Der Royal Canal ist mit 144 Kilometern der längere der zwei großen Kanälen in Irland. Was einst ein kostengünstiger Transportweg war, um den Fluss Shannon in den irischen Midlands mit Dublin zu verbinden, ist heute insbesondere bei Hobbykapitänen, Ausflüglern, Wanderern und Radfahrern beliebt. Denn zwischen Irlands Hauptstadt und Longford am anderen Kanalende gibt es zahllose Aktivitäten auf und entlang des Royal Canal. Jedoch ist auch die Geschichte des Bauwerks beeindruckend. Von seiner langen Entstehungsgeschichte, der wirtschaftlichen Bedeutung, aufkommender Konkurrenz, dem Verfall und seiner Wiederauferstehung: Der Royal Canal begleitet die Menschen in Irland seit über 200 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Der Royal Canal in Irland: Von Dublin zum Shannon
Der Royal Canal ist nicht nur der längste der Kanäle in Irland. Gleichzeitig ist er mit seinen 144 Kilometern das sechstlängste Gewässer auf der Grünen Insel. Hierbei hatte er seinen Ursprung darin, die Hauptstadt Dublin mit dem längsten Gewässer, dem Fluss Shannon, zu verbinden. So fließt der Kanalvon Dublin ausgehend durch die Counties Kildare, Meath, Westmeath und Longford. Dabei beginnt seine Reise in den Spencer Docks, nahe des Hafen von Dublins. Er endet in Cloondara, außerhalb von Longford Town. Dort ist er über den Fluss Camlin mit dem Shannon verbunden. Die Hauptwasserquelle für das künstliche Gewässer ist der Lough Owel im Norden von Mullingar.
Auf seinem Weg kommt der Kanal durch insgesamt 13 Städte und Dörfer. Darunter sind neben Dublin mit Maynooth, Kilcock, Enfield, Mullingar und schließlich Longford einige Perlen der irischen Midlands vertreten. Dies macht den Royal Canal zum perfekten Orientierungspunkt auf der Entdeckungsreise durch das spannende Zentrum von Irland.

Ausflugsziel am Royal Canal: Das Belvedere House in Mullingar (Photographer/Creator: Paul Moore; Copyright: ©Westmeath County Council www.visitwestmeath.ie)
Der Bau des Royal Canal
Die Idee zum Bau des Royal Canal in Irland enstand bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Zuge des Wachstums der Hafenstädte, sollte der Handelsstandort Dublin mit dem Fluss Shannon verbunden werden. Güterverkehr und Personentransport, die bislang per Kutsche erfolgten, sollten fortan über das Wasser führen. Hierin versprach man sich eine effizientere Anbindung an die reichhaltigen Kornkammern in den Midlands. Zudem war der Shannon die direkte Route an die Westküste. Hierbei waren von seiner Mündung bei Limerick aus, per Schiff weitere Standorte im Westen zu erreichen.
Der Bau des Royal Canal in Irland begann in 1790. Schließlich dauerte es ganze 27 Jahre um das Bauwerk fertigzustellen. Deutlich länger als ursprünglich geplant. Dadurch stiegen auch die Baukosten um ein Vielfaches. Derart, dass die Gesellschaft hinter dem Bau zwischenzeitlich bankrott ging. Jedoch auch interne Querelen verlangsamten den Ausbau. So bestand der Duke of Leinster darauf, dass der Kanal einen Umweg durch seinen Sitz Maynooth machte. Dies machte den Bau eines Aquädukts in Leixlip notwendig. Allein dies dauerte fünf Jahre.
Das Aquädukt war eines der vielen Bauwerke, die mit dem Kanal entstanden. Insgesamt 86 Brücken überspannen das Gewässer heute. Dazu sind 46 Schleusen aktiv. Boote können von 17 Anlegestellen abfahren.

