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Ardfert Cathedral und Ardfert Friary: Klosterruinen in Nord-Kerry

Ardfert Friary Kerry
Written by Neil Saad

Das kleine, beinahe unscheinbare Dorf Ardfert im Norden von Kerry ist einfach zu übersehen. Abseits der viel befahrenen Routen verschlägt es nur wenige Irland-Reisende dorthin. Dabei ist der Ort von Tralee aus in nur wenigen Minuten zu erreichen und bietet direkt zwei historische Sehenswürdigkeiten. Inmitten seines Zentrums befindet sich die Ardfert Cathedral, eine in Teilen restaurierte Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert, die heute ein Museum beherbergt. Unweit davon ragen die Ruinen der Ardfert Friary aus der weiten Landschaft von Nord-Kerry. Hierbei geht diese ehemalige Abtei des Franziskanerordens auf das 13. Jahrhundert zurück.

Geistliches Zentrum im Norden des County Kerry

Der Ort liegt zehn Kilometer nördlich von Tralee im Norden des County Kerry. Der hübsche Hafenort Fenit sowie der Banna Strand, einer von Irlands längsten Stränden, sind ebenfalls lediglich zehn Minuten mit dem Auto entfernt. Deshalb ist Ardfert ein schöner Zwischenstopp bei der Erkundung von North-Kerry oder auf der Durchreise von Kerry in die nördlichen und nordöstlich angrenzenden Regionen Limerick und Clare. Insbesondere auf dem Weg zur Shannon-Fähre in Talbert bietet sich ein Halt an.

Der Ort selbst ist beschaulich. Wenige, ruhige Straßen kreuzen in seiner Mitte. Alles wirkt verträumt und entspannt. Ein kleines Café sowie drei Pubs bewirten tagsüber und vor allem Abends die Einwohner und die wenigen Besucher. Hauptattraktionen sind die beiden kirchlichen Bauwerke, um die herum der Ort einst entstand. Die Ardfert Cathedral im Ortskern sowie die Ardfert Friary waren einst bedeutende Zentren des Christentums in diesem Teil der Welt. Mit der Zeit erfuhren sie das bedauerliche Schicksal so vieler prächtiger Klosteranlagen und Kirchen auf der Grünen Insel. Sie verfielen. Dennoch bleibt ihre Geschichte beeindruckend und die Ruinen zeigen den Besuchern ihre einstige Größe und erzählen von ihrer früheren Bedeutung.

Ardfert Cathedral

Die Kathedrale heute (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Die Ardfert Cathedral: St. Brendans Kathedrale in Kerry

Die Ardfert Cathedral ist eine Kathedrale unmittelbar am Nordende des Dorfes. Während das Kirchengebäude in seiner heute sichtbaren Form auf das 12. und 13. Jahrhundert zurück geht, reichen die Ursprünge der christlichen Traditionen an seinem Standort deutlich weiter in die Vergangenheit. Bereits im 6. Jahrhundert soll der Heilige St. Brendan, gebürtig aus Kerry, an Ort und Stelle eine erste Klostersiedlung gegründet haben. Viel ist über diese nicht bekannt und bauliche Reste sind keine vorhanden. Vielmehr datiert der Großteil der Klosteranlage auf das 13. Jahrhundert. Jedoch kann ein älterer Teil dem 12. Jahrhundert zugeordnet werden. Weitere Ergänzungen fanden im 15. Jahrhundert statt.

Heute ist der südliche Teil des Kirchenbauwerks restauriert und Heimat eines Museums. In diesem befindet sich eine Miniaturanlage des Klosters, wie es ursprünglich einmal aussah. Eine umfangreiche Ausstellung mit Stellwänden erklärt die Geschichte des Ortes und der Ardfert Cathedral. Daneben präsentiert die Museumsausstellung verschiedene Fundstücke. Diese entdeckten die Restauratoren während ihrer Arbeiten. Zur Aufbewahrung und Konservierung sind diese nun Teil des Museums. Darunter befinden sich Gargoyles, Personendarstellungen auf Steinplatten sowie ein Ogham-Stone.

Ardfert Cathedral Gargoyle

Museumsstück: Ein Gargoyle (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Grundsätzlich ist das gesamte Bauwerk im gotische Architekturstil erbaut. Bemerkenswerte Bauteile der Kathedrale sind die kunstvollen Rundbögen sowie das dreiteilige Fenster im hinteren Teil der Hauptkirche. Abweichend vom gotischen Stil ist jedoch ein romanesker Teil am jenseitigen Kirchenende. Das dortige Tor sowie die angrenzenden Bögen stellen einen architektonischen Design-Bruch dar. Zudem wirken sie zum restlichen Gebäude leicht versetzt. Vermutet wird, dass dieses Tor Bestandteil eines früheren Gebäudes war und die spätere Kirche an diesen nachträglich angebaut wurde.

