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Kilkenny Castle: 800 Jahre Geschichte

Sehenswürdigkeiten in Kilkenny
Written by Neil Saad

Die Stadt Kilkenny rühmt sich zurecht mit ihrer mittelalterlichen Geschichte. Noch heute sind überall im Stadtgebiet historische Gebäude und Überreste der Jahrhunderte zu bewundern. Sie geben einen tiefen Eindruck in die Stadtgeschichte, deren Ursprünge bis in das 6. Jahrhundert zurückreichen. Jedoch gilt die Zeit nach der anglo-normannischen Invasion Irlands im 12. Jahrhundert als Zeitpunkt, ab dem aus einer Siedlung eine Stadt wuchs. Hierbei ist das Kilkenny Castle zentraler Fokuspunkt dieser Entwicklung. Denn in seiner allerersten Form beheimatete es die neuen anglo-normannischen Herren und sicherte deren erkämpftes Territorium ab. Schon bald entwickelte sich aus der Befestigung eine wahre Stadt. Mit dieser wuchs auch die Burganlage. Dabei prägten deren heutiges Erscheinungsbild die Bewohner der letzten 800 Jahre maßgeblich durch extensive Umbauten und Erweiterungen. Heute ist das Kilkenny Castle eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt und der umliegenden Region im historischen Osten Irland.

Kilkenny im historischen Osten Irlands

Die Stadt Kilkenny ist das Zentrum im Inland von Irlands historischen Osten. Die strategische Bedeutung entwuchs durch ihre Lage am Fluss Nore, einer früher wichtigen Handelsroute von den Häfen im Südosten in die Mitte von Irland. Dies erkannten bereits früh die Mönche des Heiligen St. Canice. Deshalb errichteten sie dort eine frühe Klostersiedlung. Hier befindet sich noch heute die St. Canice Cathedral samt ihres Rundturms. Später kam eine erste Befestigung und Siedlung hinzu, welche den Königen von Osraige gehörte.  Nach der anglo-normannischen Invasion Irlands im späten 12. Jahrhundert verdrängten die Invasoren um den Anführer Richard „Strongbow“ de Clare die irischen Könige. Als Schutz vor Rückeroberungen und Plünderungsversuchen erbauten sie in  Sichtweite zur Kathedrale eine Burganlage. Was zunächst wohlmöglich ein hölzerner Bau war, wurde später zum Kilkenny Castle im Herzen der heutigen Stadt.

St. Canice Cathedral Kilkenny

St. Canice Cathedral und Runturm (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Geschichte des Kilkenny Castle

Entstanden in seiner ersten Form nach den Wirren der anglo-normannischen Invasion, etablierte sich das Kilkenny Castle und die umgebende Siedlung zügig zu einem Zentrum in Irlands Osten.

Die Anfangszeit des Kilkenny Castle

Die erste Befestigung der Anglo-Normannen schätzen Historiker auf die Zeit ab 1173, vier Jahre nach Beginn der Invasion. Eine erste Anlage aus Stein war im Jahr 1260 fertiggestellt. Diese bestand aus einem massiven Turmgebäude, einer typischen Befestigungsform in Irland zu dieser Zeit. Das Turmgebäude umgaben vier Rundtürme an den Ecken. Hiervon sind drei noch heute existent. Das Kilkenny Castle in seiner ersten, steinernen Form war Wohnsitz des Seneschall der Region. Hierbei handelte es sich um eine Art Verwalter, der für den Landherren die Geschäfte führte. Jedoch fiel einer dieser Seneschall, ein Sir Gilbert de Bohun, im 14. Jahrhundert in Ungnade. Zwar blieb er bis zu seinem Tode in 1381 in Amt und Würden. Doch seine Erben erhielten anschließend nicht den Anspruch auf das Kilkenny Castle.

Prägende Zeiten: Die Butler-Dynastie

Somit ging das Kilkenny Castle in 1391 in die Hände der wohlhabenden und einflussreichen Familie Butler über. Diese waren ein Zweig der englischen Adelsfamilie Butler, der im Zuge der anglo-normannischen Invasion nach Irland kam. Durch Landbesitz kamen diese zu Reichtum und Adelstiteln in Irland. So war es James Butler, der 3. Earl of Osmond, welcher das Kilkenny Castle vom englischen König erwarb. In der Folge stieg James Butler zu weiteren Ehren auf. Als Lord Justice of Ireland hielt er eines der höchsten Verwaltungsämter auf der Grünen Insel inne. Damit begründete er die 600 Jahre anhaltende Residenz der Butler-Familie in Kilkenny.

