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Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow: Besondere Pflanzen in besonderem Klima

Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow
Written by Neil Saad

Die National Botanical Gardens von Irland verorten die meisten – richtigerweise – im Dubliner Vorort Glasnevin. Dort liegt die weitläufige Gartenanlage mit ihren Pflanzensammlungen und Gewächshäusern. Tausende Besucher schlendern jährlich gemütlich entlang der Wege und lassen sich von der Atmosphäre einfangen. Jedoch hat der Garten in Glasnevin einen Schwestergarten. Seit den 1990ern ist das historische Familienanwesen der Familie Acton als Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow Teil der National Botanical Gardens. Wo ursprünglich Mönche lebten und anschließend beinahe 300 Jahre die Actons ihr Zuhause hatten, entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein fabelhafter Garten mit beeindruckenden Pflanzensammlungen aus aller Welt. So beeindruckend, dass er heute als Botanischer Garten Kilmacurragh dem Garten in Glasnevin in nichts nachsteht. Dabei überzeugt das Pflanzenparadies vor allem mit Gewächsen, die im speziellen Klima zwischen den Bergen von Wicklow und der Irischen See besonders gut gedeihen.

Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow

Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow

© Sonder Visuals, Fáilte Ireland

Die National Botanical Gardens Kilmacurragh in Wicklow sind ein beliebtes Ausflugsziel in der Grafschaft Wicklow. Nicht umsonst ist das County Wicklow für seine beeindruckenden Gärten berühmt. Zu diesem Ruhm trägt Kilmacurragh als botanischer Garten wesentlich bei. Von Dublin aus sind es 70 Kilometer bis in den Südosten von Wicklow. Ein kurzes Stück hinter Wicklow Town befindet sich am Rande der Wicklow Mountains das ehemalige Familienanwesen der Famile Acton. Heute ist dieses als Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow bekannt und empfängt ganzjährig Besucher. Hierbei ist der Eintritt in die weitläufige Gartenanlage kostenfrei. Dazu können Besucher von März bis September an geführten Touren teilnehmen. Diese sind ebenfalls kostenlos und ihren Teilnahmeplatz können Besucher per e-Mail buchen. Die Kontaktdaten und weitere Informationen bietet die Webseite des Gartenbetreibers.

Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow: Geschichte eines Pflanzenparadieses

Als Botanischer Garten Kilmacurragh hat das heutige Pflanzenparadies seine ganz eigene Bedeutung für Wicklow. Jedoch geht die Geschichte des Anwesens bis in das 7. Jahrhundert zurück. Dort gründete der Heilige Mochorog (auch: Mochoemoc) ein Einsiedlerkloster. Fortan lebten und beteten Mönche in Kilmacurragh, bis ihr Kloster zur Mitte des 16. Jahrhunderts vom englischen König Henry VII aufgelöst wurde. Das Grundstück samt der Klostergebäude ging an die Familie Acton. Diese kam zusammen mit der Armee Oliver Cromwells nach Irland. Somit waren die Actons an der Vertreibung der irischen Mönche nicht unbeteiligt. Anschließend lebten die Nachfahren der Actons in Kilmacurragh für beinahe 300 Jahre. Danach stand das Haus leer und der traumhafte Garten verkam. Doch mit viel Hingabe und vor allem viel Arbeit kehrte Kilmacurragh ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück zu altem Ruhme.

Die Actons und Ihr Anwesen

Ende des 17. Jahrhunderts riss die Familie Acton die verbliebenen Klostergebäude in Kilmacurragh ab und erbaute das heute noch als Ruine zu sehende Wohngebäude. Hierbei verwendeten sie die Steine des ehemaligen Klosters. Lediglich ein kleiner Teil der einst prächtigen Klosteranlage ist noch existend. Die altehrwürdigen Mauerreste können Besucher heute bei einem Rundgang durch die Parkanlage besichtigen. Das neue Haus gestalteten die Actons architektonisch im Queen-Anne-Style. Vor allem der spitz zulaufende Giebel ist ein hervorstechendes Merkmal dieses Stils. Hierbei war der Kernbereich der Gärten der Actons zunächst rein funktional. Er diente vorrangig der Selbstversorgung der Bewohner. So war der kleine Teich, der heute noch Teil der Gartenanlage ist, ursprünglich größer und ein Fischteich. Ebenfalls gehörte ein Obst- und Gemüsegarten dazu. Drumherum befand sich eine weitläufige Parkanlage mit umfassenden Wiesenflächen und breiten Wegen. Die heutigen Wegestrukturen gehen teilweise noch hierauf zurück. Einen dieser Wege säumt eine Eibenallee. Sie führt vom Rande des Anwesens weg und war einst der Pilgerweg zwischen der Kirche in Kilmacurragh und der Klostersiedlung in Glendalough, dem Tal der zwei Seen.

Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow

© Sonder Visuals, Fáilte Ireland

Ein botanischer Garten entsteht in Kilmacurragh in Wicklow

Schon früh im 18. Jahrhundert begannen die Actons erste, seltenere Pflanzen aus anderen Ländern in ihren Garten zu pflanzen. Jedoch enderte sich die Gestaltung des Gartens gravierend ab der Mitte des 19. Jahrhundert. Gemeinsam mit seiner Schwester Jane schuf Thomas Acton IV die Grundlagen für die heutige Pflanzenvielfalt, die sich zu Recht als botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow bezeichnen lässt. Hierbei bereisten Thomas und Jane die Welt und brachten von ihren Reisen Pflanzensamen aus aller Herren Länder mit auf die Grüne Insel. Dabei entstand ein wahres Netzwerk aus Kontakten zu Gärtnern in Baumschulen und botanischen Gärten weltweit. Auf diese Weise blieben die Actons sehr aktiv und stets neue Pflanzen kamen in ihren gedeihenden Garten.

