt sich die Grüne Insel 15 Kilometer südlich des kleinen Örtchens Kinsale ins Meer. Neben dem beeindruckenden Farbspiel der Landschaft ist es insbesondere die Vergangenheit, die diesen Ort zu etwas einzigartigem macht. Zum einen wird dieser Ort als der Geburtsort der berüchtigten irischen Piratin Anne Bonny genannt, zum anderen spielte dieser Küstenabschnitt jedoch bereits im vorchristlichen Irland eine zentrale Rolle. Angefangen bei den Kelten und mysteriösen Bauten, bis hin zu einem ikonischen irischen Leuchtturm, der Zeuge der Versenkung des Passagierschiffes Lusitania im Ersten Weltkrieg wurde, hat dieses kleine Fleckchen Erde schon einiges erlebt.

Am Anfang waren die Kelten

Wie bei unzähligen anderen historischen Orten der Grünen Insel findet man den Ursprung der Geschichte des Old Head of Kinsale im Zeitalter der Kelten. Die heutige Burgruine wurde im 13. Jahrhundert auf den Grundmauern einer viel älteren Festungsanlage der Kelten erbaut, die schätzungsweise im 3. oder 4. Jahrhundert hier entstanden sein soll.

Neben den Überresten mehrerer Türme und einer Mauer, welche die Spitze der Landzunge vom Rest des Old Head abschneidet, ist heutzutage noch die sogenannte Cush Wall erhalten. Diese Trockensteinmauer verbindet an den östlichen Klippen das Festland mit einer kleinen vorgelagerten Insel. Um die Entstehung, Erbauer und den Zweck dieser Mauer ranken sich unzählige Geschichten und Legenden. Einige behaupten, dass die Mauer aus der ursprünglichen Festungsanlage den Fir Bolgs abstammt. Anderen Erzählungen zufolge handelt es sich hierbei um das Werk von Mönchen, die sich auf der kleinen Insel niederlassen wollten. Was jedoch feststeht ist, dass die Mauer aus aufgestapelten Steinen zwischen den steilen Felswänden stark an die Bauart der Bienenkorbhütten auf Skellig Michael erinnert und in jedem Fall eine kurze Wanderung wert ist.

Hinweis: Die Cush Wall liegt auf etwa halbem Weg der Landzunge an deren Ostküste. Um dorthin zu gelangen, müssen Kuhweiden und Ackerland durchquert werden. Hier bitte unbedingt auf Schilder achten und Gatter schließen.

Old head of Kinsale

© Fearghus Foyle, Fáilte Ireland

Geschichte des Old Head: Ein Leuchtturm und sein Schicksal

Als die längste Landzunge in der Nähe zu Kinsale, spielte der Old Head schon in frühester Geschichte eine Rolle, wenn es um Leuchtfeuer für einen sicheren Schiffsverkehr ging. Man geht sogar davon aus, dass am Ende der kleinen Halbinsel bereits in vorchristlicher Zeit eine Möglichkeit bestand, Feuer zu entzünden, um Seeleute sicher in den Hafen von Kinsale zu lotsen.

Das erste Gebäude wurde jedoch Mitte des 17. Jahrhunderts von Sir Robert Reading auf einer Anhöhe am Ende der kleinen Halbinsel erbaut. Dabei handelte es sich allerdings nicht um einen Leuchtturm, wie wir ihn heute kennen, sondern um ein Leuchtfeuer, das auf einer erhöhten Plattform am Giebel eines Cottages brannte. Diese Cottage-Leuchtfeuer waren zu dieser Zeit typisch für Irland. Wenige Jahrzehnte nach dem Bau stellte man den Betrieb des Leuchtfeuers am Old Head jedoch ein.

Mit dem Anstieg des Schiffsverkehrs entschied man allerdings rund einhundert Jahre später, den Hafen von Kinsale erneut mit einem Leuchtturm am Old Head zu sichern. Hierzu entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein provisorisches Leuchtfeuer, das man sich wie eine Art gemauerte Laterne vorstellen kann. Wenige Jahre später baute man an der gleichen Stelle den ersten richtigen Leuchtturm. Es fiel jedoch schon bald auf, dass dieser zu hoch lag und sein Licht nicht selten von Wolken verdeckt wurde. Schnell fand man einen günstigeren Bauplatz, direkt an der Spitze der Landzunge und der Leuchtturm, der bis heute mit seinen schwarz-weißen Streifen am Old Head in die Höhe ragt, wurde 1853 fertiggestellt.

