Kelten Irland / Frühgeschichte Irland

Cormac mac Airt – Irlands weiser Hochkönig

Cormac mac Airt
Written by Monika Dockter

Es sind nicht nur spezielle Landschaften und Naturschönheiten, die ein Land prägen, sondern auch seine Menschen. Auf der grünen Insel war es beispielsweise Cormac mac Airt, der seinem Land einen Stempel aufdrückte. Cormac mac Airt, der mystisch-keltische  Hochkönig, trug mit seiner Herrschaft, seinen Entscheidungen und Kämpfen dazu bei, dass Irland zu dem wurde, was es heute ist.

Wie genau seine Regentschaft und sein Leben aussahen, das lest Ihr im Folgenden.

Der Ruf des Cormac mac Airt

Das mittelalterliche Buch von Leinster bezeichnet den Hochkönig, den man auch Cormac Ulfada (mit dem langen Bart) nannte, als einen idealen Herrscher. Während seiner Regierung wohnten Gerechtigkeit, Wohlstand und Frieden im Lande. Das macht ihn zu einem der berühmtesten irischen Hochkönige. Berühmt vor allem für seine weisen, gerechten und großzügigen Urteile und Schiedssprüche. Angelehnt an den biblischen König und weisesten aller Richter, Salomo, betrachtet man ihn deshalb auch als König Salomo von Irland.

Eine Quelle beschreibt ihn sogar als den besten König, der jemals in Irland regierte. Weise, tapfer und mild sei er gewesen und nicht grundlos blutrünstig wie manche seiner Vorfahren. So herrschte er vierzig Jahre lang bis zu seinem Tod.

Kindheit und Jugend

Geboren wurde Cormac vermutlich im 2. Jahrhundert nach Christus, andere Quellen nennen hier das 4. Jahrhundert. Sein Vater jedenfalls war Hochkönig Art mac Cuinn und seine Mutter Achtan, eine Druidentochter. Kurz nach Cormacs Zeugung wurde sein Vater Art mac Cuinn von dem eigenen Neffen getötet, der sich daraufhin selbst zum Hochkönig machte.

So wuchs Cormac nicht am Königshof auf, sondern bei einem Pflegevater namens Fiachrae Cassán. Zuvor jedoch, also als Säugling, soll er von einer Wölfin geraubt worden sein und hatte eine Zeit lang als Mitglied der Wolfsfamilie in einer Höhle im County Sligo gelebt. Ein Jäger hatte ihn daraus befreit und zurück zu seiner Mutter gebracht, die ihn wiederum zu seinem Pflegevater gab.

Cormac Mac Airts Aufstieg zur Macht

Erst mit dreißig Jahren kam Cormac nach Tara und damit in die Nähe des Königssitzes. Er begegnete einer weinenden Frau. Der König hatte ihre Schafe beschlagnahmt, weil sie in seinem Garten geweidet hatten. „Passender wäre eine Scherung für eine andere!“, kommentierte Cormac dieses Urteil, denn genau wie die Weide würde, falls man die Schafe als Bestrafung schor, auch ihr Fell wieder nachwachsen. Als der König  das vernahm, gab er zu, dass Cormacs Urteil viel weiser war als sein eigenes sei, und dankte ab.

Cormac selbst wollte den frei gewordenen Thron des Hochkönigs besteigen, doch ein anderer kam ihm zuvor: Fergus Dubdétach, ein König aus dem Nordosten Irlands. So kam es zum Kampf zwischen den beiden Rivalen um das Amt des Hochkönigs. Auf Cormacs Seite kämpften einige Adlige, deren Ergebenheit er teils mit dem Versprechen von eigenem  Land, teils mit Bestechung gewonnen hatte. In der Schlacht von Crinna schlugen diese das Heer des anderen, selbsternannten Hochkönigs, und Cormac bestieg den Thron.

Endlich war Tara und das Königtum sein Eigen. Er errichtete die große Königsburg und brachte Tara zum Erblühen.

Hill of Tara

Hill of Tara heute © Macmillan Media, Creating Agency: Tourism Ireland

Cormacs Familie

Cormac heiratete Eithne Táebfada, die Pflegetochter eines reichen Viehherrn. Andere Quellen machen aus Eithne, der Tochter des Viehherrn auch Eithne, die Tochter des Königs von Leinster. Jedenfalls bekamen die beiden vier Söhne und zehn Töchter. Eine dieser Töchter, die schöne Gráinne, wurde später durch die Legende von Diármid und Gráinne weithin bekannt.

