Die Luft riecht nach Salz, aus der Ferne dringt das Rauschen des Atlantiks an die Ohren und ein schmaler Trampelpfad schlängelt sich durch von Felsen durchzogene grüne Felder. Hinter der nächsten Hügelkuppe fällt der Blick auf die Überreste einer einst herrschaftlichen Festungsanlage, die sich mit ihren drei Türmen an das Ufer eines beinahe schwarzen Sees schmiegt, der bis an den Rand imposanter Klippen reicht. In Kombination mit einem grandiosen Weitblick über den Atlantik biete der Three Castle Head gemeinsam mit den Ruinen des Dunlough Castle einen Anblick, der einer epischen Fantasy-Geschichte entsprungen zu sein scheint.
Was hinter der Geschichte der Burg steht, wie Ihr diesen magischen Ort erreichen könnt und welche gespenstischen Sagen mit den uralten Mauern verbunden werden, erfahrt ihr jetzt!
Inhaltsverzeichnis
Dunlough Castle: Unbesiegbare Festung der O’Mahonys
Das Dunlough Castle, das seinen Namen von dem benachbarten See erhält (irish: Dún Loch – Festung am See), gilt als eine der ältesten Festungen Irlands. Nachdem König Henry II. die Grafschaft Cork zu einem eigenen „Königreich“ erklärte und dieses an zwei Ritter aus Wales übergab, wurden die dort ansässigen irischen Stämme immer weiter in den Westen vertrieben.
Im Zuge dieser Vertreibung bauten die O’Mahonys als eine der mächtigsten und einflussreichsten Familien in Munster ihren neuen Familiensitz auf der einsamen Klippe der Mizen Halbinsel, die heute als Three Castle Head bekannt ist. Unter der Führung von Donagh, der den Beinamen „The Migrator“ erhielt, entstand eine unbesiegbare Festung. Mit den steilen Klippen im Westen, dem See im Osten und einer äußeren Ringmauer, war die Anlage von allen Seiten gegen Angreifer geschützt. Weshalb Dunlough Castle auch ganze 400 Jahre lang von den O’Mahonys bewohnt wurde. In diesen Jahrhunderten übernahm der Clan die Mizen Halbinsel, erweiterte Dunlough und erbaute weitere elf Burgen in diesem Gebiet, um sich gegen die Anglo-Normannen zu stellen.
Nach der Schlacht von Kinsale im Jahr 1601 schwand der Einfluss der O’Mahonys zunehmend. 1627 wurde Dunlough Castle schließlich von der Englischen Krone beschlagnahmt und an eine Familie Coughlan übergeben, die sich die Festung später mit Richard Boyle teilte, bevor verschiedene andere Familien darin ein Zuhause fanden.
Die heutige Ruine auf Three Castle Head

Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Heutzutage sind von der ehemaligen Anlage noch einige Mauerabschnitte sowie drei Türme erhalten, denen der Name Three Castle Head geschuldet ist, obwohl es sich dabei natürlich um die drei Türme einer Burg handelt. Die heutige Ruine stammt vermutlich größtenteils von Erweiterungen und Umbauten des Dunlough Castle, die über die Jahrhunderte stattgefunden haben. Besonders auffallend ist die Trockenbauweise des alten Gemäuers, das nur an wenigen Stellen mithilfe von Mörtel zusammengehalten wird. Selbst für die damalige Zeit war es unüblich, Festungen auf diese Weise zu bauen. Allerdings geht man mittlerweile davon aus, dass die abgelegene Lage keine andere Bauweise zuließ. Umso erstaunlicher ist es, dass die dicken Mauern und ganz besonders die Torbögen bis in das heutige Zeitalter die Stürme und raue Witterung auf der Landspitze überdauert haben.
