Irische Schauspieler

Maureen O’Hara – Königin des Technicolor

Maureen O Hara The Quiet Man
Written by Monika Dockter

Die Ankunft von Maureen O’Hara, John Ford und John Wayne zu den Dreharbeiten von The Quiet Man war das Beste, was Irland im Jahr 1951 passierte – so schrieb der Irish Independent zu jener Zeit. „Man liebte Ford und Wayne dafür, dass sie sich mit ihrer irischen Abstammung identifizierten, aber die eigentliche Sensation war Maureen O’Hara. Geboren in Ranelagh war sie bereits seit 13 Jahren eine Hollywood-Größe und – in voller Farbe – der lebende Beweis, dass es eine Hoffnung gibt für uns alle auf dieser armseligen, einsamen Insel… Die Nation blähte stolz ihre Brust.“ Hier nun ein ausführlicher Blick auf das Leben von Maureen O’Hara – die Königin des Farbfilms.

Maureen FitzSimons

Maureen wurde am 17. August 1920 im Dubliner Vorort Renalagh geboren. Sie war das Zweite von sechs Kindern, ihre Eltern Charles und Marguerite FitzSimons. Ihr Vater besaß ein Bekleidungsgeschäft und Anteile am Shamrock Rovers Football Club, dessen Grundstück Glenmalure Park Maureen zur zweiten Heimat wurde. Ihre Mutter war Sängerin und genoss den Ruf einer der schönsten Frauen Irlands. Wenn sie das Haus verließ, so behauptete Maureen später, gingen auch die Männer auf die Straße, nur um einen Blick auf sie werfen zu können.

Als echter kleiner Wildfang glänzte Maureen in der Schule und auch in ihrer Freizeit als Sportlerin. Sie angelte, ritt, schwamm, spielte Fussball, trainierte Judo, kletterte auf Bäume und spielte am liebsten die wilden Spiele der Jungen. „Ich war ein dreistes, ungehobeltes Kind!“, sagte sie später, „… aber das war aufregend!“

Gemeinsam mit ihren Geschwistern besuchte Maureen die Schauspielschule und spielte schon mit zehn Jahren in einem Amateurtheater. Eine ihrer ersten Rollen war die des Robin Hood in einer Weihnachtspantomime. Mit vierzehn Jahren dann gab sie am Abbey Theatre ihr professionelles Debüt als Schauspielerin. Dennoch bestand ihr Vater darauf, dass sie auch eine „richtige“ Ausbildung als Buchhalterin und Stenotypistin absolvierte.

Maureen O’Haras erste Erfolge

Im Alter von siebzehn Jahren wurde Maureen nach London zu Probeaufnahmen eingeladen, fand die ganze Prozedur aber eher abschreckend und reiste prompt wieder nach Hause. Doch die Aufnahmen hatten ein Nachspiel: Der berühmte Schauspieler Charles Laughton sah später das Casting, fand Gefallen an Maureens ausdrucksvollen, grünen Augen und schloss einen Siebenjahresvertrag mit ihr. So nahm Maureen FitzSimons Filmkarriere 1938 ihren Anfang.

Ihr erster großer Film hieß Jamaica Inn (Riff Piraten). Unter der Regie von Alfred Hitchcock und an Charles Laughtons Seite spielt Maureen hier eine junge Heldin, hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrer Familie und derjenigen zu einem Gesetzlosen, einem Bösewicht. Jamaica Inn war gleichzeitig der erste Film, den die junge Frau unter ihrem Künstlernamen Maureen O’Hara drehte. Ihr Chef und Gönner Laughton hatte darauf bestanden, dass sie sich statt ihres eigentlichen Nachnamens FitzSimons einen eingängigeren, klingenden Namen zulegte.

