Südirland Sehenswürdigkeiten

Bull Rock – die Pforte zum Jenseits

Bull Rock im Sonnenuntergang mit orange leuchtender Felsspalte
Written by Jessica Jirschik

Etwa 1,6 Kilometer südwestlich von Dursey Island liegt die vergessene Insel Bull Rock – die Pforte zum Jenseits. Die kleine unbewohnte Insel in der Grafschaft Cork zieht trotz ihrer geringen Größe jedes Jahr zahlreiche Touristen an. Wir verraten Euch, was es mit den Legenden rund um Bull Rock auf sich hat.

Die Felseninsel Bull Rock als Eingang zur Unterwelt

Wie um beinahe jede Touristenattraktion in Irland, ranken sich auch um die Felseninsel Bull Rock zahlreiche Mythen und Legenden. Doch ehe wir diese genauer beleuchten, wollen wir uns Bull Rock etwas genauer ansehen. Die kleine, felsige Insel vor der Südwestküste Irlands liegt etwa 1,6 Kilometer südwestlich von Dursey Island. Mit einer Abmessung von 93 Metern Höhe, 228 Metern Länge und 164 Metern Breite ist die Größe von Bull Rock eher bescheiden. Doch die zerklüftete und ungastliche Atmosphäre ist es, die diese Insel wie eine uneinnehmbare Festung erscheinen lassen. Als Teil der Beara-Halbinsel ist Bull Rock vor allem bekannt für seinen markanten Leuchtturm.

Der Bull Rock Leuchtturm

Bull Rock Lighthouse hat aufgrund seiner Lage und der starken Strömungen größte Bedeutung für die Sicherheit auf See. Bereits im Jahr 1888 erbaut, ist der Leuchtturm auf Bull Rock ein beeindruckendes Bauwerk. Imposant erhebt es sich auf den Felsen und ragt wie ein Mahnmal steil aus dem Atlantik. Seit 1991 ist der Bull Rock Leuchtturm automatisiert und unbemannt, doch noch immer spielt er eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Schifffahrt in dieser gefährlichen Küstenregion.

Bull Rock in der Dämmerung. Boot fährt auf die Felsöffnung zu

©Tourism Ireland/Joshua Hannah

Der 31 Meter hohe, gusseiserne Leuchtturm wurde am 27. November 1881 durch einen heftigen Sturm zerstört. Dabei wurde der obere Teil des Turms von einer Welle umgeworfen und fiel ins Meer. Diese Ruinen sind noch heute erhalten. 1882 wurde auf Dursey Point ein Leuchtturm mit Feuerschifflaterne gebaut, der den zerstörten Leuchtturm auf Bull Rock vorrübergehend ersetzte bis der neue Leuchtturm auf der Felseninsel fertiggestellt war.

Der freistehende zweistufige Turm mit achteckigem Grundriss und gusseiserner Laterne verfügt über die größte Linse Irlands. Seit Oktober 2000 erfolgt die Stromversorgung durch Solar-Energie. Die Irische Schifffahrtbehörde in der Zentrale in Dún Laoghaire kümmert sich um die Überwachung und Instandhaltung des Bull Rock Lighthouse. Das denkmalgeschützte Gebäude ist im National Inventory of Architectural Heritage gelistet.

Die Landschaft rund um Bull Rock

Wild und beeindruckend – das sind die Attribute, die am besten auf die Landschaft rund um Bull Rock zutreffen. Die Insel bietet einen perfekten Lebensraum für zahlreiche Seevögel und ist folglich ein beliebtes Ziel für Vogelbeobachter. Neben Tölpeln und Lummen, kann man hier unter anderem Basstölpel beobachten.

Bull Rock Felseninsel im Sonnenuntergang umkreist von vielen Seevögeln

©Tourism Ireland/Joshua Hannah

Auch die steilen, vom Meer umtosten Klippen machen Bull Rock zu einem beliebten Ziel für Bootstouren. Die abgelegene Lage und die dramatische Landschaft sind nicht nur ein faszinierender Anblick, sondern verlocken dazu, den zahlreichen Legenden Glauben zu schenken, die sich um Bull Rock ranken.