Zudem arbeitete Thomas Acton eng mit dem Botanischen Garten in Glasnevin zusammen. Ermuntert von den Gärtnern dort, experimentierte er mit neuen Pflanzen und beobachtete ihr Wuchsverhalten in seinem Garten. Hierbei stellte er früh fest: Pflanzen in Kilmacurragh zeigten ein anderes Wuchsverhalten als in Glasnevin. Das Klima in Wicklow sorgte oft für deutlich besseres Wachstum und kräftigere Pflanzen. Aus diesen Experimenten entstanden gar eigenständige Pflanzen, die nach ihrer Heimat in Wicklow benannt wurden. Ein frühes Beispiel ist die Scheinzypressensorte Chamaecyparis lawsoniana ‘Kilmacurragh‘.

Neben einer Vielzahl seltener Pflanzen geht vor allem der heute berühmte Broad Walk auf Thomas Acton und seine Beziehung nach Dublin zurück. Der Broad Walk ist der vielleicht bekannteste Bestandteil des Gartens. Flankiert mit hohen Rhododendron ist sein Anblick im Frühjahr eine wahre Pracht. Insbesondere im späten Mai wenn die zahllosen Blütenblätter der Rhododendon zu Boden fallen und den Broad Walk in einen rosaroten Teppich verwandeln.

Von Privatsammlung zum National Botanical Garden Kilmacurragh

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dienten die Actons in der britischen Armee und kämpften auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges. Sie alle fielen und mit ihnen auch viele der Gärtner, die in Kilmacurragh arbeiteten. Nach Ende des Krieges waren die verbliebenen Actons und ihr Anwesen hoch verschuldet. Der letzte Nachfahre, Charles Acton, verkaufte das Haus in 1944. Schließlich in 1974 gingen Anwesen und Garten in den Besitz des irischen Staates über. Seit 1996 ist ein Teil davon als Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow Bestandteil der National Botanical Gardens. Es dauerte jedoch weitere Jahre bis in 2006 mit der Restauration der historischen Gartenanlage begonnen werden konnte.

Rundgang durch die Botanical Gardens Kilmacurragh in Wicklow

Botanischer Garten Kilmacurragh in Wicklow

© Sonder Visuals, Fáilte Ireland

Bei einem Rundgang durch die Botanical Gardens Kilmacurragh in Wicklow merken die Besucher unmittelbar, dass sie sich in einem alten Garten befinden. Die Bäume und Sträucher hier sind riesig und erwachsene Exemplare. Imposant ragen sie in den Himmel. Verschiedene Wege führen zwischen ihnen hindurch. Hierbei folgen diese vielfach noch dem alten Wegesystem der Actons. Hierbei ist der Broad Walk der Bekannteste. Aber auch der alte Fischteich, heute ein adrett gepflegter Teich mit schöner Bepflanzung, versprüht den einstigen Charme des Anwesens. Dazu befindet sich der alte Mauergarten, einst Anbaustelle von Obst und Gemüse, in Restauration. Extensive Staudenbeete sowie Wildblumenwiesen setzen dazu jahreszeitlich wechselnde Farbakzente. Vor allem die frühen Wildblumen wie Krokusse und Glockenblumen im zeitigen Winter sind ein toller Erlebnis in der frühen Jahreszeit.

Natürlich ist das Haus der Actons ein Blickfang, welches direkt beim Betreten des Gartens auffällt. Bemerkenswert ist hier, dass sich von der Hausfront aus eine freie Sichtachse, eine Vista, über die umliegende Landschaft bietet. Somit ist das ehemalige Heim der Actons eines von zwei Häusern in Wicklow mit einer solchen Vista. Das andere ist das Powerscourt House mit seinem Blick über den italienischen Garten auf den Sugar Loaf Mountain.

Doch abseits von historischen Gestaltungselementen ist Kilmacurragh ein botanischer Garten in Wicklow und als solcher stehen die Pflanzen im Fokus. Vor allem für seine Vielzahl an unterschiedlichen Rhododendron ist er berühmt. Hierbei tun die Bodenverhältnisse und das Klima am Rande der Wicklow Mountains den Rhododendron besonders gut. Deutlich besser als Boden und Klima in Glasnevin. Weswegen Kilmacurragh als botanischer Garten in Wicklow einen hohen Stellenwert im Vergleich zu seinem Schwestergarten am Rande der Hauptstadt besitzt. Dadurch entstand eine regelrechte botanische Sammlung, nicht nur von Rhododendron. Auch exotische Gehölze, teils zurückgehend auf die Zeit der Actons, sind heute noch vorhanden. Einige darunter zählen zu den größten oder ältesten ihrer Art auf der Grünen Insel, teils in Europa. Wiederum ist hierbei das lokale Mikroklima der entscheidende Faktor. Deshalb lassen sich während eines Rundgangs entlang der alten Wege der Actons, eine unzählige Menge an Unikaten, Exoten und bemerkenswert großen Bäumen und Sträuchern entdecken.

 

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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