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Der Corlea Trackway in Irland: Faszinierender Einblick in die Vergangenheit

Corlea Trackway
Written by Nadja Uebach

Der Blick wandert über das brache Moorland, während die zarte Frühlingssonne den aufsteigenden Nebel in einen goldenen Schleier verwandelt. Eine frische Brise umspielt als letztes Lebewohl des Winters das Gesicht und ein Wispern längst vergangener Zeiten scheint in der Luft zu liegen. Irland, die kleine Insel im Nordatlantik, ist ein Land, das seine Geschichte mit seiner Landschaft, unzähligen Ruinen, Steinkreisen und historischen Stätten zum Leben erweckt. Zwischen all diesen faszinierenden Orten trifft man im County Longford auf ein Überbleibsel der Vergangenheit, das augenblicklich für Gänsehaut sorgt. Der Corlea Trackway, eine aus Eichenbohlen erbaute Straße, die Menschen vor über 2.000 Jahren durchs Moor führte.

Was es mit diesem Trackway auf sich hat, der einen einzigartigen Blick in ein prähistorisches Irland erlaubt, und wie ihr ihn mit eigenen Augen bestaunen könnt, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.

Ein Weg im Moor: Die Entdeckung des Corlea Trackway

Corlea Trackway

© Nomos Production, Fáilte Ireland

Die Moore Irlands galten schon seit jeher als geheimnisvolle Orte. Orte, an denen die Grenzen zwischen der irdischen Welt und der Anderswelt verschwimmen und mystische Dinge geschehen. Dass dies nicht nur aus Geschichten stammt, belegen unzählige archäologische Funde. Über die Jahre konnte man Opfergaben und jahrtausendealte menschliche Überreste aus den sogenannten Bogs bergen, die darauf hinweisen, dass man Moorlandschaften einst möglicherweise für rituelle Zwecke nutzte.
Allerdings spielten die Moore auch eine praktische Rolle im Leben der Iren. Über Jahrhunderte hinweg galten Moorgebiete als hervorragender Lieferant von Baumaterialien und bestimmten Pflanzen sowie als Jagdgebiete für Wasservögel. Außerdem nutzte man sie zur Konservierung verderblicher Lebensmittel wie beispielsweise Butter. Bis heute wird in einigen Mooren zudem der für Irland so typische Torf als Brennstoff abgebaut.

Eben diesem Torfabbau verdanken wir den Fund des Corlea Trackway. 1984 stieß man beim Stechen des fossilen Brennstoffs auf im Moor versunkene Holzbohlen. Was zunächst als gewöhnlicher Fund wirkte, entpuppte sich schnell als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte. Die gefundenen Bohlen erwiesen sich als gut erhaltene Holzstraße aus der späten Eisenzeit. Dieser Weg (auf Irisch: togher) besteht aus Eichenbohlen, die quer auf großen, parallel verlaufenden Trägern verlegt wurden. Er erstreckte sich insgesamt auf über 2 Kilometer und reichte bis in das benachbarte Townland von Derraghan. ​

Ausgrabungen des prähistorischen Bohlenwegs

Noch im selben Jahr machte es sich der Archäologe Professor Barry Raftery zur Aufgabe, die Fundstelle genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei legte er den bisher breitesten und stabilsten Bohlenweg frei, der zu seiner Zeit nicht nur Menschen, sondern sehr wahrscheinlich auch Gefährte sicher durchs Moor gebracht hat. Daneben fand man zudem spannende Hinweise auf die Personen, die den Bohlenweg erbaut haben oder darauf unterwegs waren. Man entdeckte mehrere wannenförmige Holzbehälter, die möglicherweise die Überreste prähistorischer Mahlzeiten sind.

Diese Funde haben wir den Bedingungen in Torfmooren zu verdanken, die organische Materialien auf bemerkenswerte Weise konservieren. Holz, Leder und Textilien, die normalerweise der Verwitterung zum Opfer fallen würden, werden in diesen Mooren dank der sauren, feuchten Bedingungen außergewöhnlich gut erhalten.

Ein großer Abschnitt des Bohlenweges wurde ausgegraben und konserviert und ist heute im beeindruckenden Corlea Trackway Visitor Centre zu sehen, das man exakt entlang der Achse des Weges errichtete. Beim Anblick des hervorragend erhaltenen Trackway kann man nicht umhin, sich zu fragen, wer die Menschen waren, die hier einst durch das Moor reisten.