Über Stock und Stein zum Dunlough Castle
Wenn Ihr Three Castle Head während Eures nächsten Irlandurlaubs mit eigenen Augen bestaunen möchtet, dann führt Euch der Weg ans südwestliche Ende der Grünen Insel. Vom Parkplatz des Besucherzentrums am Leuchtturm von Mizen Head aus geht es in rund 13 Minuten mit dem Auto auf den kleinen Schotterparkplatz, der als „Parking for Dunlough Fort“ gekennzeichnet ist. Von hier aus geht es etwa eine halbe Stunde zu Fuß über weite Felder, die zum Ende hin mit immer mehr Felsen durchzogen sind, bevor schließlich die dunkle Oberfläche des Sees hinter einer niedrigen Hügelkuppe in Sicht kommt. Nach wenigen Schritten bleibt einem bei dem Weitblick über den See, die markanten Umrisse der Burgruine und den schroffen Felsen, die am Horizont mit dem Atlantik zu verschmelzen scheinen, der Atem weg.
Die Ruinen können auf eigene Gefahr begangen werden, allerdings ist anzuraten, nicht auf die Mauern oder Türme zu klettern. Nicht nur, weil dabei Absturzgefahr besteht, sondern auch, weil die Ruinen dadurch schneller verfallen. Wer etwas mehr Zeit hat, sollte sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen, die Klippen und Küstenlinie genauer zu erkunden. Bei schönem Wetter stehen eine Vielzahl sonniger Fleckchen weichen Grases für ein Picknick zur Verfügung.
Three Castle Head liegt auf privatem Gelände und der gesamte Pfad verläuft durch eine Schaffarm. Hunde sind daher auf dem gesamten Gelände nicht erlaubt und es wird darum gebeten, dass Besucher auf den Wegen bleiben. Am Beginn des Weges wird anhand einer sogenannten ‚Honesty Box‘ um eine Spende zum Erhalt des Parkplatzes und des Weges gebeten.
Wichtig: Der Zugang zu Dunlough Castle ist von Mitte Januar bis Mitte April gesperrt. In den Sommermonaten (Juli & August) wird zudem eine Parkgebühr erhoben.

Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Three Castle Head: Ein Ort des Schreckens
Schon allein aufgrund seiner einsamen Lage ranken sich unzählige Mythen und Schauergeschichten um die Ruinen und den See des Three Castle Head. Dank des Dokumentarfilms „Sophie: Ein Mord in West Cork“ ist die Geschichte der „White Lady“ mittlerweile die bekannteste. Besonders bei schlechtem Wetter soll eine geisterhafte und in Weiß gekleidete Frau den See heimsuchen. Es heißt, dass sie den baldigen Tod derer ankündigt, die sie übers Wasser laufen sehen. So auch in dem Dokumentarfilm, in dem beschrieben wird, dass die „White Lady“ dem Mordopfer Sophie Toscan du Plantier nur wenige Stunden vor ihrem Tod erschien.
Eine weitere Gruselgeschichte dreht sich um die Ruine des Dunlough Castle. Dort sollen die letzten Bewohner – Familie O’Donoghue – ein blutiges Ende erlebt haben. Man erzählt sich von zwei Söhnen, welche die umliegenden Ländereien in Angst und Schrecken versetzt haben sollen. Irgendwann hatten die Bewohner der Mizen Halbinsel genug, lauerten den Brüdern in ihrem Zuhause in der Burg auf und töteten sie. Der Vater der beiden war daraufhin so bestürzt, dass er seinen gesamten Reichtum im See versenkte und sich in dem Turm erhängt haben soll, der am Seeufer steht. Noch heute kann man jeden Tag einen Tropfen Blut in der Ruine zu Boden fallen hören. Seither beschützt die dunkle Wasseroberfläche das versunkene Vermögen, in dem es jeden Versuch, den Schatz zu heben, mit einem erbarmungslosen Anstieg des Wasserspiegels bestraft. In manchen Erzählungen soll außerdem eine weitere Festung am Grund des Sees existieren, die den Reichtum beschützt.
Egal, ob man diesen Geschichten nun Glauben schenkt oder nicht, Three Castle Head ist in jedem Fall ein besonderer Ort mit einer magischen und manchmal auch unheimlichen Atmosphäre, die nicht selten für Gänsehaut sorgt.
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