Passend dazu befindet sich auf dem Grund der Kathedrale eine kleinere Kirche im romanesken Stile. Sie wird als älter als die Kathedrale selbst geschätzt, was die frühere Existenz von weiteren Gebäuden dieser Bauart unterstreicht. Zudem steht eine zweite, kleine Kirche unmittelbar nebenan. Diese wird auf das 15. Jahrhundert datiert. Außerdem vermuten die Historiker, dass einst ein Rundturm zu der original Anlage des Heiligen St. Brendan gehörte. Hierfür existieren allerdings keine Belege.

Ardfert Cathedral Gate

Der romaneske Torbogen ist eine Besonderheit der Kathedrale und passt nicht zum restlichen Architekturstil des Bauwerks (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Die Ardfert Friary

Während die Kathedrale heute als Museum aufbereitet Besucher anlockt, liegt die Ardfert Friary ein kleines Stück außerhalb des Ortszentrums. Jedoch trennen nur zwei Minuten Fahrtzeit die beiden Kirchenbauwerke. Vom Parkplatz an der Abtei bis zu den Ruinen selbst ist es nochmals ein kurzer Fußweg von wenigen Minuten. Die Ruinen der Ardfert Friary stehen inmitten von saftigen, grünen Weiden. Ein wuchtiger Turm ist ihr auffälligstes Markenzeichen. Dieses erinnert nicht zufällig an die vielen Burgtürme, die nach der anglo-normannischen Invasion Irlands überall entstanden. Denn im 13. Jahrhundert erbaute der Normanne Fitzmaurice, damals Herrscher über diesen Teil von Kerry, die Abtei. Hierbei erinnert nicht nur der Kirchenturm an die normannischen Bauten. Daneben floss die damals typische Architektur des Franziskanerordens in den Bauplan der Abtei ein. Dazu geht man davon aus, dass der Bau der Abtei mit der Erweiterung der nahegelegenen Kathedrale zusammenfiel. Denn beide Bauwerke ähneln sich in verschiedenen Bauteilen wie beispielsweise verschiedenen Fensterformen.

Letztlich bezogen die Franziskaner die Abtei und lebten, arbeiteten und beteten dort für die nächsten 300 Jahre. Große Teile ihrer Wohn- und Arbeitsweise lässt sich auch heute noch gut nachvollziehen. So sind große Teile des Bauwerks zusammenhängend erhalten geblieben. Daran sind Wohnbereiche, Werkstätten sowie die verschiedenen rituellen Räumlichkeiten ausgezeichnet zu unterscheiden. Auch ein Teil des Klostergartens samt der typischen Rundbögen sind während eines Rundgangs zu besichtigen.

Ardfert Friary Kerry

Ruinen der Ardfert Friary, einer Abtei in Nord-Kerry (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Das Ende

Jedoch beendete die Vertreibung der Mönche und die Auflösung der katholischen Kloster durch Henry VIII die Zeit des Franziskaner-Ordens in Nord-Kerry. Auf die Mönche in der Ardfert Friary folgen Soldaten. Denn die englische Armee nutzte während einer Rebellion im 16. Jahrhundert den schutzhaften Kirchenturm als Unterkunft für ihre Kämpfer. Genauso wie die Kathedrale ging die Abtei anschließend in die Hände der protestantischen Kirche über. Diese nutzte sie bis beide Bauten im 19. Jahrhundert nach und nach aufgegeben wurden. Sie verfielen, gingen an den irischen Staat und dieser bemüht sich, die Strukturen für die Nachwelt zu erhalten.

Heute können beide Bauwerke ganzjährig besichtig werden. Hierbei ist die Ardfert Friary kostenlos und jederzeit geöffnet. Ebenfalls ist das Grundstück der Ardfert Cathedral ganzjährig zugänglich. Jedoch ist das Museum der Kathedrale nur von März bis September geöffnet. Nähere Informationen hierzu bietet die Webseite der Kathedrale.

 

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

2 Comments

  • Hallo Neil, seit drei Jahren leben wir viele Wochen im Jahr in der Nähe von Ballyheigue. Aufgrund deiner informativen Berichte haben wir begonnen, die nähere Umgebung intensiver zu erkunden. Erst gestern waren wir erstmalig in Listowel, und der Weg hat sich unbedingt gelohnt! Keine Ahnung warum wir bisher an diesem charmanten Städtchen immer vorbeifuhren??
    Vielen Dank!
    Susanne

    • Liebe Susanne,
      wie schön, dass Neils Artikel Euch dazu ermuntert hat, die nähere Umgebung zu erkunden! 🙂
      Oftmals sind es doch vor allem die weniger bekannten Orte, die neben den „großen Sehenswürdigkeiten“ kaum Beachtung finden, die uns die eindrücklichsten Erfahrungen schenken.

      Alles Liebe und eine schöne Zeit in Irland!
      Cindy

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