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Classiebawn Castle: Mystisches Schloss im Herzen Sligos

Classiebawn Castle
Written by Monika Dockter

Umgeben von saftig grünen Wiesen und blauem Himmel bietet das Classiebawn Castle einen wahrhaft märchenhaften Anblick. Seit fast 150 Jahren thront es nun von Atlantikwinden umtost über den Wogen um die Halbinsel Mullaghmore im County Sligo. Im Lauf seiner Geschichte beherbergte es nicht nur seine unterschiedlichen Besitzer, sondern auch namhafte royale Gäste sowie die Kämpfer der Irish Free State Army. In den 1970-er Jahren wurde es gar zum Schauplatz eines Attentats der IRA. Das Schloss samt dem riesigen, zugehörigen Anwesen befindet sich bis heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden, doch allein sein Anblick aus der Ferne lohnt den Besuch der Halbinsel.

Deshalb „versorgen“ wir Euch hier mit den zugehörigen Informationen und nehmen Euch mit hinein in die bewegte Geschichte des Märchenschlosses.

Classiebawn Castle und sein märchenhaftes Äußeres

Erbaut wurde das Schloss im Baronial Style, einer im 19. Jahrhundert entwickelten Architekturvariante der Neugotik. Typisch für diesen Stil sind in Classiebawn die  Giebelbauweise mit Dächern in unterschiedlichen Höhen und einem zentral gelegenen Turm.  Der wuchtige Turm selbst ist gekrönt mit einer Tourelle, einem in die Fassade gearbeiteten Türmchen, mit einem konisch geformten Dach.

Die Mauern selbst bestehen aus gelb-braunem Sandstein aus Donegal. Von dort lieferte man Stein direkt auf dem Seeweg an die Küste der Halbinsel.

Das Hauptgebäude enthält vier Empfangszimmer, die nach englischem Brauch Reception Rooms genannt werden, zehn Schlafzimmer und fünf Badezimmer. Dazu kommen selbstverständlich die Küchenräume sowie die Unterkünfte für das Personal.

Umgeben ist das Anwesen von einer Steinmauer, der Zutritt erfolgt über eine lange Auffahrt zu einem malerischen Torhaus. Wahrscheinlich wurde das Schloss während seiner gesamten Existenz, bis auf die Zeit in der Hand der irischen Rebellen, nur als Sommerresidenz seiner adligen Eigentümer genutzt.

Classiebawn Castle

© John Carver, Fáilte ireland

Der Erbauer und erste Eigentümer des Classiebawn Castle

Wie so oft in der Geschichte der grünen Insel wurde das damals unbebaute Anwesen seinem irischen Besitzer O’Connor Sligo  vom britischen Parlament weggenommen und einem britischen Adligen „verliehen“. In diesem Fall war dies Sir John Temple, der das Land als Entschädigung für seinen Beitrag zur Niederschlagung der Irischen Rebellion im Jahr 1641 erhielt. In seinem Besitz blieb es unbebaut, ging jedoch später an seinen Nachkommen Henry John Temple über, den 3. Viscount of Palmerton.

Lord Palmerston war ein einflussreicher Politiker der Geschichte Großbritanniens, da er sowohl den britischen Premierminister als auch den britischen Außenminister in seiner Person vereinte.

Er beauftragte einen Dubliner Archtitekten mit dem Bau des Castle. Außerdem verdankt die Halbinsel ihm den Bau ihres Hafens. Doch der Lord verstarb, noch ehe das Schloss fertiggestellt werden konnte, und es fiel an seinen Stiefsohn. Unter seinen Händen wurde Classiebawn im Jahr 1874 fertig gestellt.

Wechselnde Eigentümer von Castle Classiebawn

Über mehrere weitere Verwandte des ursprünglichen Eigentümers gelangte das Schloss im Jahr 1904 in den Besitz des späteren Baron Mount Temple.

Zwölf Jahre später, 1916, räumte dieser das Schloss und es beherbergte, wie bereits erwähnt, die Irish Free State Army. Diese war es auch, die das Schloss im Lauf der Auseinandersetzungen vor seiner Zerstörung bewahrte. Nach Vollendung der Revolution erhielt Lord Mount Temple sein Schloss unbeschadet zurück.

Er vererbte es kurz vor dem Beginn des 2. Weltkriegs an seine Tochter Edwina, die Countess Mountbatten of Burma. Ihr Ehemann war der Flottenadmiral Louis Mountbatten, der erste Earl Mountbatten of Burma, Vizekönig von Indien und Großonkel des heutigen englischen Königs Charles III. . Das Ehepaar modernisierte das Castle, versorgte es mit Elektrizität und fließendem Trinkwasser.