Bull Rock als Pforte zum Jenseits

Wer Bull Rock Island das erste mal aus nächster Nähe sieht, wird sich vorkommen wie in einem „Fluch der Karibik“-Film. Nicht nur der zerklüftete Felsen und die gefährlichen Strömungen darum machen den Reiz von Bull Rock aus, sondern vorallem der charakteristische Spalt, durch den nahezu jedes Boot hindurch fahren kann. Doch Achtung: bei den Iren ist dieser Felsentunnel als Pforte zur Unterwelt bekannt!

Die verlassenen Behausungen auf Bull Rock befeuern die Fantasie ihrer Besucher. Warum wurde die Insel von ihren Bewohnern scheinbar fluchtartig verlassen und ist seit dem völlig unbewohnt? Vielleicht liegt es an Donn, Gott der Unterwelt, der Bull Rock seit jeher bewohnen soll. Selbst der ursprüngliche Name von Bull Rock Teach Duinn, was so viel wiedaHaus von Donn“ bedeutet, gibt Rückschlüsse auf den Herrn des Totenreichs. Doch was hat es damit wirklich auf sich?

Bull Rock von weitem im Sonnenuntergang

©Tourism Ireland/Joshua Hannah

Donn – der Herr des Totenreichs

Die alten Gälen glaubten, dass die Seelen der Toten mit der untergehenden Sonne auf dem Meer westwärts durch den Tunnel von Bull Rock reisten. Donn, der Dunkle, selbst stammt aus der alten Zeit der Tuatha de Dannan. Die Halbgötter sollen in vorchristlicher Zeit in Irland geherrscht haben. Besondere Zauberkräfte und ihre Blutlinie machten es ihnen möglich, mit Wesen aus der Anderswelt zu kommunizieren, oder die Schwelle sogar selbst zu übertreten. Als einer von sieben Anführern starb Donn auf Bull Rock im Kampf um die Insel und ging als Herr des Totenreichs und König der Sidhe in die irische Mythologie ein.

In stürmischen Nächten soll der gewaltige Herrscher auf einem weißen Pferd über den Himmel reiten. Von dieser Legende leitet sich die irische Redewendung ab: “Donn galoppiert heute Nacht in den Wolken”. Laut gälischer Überlieferung wandeln die Toten als Schatten über das Land, bis sie an Samhain von Donn nach Bull Rock gerufen werden, von wo sie nach Westen über das Meer ins Jenseits reisen.

Eine Bootstour ins Totenreich

Wer sich trotz der alten Legenden nicht abschrecken lässt, kann eine Bootstour nach Bull Rock unternehmen. Allerdings gibt es vor Ort keine Möglichkeit zum Anlegen. Dursey Boat Trips bieten spezielle Inseltouren an. Für 40 Euro pro Person könnt Ihr der Legende von Bull Rock auf einer anderthalbstündigen Tour ganz nahe kommen.

Boot vor der Felsspalte in Bull Rock

©Tourism Ireland/Joshua Hannah

Bull Rock ist auch für all jene einen Besuch wert, die nicht an Geistergeschichten glauben. Schon allein die rauen, steil aufragenden Felsen und die zahlreichen seltenen Seevögel machen diesen Ausflug zu einem einzigartigen Erlebnis. Bitte beachtet jedoch, dass der Seegang rund um die verlassene Felseninsel nichts für schwache Nerven ist.

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Über den Autor

Jessica Jirschik

Wenn es wahr ist, dass wir schon einmal gelebt haben, dann war mein Zuhause definitiv Irland. Seit meiner Jugend zog mich ein undefinierbarer Sog auf die Grüne Insel, doch erst 2017 konnte ich meinen Traum, einer Irlandrundreise wahrmachen. Seitdem ist der Sog nur noch stärker geworden. Wenn es regnet, denke ich an Irland. Im Pub kann es für mich nur Guinness sein. Laute Musik, Geschichten und Gesseligkeit gehören für mich zum Glücklichsein. Im Herzen bin ich eine waschechte Irin.

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