Irish Folk begegnet jedem Reisenden in Irland auf Schritt und Tritt. Es ist fast so, als würde die gesamte Insel klingen und sich im Rhythmus wiegen. Die Musik strahlt unendliche Lebensfreude und gleichzeitig auch Wehmut aus – und gehört doch schon immer zu Irland, oder? Wie fing das eigentlich an mit dem Irish Folk? Seit wann begeistern irische Musiker ihr Publikum mit den mitreißenden Jigs und Reels?
Inhaltsverzeichnis
Irish Folk blickt auf eine lange Geschichte zurück
Musik gab es in Irland schon vor fast 2000 Jahren, als die Kelten sie mit auf die Insel brachten. Die Kelten hinterließen zwar keine Schriften, aber die Mythen wimmeln nur so vor talentierten Harfenisten, denen teilweise auch magische Fähigkeiten zugesprochen wurden.
Sie reisten als Barden durchs Land und erzählten Geschichten und sangen an den Höfen der Mächtigen. Die Musik wurde damals nicht aufgeschrieben, sondern mündlich weitergetragen – vom Notenblatt spielte damals keiner. Die ersten Noten wurden erst im Jahr 1762 von den Neale Brothers aus Dublin herausgegeben: Sie hatten 49 traditionelle irische Stücke im ganzen Land notieren lassen, die nun zum ersten Mal schriftlich fixiert wurden. Weitere Aufzeichnungen alter irischer Melodien kamen schließlich während des Belfast Harp Festivals im Jahr 1792 hinzu: Richard Bunting schuf mit seinen Aufzeichnungen der alten Melodien einen Schatz, der noch heute zu den wichtigsten Dokumenten über die Geschichte des Irish Folk zählt.
Die wichtigsten Musikinstrumente des Irish Folk
Waren im 17. Jahrhundert Barden und Harfenisten noch hoch angesehene Mitglieder der Gesellschaft brachte der immer größer werdende Einfluss der englischen Krone ab dem 17. Jahrhundert eine immer massivere Unterdrückung der irischen Traditionen mit sich. Es ist deshalb umso erstaunlicher, dass die irische Musik bis heute überlebt hat – und offensichtlich aufgrund des Drucks von außen zu einem wichtigen Teil der irischen Seele wurde. Die Harfe war und ist eines der prägnantesten Instrumente der irischen Musik. Doch der traditionelle Irish Folk wird in erster Linie von folgenden Instrumenten geprägt:
Flöten
Flöten gehören unbedingt zu einer gelungenen Session im Irish Pub. Die metallenen Flöten , die sogenannten Tin Whistles, waren schon im 12. Jahrhundert populär. Heute geben sie jedem Irish Folk Song den richtigen Schwung. Sie werden auch Penney Whistles genannt, da sie im 15. Jahrhundert in Dublin auch bei Bettlern sehr beliebt waren.
Fiddle
Ein weiteres wichtiges Instrument ist die Fiddle, die sich eigentlich gar nicht so sehr von einer Geige unterscheidet. Doch die Fiddle erlaubt ein unbekümmerteres Spiel als die formelle Geige. Es geht also gar nicht so sehr und das Instrument sondern um den Geist, mit dem man es spielt.
Pipes
Uilleann Pipes sind die irische Version einer Sackpfeife. Sie gehören ebenfalls zu den traditionellen irischen Instrumenten. Jedoch sind sie so schwer zu spielen, dass die meisten Musiksessions ohne sie auskommen müssen. Man sagt, dass es sieben Jahre dauert, das Instrument zu meistern.
Bodhran
Für den richtigen Beat sorgt die Bodhran, die irische Rahmentrommel aus Ziegenfell. Sie wird mit einem sogenannten Tipper gespielt, um mit dem hohen Tempo Schritt zu halten. Hier lest Ihr mehr zur Bodhran.
Gesang im Irish Folk
Sean-nós
Gesang spielt im Irish Folk ebenfalls eine zentrale Rolle – obwohl es auch zahlreiche Instrumental-Stücke gibt. Der ursprünglichste traditionelle Gesang in Irland heißt Sean-nós: Er wird solo vorgetragen und es gibt keinerlei musikalische Begleitung. Dieser hohe und reich verzierte Gesang steht vollkommen für sich. Die Melodie ist dabei ebenso wichtig wie der Text.