Unmittelbar auf die Rolle in Jamaica Inn folgte Maureens erster Hollywoodstreifen. Wiederum an der Seite von Charles Laughton spielte sie das Gipsy-Mädchen Esmeralda und damit die weibliche Hauptrolle in Der Glöckner von Notre Dame. Als die Dreharbeiten für den Glöckner beendet waren, begann der zweite Weltkrieg und Laughton, der nicht länger in London drehen wollte, verkaufte Maureens Kontrakt nach Hollywood.

Hier nahm ihre Karriere richtig Fahrt auf, als der bekannte Regisseur John Ford sie im Jahr 1941 zum ersten Mal verpflichtete.

Maureen O’Haras Filme

How Green Was My Valley hieß der erste Film, den John Ford mit Maureen drehte. Er gewann unter anderem den „Academy Award for Best Picture“ und markierte den Beginn einer zwanzigjährigen Zusammenarbeit der jungen Schauspielerin mit dem bekannten Regisseur.

Genau wie in diesem Film spielte Maureen meist die Rolle einer temperamentvollen, leidenschaftlichen, mutigen, aber stets rechtschaffenen Heldin. Sprich: Sie war eine gefragte Besetzung für Abenteuerfilme wie The Black Swan (Der Seeräuber) 1942, Sindbad the Sailor (Sindbad der Seefahrer) 1947 und Western wie This Land Is Mine (Dies ist mein Land) 1943 und Rio Grande, 1950. Ebenso für Kriegsfilme wie To the Shores of Tripoli aus dem Jahr 1942.

To the Shores of Tripoli war auch Maureens erster Technicolor-Streifen. Die Technik des Farbfilms war neu, und Maureens feuerroter Haarschopf brachte diese besonders wirkungsvoll zur Geltung. „Nichts schien die Pracht des Farbfilms so zu betonen wie ihr volles rotes Haar, die strahlenden grünen Augen und ihr makelloser pfirsich- und cremefarbener Teint“, stellte man fest. „Gerahmt in Technicolor scheint Miss O’Hara noch strahlender als die untergehende Sonne“. Kein Wunder also, dass sie bald ausschließlich in Farbfilmen auftrat und den Beinamen „Queen of Technicolor“ erhielt.

Als solche spielte sie 1952 auch die Hauptrolle in dem anfangs erwähnten romantischen Drama The Quiet Man (Der Sieger). In Irland im County Mayo gedreht war dieser Streifen Maureen O’Haras persönlicher Lieblingsfilm. Außerdem stand er 1996 ganz oben auf der Irish Times Liste der besten irischen Filme. Ein guter Grund dafür, uns The Quiet Man einmal genauer anzusehen.

The Quiet Man – Maureen O’Haras Lieblingsfilm

Filmplakat The Quiet Man

Republic Pictures, The Quiet Man lobby card 3, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Das Drehbuch der John Ford-Produktion beruht auf der gleichnamigen Erzählung des irischen Autors Maurice Walsh.

Sean Thornton (gespielt von John Wayne) bereist seine alte Heimat in der Hoffnung, dort eine Frau zu finden. Sein Auge fällt auf einen temperamentvollen Rotschopf namens Mary Kate Danaher. Bald sind sich die beiden einig zu heiraten und die Geschichte nähme ein glückliches, aber unspektakuläres Ende. Wäre da nicht der Bruder der Braut, Will. Mit dem Rückkauf seines Elternhauses hat Sean sich „Red Will“ zum Feind gemacht und er verweigert seine Zustimmung zur Ehe. Doch durch ein gemeinsames Täuschungsmanöver gelingt es dem Pfarrer und dem örtlichen Heiratsvermittler, ihn zu überzeugen: Mary Kate und Sean werden ein Ehepaar.

Kurz darauf allerdings merkt Red Will, dass er getäuscht wurde und er verweigert seiner Schwester ihre Mitgift. Er fordert Sean heraus, mit ihm darum zu kämpfen. Doch der ehemalige Boxer, der einst im Faustkampf einen Mann tötete, verweigert sich dem Kampf. Weder seine temperamentvolle Frau noch der Rest des Dorfes haben dafür Verständnis, sondern bezeichnen ihn fortan als Waschlappen. Werden die beiden dennoch ihr Happy-End erleben?