Eine der zahlreichen Brücken über den Kanal (Photographer/Creator: Roamer/ Copyright: ©Fáilte Ireland)
Vom effizienten Wirtschaftsweg zur Freizeitnutzung
Nach seiner Fertigstellung erfüllte der Kanal die Erwartungen als effizienter Transportweg. Die Boote brachten Güterladungen sicher zwischen den Stationen hin und her. Dabei schlugen sie Preise für Kutschen um Längen. Für Reisende waren die Bootsfahrten auf dem ruhigen Gewässer zudem deutlich entspannter als mit der Pferdekutsche über die holprigen Straßen zu fahren.
Allerdings ist nichts von Dauer. So schritten die Entwicklungen des Transportwesens in Irland voran. Zunächst verbesserte sich die Straßenqualität, wodurch die Kutschen ein Revival erfuhren. Schließlich kam die Eisenbahn auf die Grüne Insel und veränderte die Verkehrswege für immer. Dabei ging der Kanal in 1845 in den Besitz eines Eisenbahnunternehmens über. Jedoch erhielt dieses die staatliche Auflage, den Kanal weiterhin als Verkehrsweg zu betreiben. Dennoch sank das Transportvolumen über die Jahrzehnte drastisch. 100 Jahre nach der Übernahme verblieb lediglich ein Schiff auf dem Kanal. Letzlich, im Jahr 1961, endete die kommerzielle Schifffahrt auf dem Royal Canal in Irland. Mitte der 1970er Jahre bildete sich eine Freiwilligengruppe, die sich dem Erhalt des Kanals widmete. Somit wandelte sich das Gewässer über die folgenden Jahrzehnte hin zu einer Freizeitnutzung.
Aktivitäten am Royal Canal
Heute ist der Royal Canal in Irland ein beliebtes Ziel für Ausflüger. Per Boot lassen sich Gewässer und Natur entspannt erkunden und genießen. Wer lieber mit dem Kajak paddeln mag oder die Ruhe beim Angeln sucht, der findet zwischen Dublin und Longford ausreichende Angebote. Nicht zuletzt verläuft parallel ein Fernwanderweg sowie ein Greenway für Radfahrer.
Bootstour auf dem Royal Canal in Irland
Dank der Restaurationsarbeiten ab den 1970er Jahren ist der Royal Canal weiterhin ein offenes Gewässer in Irland. Zwar hat er seine einstige Funktion als Handelsroute verloren. Doch sind noch immer private Boote auf den Gewässern unterwegs. Dabei bieten kommerzielle Betreiber Bootstouren und den Verleih an.
Wassersport: Mit dem Kajak unterwegs
Wer nicht wasserscheu ist und aktiv sein möchte, der kann entlang des Royal Canal in Irland ein Kajak mieten und die Paddel kräftig ins Wasser tauchen. Dabei muss es gar nicht außergewöhnlich sportlich zur Sache gehen. Kajakfahren auf den ruhigen Gewässern des Kanals ist auch für Familien mit Kindern ein tolles Erlebnis.
Ein idyllisches Paradies für Angler
Der Royal Canal ist eines der vielen fischreichen Gewässer in Irland. Deshalb ist der Kanal beliebt bei Anglern. Rotfeder, Barsch und Hecht zählen zu den häufigsten, schwimmenden Vertretern. Eine Lizenz ist nicht von Nöten. Somit können Angler auch spontan die Rute auswerfen.

Der Royal Canal in Irland (Photographer/Creator: Richard Watson/ Copyright: © Tourism Ireland by Richard Watson)
Wandern auf dem Royal Canal Way
Der Royal Canal Way bietet die Möglichkeit, auf 144 Kilometern die Natur entlang des Kanals aufzusaugen. Unmittelbar entlang des Ufers verläuft der Wanderweg. Vom Herzen von Dublin ausgehend, führt der Fernwanderweg durch die magische Landschaft der irischen Midlands. Unterwegs heißt es, die kleinen Dörfer sowie die Städte zu entdecken. Hierfür können Wanderer eine Woche einplanen. Wer mag, kombiniert seine Wanderung mit weiteren Wasseraktivitäten oder lokalem Sightseeing.
Für Radfahrer: Mit dem Fahrrad auf dem Royal Canal Greenway
Dem Verlauf des Royal Canal Way folgt der neuere Royal Canal Greenway. Diese Radfahrstrecke macht es Radlern besonders einfach, die Midlands von Irland zu durchqueren. Denn neben Wanderern ist auf dem Greenway nur Radfahren gestattet. Jeder sonstige Verkehr ist ausgeschlossen. Der Royal Canal Greenway ist einer der vielen Greenways in Irland, die über die letzten Jahre entstanden.
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