Unzweifelhaft ist der Loop Head im County Clare eines der beeindruckensten Flecken Irlands. Zwischen tosenden Wellen, spektakulären Klippen und endlosen Weiden verliert so mancher Irlandreisende sein Herz an die Westregion. Hierbei ist der kleine Ort Kilrush am östlichsten Ende der Halbinsel einer der Ausgangspunkte für so manche Rundtour. Jedoch wer im Ort selbst auf Entdeckungsreise gehen möchte, der kommt am Vandeleur Walled Garden Kilrush nicht vorbei. Der Mauergarten ist ein feines Beispiel für einen historischen Garten, der in den heutigen Zeiten traditionelle Nutzung und moderne Gartengestaltung nebeneinander stellt. Samt Ausstellung und Café bildet der Vandeleur Walled Garden in Kilrush ein prima Ausflugsziel für jeden Gartenfreunde sowie für Familien auf Rundreise durch den Westen Irlands. In unserem Artikel werfen wir einen Blick hinter die alten Steine des ummauerten Gartens, auf seine Geschichte und auf die seiner früheren Besitzer.
Vandeleur Walled Garden: Ein Ausflugsziel in Kilrush und am Loop Head
Der Vandeleur Walled Garden liegt nur wenige Minuten außerhalb von Kilrush im County Clare. Der kleine Ort bildet das östliche Ende der Landzunge Loop Head, welche wiederum das Nordufer der mächtigen Shannonmündung darstellt. Sowohl Städtchen als auch sein historischer Mauergarten sind lediglich zehn Minuten vom Fährhafen Kilimer entfernt. Dieser verbindet Clare im Norden mit der Grafschaft Kerry im Süden des Shannon. Dadurch liegen Kilrush und der Vandeleur Walled Garden auf der direkten Route für Reisende von Kerry entlang der Küste von Clare zu den Cliffs of Moher, nach Doolin und weiter in Richtung Galway. Reisende aus Osten von Limerick kommend beträgt die Fahrtzeit eine Autostunde.
Geschichte des Vandeleur Walled Garden
Der Vandeleur Walled Garden in Kilrush blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Wie so viele irische Gärten historischer Anwesen aus dem 18. und 19. Jahrhundert diente er als Nutzgarten einst der Selbstversorung. Trotz des praktischen Nutzens, besaß er ästethische Aspekte welche gärtnerisches Können demonstrierten. Ebenfalls wie so viele Gärten verfiel die Anlage und lag über Jahrzehnte brach. Heute ist der Mauergarten neu erblüht und eine gestalterisch abwechslungsreiche Freude für Gärtner und die vielen Besucher.
Die Vandeleurs von Kilrush House
Die Geschichte des Gartens beginnt als Nutzgarten des Kilrush House. Dieses errichtete die Familie Vandeleur im Jahr 1808. Als Nachfahren niederländischer Einwanderer aus dem 17. Jahrhundert machten die Vandeleurs sich in der Region einen Namen als Händler, kamen früh zu Wohlstand und besaßen ab 1712 ein Anwesen außerhalb des heutigen Kilrush. Der Landbesitz der Familie wuchs über die nächsten 100 Jahre gewaltig an. Mitte des 19. Jahrhunderts besaß die Familie über 8.000 Hektar. Dabei hatte allein ihr Anwesen in Kilrush eine Größe von 160 Hektar. Auf diese bauten sie ihr prachtvolles Familienhaus. Nur wenig ist über das Haus bekannt, lediglich ein paar Fotografien existieren. Hierbei handelt es sich um Familienfotos und Aufnahmen mit Gästen vor dem Gebäude. Nichts ist heute vom Wohnhaus der Vandeleurs mehr übrig. Bereits in 1897 brannte das Haus nieder. Es wurde nie wieder aufgebaut und sämtliche Überreste mit den Jahren abgetragen. Lediglich der Mauergarten, Gartengebäude sowie das alte Gestüt sind heute noch erhalten.
Die Vandeleurs, reich und mächtig, hinterließen eine bedeutsamen Fußabdruck in der Geschichte ihres Wohnortes. Auf sie gehen viele Strukturen von Kilrush zurück, die heute noch den Grundriss der Stadt prägen, Lagerhallen und Wirtschaftsgebäude, die dem Hafenort zum Aufschwung verhalfen und Arbeitsplätze schufen. Dennoch verließ die Familie Ende des 19. Jahrhunderts nach beinahe 200 Jahren den Ort und hinterließ viel Ungemach. Denn in den frühen Jahren der großen irischen Hungersnot waren es die Vandeleurs und ihre Landverwalter, die arme Bauern wegen ausstehender Pachten vertrieben. Dabei warfen sie ganze Familien über Nacht auf die Straße und rissen Gebäudeteile ein, so dass eine Rückkehr für die verarmten Pächter unmöglich wurde.