Caoineadh
Neben Sean-nós gibt es die sogenannten Caoineadh. Diese Wehklagen und Trauerlieder wurden ursprünglich auf Trauerfeiern gesungen. Doch Caoineadh steht auch für traurige Songs, die den Verlust der Heimat beklagen. Auslöser dafür war unter anderem die große Hungersnot von 1840: Sie brachte großes Leid über die Bevölkerung Irlands und Unzählige verließen das Land, um nicht zu verhungern. Die alten irischen Lieder und die traurigen Caoineadh waren damals wohl Seelenbalsam – und wurden von den Emigranten als Trostspender mit in ihre neue Heimat nach Australien oder in die USA mitgenommen.
Denn die Heimat zu verlassen, fiel vielen Iren damals wahrlich nicht leicht – die Traurigkeit um den Verlust packten sie in ihre Musik. Viele irische Songs bestechen noch heute durch die Mischung aus unbändiger Lebensfreude und Melancholie. Der Ursprung liegt bestimmt auch in den vielen Songs aus dieser Zeit, die vom Leben in der Fremde erzählen.
Und durch die ausgewanderten Iren in den USA erhielt der Irish Folk schließlich eine erste Frischzellenkur: In Städten wie New York, Boston oder Chicago lebten besonders viele Iren. Dort entwickelte sich eine lebendige Musikkultur und neue Einflüsse mischten die alten Melodien auf: Zu den traditionellen Instrumenten Flöte und Fiddle gesellten sich das Piano und Einflüsse aus anderen Kulturen. Und die Stücke wurden schneller und tanzbarer gespielt.
Der Irish Folk erhält neuen Schwung aus Übersee
Ungefähr um das Jahr 1920 nahmen irische Musiker in den USA ihre modernisierten Songs auf Tonträger auf: Diese sogenannten 78-RPM-Platten gelangten schließlich in die alte Heimat nach Irland. Sie lösten dort so viel Begeisterung aus, dass die irischen Musiker das schnellere Tempo und die Pianobegleitung übernahmen. Das Publikum liebte es, denn die neuen Einflüsse brachten Schwung in die Songs. Somit war der Irish Folk, wie wir ihn heute kennen, geboren: Schwungvoll, mitreißend und tanzbar sorgt er seitdem für strahlende Gesichter bei Irish-Pub-Besuchern und Irlandreisenden.
Bis in die 1960er fand Irish Folk jedoch nahezu ausschließlich in Pubs in ländlichen Gegenden statt. Er war die Tanzmusik der ärmeren Bevölkerung. Das blieb so, bis Sean Ó Riada in den weiteren Verlauf eingriff. Der Musikprofessor am University College Cork begann sich intensiv mit der traditionellen irischen Musik zu beschäftigen. Schließlich fasste er den Entschluss, eine neue Musik auf Basis der alten Wurzeln zu kreieren. Er gründete die Formation Ceoltóirí Chulainn, die aus Fiddle, Flöte, Uilleann Pipes, Akkordeon und Bodhran bestand. Stark beeinflusst von klassischer Musik schrieb er irische Musik, die nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Hören gemacht war. Der erste Auftritt der Ceoltóirí Chulainn fand im Gaiety Theatre in Dublin statt. Die irische Musik fand so auch endlich Bekanntheit unter einem städtischen Publikum und fand Anerkennung als ernsthafte Kunstform.
Das goldene Zeitalter des Irish Folk
Die 70er wurden schließlich zum goldenen Zeitalter des Irish Folk. Einflüsse aus Folktraditionen andere Länder und Rockelemente hielten vermehrt Einzug. Die Band Planxty brachte im Jahr 1972 schließlich den Irish Folk zu Gehör, der von da an für Furore sorgen sollte. Die Bothy Band und Bands wie De Dannan, The Chieftains und The Dubliners sorgten für weitere Begeisterung und verhalfen dem Irish Folk vollends zu Weltruhm.
Bis heute geht der Irish Folk in die Beine und macht den Zuhörern große Freude. Junge Bands wie The Kilkennys halten die Tradition aufrecht. Stetige neue Einflüsse halten den Irish Folk lebendig. Denn letztlich ist es genau das, was ihn seit jeher ausmacht: Die Kombination aus traditionellen Wurzeln und neuen Elementen aus anderen Ländern und den unterschiedlichsten musikalischen Traditionen.
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