Irische Lieder

Bodhrán – die irische Rahmentrommel

Bodhran-irische-Rahmentrommel
Written by Heike Fries

Wenn der Irish Folk die Seele Irlands ist, ist die Bodhrán der Herzschlag der Grünen Insel. Denn diese irische Rahmentrommel gibt den Rhythmus vor, sorgt für Tanzlaune und hielt wahrscheinlich schon vor tausenden von Jahren Feinde in Schach. Die Bodhrán erinnert sowohl klanglich als auch optisch an all jene Trommeln die seit jeher fast überall auf der Welt zu finden sind – und auf denen seit Tausenden von Jahren der Rhythmus des Lebens gespielt wird. Schon die Kelten nutzten einfache Schlaginstrumente – ob man sie Bodhrán nannte, ist jedoch ungewiss.

Der Ursprung der Bodhrán

Das Wort „Bodhrán“ bedeutet soviel wie taub oder tauber Mensch. Im alten Ägypten gab es ebenfalls eine Trommel, die in der Übersetzung taub heißt. Vielleicht ist die Namensähnlichkeit dem ohrenbetäubenden Lärm des Instruments geschuldet. Möglicherweise sind beide Instrumente eng miteinander verwandt. Trommeln wurden in jedem Fall zunächst im Krieg verwendet: Mit ihrem rhythmischen Donnerhall lernten Feinde schon vor dem Kampf das Fürchten.

Später wurden Bodhráns auch durch die sogenannten Wrenboys bekannt. Diese verkleideten Gestalten ziehen in manchen Gegenden Irlands am zweiten Weihnachtstag durch die Straßen und veranstalten einen Mummenschanz mit Höllenlärm. Wann die Bodhrán als Musikinstrument genutzt wurde, ist nicht klar. Das Dokument Rosa Anglica aus dem 17. Jahrhundert erwähnt zumindest den Namen Bodhrán zum ersten Mal.

Die irische Trommel

Das ist die Besonderheit der Bodhrán

Bodhráns sind wahrscheinlich eine vereinfachte Version des Tamburins – ihnen fehlen lediglich die Schellen. Manche behaupten auch, dass der Name nicht auf das Wort taub zurückgeht, sondern eine Abwandlung von Burin, also Tamburin ist. Rahmentrommeln sind einfache Instrumente, die aus simplen Materialien bestehen. Die irische Rahmentrommel bestand deshalb ursprünglich aus Rohstoffen, die aus der Umgebung stammten. Das Grundgerüst bildet ein Rahmen, auf den meist ein Ziegenfell gespannt wurde. Es wurden aber auch Felle von Rindern oder sogar Wolfshunden verwendet. Das Fell wurde traditionell für mindestens sechs Wochen in Kalk vergraben, um die Haare zu lösen. Nachdem die Haut gewaschen und getrocknet war, gab sie der Bodhrán ihren warmen dunklen Klang. Heutige Trommeln bestehen aus den vielfältigsten Materialien – aus Tierfellen und auch manchmal aus Kunststoff.

Viele irische Rahmentrommel haben auf der Rückseite ein Kreuz, das früher dafür sorgte, dass sich der Rahmen nicht verformte. Er bestand meist aus einem einfachen, nass in Form gebogenen Holz. Heutige Trommeln sind weitaus stabiler und benötigen diese Verstärkung nicht mehr.

Der Klang der Trommel wird durch die Spannung des Fells bestimmt: In sehr trockener Umgebung klingt die irische Trommel oft ein wenig zu hoch. Um sie tiefer zu stimmen, wird einfach das Fell angefeuchtet. Moderne Trommeln verfügen meist über ein stimmbares Fell und erleichtern dem Spieler oder der Spielerin die Handhabung.

So wird die Bodhrán gespielt

Die Bodhrán sieht auf den ersten Blick aus wie eine ganz gewöhnliche Trommel. Und ehrlich gesagt ist sie das auch. Es gibt kaum Unterschiede zwischen einer Rahmentrommel, zum Beispiel aus Afrika oder Asien, und der irischen Ausführung. Das Besondere ist die Spielweise: Die Bodhrán wird mit einem sogenannten Cipin oder Tipper gespielt. Das ist ein Holzschlegel, der an beiden Enden über eine Verdickung verfügt. Geschickte Spieler benutzen diese beide Seiten unglaublich geschickt und erzeugen so atemberaubend schnelle Rhythmen – das ist perfekt für Jigs und Reels, die sofort in die Beine gehen. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass eine Hand während des Spiels von hinten auf das Fell drückt und so den Klang ebenfalls mitregulieren kann. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt und irische Trommeln bieten deshalb erstaunlich viele Variationsmöglichkeiten.