Corlea Trackway

© Chris Hill, Tourism Ireland

Der Weg der Eisenzeit-Menschen

Der Corlea Trackway war mehr als nur ein einfacher Weg durch mooriges Terrain – er war ein bedeutender Bestandteil des Lebens der Eisenzeitbewohner. Zu dieser Zeit war Irland von verschiedenen Stämmen und Gemeinschaften bewohnt, die in engem Kontakt miteinander standen. Mithilfe des Bohlenweges wurden Handelsbeziehungen geformt und gepflegt.

Dabei verließ man sich jedoch nicht nur auf einen einzigen Trackway. Bei weiteren Ausgrabungen fand man Hinweise auf ein weitläufiges Netzwerk aus Bohlenwegen, das sich durch mehrere Moorlandschaften erstreckt. Die anderen Wege sind jedoch schmaler und weniger belastbar, sodass sie wahrscheinlich nur zu Fuß begangen werden konnten.

Aufgrund der besonderen Beschaffenheit und der Lage des Corlea Trackway geht man davon aus, dass er auch kulturell eine wichtige Verbindung hatte. Er war ein Teil einer der Hauptverbindungsstraßen der Grünen Insel, auf der man von Rathcrogan zu der spirituellen Ritualstätte des Hill of Uisneach gelangte.

Reise in die Vergangenheit: Ein Besuch des Corlea Trackway

Corlea Trackway

© Nomos Production, Fáilte Ireland

Wer den Corlea Trackway besuchen möchte, begibt sich auf eine Reise in eine ruhige und fast mystische Umgebung. Die Moorlandschaft von Corlea ist von einer unverwechselbaren Atmosphäre geprägt. Der Weg, der einst von den Inselbewohnern begangen wurde, ist heute von weiten Landschaften umgeben, die den Eindruck einer nahezu unberührten Natur vermitteln.

Für Besucher gibt es verschiedene Möglichkeiten, das archäologische Monument zu erkunden. Im Corlea Trackway Visitor Centre wird ein Teil dieses bedeutenden archäologischen Erbes bewahrt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hier können Besucher einen 18 Meter langen Abschnitt des originalen Bohlenweges besichtigen, der in einem klimatisierten Raum konserviert wird. Multimediale Ausstellungen und ein informativer Film bieten tiefe Einblicke in die Geschichte des Weges und die Lebensweise der Menschen in der Eisenzeit.

Diejenigen, die ein intensiveres Erlebnis suchen, finden ein Netzwerk aus befestigten Spazierwegen, die das gesamte Moor durchziehen. Mit jedem Schritt durch die Landschaft erhält man einen Eindruck, wie eine Reise durchs Moor damals ausgesehen haben könnte. Dabei taucht man nicht nur tief in die Geschichte des Ortes, sondern auch in seine Landschaft ein. Abseits von Zivilisation und Touristenströmen ist ein Besuch des Moors von Corlea gut für Körper, Geist und Seele.

Tipps für einen Besuch

Das Corlea Trackway Visitor Center liegt rund drei Kilometer westlich der Ortschaft Keenagh im County Longford. Zwischen März und Oktober ist es jeden Tag von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Wetterbedingungen beachten: Das Moorgebiet kann je nach Jahreszeit ziemlich nass und matschig sein. Es empfiehlt sich, festes, wasserdichtes Schuhwerk zu tragen, um den Weg ohne Probleme zu bewältigen.

Barrierefreiheit: Das Besucherzentrum selbst ist barrierefrei zugänglich und auch ein Großteil der angelegten Wege durch das Moor sind sowohl für Rollstühle als auch Gehhilfen geeignet.

Corlea Trackway: Ein Stück Vergangenheit in Irland

Der Corlea Trackway ist ein faszinierendes Stück irischer Geschichte, das den Besuchern einen einzigartigen Eindruck des Lebens der Eisenzeitbewohner ermöglicht.
Hier mitten im irischen Torfmoor verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen den Welten, sondern Geschichte und Archäologie verschmelzen auf eindrucksvolle Weise mit dem, was schon immer da war – der Natur!

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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