Der Old Head Leuchtturm heute

Old head of Kinsale

© George Karbus, Fáilte Ireland

Anfang der 90er Jahre standen die Felder rund um den Leuchtturm zum Verkauf und fielen in den Besitz zweier Brüder. Sieben Jahre später öffnete dort einer der exklusivsten Golf Links-Plätze in Irland. Nachdem einige der besten Golfer der Welt den Golfplatz für sich entdeckten entwickelte sich Old Head in der Golferszene zu einem echten Highlight. Mittlerweile gilt der Old Head Golfplatz zu den begehrtesten Plätzen der Welt.

Leider bedeutet das auch, dass die Spitze der Landzunge sowie der Leuchtturm seit Eröffnung des Links-Platzes nicht mehr für dich Öffentlichkeit zugänglich sind. Wer während seiner Irlandreise den Golfschläger schwingen möchte, sollte besonders im Sommer seine Golfrunde am Old Head vorab buchen. Allerdings gibt es auch vor den Pforten des Golfplatzes reichlich zu entdecken, sodass sich ein Besuch in jedem Fall lohnt.

Tipp: Jedes Jahr finden an einem Augustwochenende Open-Days im Leuchtturm statt. An denen jeder, der möchte, die Leuchtturmanlage besichtigen kann (inklusive spektakulärer Aussicht von ganz oben). Hierzu unbedingt die Webseite des Old Head of Kinsale im Auge behalten.

Old Head of Kinsale: Was gibt’s zu sehen?

Egal, ob für einen kurzen Zwischenstopp auf einer Irlandrundreise oder für einen ausgedehnten Nachmittagsausflug, der Old Head sorgt mit seiner beeindruckenden Landschaft garantiert für unvergessliche Momente.

Old Head of Kinsale Loop Walk

Wer ausreichend Zeit hat, erkundete die Landzunge südlich von Kinsale am besten zu Fuß. Hierzu stellt man das Auto am Restaurant ‚The Speckled Door‘ gegenüber von Lordens Caravan Park ab. Anschließend folgt man der Straße in Richtung Süden. Sobald man die letzten Häuser und Kuhweiden hinter sich gelassen hat, tauchen am Horizont bereits die Umrisse eines ehemaligen Signalturms aus Napoleons Zeiten auf. Dieser markiert nicht nur den Loop der Wanderung, sondern bietet zudem eine grandiose Aussicht über die gesamte Küste bis hinaus zum Leuchtturm.

Wer möchte, folgt der Straße, die nun einen Bogen macht und an der Westseite der Landzunge zurück zum Parkplatz führt. Allerdings ist es empfehlenswert, noch wenige hundert Meter weiterzuwandern, bis man den Eingang des Golfplatzes erreicht. Hier lohnt es sich, den ausgetretenen Pfaden entlang der uralten Mauern bis zum Rand der Klippen zu folgen und den Weitblick zu genießen. Besonders bei Sonnenuntergang sorgt der Küstenabschnitt dabei für Gänsehaut. Je nach Laune kann man den Rückweg anschließend mit einem kurzen Abstecher zu dem weitläufigen Strand von Garylucas am westlichen Ausläufer der Landzunge beenden.

Lusitania – tragisches Unglück vor der Old Head Küste

Am 7. Mai 1915 wurden die Klippen des Old Head Zeuge eines verheerenden Kriegsunglücks. Kurz nach vierzehn Uhr wurde der Passagierdampfer Lusitania auf seiner Überfahrt von New York nach Liverpool von einem deutschen U-Boot torpediert und versenkt. Es dauerte gerade einmal 18 Minuten bis der Ozeanriese nur 18 Kilometer von der Küste entfernt gen Meeresboden trieb. Den insgesamt 1.962 Seelen an Bord blieb somit kaum Zeit, Rettungsboote zu Wasser zu lassen und sich in Sicherheit zu bringen. Trotz der Bemühungen der Crew, irischen Fischern und Bootsbesitzern, die zur Hilfe eilten, konnten lediglich 764 Menschen gerettet werdet.

Die Versenkung der Lusitania bewegte nicht nur die Grüne Insel, sondern erschütterte die gesamte Welt und markierte einen wichtigen Wendepunkt im Ersten Weltkrieg. Damit diese Tragödie, die damit verbundenen Schicksale und ihre politischen Auswirkungen nicht in Vergessenheit geraten, entstand auf dem Old Head das Lusitania Museum, das in jedem Fall einen Besuch wert ist.

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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