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Die Kells Priory: Irlands größter Geheimtipp im Herzen von Kilkenny

Kells Priory Kilkenny
Written by Neil Saad

Dass Irland häufig überrascht, das wissen Irland-Reisende natürlich. Wer hielt noch nicht vor einer einsamen Burgruine im Nirgendwo oder an einer einsamen Bucht, die in den mitgebrachten Reiseführern keine Erwähnung fanden? Es sind diese kleinen, besonderen Entdeckungen, die den Charme einer Rundreise in Irland ausmachen. Hierbei befindet sich Irlands größter Geheimtipp dieser Art im Herzen von Kilkenny. Denn die Kells Priory ist alles andere als klein und liegt lediglich 15 Kilometer außerhalb der Stadt Kilkenny. Die mittelalterliche Klosterruine zählt zu den größten ihrer Art in Irland. Dabei stellt sie bekanntere Anlagen wie Glendalough oder den Rock of Cashel deutlich in den Schatten. Nichtsdestotrotz ist sie weitestgehend unbekannt. Ein echter Geheimtipp, den wir euch gerne ausführlich vorstellen.

Die Kells Priory im Herzen der Grafschaft Kilkenny

Die Kells Priory liegt südlich der Stadt Kilkenny inmitten der gleichnamigen Grafschaft im Osten Irlands. Dazu befindet sie sich nur wenige Minuten von der Autobahn M9 entfernt. Diese verbindet Waterford im Süden über Carlow mit dem Großraum Dublin im Osten. Dadurch ist sein wunderbarer Zwischenstopp auf der Reise von Dublin aus in den Südosten oder weiter in den Südwesten der Grünen Insel. Die altehrwürdige Klosterruine selbst liegt am Ufer des King’s River. Der Fluss entspringt in der Grafschaft Tipperary und fließt fünf Kilometer hinter dem Kloster in den großen Fluss Nore. Namensgebend ist das winzige Dorf Kells, westlich der Klosteranlage.

Kells Priory Kilkenny

Verteidigungswälle der Klosteranlage (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Die Kells Priory, Kells und das berühmte Book of Kells

Nicht zu verwechseln sind das Dorf Kells und die Priory in der Grafschaft Kilkenny mit dem namensverwandten Ort Kells im nordöstlichen County Meath. Ebenfalls stammt aus diesem das berühmte Book of Kells, welches im Trinity College in Dublin jährlich Tausende Besucher anlockt. Vielmehr ist die Namensgleichheit wohl auf die irische Sprache zurückzuführen. Denn ins Irische übersetzt sich die Ortsbezeichnung zu Ceanannas. Was so viel wie „befestigte Siedlung“ bedeutet.

Die Geschichte der Kells Priory in Kilkenny

Die Stiftung des Klosters erfolgte durch den Edelmann Geoffrey FitzRobert. Dieser kam während der anglo-normannischen Invasion Irlands in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf die Grüne Insel. Als Schwager des Invasionsführers Richard „Strongbow“ de Clare erhielt er nach der Invasion Gebiete im Osten Irlands. Er befestigte den Ort Kells. Schließlich ergänzte er seine Siedlung in 1193 um eine Klosteranlage außerhalb des Dorfkerns. Kloster und Kirchengebäude wurden der Heiligen Maria gewidmet. Schließlich zog ein Augustinerorden mit Ursprung im heutigen Wales in das Bauwerk ein. Es ist überliefert, dass die neu ansiedelnden Mönche vier Kanonen mitbrachten um die neue Anlage zu beschützen. Zudem erhielten sie die Hälfte des Landes um Kells zur eigenen Bewirtschaftung oder Verpachtung.

Ein bemerkenswertes Bauwerk

Auffälligstes Merkmal der Kells Priory in Kilkenny ist ihr schier gewaltiges Ausmaß. Sowohl der direkte Kernbereich, bestehend aus kirchlichen Gebäuden sowie Wohn- und Arbeitsstätten, deutet auf eine große Ordensgemeinschaft hin. Dabei besaß die Klostersiedlung alles, was für das Leben und Arbeiten der Mönche nötig war. Dazu gehörten eine Mühle, Werkstätten, Küche, Wohnräume für die einfachen Mönche sowie eine Krankenstation. Die kirchlichen Anlagen selbst waren von imposanter Größe. Mehrere Türme dienten dem Vorsteher als Wohn- und Arbeitsbereich, als Glockentürme und Arbeitsstätten für die Mönche. Dagegen spielte sich in der großen Kirche selbst, bestehend aus verschiedenen Teilen wie Chor, Kanzel, Kapitel und Kreuzgang, das geistliche Leben ab.