John Wayne und Maureen O‘Hara spielten ihr Rollen so überzeugend, dass der Film bei einem Budget von 1,75 Millionen Doller schon im ersten Jahr 3,8 Millionen Dollar einbrachte. Außerdem wurden dutzende irische Schauspieler am Dreh beschäftigt. Diese Produktion bescherte der sterbenden Wirtschaft im County Mayo einen großen Aufschwung.

Und last but not least bestätigte er das „perfect match“ der beiden Hauptdarsteller. John Wayne und Maureen O’Haras Freundschaft hielt ein Leben lang. John Wayne bezeichnete Maureen als die einzige Frau in seinem Leben, die ihm eine echte Freundin geworden war. „She’s big, lusty, absolutely marvelous – definitely my kind of woman. She’s a great guy“, so erklärte er wörtlich.

Maureen O’Hara abseits der Bühne

Im Alter von 19 Jahren heiratete Maureen den britischen Filmproduzenten George H.Brown. Die Hochzeit fand kurz vor ihrem Aufbruch nach Hollywood statt. Da ihr Angetrauter jedoch nicht mit nach Amerika ging und Maureen niemals zu ihm zurückkehrte, wurde die Ehe 1941 annulliert.

Noch im selben Jahr vermählte O’Hara sich mit Regisseur Will Price. 1944 bekamen die beiden eine Tochter – Bronwyn FitzSimons – ließen sich aber 1948 wieder scheiden. Zwanzig Jahre später und nach etlichen Affären heiratete die Schauspielerin ein drittes und letztes Mal, und zwar den Schriftsteller und Piloten Charles F. Blair. Leider hielt auch diese Ehe nicht sehr lange: 1978 verunglückte Blair bei einem Flug über die Karibik und ließ Maureen als Witwe zurück.

Zuvor jedoch zogen die beiden gemeinsam nach Irland. 1969 kauften sie Lugdine House in Glengarriff/Bantry Bay, West Cork. Für Blair, den Piloten mit seinen Wasserflugzeugen war Glengarriff der ideale Ort zum Leben. Auch nach dem Tod ihres Mannes blieb Maureen O’Hara in Lugdine House. Obwohl sie karrierebedingt so viele Jahre im Ausland verbracht hatte, blieb sie mit ihrer Heimat immer eng verbunden. „Above all else, deep in my heart, I’m a tough Irish Woman!“, sagte sie an ihrem 95. Geburtstag.

1971 kehrte sie dem Filmgeschäft den Rücken zu, kehrte nur für einige kurze Ausnahmen nochmals ans Set zurück, und erhielt am 8. November 2014 den Ehrenoskar für ihr Lebenswerk. Am 24. Oktober 2015 starb Maureen O’Hara in Boise, Idaho, wohin sie aus gesundheitlichen Gründen im Alter gezogen war.

Maureen O’Haras Irland

Zum guten Schluss noch einige Tipps, falls Ihr die Spuren entdecken wollt, die Maureen O’Hara in ihrer Heimat hinterlassen hat. Im Pub des alteingesessenen Casey’s Hotel in Glengarriff steht bis heute der Tisch, an dem Maureen O’Hara regelmäßig ihre Drinks genoss. Oder Ihr gönnt Euch eine Auszeit auf dem örtlichen Golfplatz, der nicht nur nach ihr benannt wurde, sondern für den sie sich tatkräftig engagierte.

In dem kleinen Örtchen Kells im Osten Irlands findet Ihr eine Büste der Königin des Technicolor. Einen Besuch wert sind auch die Drehorte von The Quiet Man in Cong. Ein großer Teil des Films wurde auf dem Grund von Ashford Castle gedreht, wo sich seit 1952 nicht viel verändert hat.

Hier findet Ihr weitere berühmte irische Schauspieler.

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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