In dieser Zeit unterlief das Kilkenny Castle zahlreiche Erweiterungen und Umbauten. Aus der mittelalterlichen Trutzburg wurde ein eher herrschaftliches Anwesen, das seine wehrhafte Funktion jedoch nicht verlor. Dazu kam eine weitläufige Parkanlage, die auf dem Höhepunkt der Butler-Dynastie ihresgleichen suchte. Auch im Inneren der Burganlage ist heute noch vieles vorhanden, das die Butlers einst bauten oder anschufen. So ist die große Galerie einer der prachtvollsten Räume der Anlage. Einst beherbergte sie die umfangreiche Kunstsammlung der Familie.

Kilkenny Castle

Das Kilkenny Castle von außen (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Das Ende der Butler und der Verfall des Kilkenny Castle

Im 17. Jahrhundert geriet das Kilkenny Castle zum Zentrum irisch-katholischer Rebellion. Während des elfjährigen Krieges (1641 bis 1653) versuchten irische Rebellen hierin eine neue Regierung zu etablieren, um die englisch-protestantische Herrschaft über Irland zu brechen. Nach vielen Wirren endete die Rebellion mit der Wiedereroberung Irlands durch Oliver Cromwell ab 1649. Dabei belagerte Cromwell in 1650 Kilkenny und die Burganlage und fügte ihr schwere Schäden zu. Im Zuge der Wiederaufbauarbeiten kam es zu weiteren bedeutenden Neumodellierungen am Kilkenny Castle.

Allerdings war die Hochzeit der Butlers und ihrer Burg im Herzen von Kilkenny vorbei. Einkünfte gingen zurück, Kosten für den Unterhalt des gewaltigen Anwesens stiegen. Es begann der Verfall der ruhmreichen Anlage. Zwar gelang es den Butlers durch clevere Heirat noch einmal zu nennenswertem Vermögen zu kommen. Hierbei nutzten sie es für eine signifikante Instandsetzung und neue Erweiterungen. Jedoch häuften sich in den folgenden 100 Jahren nennenswerte Schulden an.

Dennoch blieb die Familie Butler bis Mitte des 20. Jahrhunderts im Kilkenny Castle ansässig. Dabei überstanden sie selbst die gewalttätigen Auseinandersetzungen rund um ihr Heim während des irischen Bürgerkrieges in 1922. Allerdings fügten die Kämpfe den Gebäuden wieder einmal größere Schäden zu. Schließlich in 1935 verkauften die Butlers ihre Habseligkeiten und zogen nach über 600 Jahren in Irland zurück nach England. Die prächtige Anlage am Fluss Nore überließen sie dem Verfall.

Wiederauferstehung: Die Restauration

In 1967 verkauften die Butlers Grund und Bauwerke an den irischen Staat. Es folgten umfassende Restaurationen um den Verfall aus 30 Jahren Leerstand aufzuarbeiten. Schließlich öffnete das Kilkenny Castle als Sehenswürdigkeit für die Öffentlichkeit. Heute heißt die historische Anlage Tausende Besucher jährlich willkommen.

Kilkenny Castle Gardens

Blick in den Formgarten (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Das Kilkenny Castle besichtigen

Das Kilkenny Castle ist ganzjährig für die Öffentlichkeit geöffnet. Dabei können die Außenanlagen des Gebäudes kostenfrei umwandert werden. Auch der Zugang zu der restaurierten Parkanlage ist kostenlos möglich. Wer in das Innere der historischen Gemäuer blicken möchte, muss Eintritt zahlen. Genaue Details zu den täglichen Öffnungszeiten und Eintrittspreisen finden Interessierte auf der dazugehörigen Webseite. Hierbei haben Besucher die Möglichkeit, das Burg-Innere auf eigene Faust zu entdecken. Alternativ können geführte Touren gebucht werden. Dabei berichten die Tour Guides ausführlich über die Geschichte des Kilkenny Castle sowie über die zeitgenössischen Einrichtung der besuchten Räume.

Die Parkanlage des Kilkenny Castle erkunden

Die Außenanlagen des Kilkenny Castle umfassen insgesamt 21 Hektar Fläche. Hierbei liegt ein förmlicher Garten zur Westseite des Burggebäudes. Dagegen ist der Großteil der Parkanlage zur Ostseite ein weitläufiger Landschaftspark. Große Wiesenbereiche prägen das Bild. Umgeben sind diese von großen Bäumen unter denen Waldpfade verlaufen. So lohnt es sich, etwas mehr Zeit einzuplanen, um dieses grüne Idyll inmitten des trubeligen Innenstadtlebens von Kilkenny mit Muße zu erkunden.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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