Jedoch sind die bemerkenswertesten Teile die umfassenden Verteidigungsanlagen. Solide Mauern umgeben den gesamten Klosterbereich großzügig während die Hauptgebäude nach Norden zusätzlich durch den Fluss geschützt waren. Zudem sind zwei Wehrtürme Bestandteil der Maueranlage. Dazu befindet sich im Süden angrenzend ein riesiger Hof, ebenfalls umgeben von Mauern und von vier weiteren Türmen gekrönt. Diese Verteidigungsbauwerke machen die Kells Priory in Kilkenny zu einem Unikat. Kein anderes Kloster Irlands besitzt derartige Schutzanlagen. Selbst die größten, weltlichen Burganlagen besaßen häufig keine in solchen Ausmaßen.

Es wird vermutet, dass sich die Notwendigkeit des Schutzes im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert ergab. Aus dieser Zeit sind drei signifikante Überfälle auf Ortschaft und Kloster überliefert. Bei jedem dieser kam es zu massiven Schäden und Verlusten. Dementsprechend dürften zum Zwecke der Abwehr weiterer Gegnern besonders umfangreiche Maßnahmen ergriffen worden sein.

Kells Priory Kilkenny

Kells Priory in Kilkenny (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Turmgebäude der Kells Priory in Kilkenny (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Das Ende der Kells Priory in Kilkenny

Wie die meisten katholischen Kirchen und Klöster Irlands, fiel auch die Kells Priory in Kilkenny dem englischen König Henry VIII zum Opfer. Nachdem dieser seine eigene, protestantische Kirche einführte, unterdrückte er in der Folge die Ausübung des katholischen Glaubens in seinem Einflussgebiet. So auch in Irland. Hier verbat er sämtliche Kirchen und Klöster und ließ zwischen 1536 und 1541 die Gläubigen aus ihren Stätten vertreiben. Schließlich im Jahr 1540 endete somit die Zeit der Kells Priory in Kilkenny. Die dort lebenden Mönche übergaben in dem Jahr die Anlage an James Butler, den 9. Earl of Ormond und einem der einflussreichsten Männer der Region. Dieser nutzte die in die Jahre gekommene Anlage nicht. Letztlich verfiel das gewaltige Bauwerk.

Im Laufe der 2000er Jahre begannen umfangreiche, archäologische Arbeiten auf dem Gelände. Dabei wurden über 20.000 Artefakte gefunden. Später darauf öffnete der irische Staat die altehrwürdigen Gemäuer für die Öffentlichkeit.

Kells Priory

Kells Priory in Kilkenny (Foto: Neil Saad/ MyEmeraldBlog)

Irlands größten Geheimtipp besuchen

Heute können Irland-Reisende diesen tollen Geheimtipp auf ihrer Rundreise besuchen und entdecken. Zugang zu dem Gelände gibt es von zwei Seiten. Sowohl nördlich als auch südlich befinden sich Parkplätze. Hierbei liegt der nördliche auf dem Nordufer des King’s River unmittelbar an einem kleinen Café. Von dort führt ein Pfad am Fluss entlang. Schließlich geht es über eine mittelalterliche Bogenbrücke auf die Klosterruinen zu. Hierbei kommt richtiges Mittelalter-Feeling auf. Der Südparkplatz liegt an einer kleinen Landstraße oberhalb der Anlage. Ein Trampelpfad führt über eine regelmäßig von Schafen bevölkerte Weide. Während der kurzen Strecke bietet sich die beste Gelegenheit, aus leichter Höhe die gesamten Ausmaße der riesigen Anlage zu überblicken. Wer nicht über die Weide laufen möchte, kann vom Parkplatz aus der Straße zu Fuß weiter östlich folgen und die Anlage schließlich über einen befestigten Weg erreichen.

Die Anlage können Besucher ganzjährig in aller Ruhe auf eigene Faust erkunden. Eine Eintrittsgebühr fällt nicht an. Hierbei sind nahezu alle Bereiche der Ruine zugänglich. Wer mehr über die verschiedenen Bereiche erfahren möchte, für den ist eine geführte Tour ratsam. Diese werden in den Sommermonaten regelmäßig angeboten. Mehr Informationen darüber bietet die Webseite des staatlichen Betreibers.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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