Tipper gibt es in vielen unterschiedlichen Ausführungen. Experimentierfreudige Trommler haben in den letzten Jahrzehnten neue Spielweisen ausprobiert. Mittlerweile erfreut sich der sogenannte Top-End-Stil großer Beliebtheit. Die Tipper für diese Spielweise sind dünner und leichter. So erlauben sie eine vielfältigere Spielweise.

 

Bodhráns wurden übrigens erst in den 60ern außerhalb des südwestlichen Irlands bekannt: Sean O Riada benutzte sie zunächst für das Ensemble Ceoltóirí Chualann und später für die Chieftains. Von da an war der Siegeszug der irischen Trommeln nicht mehr aufzuhalten – und mittlerweile gehört sie zum Standardrepertoire des Irish Folk.

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Bodhrán spielen lernen

Wie wird eine Bodhrán traditionell gespielt? Setzt Euch hin, stellt die Trommel auf Euren Schoß, sodass das Fell schräg nach vorne zeigt. Haltet den Tipper in Eurer Spielhand wie einen Kugelschreiber und legt die andere Hand von hinten an das Fell. Jetzt könnt Ihr schon loslegen. Naja, so einfach ist es natürlich nicht. Um zu sehen, wie man eine irische Rahmentrommel spielt, könnt Ihr zum Beispiel Videos einiger irischer Folkbands anschauen. Im Internet findet Ihr außerdem eine Vielzahl von Übungsvideos. Denn neben Rhythmusgefühl und Spaß an der Musik gehört wie bei allem eine Menge Übung dazu.

Okay, bevor Ihr jetzt Eure Bodhrán-Karriere starten, sollte ich Euch noch auf eines hinweisen: Obwohl die Bodhrán ein einfaches Instrument ist, sollten angehende Spieler sie nicht unterschätzen. Ein unwiderstehlicher Rhythmus erfordert Übung und Taktgefühl. Gut möglich, dass nicht jeder begeisterte Bhorán-Spieler das berücksichtigt. Dann tatsächlich existieren eine Unmenge böser Witze über die Bodhrán und ihre Spieler. Zum Beispiel dieser hier:

Ein Bodhrán-Spieler konnte die ständigen Sticheleien seiner Bandkollegen nicht mehr ertragen und beschloss, seine eigene Band zu gründen. So schwer kann das nicht sein, dachte er sich und ging in das nächste Musikgeschäft. „Geben Sie mir das Saxophon und dieses Keyboard da vorne“, sagte er zum Verkäufer. „Sie sind Bodhrán-Spieler, oder?“, fragte der. „Ja, bin ich. Aber woher wissen Sie das?“ Der antwortete trocken: „Den Feuerlöscher können Sie haben, aber die Heizung bleibt hier.“

Das ist ganz schön gemein. Aber wer schon einmal dabei zugehört hat, wie ein Trommler vollkommen begeistert und vollkommen am Rhythmus vorbei seine ganz eigene Version spielt, kennt den Ursprung solcher Witze. Rhythmus erfordert eben meist ein wenig Präzision.

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Über den Autor

Heike Fries

Irland ist eine Herzensangelegenheit für mich und neben der irischen Musik hat es mir vor allem der irische Sagenzyklus angetan.

Ich habe Irland schon als Schülerin mehrmals besucht. Damals hatte ich das Glück, die ganze Insel über mehrere Wochen kennenzulernen. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen: Es ist bis heute mein Lieblingsland.

Ich bin Autorin und Künstlerin und irische Motive schmuggeln sich auch immer wieder in meine Zeichnungen. In meiner Freizeit spiele und singe ich in einer Band. Wir sind zwar keine richtige Folkband, haben aber den ein oder anderen irischen Song im Programm. Ich spiele außerdem ein wenig Bodhrán. Da ich nicht genug übe, bin ich nicht besonders gut – aber ich bin mit Begeisterung dabei.

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