Vandeleur Walled Garden: Der Mauergarten des Kilrush House
Der Mauergarten des Kilrush House der Familie Vandeleur war ein klassischer Selbstversorgergarten des 19. Jahrhunderts. Umgeben von einer übermannshohen, schützenden Steinmauer diente er dem Anbau von Obst und Gemüse und versorgte die Familie. Der heute restaurierte Garten liegt nordöstlich des Gestüts, fußläufig vom Wohnhaus entfernt. Er war teil einer größeren Parklandschaft, die das Kilrush House umgab. Nach dem Feuer von 1897 und dem Weggang der Vandeleurs verwilderte der Garten. Erst in den 1990er Jahren begann die Restauration. Neues Leben entstand und so manch wertvolles und altehrwürdiges Gehölz wurde wiederentdeckt.
Ein Besuch im Vandeleur Walled Garden in Kilrush
Wo einst das Kilrush House stand, befindet sich heute der Parkplatz für Besucher des Vandeleur Walled Garden. Von dort betreten diese das ehemalige Gestüt, welches heute als Besucherzentrum dient und Zugang zum Garten bietet.
Der Vandeleur Walled Garden in Kilrush heute
Neben dem Empfangsbereich ist in dem restaurierten Gestüt von einst ebenfalls eine interessante Ausstellung zuhause. Diese beschäftigt sich mit dem einstigen Gestüt, gibt Informationen über das Kilrush House und die Geschichte der Vandeleurs. Darin ein großer Teil setzt sich mit dem eher dunklen Kapitel der Vertreibungen Mitte des 19. Jahrhunderts auseinander. Hinter dem Gestüt befindet sich ein Hof, aus welchem einerseits direkt der Garten zugänglich ist. Andererseits sind hier Toiletten, ein kleiner Shop samt Café mit Außenbereich angesiedelt. Ein kleines Feendorf rundet den Hof liebevoll ab.
Ein Rundgang durch den historischen Mauergarten
Den Garten betreten seine Besucher durch einen Torbogen in der Mauer. Über diesem thront eine alte Glocke, die wohl einst für Gärtner und Stallarbeiter die Pausen einläutete. Die Mauer selbst umgibt den gesamten Gartenbereich. Obwohl bepflanzt, ist der alte Stein aus dem sie stark erbaut wurde, allgegenwärtig. Dabei integriert er sich nahezu natürlich in die Bepflanzung und rundet diese ab. Bei der Restauration des Gartens versuchte man, das alte Wegenetz des Gartens wiederherzustellen. Diese teilten den Garten in Segmente, die unterschiedlich bepflanzt waren. Ursprünglich mit Nutzpflanzen aller Art übersät, liegt heute der Schwerpunkt auf einer kunstvollen Gestaltung. Die Wege sind gesäumt von Staudenrabatten, die während der Sommermonate in allen Farben erblühen. Ein kleiner Rosengarten ergänzt den Gesamteindruck eines blühenden Paradieses. Die zentrale Wiese ist durch förmlichen Beete aufgelockert. Hierin wachsen Schnittformen und einjährige Blüher.
Ein Highlight des Gartens ist das historische Gewächshaus, welches heute noch eher mediteranen Gehölzen wie Zitronen wärmenden Schutz bietet. Davor angelegte Gemüsebeete spiegeln die enstige Nutzung des Vandeleur Walled Garden in Kilrush als Nahrungsquelle wieder. Ein alter Brunnen außerhalb des Glashauses ist ein anderes Überbleibsel aus der ursprünglichen Zeit. Allerdings ist der lebhafteste Teil des Gartens das neu angelegte Labyrinth aus Buchenhecke. Übermannshoch und gekonnt verwinkelt lädt es nicht nur kleine Besucher ein, den Weg entlang der langen Irrgänge zum Ausgang zu finden.
So kombiniert der Mauergarten der Vandeleurs von Kilrush historische Elemente mit seiner neuen Gestaltung. Hierbei bietet er Abwechslung für Freunde sommerlich blühender Pflanzen. Dazwischen finden sich immer wieder ältere Sträucher und Bäume aus der ersten Hochzeit des Gartens im 19. Jahrhundert. Heute sind diese nicht nur teils stattliche Exemplare ihrer Art sondern wurden weitere, teils seltene Gattungen ergänzt.
Waldspaziergang im Kilrush Forest
Wer nach einem Besuch des Vandeleur Walled Garden noch nicht genug von Pflanzen und Natur hat, der kann im angrenzenden Kilrush Forest Park einen Waldspaziergang machen. Die öffentliche Waldanlage liegt unmittelbar neben dem einstigen Anwesen und erstreckt sich über Kilometer in Richtung Osten. Ausgebaute Waldwege führen durch den Forst und laden zu ausgiebigen Spaziergängen und Waldbaden im dichten Grün ein.
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