Überliefert ist außerdem ein Dialog zwischen Cormac und seinem Sohn Cairbre Lifechar, in dem er diesen über die Rechte und Pflichten eines Königs belehrt. Tecosca Cormaic heißt diese Sammlung der Sprüche des weisen Hochkönigs. Also auch hier wieder eine Parallele zum biblischen Salomo und seiner Sammlung von belehrenden Sprüchen. Doch wie war Cormac überhaupt zu solcher Weisheit gelangt? Eine Legende gibt Aufschluss darüber.

Wie Cormac mac Airt zu seiner großen Weisheit gelangte

Eines Tages begegnete Cormac einem Fremden. Der Fremde trug einen Zweig bei sich, an dem drei goldene Äpfel hingen. Wenn er den Zweig schüttelte, spielten die Äpfel eine wunderschöne Musik. Cormac wollte diese Äpfel unbedingt besitzen. Der Fremde gab sie ihm – gegen Cormacs Versprechen, ihm drei Forderungen zu erfüllen. Leichtfertig gab Cormac dieses Versprechen.

Ein Jahr später nun kam der Fremde wieder und bat um eine von Cormacs Töchtern. Gebunden an sein Versprechen, musste Cormac sie ziehen lassen. Im folgenden Jahr forderte der Fremde einen seiner Söhne, und im dritten Jahr Cormacs Ehefrau. Jedes Mal war Cormac gezwungen, seine Lieben gehen zu lassen. Aber ohne seine Frau war Cormac nicht glücklich, deshalb verfolgte er beim dritten Mal den Fremden.

Er gelangte in ein seltsames Land, wo er wieder einem Fremden begegnete. Dieser zeigte ihm ein Schwein am Spieß und erklärte, das Schwein könnte erst gebraten werden, nachdem in seiner Gegenwart vier Wahrheiten offenbart worden wären. Da berichtete Cormac, wie er wegen seinem Verlangen nach einem Schatz zwei seiner Kinder und seine Frau verloren hatte.

Seine Aufrichtigkeit wird belohnt: Nicht nur das Schwein wird endlich gebraten, sondern der Fremde gibt sich Cormac zu erkennen. Er ist Manannan, der Gott des Meeres, und hat Cormacs Familie ins Land der Verheißung geholt, um dem König zu zeigen, was wahre Weisheit bedeutet. Doch alle drei sind unversehrt geblieben, und mit Manannans Erlaubnis dürfen sie nun mit Cormac in die eigene Welt zurückkehren. Außerdem schenkt der Meeresgott ihm einen goldenen Becher mit einer ganz speziellen Funktion. Werden in seiner Gegenwart drei Lügen gesprochen, zerbricht der goldene Becher, bei drei Wahrheiten aber wird er wieder heil.

Diesen Becher benutzt Cormac hinfort, um Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden und wird damit zum weisesten König Irlands.

Cormac mac Airts Schlachten

Galloglas

© ValeriiIavtushenko / Pixabay

Doch unfehlbar und vollkommen friedlich war nicht einmal dieser weiseste Hochkönig in Tara. Auch er führte sein Volk in Schlachten, die viele Menschenleben forderten. Schon bei dem Kampf zu seiner Thronbesteigung rollten buchstäblich Köpfe, und später unterwarf er Ulster und Connacht.

Um Munster kämpfte er ebenfalls, nämlich mithilfe seiner Druiden. Ihre Magie machte das Lager seiner Krieger uneinnehmbar und trocknete außerdem sämtliche Quellen der Feinde aus. Diese standen kurz vor der Kapitulation, als ihr eigener Druide einen noch stärkeren Zauber anwandte. Er brachte das Wasser wieder zum Fließen, sein Atem entfachte Stürme und verwandelte Männer in Stein. So kehrte Cormacs Heer schließlich geschlagen aus Munster zurück.

Das Ende seiner Herrschaft

Vierzig Jahre lang regierte der Hochkönig auf seiner Burg in Tara, ehe ein Fluch seinem Leben ein plötzliches Ende bereitete. Zuerst verlor Cormac im Kampf ein Auge, und schlussendlich erstickte er an der Gräte eines Lachses. Die Legende erklärt diesen Tod als die Rache der Druiden dafür, dass Cormac zuvor zum Christentum konvertiert war.

Er hinterließ seinem Sohn den Thron mitsamt der Sammlung seiner ratgebenden Sprüche und zusätzlich einen Psalter. Bei  Letzterem handelt es sich um eine Chronik der irischen Geschichte, Aufzeichnungen über Irlands Grenzen und ein Gesetz über die Abgaben der irischen Untertanen an ihre Herrscher.

So lebt Cormac mac Airt bis heute in Form von Legenden und anderen schriftlichen Zeugnissen als ausgesprochen weiser Herrscher weiter.

Hier findet Ihr in filmischer Umsetzung noch einmal einen Überblick über sein Leben.

Und die Überreste seine Königsburg in Tara sind natürlich immer einen Besuch wert.

 

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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