Ab dem Jahr 1960, als seine Frau Edwina starb, verbrachte Lord Mountbatten seine Sommer stets auf Classiebawn. Und zwar bis zu jenem denkwürdigen Tag im August 1979, als ein Anschlag der IRA seinem Leben ein gewaltsames Ende bereitete.

Das Attentat auf Castle Classiebawn

An diesem 27. August ging Lord Mountbatten in der Gesellschaft seiner Sommergäste an Bord eines Bootes. Sie beabsichtigten, in den Gewässern vor Mullaghmore zu fischen. Unter den Gästen waren unter anderem sein 14-jähriger Enkel und ein befreundeter irischer Jugendlicher, Mountbattens Schwägerin und seine Tochter samt Familie.

Doch was als idyllischer Familienausflug gedacht war, entpuppte sich für etliche der Teilnehmer als tödliche Falle. Vermutlich in der Nacht zuvor hatte sich das IRA-Mitglied Thomas McMahon an Bord der Shadow V geschlichen und dort eine Bombe platziert. In ausreichender Entfernung vom Land zündete er diese per Fernauslöser.

Die Explosion tötete nicht nur Lord Mountbatten selbst, sondern auch seinen Enkel samt Freund. Die Schwägerin des Lord erlag bald darauf ihren Verletzungen

Außerdem war die Detonation so heftig, dass sie Einzelteile des Bootes über die ganze Bucht verteilte. Noch Tage später zogen Fischer die hölzernen Teile aus dem Wasser. Die irische Polizei sammelte die Teile der Fischer, um den Tathergang zu rekonstruieren. Wochenlang suchte sie zudem die Gewässer per Helikopter und mithilfe von Tauchern ab.

Der Täter wurde überführt und im November 1979 zu lebenslanger Haft verurteilt. Mit dem Karfreitagsabkommen im Jahr 1998 allerdings kam er wieder frei.

Classiebawn Castle

© Tom Archer, Tourism Ireland

Weltweite Auswirkungen

Das feige Attentat löste weltweit Empörung aus. In der englischen Königsfamilie ist diese bis heute spürbar. Als die mittlerweile verstorbene Queen Elizabeth im Jahr 2011 in Irland weilte, bemerkte sie, dass Mountbattons gewaltsames Ende die Royal Family persönlich sehr betroffen hätte. Immerhin war der Ermordete der Onkel ihres Gatten Prinz Philipp gewesen.

Im Jahr 2015 besuchte der damalige Prince und heutige König Charles persönlich, der Großneffe von Lord Mountbatton, Classiebawn Castle. Aus diesem Anlass berichtete die Zeitung Belfast Telegraph  von einem Augenzeugen, der sich an die damaligen Vorfälle erinnert, als „wäre es erst gestern geschehen“.

Der Zeuge sprach von den Ambulanzen, dem ganzen medizinischen Personal, den Reportern und wie falsch es ihm erschienen sei, dass sich ausgerechnet an einem wunderbaren Ort wie Mullaghmore etwas so Schreckliches ereignet hatte. Aber damals wurde genug darüber geredet, und er habe es satt, dass die Leute immer nur daran denken, wenn sie von Mullaghmore sprechen.

Classiebawn Castle in der Gegenwart

Dennoch halten sich bis heute hartnäckige Gerüchte, dass es auf Classiebawn Castle spukt. Man behauptet, der Geist von Lord Mountbatten wandele durch die Hallen von Classiebawn, da er nach seinem grauenvollen, gewaltsamen Tod keine Ruhe finden könnte.

Doch seiner tragischen Vergangenheit zum Trotz zeigt sich Classiebawn Castle mit seinem märchenhaften Anblick inmitten von grünen Wiesen und nur etwa hundert Meter vom Meer entfernt bis heute ein beliebtes Touristenziel. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und ist von 3000 Acres Land umgeben, doch auf einer Rundtour um die Halbinsel Mullaghmore ist es auch aus dieser Entfernung ein sehr bekanntes Fotomotiv. Das im Übrigen auch das Fernsehen für sich entdeckt hat: Vor Kurzem drehte man hier für die historische Serie The Crown gedreht.

Falls Ihr also demnächst das County Sligo besucht, lohnt es sich, Euch auch auf der Halbinsel Mullaghmore umzusehen. Classiebawn Castle liegt nur fünfundzwanzig Minuten Fahrt von der Stadt Sligo oder vierzig Minuten von dem kleinen Küstenort Strandhill in Sligo, einem beliebten Surferstrand, entfernt.

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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